Lange, lange gewartet — Nikon Z7: 45 Megapixel

Standesgemäß mit lichtstarken, hochwertigen 40 und 85 mm Festbrennweiten: Nikon Z7

Im Praxisbeitrag "Sommer 2020 bis 2023: Drei Jahre Nikon Z Spiegellos" habe ich mich ja bereits geäußert hinsichtlich Auflösungssteigerung.

Wofür brauche ich 45 Megapixel?

In meinen gerade fertiggestellten Fotojahrbüchern sind Fotos, die mit 3 bis 24 Megapixel aufgenommen wurden. Wenn es aber an das eine oder andere Tierfoto aus zu großer (Flucht-) Distanz ging, waren 24 Megapixel meist zu wenig. Nicht die gar nicht kleine Menge von 24 MP, sondern die Möglichkeiten Ausschnitte zu erstellen. Für meine quadratischen 30x30 cm Fotobücher würde für eine formatfüllende Seite mit 300 ppi Fotoqualität rechnerisch 3.543 x 3.543 = 12,6 Megapixel benötigt. Beispielsweise aus einer 5.315 x 3.543 = 18 Megapixel Kamera. Aber die "schmelzen" sehr schnell zusammen, wenn das Tier einfach zu weit weg, die Telebrennweite (680 mm) immer noch zu kurz war. Als Wundermittel hat sich dabei Topaz Gigapixel erwiesen, aber irgendwo ist dann auch Schluss mit der Zauberei! Der alte Spruch aus Autozeiten, wo es egal war, was der Sprit kostete, wieviel das Auto verbrauchte: "Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, als durch noch mehr Hubraum", passt hier: Megapixel sind durch nichts zu ersezten, als durch noch mehr Megapixel ;-) Also jetzt von 24 Megapixel auf 45 Megapixel Vollformat!

Aber welche Nikon Z7?

Die "betagte", 2018 präsentierte Version 1 oder der Nachfolger Z7 II? Ja, die Z7 II hat einen Doppelprozessor. Was aber eben nicht gleichbedeutend ist mit "doppelt so gut", "doppelt so schnell", "doppelt so guter Autofokus"! Was ich allerdings bei der Z7 "I" vermisse, das ist der zweite Speicherkarteneinschub für SD-Karten. So bleibt es bei der veralteten einen XQD-Karte im Einschub der Z6/Z7, die bei Bedarf mittlerweise (Firmware-Updates) durch die etwas preiswerter erscheinenden CFexpresskarten Typ B ersetzt werden kann. Die Z6/Z7 kann auf CFexpresskarten schreiben, aber dann wird zur Daten-/Bildübetragung in den Rechner ein neuer Kartenleser benötigt! Auf die vorhandene 32 GB XQD-Karte passen wahlweise 332 unkomprimierte NEF-/Rohdateien von 14 bit Farbtiefe, 379 verlustfrei komprimierte 12 bit NEFs oder 428 komprimierte 14 bit NEFs. Damit komme ich einstweilen klar! 

Durch die erweiterten Cropmöglichkeiten gestattet die Z7 einen noch besseren Einsatz meines 1,8/85 mm Viltrox Z in der Basketballhalle! Die Offenblende stellt einfach besser frei als seinerzeit mein verkauftes 2,8/80-200 mm Nikkor oder das aktuelle 4,5-5,6/70-300 mm.

Wobei sich die Cropmöglichkeiten realistisch auch in Grenzen halten

Was aber eine Frage der Berechnung ist. Mir ist nicht ganz klar, was man vergleichen muss. Nehme ich die Megapixel-Auflösungen (Flächen) mit einer Komastelle, ergibt sich ein Faktor von 45,4 / 24,3 = 1,87. Vergleicht man die Diagonalen von 24 und 45 Megapixel Fläche, habe ich ein Plus von gerundet 1,4. Also ein 1,4-fach Telekonverter. Nicht eben viel, aber wenn es um jedes Bisschen mehr Ausschnittmöglichkeit geht … 85 mm also gleich 119 mm … Oder doch 85 mm = 159 mm? Wenn es keine Milchmädchenrechnung ist ;-)

Ums vorerst abzuschließen: 45 Megapixel sind ganz großzügig gerundet die doppelte Pixelmenge von 24 MP. Schaue ich aber in Photoshop, bedeutet Verdoppelung = 200 Prozent 24 x 2 x 2 = 96 Megapixel. Das würde dann sicher Auswirkungen auf die Abbildungsleistung speziell meines Altglas' haben. Ich habe aber "nur" 45 MP. Dem und anderen Dingen werde ich versuchen im Update der Z7 in einem neuen Praxisbeitrag nachzugehen …

Ganz schneller Funktionstest, 40 mm Z, Offenblende f/2, 1.800 Pixel

40 mm, f/8 1:1 Crops aus 45 MP

Hier geht's in die Formatecke!

