HP Photosmart 715

Hier stelle ich eine digitale Kamera vor, die möglicherweise nicht von HP gebaut wurde, sondern nur (mit-)entwickelt und vertrieben. Boris hat dieses Modell hier bereits vorgestellt.

Ralf Jannke hat im Sommer 2019 einige Fotos mit den 3 Megapixel HP 715 aufgenommen und in seinem Praxisbericht gezeigt

Spezifikationen

  • Die Herbst 2001 vorgestellte Hewlett Packard Photosmart 715 ist 128 x 74 x 61 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 310 g.
  • Der 1/1,8“ CCD-Sensor (7,2 x 5,3 mm) mit Pixelpitch 3,4 µm löst maximal 2.048 x 1.536 Pixel auf (3,3 Megapixel), die Rohdaten werden mit 3x10 Bit ausgelesen. Die Sensorempfindlichkeit ist fest eingestellt und beträgt 100 ASA. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf CompactFlash-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,8“ TFT LCD Monitor mit 72.000 Sub-Pixeln (312x230 Farbtripel) angezeigt, zusätzlich ist ein optischer Sucher vorhanden. Außerdem ist ein SW-Status-Schulterdisplay vorhanden.
  • Das Objektiv ist ein 1:2,0-2,5/7-21mm (34-102mm @KB) Dreifachzoom (7 Elemente)
  • automatische Entfernungseinstellung durch Kontrasterkennung auf dem Bildsensor, minimale Distanz im Makromodus 0,2m
  • Belichtungssteuerung Vollautomatik, Belichtungszeiten ca. 1/4 bis 1/500 sek. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 9
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung über 4 Mignonzellen

Besonderheiten

Hewlett Packard wurde bereits 1939 in einer Garage im heutigen Silicon Valley in Palo Alto, Kalifornien, USA, gegründet. William Hewlett und David Packard bauten als erstes Produkt einen Tonfrequenzgenerator, zu den ersten Kunden zählte Walt Disney. Später baute HP elektronische Messgeräte, 1972 den ersten wissenschaftlichen Taschenrechner mit umgekehrter polnischer Notation HP35. Diese ist für den Menschen ungewöhnlich (statt „33 + 44 =„ tippt man an einem HP-Taschenrechner „33 (Enter) 44 (Enter) +“ und bekommt sofort das Ergebnis angezeigt.

Von etwa 1997 bis 2007 vertrieb HP auch digitale Kameras, die sie sich zu Anfang von Konica bauen ließen, spätere Modelle scheinen von HP selbst (mit-)entwickelt worden zu sein, sind aber wahrscheinlich als Auftragsfertigung von einem anderen Hersteller gebaut worden. So ist z.B. die HP C912 eine Pentax El-2000. In wie weit die Photosmart 715 von HP entwickelt und gebaut wurde oder ob es eine reine OEM-Produktion eines fernöstlichen Auftragsfertiger ist, kann heute nicht mehr ermittelt werden. Die Kamera ist „Made in Malaysia“.

Photosmart hießen alle HP-Digitalkameras, die allererste noch ohne Zahl dahinter, die späteren bekamen auch einen Buchstaben und eine dreistellige Zahl als Typbezeichnung.

Die Photosmart 715 ist eine recht einfache Kamera, sie bietet nur sehr wenige Einstellmöglichkeiten und verläßt sich größtenteils auf Automatikfunktionen. Der Benutzer kann lediglich die Kompression der Aufnahmen in drei Stufen einstellen sowie den Selbstauslöser und die Blitzzuschaltung umschalten.

Also weitere Bedienelemente sind ein Steuerkreuz mit mittlerer OK-Taste vorhanden, ein Schieber als Hauptschalter, eine Zoomwippe und ein Wiedergabe/Menuknopf. Auf der Oberseite ist ein SW-LCD-Display eingebaut, auf ihm werden die wenigen verstellbaren Bildparameter angezeigt sowie die verbleibenden möglichen Aufnahmen auf der Speicherkarte.

Das Kameramenü ist sehr aufgeräumt, die Speicherkarte kann formatiert werden, Datum und Uhrzeit kann eingestellt werden sowie der USB-Modus festgelegt werden. Bildaufnahmeparameter-Einstellungen gibt es im Menu keine.

Die Stromversorgung erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Migonzellen. Wie bei vielen Kameras der damaligen Zeit, die Rundzellen benutzen, sind die Haltenasen der Batteriefachklappe zu klein dimensioniert. Da im Laufe der Jahre durch Alterung der Kunststoff spröder wird, brechen sie unter dem Druck der Batterieandruckfedern. Darum der bei solchen Kameras übliche Rat, das Batteriefach durch Unterschrauben einer Blitzschiene zu entlasten oder mit Panzertape zuzukleben.

