Hurra, endlich die erste eigene Leica ;-)
Links das Fuji-Original, rechts die Leica-Kopie...
Wenn es denn eine Leica wäre...
Was da steht – eine "LEICA digilux" –, ist nichts anderes als eine 1998 leicht umdesignte, andersfarbig eloxierte und umgelabelte Fuji FinePix 700. Die FinePix 6800 Zoom war seinerzeit mit dem Aufdruck „DESIGN.BY.F.A.Porsche“ versehen. Das Design beeindruckte wohl auch Leica! Die „Ur Leica“ Digilux ist eine umgelabelte Fuji FinePix 700, die Leica Digilux Zoom eine Fuji MX-1700 Zoom und die Digilux 4.3 eine Fujifilm FinePix 4700 Zoom. Was sich allerdings sofort in völlig unrealistischen Preisvorstellungen niederschlägt, wenn auf einem Kameragehäuse der Schriftzug "Leica" prangt. Auf diesem Exemplar steht zwar der Schriftzug "Leica", aber es ist "entwertet", wertlos – zu meinem Glück...
Entwertet...
Bitte beachten Sie die rot markierten Abnutzungen und die fehlende Schraube. Der "Leica-Sammel-TÜV" würde dazu sagen "schwerwiegende Mängel" ;-)
Für den wahren Leica-Sammler behält eine Leica beliebiger Bauart nur dann ihren Wert, wenn die jeweilige Kamera nur mit weißen Seidenhandschuhen angefasst sofort in die staubdichte Glasvitrine wandert. Also um Gottes Willen nie damit fotografieren! Und der Wert bleibt auch nur dann erhalten, wenn alle Deckelchen und - ganz besonders wichtig - die Originalverpackung und Papiere vorhanden sind. Ob der Verschluss bei einer mechanischen Kamera durch jahr(zehnt)elange Nichtbenutzung dann verharzt und hinüber ist, stört dabei nicht weiter...
Leicas, mit denen an Abnutzungsspuren sichtlich erkennbar fotografiert, gearbeitet (!) wurde, verlieren stark an Wert! Glauben Sie nicht? Ich habe nie die Begebenheit auf einer Düsseldorfer Fotobörse vergessen, wo ein Interessent eine analoge "black" M4-P(rofessional) regelrecht angewidert mit der Bemerkung zurückreichte, die müsse er erst einschicken, damit sie neu beledert würde und eine neue Deckkappe bekäme... Der damalige Bekannte hat die M4-P mit Kusshand genommen! Zum Fotografieren! Gesteigert wird das Ganze dann noch von Experten, die mit der Leica am Ohr den Verschluss bei 1/15 s 20 x auslösen, um dann zum Besten zu geben: "Die Verschlusszeit stimmt aber nicht, das ist 1/13 s..."
Die hier präsentierte Fuji/Leica hat unübersehbar auf der Frontseite eine Macke. Was mir vollkommen egal ist, denn die LEICA digilux komplettiert meine Sammlung an "Hochformat-Fujis". Ach ja, der Preis. Durch die "Kampfspur", die fehlende Schraube und weitere Abnutzungsspuren kam dieses Gehäuse inkl. Akku, 128 MB Smartmedia-Speicherkarte und Porto zu Leica-unmöglichen 25 Euro.
Fuji war übrigens nicht der einzige Hoflieferant für Leica. Eine erkleckliche Anzahl bestimmter "Leicas" stammen aus Panasonic-Fertigung. Im Gegenzug durfte Panasonic bestimmte Objektive zum Leica-Objektiv deklarieren. Ein besonders schönes Beispiel liefert die Panasonic Lumix DMC-LC5. Was in diesem Fall noch weiter dadurch gesteigert wird, dass ich eine Wette halte, dass das "Leica DC Vario-Summicron-Objektiv 2,0-2,5/7-21 mm ASPH" aus Canon-Fertigung stammt! Nicht desto trotz ist die Panasonic Lumix DMC-LC5 exzellente 4 Megapixel Digitalkamera!
Lesen Sie zum Thema Fuji/Panasonic/Leica bitte auch Boris Jakubaschks Beitrag zur Leica D-Lux.
Wer eine echte Leica will - ich gehöre nicht dazu -, muss viel Geld anfassen und darf strenggenommen nur ein klassisches M-Modell, allenfalls noch ein Q-, S-, T- oder X-Modell erwerben. Alles andere ist - sicher hochwertige - OEM-/ODM-Ware mit Leica-Etikett.
Leica M analog - wir zählen rückwärts...
M3 1954 - 1966, M2 1958 - 1967, M1 1959 - 1964, M4 1967 - 1975, M4-2 1977 - 1980, M4-P 1980 - 1987, M5 1971 - 1975, M6 1984 - 1998, M7 2002 bis heute
Mit der Leica M8 wird es digital
M8 2006 bis 2009, 10 MP, Crop 1,33; M9 2009 bis 2012, 18 MP, 24x36 mm Vollformatsensor; M10 2017, 24 MP, 24x36 mm Vollformatsensor (ohne Anspruch auf Vollständigkeit!)
Endlich lesbare Beschriftungen und Menüs... Meine Fuji 700 ist die Ausführung für den asiatischen Markt...
Beispielfotos, aufgenommen mit der LEICA digilux in voller Auflösung: 1,5 Megapixel
Und die "Leica"-Qualität? Bestenfalls Durchschnitt, oder eben das, was 1998 Standard war: 1.280 x 1.024 Bildpunkte. Im Produkt 1,31 MP und eben nicht 1,5 MP! Diese Mogelei trifft aber nicht nur auf die Fuji/Leica, sondern verschiedene andere Kameras dieser Zeit zu. Zu der "Qualität" gesellt sich noch die unsägliche Langsamkeit der Leica digilux und der Fujifilm FinePix 700. Beim Hochfahren des Kamera-Computers, beim Speichern, beim Sichten, beim... Speziell beim Hochfahren der Kamera dachte ich mehrfach an einen Defekt oder schlechten Akku. Vier winzige Leuchtdioden blinken, was bei Tageslicht kaum zu erkennen ist, um dann auf der kameraoberseitigen LCD nach gefühlt einer Minute endlich etwas zu sehen... Um aus Ungeduld die Kamera erneut "einzuschalten", was dann genau das Gegenteil bewirkt – Aushalten! Das macht keine Lust, noch ein paar schönere Motive einzufangen!
Ralf Jannke, März 2017
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 15.11.2017 |
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