Die 1:1 Crops, genauer die Fotos wurden mit Auto-ISO bis 1100, f/8 und 1/1000 Verschlusszeit aufgenommen. Keine Nachbearbeitung, nur Umwandlung mit Lightroom von NEF nach JPEG. Ich finde es beachtlich. Wobei ich sicher bin, dass die Z7 Firmware da kräftig an der Bildverbesserung mitwerkelt. 

Spannend werden später flächige Motive mit deutlich Weitwinkel: Wie sehen da die äußersten Ecken aus? Stichwort: "Corner-Smearing" — Verschmieren der Ecken, schlicht Bildeckenunschärfe. Ausführlich beschrieben in Christian Zahns: "Manuellfokus-Objektivkanon 2022 an der 24 Megapixel Vollformat-DSLM Nikon Z5" Wobei ein gewisses Corner-Smearing bei einem gelungenen Foto für mich eigentlich unerheblich ist. Wenn es nicht gerade eine Reproduktion sein muss. Insofern warte ich mit Spannung, was mein offiziell für die 24 Megapixel Nikon Z5 ausgelegtes Kitzoom 4-6,3/24-50 mm Z auf 45 Megapixel in den Ecken abliefern wird. 

Und mit nochmehr Spannung warte ich auf einen ganz besonderen optischen Leckerbissen, den ich im Oktober vorstellen werde! Die so genannte Chrome-Nose Version des Canon FD35mm f/2, dessen Frontlinse nach INNEN gewölbt ist - konkav.

Was ist daran so besonders?

Die Riesenmehrzahl aller Frontlinsen beliebiger Objektive ist nach außen gewölbt – konvex. Internet-Märchenerzähler sagen diesem lichtstarken 35er von Canon nach, das möglicherweise beste je gebaute 2/35 mm Weitwinkel der Welt zu sein … Nur ein Text dazu: Ich habe (das 35 mm konkav) mit zwei Versionen des Leica R 35 Summicrons verglichen und bin zu dem Schluss gekommen, dass das Canon-Objektiv in Bezug auf Kontrast und Schärfe eine Stufe über dem Leica R liegt, und das gilt für Blendenwerte von 2 bis 5,6. Der Unterschied war frappierend. Aufgrund des Thoriumgehalts des Canon-Objektivs ist gegenüber den Leica R-Objektiven allerdings eine Weißabgleichskorrektur um ca. 1000k notwendig.

Nun ja, Verbalfotografie „at it’s best!“. Geschwafel ohne aussagefähige Beispiel-/Belegfotos. Und dennoch: Diese und vergleichbare Meinungen haben dafür gesorgt, dass dieses ge-hypte Canon FD35mm f/2 „konkav“ aktuell im Internet nicht nur zu Summen bis 800 Euro angeboten wird, sondern (eBay-Kontrolle) für bis zu 600 Euro tatsächlich auch gekauft wird. Selbst für ein verpilztes (Fungus) Exemplar werden unverschämte 586 Euro verlangt. Ich hatte das Riesenglück, dieses besondere 35er zusammen mit weiteren fünf Original Canon FD-Objektiven und einer Canon F1 (old) samt Verstärkersucher T zu einem Preis in meine Sammlung aufzunehmen, den ich NICHT nennen werde ;-) Diesem Objetiv und natürlich der Canon F1 widme ich einen eigenen großen Praxisbericht – im Oktober.

Hier ein paar frische Beispiele aus der Basketballhalle, aufgenommen mit dem 1,8/85 mm Viltrox Z (erste Version) bei Blende 2, zusammengefasst zum Tableau

Im Original mißt das Tableau 8.000 x 8.000 Pixel

Um hier den Rahmen nicht zu sprengen, bewusst auf 3.600 x 3.600 Pixel reduziert. Was ich sehen wollte, habe ich gesehen. Die erhoffte "virtuelle Brennweitenverlängerung" meines 85ers. Durch die gestiegenen Ausschnittsmöglichkeiten von den 45 Megapixel der Z7 gegenüber den 24 MP der Z6!

Der Rest, 1.500 Pixel. Aufgenommen mit den Zooms 24-50 Z und 70-300 AF-P/FTZ-Adapter

ISO 20.000

Qualitäts- und sonstiger Eindruck der Nikon Z7

VOLLTREFFER!

Genau das Gewünschte/Erhoffte. Die virtuelle Brennweitenverlängerung duch die besseren Ausschnittsmöglichkeiten ist da. Ob nun je nach Rechenweise Faktor 1,4 oder 1,9 – unerheblich. Und der Autofokus? Mag sein, dass der der Z7 II besser zupackt, etwas scheller ist. Wieviel? Das wird kein bezahlter Influencer schreiben. Außerdem kostet die Z7 II auch gebraucht fast doppelt so viel wie meine Z7 …

Ralf Jannke, September 2023

Mehr zur Nikon Z7 im Oktober 2023

 

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