Olympus Camedia C-400 Update 2024

Die C-400 ist eine sehr frühe Digitalkamera von Olympus. Mein erstes Exemplar dieser Kamera habe ich Boris überlassen. Ralf Jannke zeigt ein anderes Exemplar mit Beispielaufnahmen, dieses erhielt ich inzwischen von ihm.

Spezifikationen:

  • Die 1996 vorgestellte Olympus C-400 ist 145 x 72 x 47 mm groß und wiegt 250 g.
  • Der 1/3“ CCD-Sensor (4,8 x 3,6 mm) löst maximal 640 x 480  = 0,3 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 7µm. Die Empfindlichkeit ist 130 ASA fest. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf den internen 1 MB-Flashspeicher abgelegt.
  • Das Objektiv ist ein 1:2,8/5 mm Fixfokus (5 Elemente in 4 Gruppen), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 36 mm.
  • Realbildsucher mit Kontroll-LEDs, SW-Statusdisplay auf der Oberseite
  • Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Belichtungszeiten 1s bis 1/10.000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit Leitzahl 9
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 4 Mignonzellen

Besonderheiten

Die digitalen Kompaktkameras von Olympus hießen anfangs „Camedia“, was vermutlich eine Zusammenziehung aus „Camera“ und „Media“ ist.

Die Typenbezeichnung variierte je nach Verkaufsregion, in Europa hieß die Kamera C-400 Zoom und in Amerika D-200. Das war ein recht einfaches, aber effektives Mittel gegen Grauimporte, die natürlich keine Europagarantie hatten.

Das Schwestermodell C-400L hat ein Display auf der Rückseite, aus Kostengründen ist es bei der C-400 weggespart. Der Aufpreis für das Display (und einen doppelt so großen Bildspeicher) betrug nur ca. 100 DM, somit ist die C-400 damals eine schlechte Wahl gewesen.

Die C-400 ist eine einfache Einsteiger-Kompaktkamera, sie kostete jedoch sehr viel Geld, was damals allerdings marktüblich war, die verkauften Stückzahlen waren noch nicht so hoch und die Einzelteile noch nicht so preiswert zu bekommen wie später zur „Blütezeit“ der digitalen Kompaktkameras. 900 DM entsprachen damals etwa dem 3,5-fachen des Preises der Olympus mju-II (einer Kompaktkamera für Film), somit konnte man für die C-400 eine analoge Kompaktkamera kaufen und mit den übriggebliebenen 650 DM ungefähr 50 Kleinbildfilme kaufen und als 9x13cm-Bilder im Großlabor vergrößern lassen.

Die Kamera wurde im japanischen Olympus-Kamerawerk montiert, die Auslagerung in Billiglohnländer wie Korea, Taiwan, die Philippinen usw. erfolgte erst bei späteren Modellen.

Als Stromversorgung dienen vier fast überall erhältliche Mignonzellen (sowohl Alkaline-Batieren als auch Akkus sind verwendbar).

Als Speichermedium dient ein interner 1 MB-Flash-Speicherbaustein. Die Bilder müssen mittels serieller Schnittstelle und dem Olympus-Programm aus der Kamera gelesen werden. Diese Software läuft auch nur auf inzwischen als historisch zu bezeichnender Hardware, darum ist es schwierig, der Kamera heute ein Bild „abzuringen“. Windows 2000 ist das „Maximum“ und eine serielle Schnittstelle muß im Rechner verbaut sein. Bei Macintosh-Computern ist mit der Generation „Powermac G3“ und MacOS 9 „das Ende der Fahnenstange“ erreicht, seit dem ersten iMac (1998) hat Apple keine serielle Schnittstelle mehr in seine Computer verbaut, sondern auf das damals neue USB als Anschluß gewechselt.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz oder wird durch die Meßzelle neben dem Sucher ermittelt. Die normale Belichtungsmessung erfolgt immer per Programmautomatik.

Die Kamera hat lediglich 0,3 Megapixel Auflösung, das war damals aber zeitgemäß.

Die Kamera hat nur die notwendigsten Tasten. Die gesamte Bedienung erfolgt durch Drücken der Tasten und den Anzeigen im Statusdisplay. Eine Kontrolle der Aufnahmen ist nur zuhause nach dem Auslesen möglich, „vor Ort“ ist keine Bildkontrolle möglich. Gelöscht werden können durch Drücken zweier Tasten und danach dem Drücken des Auslösers entweder nur die letzte Aufnahme oder sämtliche Bilder im Speicher.

