Fuji X-E2 Nikon AF- und MF-Normalobjektive

In diesem Erfahrungsbericht geht es um die Benutzung von Nikon-Altobjektiven an einer 16-Megapixel Systemkamera. Dank preiswerten Drittanbieter-Adaptern stehen dem Anwender eine große Zahl an Objektiven zur Verfügung.

Nikon Ais-Nikkor 1,8/50mm

Das 1977 zusammen mit der damals neuen Ai-Blendenmitnehmer-Kupplung eingeführte Objektiv hat gegenüber seinen Non-Ai-Vorgängern keinen neu gerechneten optischen Aufbau, nur die Mehrschichtvergütung wurde etwas verbessert. Um es mit den älteren Nikon-Kameras benutzen zu können, hat es zusätzlich noch das „Hasenohr“ am Blendenring, in dessen Gabel der Offenblend-Mitnehmer der Kamera eingreifen kann. Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt es komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ab Bajonettauflage ca. 45mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt 210 Gramm. Das gesamte Objektiv ist aus Metall gefertigt und macht einen sehr hochwertigen Eindruck.

Sein optischer Aufbau ist wie bei vielen japanischen Normalobjektiven ein Doppelgauß-Typ mit 6 Elementen, die einen symmetrischen Linsenschnitt vor und hinter der Blende haben.

Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Dank Geradführung dreht sich das Gewinde beim Fokussieren nicht mit. Da die Frontlinse sehr tief in der Fassung liegt, ist auch ohne Streulichtblende ein gewisser Schutz gegeben. Mir fehlt die originale Streulichtblende, wie üblich benutze ich einen preiswert erworbenen Ersatz.

Der Fokusring ist breit und mit einer Riffelung aus Gummi versehen, er läuft dank idealer Materialpaarung der Fokusschnecke (Messing und Aluminium) seidenweich und hat die perfekte Friktion. Mit ca. 90° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze beträgt 0,45 Meter. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden. Der Blendenring rastet leider nur in ganzen Blendenstufen.

Beispielfotos

Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab etwa Blende 4 eine sehr gute Schärfe, es kann dann den 16-Megapixel-Sensor der X-E2 ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder unscharf. Chromatische Aberrationen können durch den RAW-Konverter leicht beseitigt werden. Die Verzeichnung ist vernachlässigbar.

Das Nachfolge-Pancake-Objektiv Ais-Nikkor 1,8/50 ist optisch geringfügig besser, seine mechanische Qualität ist dem gezeigten Objektiv jedoch unterlegen.

Nikkor 1,8/50 Ai „Pancake“

Das gezeigte Objektiv hat gegenüber seinen Nikkor-Vorgängern einen neu gerechneten optischen Aufbau (basierend auf den „Serie E“-50mm Objektiv), wahrscheinlich wurde auch die Mehrschichtvergütung etwas verbessert. Mechanisch ist es wie ein sogenanntes „Serie E“-Objektiv mit vielen Kunststoffteilen gebaut, allerdings wurde der innere Aufbau gegenüber dem „Serie E“ 50er erheblich verbessert. Das gezeigte Objektiv ist deutlich kompakter und leichter als seine Vorgänger, seine optische Qualität hervorragend (wie die seiner Vorgänger und Nachfolger ebenfalls). Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt es komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ca. 35mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt nur 145 Gramm. Das gesamte Objektiv ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt, immerhin sind sowohl das Bajonett als auch der Blendenschließhebel aus Metall. Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt.

Der Fokusring aus Kunststoff ist sehr schmal und mit einer Riffelung versehen, er läuft etwas rauh, aus dem Inneren hört man dabei leise Geräusche. Das Fokussiergefühl ist weit vom seidenweichen Lauf älterer Nikkore entfernt. Mit ca. 120° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 0,6 Metern ist aber leider länger als die der Vorgänger-Nikkore mit 0,45m. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen, auch er ist etwas hakelig.

Das Objektiv wurde als „Pancake“-Nikkor bezeichnet, weil es so klein wie ein Pfannkuchen ist. Es ist vom AiS-Typ, d. h., es hat einen Blendenmitnehmer ohne die früheren Nikon-„Hasenohren“ und es hat eine lineare Blendenverstellung bei Betätigung des Blendenschließhebels durch die Kamera, somit sind an entsprechenden Kameras wie z. B. der Nikon FA Blenden- und Programmautomatik möglich. Da es sich „billig“ anfühlt und der Fokusvorgang nicht seidenweich ist, war es während seiner Produktion anfangs nicht sehr beliebt, obwohl es sehr scharf zeichnet. Die Fotografen kauften lieber die Restbestände des oben gezeigten älteren Nikkors als den „Plastebomber“.

