Kodak DCS Pro 14n, DCS ProSLR/n, DCS ProSLR/c – Das Ende

Unter der "Kodak DCS ProSLR/c die "Zutaten": Eine Sigma SD9 – Basiskamera der DCS ProSLR/c – und das Canon EF 3,5-5,6/28-80 USM.

„Was soll das?“ fragt Herbert Grönemeyer in einem seiner Songs. Das könnte man auch bei der oben präsentierten Fälschung denken. Aber was tun, wenn man keine Kodak DCS Pro hat? Dann baut man eben eine... Woraus? Aus einer vorhandenen Sigma SD-9, einem Canon-Zoom und Photoshop. 

Sigma? Jetzt wird es aber ganz unrealistisch, oder?

Was Sie sehen, das ist die deutlich seltenere Kodak DCS ProSLR/c Ausgabe, die mit dem kleinen „c“ im Namen von 2004. Die Kodak DCS gab es in drei Versionen. Die Modelle DCS Pro 14n und DCS ProSLR/n basieren auf der Nikon N80 (in Europa F80), die ProSLR/c hat ein Canon-EOS-Bajonett. Aber kein Canon EOS Gehäuse! Stattdessen nimmt Kodak 2004 die Sigma SD 9 und modifiziert die Kamera, die schließlich ein Canon-Bajonett bekommt.

Das funktioniert, weil das Sigma-Bajonett ein Auflagemaß von 44,00 mm hat, identisch mit dem des Canon (EOS) EF-Bajonetts! Wie beim EOS-Bajonett erfolgt die elektrische Kommunikation zwischen Gehäuse und Objektiv auch bei Sigma über entsprechende Kontakte. Es werden sogar die gleichen Signalleitungen und das Protokoll des Canon EOS-Objektivbajonetts verwendet, wobei die Bajonett-Mechanik inkompatibel ist. Sigma produziert seit langem Objektive für Canon EOS-Kameras, und hat damit die entsprechend Kenntnisse und Fähigkeiten. Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Sigma_SA-mount

Es war also ein Leichtes von Sigma oder Kodak, der SD9/10 das Canon-EOS-Bajonett zu verpassen, um daraus die DCS ProSLR/c zu schaffen.

Fotografiert für den Fake wurde die SD-9, das Canon Zoom per Photoshop draufgesetzt. Die Schriftzüge wurden so lala gebastelt. Schaut man sich die Kodak DCS ProSLR/c, die Sigma SD9 und den optisch gefälligeren Nachfolger SD10 im Internet an, dürfte eher die SD10 Pate für die DCS ProSLR/c gestanden haben... 

Über die Sigma SD-9 mit ihrem besonderen Foveon-Sensor gibt es einen eigenen Erfahrungsbericht! 

Ohne Original Kodak DCS Pro kann es natürlich keine 14 MP Beispielfotos geben, denn für ihre Qualität werden mir die 14 MP DCS Pro-Gehäuse, die zudem einige Modifikationen erfuhren, einfach zu teuer – gewöhnlich jenseits der 350 Euro – gehandelt! Deshalb hier das, was sich nach intensiver Internet-Recherche so zusammengetragen hat.

Die Kodak DCS 14 Pro-Linie

PRO-fessionell war an diesen Kameras auf dem Papier nur eins: der 24 x 36 mm Vollformat-Sensor mit 14 MP Auflösung. Was Kodak als Kamerabody benutzte – siehe oben –, war für Sachaufnahmen/Studiobetrieb gedacht, sicher nicht für „Action“.

Offensichtlich sollte die Kodak DCS Pro 14n koste-es-was-es-wolle auf der Photokina 2002 vorgestellt werden, vielleicht auch mit dem Hintergedanken, der 11 MP Vollformat Canon EOS 1Ds die Schau zu stehlen. Auch vom angekündigten Preis her! Die EOS 1Ds sollte seinerzeit 8000 Dollar kosten, die DCS 14 Pro „nur“ 4-5000 Dollar. Quelle: http://www.dpreview.com/reviews/kodakdcs14n

Und? Viel Lärm um nichts. Denn erst im März 2003 sollen die ersten Kodak Kodak DCS Pro 14n-Gehäuse tatsächlich zur Verfügung gestanden haben.

Und was die Interessenten mit der ersten Kodak DCS Pro 14n bekamen, soll ein „Bananen-Produkt gewesen sein, das erst beim Kunden reifte“ :-( So wurde der 14 MP 24 x 36 mm CMOS-Vollformat-Sensor auch nicht von Kodak, sondern in Kooperation mit dem belgischen Hersteller „Fill-Factory“ entwickelt und in Israel gefertigt.