Es ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, der allerdings wie üblich weniger zeigt, als auf dem aufgenommen Bild sein wird. Außerdem ist der Suchereinblick sehr klein. Bei seiner Benutzung ist das kleine SW-Statusdisplay auf der Kameraoberseite hilfreich, hier werden z. B. die noch möglichen Aufnahmen und die Bildqualität angezeigt.

Der Hauptschalter ist gleichzeitig Objektivschutz, das Verkratzen des empfindlichen Objektivs in der Tasche ist dadurch weitgehend ausgeschlossen.

Die Schnittstellen entsprechen der Norm, RS-422C als Verbindung zum Computer mit 8poliger MiniDIN-Buchse ist zwar etwas „exotisch“, war damals bei Applerechner aber normal, je ein Kabel zur Verbindung mit Windowscomputern und Macs lag der Kamera bei. Die Netzteilbuchse nimmt normale Hohlstecker auf.

Der UVP der Olympus C-400 betrug etwa 900 DM (das entspricht ca. 450 Euro). Ich bekam mein erstes Exemplar 2004 geschenkt. Im Zuge eines größeren Tausches gab ich es 2015 an den Betreiber dieser Website ab. Die hier vorgestellte C-400 bekam ich im Frühjahr 2024 vom Editor dieser Zeilen.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Beispielaufnahmen gibt leider nicht, ich habe in meinem Bildarchiv keine mit meiner ersten C-400 gemachten Aufnahmen finden können. Damals werde ich sicherlich einige Testbilder gemacht haben, sie aber aufgrund der bescheidenen Bildqualität nicht aufgehoben haben oder kann sie nur nicht wiederfinden, weil in die Aufnahmen noch keinerlei EXIF-Einträge eingebettet wurden.

Das hier gezeigte Exemplar bekomme ich nicht „ans Laufen“, mein Win 2000-Rechner bekommt keine Verbindung zur Kamera über die serielle Schnittstelle aufgebaut. Die Schnittstelle im Computer funktioniert, ein zwischengeschalteter RS-232C-Tester mit 16 blinkenden LEDs (8 für jede der Leitungen in beiden Richtungen) zeigt an, daß der PC Daten senden, aber die Kamera antwortet nicht. Vermutlich ist mein 8poliges MiniDIN-Kabel nicht richtig beschaltet, es soll verschiedenen Normen geben, wie welcher Kontakt mit dem 25poligen DSub-Stecker der PC-Seite verschaltet ist. Mein Kabel nimmt auch mit einer Chinon ES3000 keinen Kontakt auf, dort angeschlossen leuchten ebenfalls nur die PC-seitigen LEDs auf. Nach Durchprüfen der einzelnen Adern habe ich festgestellt, daß mein Kabel zum Anschluß einer SPS (Speicherprogrammierbaren Steuerung für Maschinen) an einen Computer gedacht ist und eine völlig andere Pinbelegung nutzt als das Kabel, das eine Camedia benötigt.

Das Gehäuse der Olympus C-400 ist größtenteils aus Kunststoff, die anderen metallisch glänzenden Teile sind lediglich verchromter Kunststoff.

Die Kamera gehört zur Klasse der sehr frühen digitalen Kompaktkameras mit fester Brennweite.

Ein Urteil zur Bildqualität gebe ich mangels Beispielen nicht ab, aber sie dürfte dem entsprechen, was andere frühe Digitalkameras mit 640x480 Pixeln „geliefert“ haben.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch sehr interessante Kamera (mindestens eine der frühen Olympus-Kameras gehört in jede Sammlung!), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen überhaupt nicht mehr geeignet. 0,3 Megapixel sind viel zu wenig, zumal heutzutage jedes Smartphone bessere Bilder macht als die C-400 und das Auslesen der Bilder aus der Kamera extrem schwer geworden ist.

