Nikon Z5 YASHICA JAPAN AUTO YASHINON-DX 1:1.7 f=50mm Christian Zahn
In diesem Erfahrungsbericht verwende ich ein etwa 60 Jahre altes manuell zu fokussierendes Objektiv an einer spiegellosen Vollformat-Systemkamera. Das Objektiv gehört zu einer Spiegelreflexkamera mit dem universellen M42-Bajonett, der Yashica TL Super von 1966. Somit sind Kamera und Objektiv ungefähr so alt wie der Autor dieses Textes.
Vorgeschichte
- Ob das in diesem Beitrag erneut vorgestellte Objektiv im Januar 2023 tatsächlich mit der YASHICA J-5 in die Sammlung kam oder nur fürs Foto aufgeschraubt wurde, kann ich nicht mehr sagen. Hier ist der Ersteindruck auf der Vollformat Nikon Z6.
- Gut versteckt im Beitrag „MEPRO AUTO 3X CONVERTER“ kam dieses Exemplar 2023 im Vollformat auf den genannten 3-fach Telekonverter. Mit erstaunlichem Ergebnis.
- Im Mai 2024 ging dieses Exemplar nochmals auf die 16 Megapixel Viertelformat Olympus OM-D E-M5
Genau dieses Exemplar „in silber“ ging dann an den Kollegen Christian Zahn
YASHICA JAPAN AUTO YASHINON-DX 1:1.7 f=50mm
Yashica-Normalobjektive um 50mm herum wurde im Laufe der Jahre in unterschiedlichen Bauformen, Fassungen und verschiedenen Brennweiten sowie Offenblenden verkauft, die Unterschiede zwischen Yashinon-DX 1,7/50, Yashinon-DS 1,9/50, Yashinon-DS 2/50 usw. dürften vermutlich mehr kosmetischer Natur sein als daß sie große optische Unterschiede aufweisen. Lediglich die späteren Yashinon DS-M haben im Gegensatz zu den früheren nur einfach vergüteten Exemplaren eine Mehrschichtvergütung und sind vor allem bei Offenblende besser. Um etwa 1976 herum endete bei Yashica die M42-Ära, neue Kameras und Objektive hatten das in Kooperation mit Zeiss eingeführte Yashica-Contax-Bajonett, ab 1974 gab es die Contax RTS, ab 1976 die Yashica FR.
Ob das gezeigte Yashinon-DX 1,7/50 zusammen mit der Kamera vom Erstbesitzer erworben wurde oder ob im Laufe der Jahrzehnte eine Vertauschung von Kamera und Objektiv beim Besitzer oder dessen Erben erfolgte, kann nicht mehr ermittelt werden, zeitlich passen kann es, und andere Besitzer einer TL Super zeigen Objektive mit ähnlichen Seriennummern.
Im Internet kursieren Hinweise auf radioaktive Thorium-Gläser im hier gezeigtem Objektiv, andere Quellen verneinen den Thorium-Einsatz. Es gibt definitiv 50mm-Yashinone mit Thoriumglas, aber möglicherweise ist das 1,7/50mm DX nur deswegen in den „Verdacht“ geraten, weil seine Vergütung je nach Betrachtungswinkel gelblich schimmert und Thoriumgläser im Lauf der Jahre eine gelbliche Färbung annehmen, dann allerdings überall, also auch beim direkten Hindurchsehen vor einem weißem Blatt Papier und nicht nur bei seitlichem Angucken!
Letzte Gewissheit kann nur ein Strahlungsmeßgerät geben, die Strahlung eines radioaktiven Objektivs ist jedenfalls meist so gering, daß man etwa tausend Stunden lang durch das Objektiv einer Kamera gucken muß, um in etwa genausoviel Strahlung abzubekommen wie man sich während eines knapp vierstündigen Linienfluges „einfängt“. Oder alternativ verglichen soll der eingeatmete Rauch von einer einzigen Zigarette etwa 100 Stunden ununterbrochenem Sucherblick entsprechen.
Übrigens: Die Halbwertszeit von Thorium beträgt etwa 14 Millionen Jahre, also mehr als die Erde bislang alt ist, darum ging man früher davon aus, daß Thorium ein stabiles, also nichtzerfallendes Element sei.
Und noch ein Hinweis: ist die radioaktive Linse des Objektivs zerbrochen, dann wird es gefährlicher: keinesfalls den Staub einatmen, der verbleibt in der Lunge. Darum das Objektiv dem Schadstoffmobill oder der lokalen Sondermüll-Entsorgung übergeben, sicherheitshalber in mehrere Plastiktüten eingepackt oder in eine stabile Dose, damit sich die Glaspartikel nicht in der Umwelt verteilen.
„Auto“ in der Objektiv-Typenbezeichnung weist auf die automatische Springblendenübertragung hin. Wofür das „DX“ steht, ist mir nicht bekannt, mit der erst viel später von Kodak eingeführten DX-Codierung für die Empfindlichkeit von Kleinbildfilmen hat es definitiv nicht zu tun.
Der ausreichend breite und geriffelte Entfernungsring läuft weder zu leicht noch zu stramm (das Schmiermittel scheint also langzeitstabil zu sein), der Einstellweg ist mit etwa 240° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,50 Metern für ein Objektiv der 1960er Jahre akzeptabel. Die Blende rastet ganzstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut, eine Umschaltung zwischen automatischer und manueller Springblende ist vorhanden. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 52mm eingeschraubt.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 61 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 39 mm und wiegt 220 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 6 mm länger.
Das gesamte Objektiv macht einen wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall gefertigt und recht schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden, die aktuell eingestellte Entfernung ist nur in einem kleinen Ausschnitt sichtbar, nicht die gesamte Gravur des Entfernungs-Einstellrings. Das Objektiv verzeichnet für ein 50er-Normalobjektiv recht deutlich, bei den meisten Motiven dürfte es jedoch noch nicht nicht stören.
Der 2025 aktuelle Gebrauchtpreis liegt je nach Zustand und Lieferumfang bei etwa 25-50 Euro, ich bekam Kamera und Objektiv vom Editor dieses Textes geschenkt, dafür herzlichen Dank nach Bonn!
Alle Beispielaufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik und Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator bei Blende 1,7 bzw. 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten, chromatische Aberrationen sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.
Fazit
Das Objektiv ist erwartungsgemäß bei Offenblende „weich“ und überstrahlt, da seine Einfach-Vergütung später gebauten Normalobjektiven deutlich unterlegen ist, bei Arbeitsblende 5,6-8 ist es wie fast jedes japanische Doppelgauß-Normalobjektiv deutlich schärfer, jedoch in den Bildecken des Z5-Vollformatsensors selbst bei Blende 16 nicht perfekt scharf. Allerdings ist die unscharfe Zone bei Blende 8-11 nicht allzugroß.
Da ich bessere 50mm-Objektive im Bestand habe (unter anderem das exzellente 50mm Planar für die Contax), werde ich das DX-Yshinon zukünftig nur an Cropsensoren benutzen, die die unscharfen Ecken ausblenden.
Christian Zahn, Februar 2025
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 28.02.2025 |
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