Die Kamera schaltet bei frischen Batteriesätzen sehr schnell die Batterie-fast-leer-Anzeige ein, obwohl die Zellen mit einem externen Batterieprüfgerät als „Voll“ bezeichnet werden. Mit der Batteriewarnung kann die Photosmart 715 dann noch viele weitere Aufnahmen durchführen, man kann sich somit auf die Anzeige der Kamera kaum verlassen.

Das Objektiv fährt im ausgeschalteten Zustand ein, der Kameradeckel muß danach von Hand aufgesetzt werden, vor dem Einschalten muß er ebenfalls manuell abgenommen werden, ansonsten kann das Objektiv nicht ausfahren und die Kamera weist auf dem Display darauf hin, den Deckel abzunehmen und es noch einmal zu versuchen.

Das abschaltbare Display ist sehr klein und nicht sehr hochauflösend, es reicht nur zur Bildausschnitts-Wahl, aber kaum zur Schärfebeurteilung. Zusätzlich ist ein optischer Durchsichtsucher mit Dioptrienkorrektur vorhanden, der wie allgemein üblich weniger zeigt, als auf den Aufnahmen zu sehen sein wird. Das Ins-Bild-Zoomen während der Bildanzeige auf dem Display wird nicht mit der Zoomwippe gemacht, sondern umständlich über ein Menu und Auswahl der Vergrößerung.

Für die Schnittstellen sind keine Spezialkabel erforderlich. USB und Stromversorgung benutzen übliche Standard-Buchsen.

Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten Typ I bis 2 GB, auch wenn diese zum Herstellzeitpunkt nur bis etwa 128 MB erhältlich und erst wesentlich später preiswerte Karten mit 1 bzw. 2 GB Kapazität zu kaufen waren. Die Kamera erkennt nur das Dateisystem FAT 16, das laut Spezifikation mit maximal 2 GB großen Speicherkarten nutzbar ist. In der Praxis wurden jedoch Karten mit Kapazität größer als ca. 256 MB ab Werk häufig mit FAT 32 ausgeliefert bzw. von Computersystemen formatiert, so daß es schwierig geworden ist, passende Speicherkarten zu finden bzw. für die Photosmart vorzubereiten. Es kann helfen, eine nicht funktionierende Karte in der Kamera zu formatieren, danach sollte sie trotzdem am Computer noch lesbar sein, da heutige Kartenleser und Betriebssysteme FAT16 noch lesen und schreiben können sollten, auch wenn sie dieses Dateisystem nicht mehr erzeugen.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtung erfolgt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht TTL durch das Objektiv, sondern mittels einer klassischen Blitzmessung mit eigener Meßzelle, zwischen Blitz und Sucher ist eine solche Meßzelle erkennbar.

Die Kamera schreibt keine Angaben in die MakerNotes der EXIFs jedes aufgenommenen Bildes. An den genormten Stellen der EXIFs finden sich Angaben zu vielen Aufnahmeparametern, darunter die wahre (ungerundete) Belichtungszeit, die wirkliche Blende, Angabe der Fokusentfernung usw.

Die UVP der Photosmart 715 betrug etwa 1100 DM (550 Euro). Das war Ende 2011 relativ wenig für eine Digitalkamera mit 3 Megapixeln, die Wettbewerber verlangten meist erheblich mehr.

Ich bekam das gezeigte Exemplar 2022 geschenkt, der Zeitwert liegt bei ca. 5 Euro. Mein Exemplar hat nur etwa 1000 Aufnahmen „auf dem Zähler“, der Zustand ist praktisch ladenneu, der Vorbesitzer hat nicht einmal den Werbeaufkleber entfernt.

Beipielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch heruntergerechnet. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Die Belichtungsangaben in den Bildern ist gerundet, die Kamera gibt die wahren krummen Werte aus. Ein 100%-Bildausschnitt ist in jedes Bildbeispiel einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Photosmart 715 besteht aus billigen Plastikteilen. Alles, was metallisch schimmert, ist lediglich silber lackierter grauer, weißer oder schwarzer Kunststoff. Das Objektiv ist ein Dreifach-Zoom, seine optische Qualität erreicht die für die 3,3 Megapixel benötigte Bildgüte. Der Sensor ist etwas größer als bei Kompaktkameras üblich, trotzdem sieht man z. B. in den Himmelsstellen leichtes Farbrauschen. Der Sensor „brennt“ nur relativ wenig aus, allerdings ist der Kontrastumfang aufgrund des Sensordesigns von 2001 erheblich geringer als bei aktuellen Kameras, im Vergleich zum Marktumfeld von damals schlägt er sich aber recht gut.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch relativ uninteressante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen aufgrund der geringen Auflösung und des geringen Kontrastumfangs ungeeignet.

Christian Zahn

 

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