Nachtrag, Juni 2024

Ich hatte Probleme, die Bilder aus der Kamera zu laden. Wie erwähnt, hatte mein Kabel eine „falsche“ Pinbelegung gegenüber der Norm für RS422 / Appletalk / Olympus. Inzwischen hat mir Ralf Jannke ein kurzes Adapterstück „8poliger MiniDIN-Stecker auf 9poligen dSUB-Stecker“ überlassen, er diente vermutlich dem Adaptieren eines „normalen“ seriellen Kabels aus der PC-Welt an einen Macintosh-Computer. Ich habe ein sogenanntes „Nullmodemkabel“ gekauft, dieses hat auf beiden Enden eine 9polige Buchse und diente eigentlich zum Verbinden zweier Computer miteinander, um über dieses Kabel Daten zwischen beiden Rechnern zu übertragen. „Nullmodem“ bedeutet, daß zur Übertragung eben kein Modem genutzt wird, um Daten per Telefonleitung zu übertragen, sonder direkt zwischen beiden Rechnern. Damit das klappt, sind die Sende- und die Empfangsanschlüsse an beiden Enden nicht 1:!, sondern „gekreuzt“ miteinander verbunden, somit liegt die Sendeleitung vom PC1 an der Empfangsleitung von PC2 an und umgekehrt. Ein einfacher „Genderchanger“, also ein kurzes Kabelstück mit zwei Buchsen an jedem Ende und 1:1-Verbindung funktionierte zur Verbindungsaufnahme zur Camedia nicht, vermutlich weil das kurze Adapterstück ebenfalls gekreuzt verschaltet ist. Und wie „Minus mal Minus gleich Plus“ ist, gilt: doppeltes Kreuzen entspricht direkter Verbindung, also korrekter Anschluß zwischen Computer und Peripheriegerät Camedia.

Das „Herunterladen“ dauert ziemlich lang, wenn man bedenkt, daß nur wenige Kilobyte pro Bild übertragen werden müssen. Und bei der C-400 gibt es eine Besonderheit: Es funktioniert bei mir nur eine sehr alte Software „C-W95“ in der Version 3. Die später erschiene Software „Olympus Camedia Master“ erkennt zwar auch etliche Camedias mit serieller Schnittstelle, aber die C-400/D-200 explizit nicht! Zumindest die mir vorliegende Version, die mit der viel später erschienen C-8080 ausgeliefert wurde.

Kleine Anmerkung zur Stromversorgung: in der Kamera dient eine Lithiumknopfzelle CR2016 als Stützbatterie für die Kamerauhr, damit diese beim Wechseln der vier Mignonzellen weiterläuft. Gestellt werden kann die Kamerauhr nicht an der Camedia, aber sie kann beim Anschluß an den Computer von der Olympussoftware eingestellt werden.

Löschen kann man die Bilder entweder in der Kamera oder über die Software am Computer, wobei in beiden Fällen „geschützte“ Aufnahmen nicht gelöscht werden, diese müssen am PC über das Olympusprogramm zunächst wieder „entschützt“ werden, bevor sie gelöscht werden können. Der Löschvorgang an der Kamera ist sehr „sicher“, weil umständlich: nacheinander müssen die beiden versenkten Knöpfe für „Löschen“ und „Blitz“ gedrückt werden, der rote sogar mit einem spitzen Gegenstand, weil versenkt montiert. Und wenn beide Knöpfe gerückt sind, muß zusätzlich der Auslöser betätigt werden, erst dann sind die Aufnahmen „futsch“. Olympus hat das vermutlich extra so kompliziert gemacht, damit das Löschen auf keinen Fall aus Versehen passiert und unwiederbringliche Aufnahmen weg sind.

Beispielaufnahmen

Alle Aufnahmen entstanden bei 130 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde beibehalten. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“.

Es passen bei bester Auflösung nur 12 Aufnahmen in den internen Speicher, obwohl jedes Bild nur knapp unter 50 KB „groß“ ist. Aber möglicherweise wird der Rest des Flashspeichers für das „Betriebssystem“ der Kamera benötigt oder die Kamera hat inzwischen defekte Speicherbereiche „ausgemappt“, also als nicht mehr benutzbar gekennzeichnet, denn die Camedia ist inzwischen fast dreißig Jahre alt.

Genormte EXIFs schreibt die Camedia noch nicht, aber das „Schweizer Taschenmesser für Bilder“ auf dem Mac, Graphicconverter von Lemkesoft zeigt undokumentierte Einträge im Bild an, die die Camediasoftware oder die Kamera in das Bild geschrieben hat, z. B. die Belichtungszeit und den Kameranamen, wobei dieser in der Olympussoftware frei gewählt werden kann.

Christian Zahn, Juni 2024

 

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