Beispielfotos

Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab ca. Blende 4-5,6 eine sehr gute Schärfe, es kann dann den 16-Megapixel-Sensor der X-E2 ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder unscharf. Chromatische Aberrationen treten auch bei diesem Objektiv auf, wie üblich sind sie durch den RAW-Konverter einfach zu korrigieren. Die Verzeichnung ist mit ca. 0,1% vernachlässigbar.

​​​​​​​Nikkor AF-D 1,8/50

Das gezeigte Objektiv ist die zweite Version des 50mm-Nikkors mit  Autofokus. Das erste erschien 1986 zusammen mit der F-501, seine optische Rechnung basiert auf derjenigen der manuellen Nikkore, lediglich die Mehrschicht-Vergütung wurde leicht verbessert. Obwohl bereits 1992 mit der F90 die „D“ = Distanz-Funktionalität eingeführt wurde (D-Nikkore übermitteln die eingestellte Entfernung an die Kamera, die damit besser Aufhellblitzen kann, weil sie die Hauptmotiventfernung kennt), wurde diese Funktion erst 2002 in das hier gezeigte 50er eingebaut.

Relativ bald danach wurde eine Version der Normalbrennweite mit eingebautem Fokusmotor und ohne Blendenring vorgestellt, außerdem bekam dieses AF-S-Nikkor eine neue optische Rechnung mit 7 Elementen (darunter ein asphärisches), diese Version ist bei Offenblende in den Bildecken schärfer als das hier präsentierte, hat aber leider eine sichtbare Verzeichnung.

Das gezeigte AF-D-Nikkor basiert auf der Rechnung der manuell zu fokussierenden Vorgänger, lediglich die Mehrschichtvergütung wurde gegenüber dem oben beschriebenen Ais-Nikkor leicht verbessert. Das AF-D 50er wurde parallel zum AF-S 50er weitergebaut, aktuell (Anfang 2022) ist es auf der deutschen Nikon-Webseite als „kein Lagerbestand; benachrichtigen, wenn verfügbar“ für 169,- Euro gelistet, also (noch?) nicht offiziell abgekündigt. Es ist aus Kostengründen „Made in China“.

Das Objektiv ist ca. 47mm lang (es hat somit dank tiefliegender Frontlinse auch ohne Streulichtblende einen gewissen Schutz vor Seitenlicht), hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt nur 155 Gramm. Das gesamte Objektiv ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt, immerhin sind sowohl das Bajonett als auch der Blendenschließhebel aus Metall. Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Die hier gezeigte ist nicht original.

Der manuelle Fokusring aus Kunststoff ist sehr schmal und mit einer Riffelung versehen, er läuft sehr leicht (wie bei einem AF-Objektiv zu erwarten ist). Mit ca. 120° Einstellweg ist er recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 0,45 Metern ist identisch zu den meisten 50er-Nikkoren. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen, auch er ist etwas hakelig, in der Stellung für kleinste Blende kann er verriegelt werden. Man merkt dem Objektiv deutlich an, daß es für Blendeneinstellung durch die Kamera und Autofokus gebaut ist und manuelle Fokus- und Blendeneinstellung eher selten benutzt werden sollen.

Beispielfotos

Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab ca. Blende 4-5,6 eine sehr gute Schärfe, es kann dann den 16-Megapixel-Sensor der X-E2 ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder leicht unscharf. Chromatische Aberrationen treten nur gering auf. Die Verzeichnung ist mit ca. 0,1% vernachlässigbar.

Der Gebrauchtpreis des AF-D 1,8/50 liegt aktuell bei etwa 50-100 Euro je nach Zustand und Lieferumfang. Das 1,8/50 AF-S kostet meist erheblich mehr.

Alle Beispielaufnahmen entstanden freihand bei ISO-Automatik und Blende 5,6, gespeichert als RAF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte und die Aufnahmeparameter als Text einmontiert.

Fazit

Die Fujifilm X-E2 ist zur Benutzung mit alten Manuellfokus-Objektiven dank Pokus-Peaking sehr gut zu benutzen, die Nikon-Objektive schlagen sich sehr gut. Die optische Leistung des jüngsten Objektivs (AF-Nikkor) ist am höchsten, die Handhabung der ältesten jedoch am besten. Das AF-Nikkor läßt sich manuell viel zu leicht verstellen, das manuelle Nikkor hat die ideale Friktion des Schneckenganges.

Christian Zahn

Nachtrag

Ralf Jannke hat die erste Version des Serie E 50 mm Objektivs – NIKON LENS SERIES E 50mm 1:1.8 – in drei Praxisberichten gewürdigt:

 

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