Auch wenn es über 10 Jahre alt ist, ein Blick in die fotocommunity zeigt die ganze „Bandbreite“ der 14 MP Kodak. Schwarzweiß gemalt ist da alles drin: Schrott – Spitzenergebnisse...

Kein gutes Haar an der Kodak DCS Pro 14n ließ auch der amerikanische Nikon-Fanboy Ken Rockwell. Über seine Ansichten kann man durchaus geteilter Meinung sein, aber sein Kodak DCS-14n Test Review ist lesenswert. Auch wenn er die Kamera NIE in der Hand hatte, was er nicht verheimlicht!

Ken Rockwell: Alles, was ich von der Kodak DCS gesehen und gelesen habe, sagt mir: „Vergiss es!“ (...) Ich bin kein Kodak-Fan. Und Profifotografen, die ich kenne, die Kodak DSLRs eingesetzt haben, bevor sie ihre Nikon D1 bekamen, hassten die mangelhafte Zuverlässigkeit der Kodaks. Sobald sie ihre Nikon (D1) hatten, benutzten sie die Kodaks nie mehr.

Zumal neben der 11 MP Vollformat Canon EOS 1Ds auch die Nikon D1X bei entsprechender Arbeitsweise 10 MP Fotos liefern kann. Auch wenn deren Sensor nur APS-C-Größe hat: ca. 15 x 23 mm, bei Nikon DX-Format genannt.

Dass an der Kritik was dran sein musste, wurde klar, als Kodak im Februar 2004 (unter anderem auch auf der CeBit 2004) ein Update der Kamera präsentierte. Aus der „DCS Pro 14n“ wurde eine „DCS ProSLR/n“. Die DCS ProSLR/n hatte einen überarbeiteten, weniger rauschenden Sensor mit wählbaren Filtern davor (vermutlich Anti-Aliasing oder Hot Mirror) eine LED, die signalisiert, wenn auf die Speicherkarte geschrieben wird, einen von 256 auf 512 MB verdoppelten Arbeitsspeicher und kalibrierte ISO 160 bis 800, erweiterbar auf 6 bis 1600.

Kodak „belohnte“ die Treue und Geduld seiner DCS Pro 14n „Alpha-Tester“, Pardon Erstanwender wahrhaft "fürstlich": Für „lumpige" 1500 Dollar wechselte Kodak u.a. die Sensoren und Hauptplatinen der ersten Kodak DCS Pro-Serie aus. So einfach kann man sich aus dem Markt schießen: Am 31. Mai 2005 kam auf der Kodak-Seite die „NOTICE OF DISCONTINUANCE“ – die „Meldung der (Geschäftsaufgabe) Einstellung“ der KODAK PROFESSIONAL DCS Pro SLR/n and SLR/c Digital Kameras.

Obwohl nur als „Sensorcleaning“ (Sensorreinigung) deklariert, liegt hier die englische Bedienungsanleitung der DCS ProSLR/c. Und das ist auch das Einzige, was von Kodak "vergessen" wurde. Alles andere ist aus dem Netz verschwunden.

Wollen Sie 14 MP-Testfotos aus der Kodak DCS Pro sehen?

Rob Galbraiths Artikel lässt dazu und zur Beschreibung und Einschätzug der Kodak kaum Wünsche offen. Es bietet die Kapitel:

The DCS Pro 14n: worth the wait? (Lohnte sich das Warten?), Major Features, Specifications, The Camera as a Camera, The CMOS Sensor/Intro to Image Quality, Image Quality: Detail, Noise, Color, Conclusion (Schluss)

Auch Steve's Digicams hatte sich der Kodak mit einem Kodak DCS Pro SLR/n Review angenommen.

Ralf Jannke

PS.: Das ist nicht notwendigerweise das Ende dieses Beitrags. Sollte eine 14 MP Kodak zu einem realistischen Preis auftauchen, gibt es ein Update.

Kommentare (2)

  • Marc
    Marc
    am 20.07.2021
    (...) zur DCS Pro14n - diese basiert auf der Nikon F80 (Spiegelreflex Film), und nicht auf der Nikon D60, wie hier falschermassen gemutmaßt wurde. :) Selbige F80, auch F100 besitze ich.

    Grüße
    Marc
  • Ralf Jannke
    Ralf Jannke
    am 20.07.2021
    "Zurück zur DCS Pro14n - diese basiert auf der Nikon F80 (Spiegelreflex Film), und nicht auf der Nikon D60, wie hier falschermassen gemutmaßt wurde."

    ?????

    Im Text steht von Beginn: Die Modelle DCS Pro 14n und DCS ProSLR/n basieren auf der Nikon N80 (in Europa F80)

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