Olympus Camedia C-800L Kurzbericht

Die Camedia C-800L ist eine recht frühe Digitalkamera von Olympus. Leider war mein Exemplar bereits defekt, als ich es geschenkt bekam. Boris hat sie hier im Digicammuseum auch schon vorgestellt.

Eine besondere Bedeutung hat die Camedia C-800L für Ralf Jannke

Als in Deutschland der dämliche denglische Begriff „Handy“ noch nicht erfunden war, telefonierte Schweden schon kompakt mobil. Auch begannen Skandinavier mit den ersten verfügbaren Digitalkameras Produktionsabschnitte und -details zu dokumentieren, wo man sich im Unternehmen, wo ich beschäftigt war, noch mit Polaroid abmühte. Es war Ostern 1996, als ich über meine in Schweden lebende Schwester in den Wochenend-Leihgenuss einer Chinon ES 3000 kam. Trotz der schwachen 640x480 Pixel VGA-Auflösung war das die „Initialzündung Digitalfotografie", die im Herbst 1996 zum Kauf der ersten eigenen Kodak DC20 führte, 1997 zu Experimenten mit einer Olympus Camedia C-400 und bis Jahresende 1997 schließlich in die seinerzeit hochauflösende Olympus Camedia 800L mündete.

Die Original 1.024 x 768 Pixel Bildchen wurden mit der Olympus Camedia C-800L/D-300L aufgenommen.

Spezifikationen der Olympus Camedia C-800L

  • Die 1996 vorgestellte Olympus C-800L ist 145 x 72 x 47 mm groß und wiegt 320 g.
  • Der 1/3“ CCD-Sensor (4,8 x 3,6 mm) löst maximal 1024 x 768  = 0,8 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 4,6µm. Feste Empfindlichkeit 100 ASA. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG im internen Speicher (6 MB ausreichend für etwa 30 bis 40 Bilder in bester Qualität)) gespeichert.
  • Das Objektiv ist eine 1:2,8/5 mm Festbrennweite, die kb-äquivalent 36 mm entspricht (5 Elemente in 4 Gruppen).
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,5“ TFT LCD Monitor mit 114.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher und ein kleines SW-Statusdisplay auf der Oberseite vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik,  Matrixmessung, Belichtungszeiten 1/4s bis 1/500 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit Leitzahl 9
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 4 Mignonzellen

Besonderheiten

Die digitalen Kompaktkameras von Olympus hießen anfangs „Camedia“, was vermutlich eine Zusammenziehung aus „Camera“ und „Media“ ist.

Die Typenbezeichnung variierte je nach Verkaufsregion, in Europa hieß die Kamera Camedia C-800L. Sie ist die erste digitale Kamera von Olympus und begründete den Erfolg dieser Firma im digitalen Fotosektor, mehrere Jahre in Folge war Olympus Marktführer in diesem Segment.

Die Camedia C-800L ist aus heutiger Sicht eigentlich eine einfache Einsteiger-Kompaktkamera, sie kostete jedoch sehr viel Geld, was damals allerdings marktüblich war, die verkauften Stückzahlen waren noch nicht so hoch und die Einzelteile noch nicht so preiswert zu bekommen wie später zur „Blütezeit“ der digitalen Kompaktkameras. Zum Vergleich: ein Tower-Computer Apple Macintosh Performa 6400 mit 200 MHz, 16 MB Arbeitsspeicher, 2,4 GB Festplatte, 8x CD-ROM und eingebautem 28.8-Modem kostete 1996 etwa 2400 DM, also nicht allzuviel mehr wie die C-800L!

Zur Stromversorgung der Kamera dienen vier fast überall erhältliche Mignonzellen (sowohl Alkaline-Batterein als auch Akkus sind verwendbar). Das Design orientiert sich wie bei etlichen Camedias an der mju-serie, die Olympus ab 1991 für Kleinbildfilme produzierte und die jeweils für längere Zeit die jeweils kleinsten Autofokus-Kompaktkameras waren. Allerdings war die C-800L deutlich größer als die mju-I bzw. die mju-II, da die notwendige Elektronik noch nicht so klein wie Jahre später war. Und so schön rund und „handschmeichelnd“ wie die mjus ist die recht klobig entworfenen C-800L auch nicht.

Als Speichermedium dienen noch keine Flash-Wechselspeicherkarten, sondern ein internes RAM mit 6 Megabyte Größe. Ähnlich wie auf einen Kleinbildfilm mit 36 Aufnahmen passen in den Camediaspeicher etwa 30 bis 40 Aufnahmen in bester Qualität, mit reduzierter Bildgröße erheblich mehr. Ist der Speicher voll, müssen die Bilder per Kabel und mit Hilfe einer Olympus-Software ausgelesen werden. Dieses Programm erfordern historische Computer mit musealen Betriebssystemen, auf aktuellen Computern ohne serielle Schnittstelle ist es nicht benutzbar, die Aufnahmen sind dann in der Kamera „gefangen.“ Für die serielle Schnittstelle ist ein Spezialkabel erforderlich (Mac-Seriell auf serielle Schnittstelle, sowohl Mac- als auch Windowskabel lag der Kamera bei).

Damit die Bilder bei leeren Akkus/Batterien erhalten bleiben, ist eine Lithium-Knopfzelle als Stromversorgung für das S-RAM vorgesehen. Sind beide Spannungsquellen erschöpft, sind die aufgenommenen Bilder „futsch“!

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich nicht TTL mittels Vorblitz, sondern durch einen Sensor neben der Blitzröhre.

Die Kamera hat nur die notwendigsten Tasten und Knöpfe. Etliche davon haben Doppelfunktionen. Ein Menü ist nicht vorhanden, sogar die Einstellung der internen Uhr erfolgt über die Software am Computer und nicht an der Kamera selbst.

Es ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, der allerdings wie üblich weniger zeigt, als auf dem aufgenommen Bild sein wird. Außerdem ist der Suchereinblick sehr klein. Bei seiner Benutzung ist das kleine SW-Statusdisplay auf der Kameraoberseite hilfreich, hier werden z. B. die noch möglichen Aufnahmen und die Bildqualität angezeigt.

Die Sensorempfindlichkeit ist fest, sie kann weder automatisch noch manuell verändert werden.

Das Display ist nicht durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt,sondern nur etwas vertieft eingebaut. Die 114.000 Subpixel (entsprechend ca. 230x160 Farbtripel) sind viel zu grobgerastert und zur Bildschärfebeurteilung völlig unzureichend. Damals galt das Display allerdings als hochauflösend!

Der Hauptschalter ist gleichzeitig Objektivschutz.

Der UVP der Olympus Camedia C-800L betrug etwa 1900 DM (das entspricht ca. 950 Euro). Ich bekam mein Exemplar 2023 vom Editor dieses Textes geschenkt. Leider ist es defekt, dem Erstbesitzer sind Batterien im Gehäuse ausgelaufen, so daß Teile der Platine irreparabel geschädigt wurden. Zwar bekommt man mit Hilfe eines Netzteils Bilder angefertigt, aber das Ansehen auf dem Monitor und das Auslesen aus der Kamera sind nicht möglich. Beispielaufnahmen kann ich deshalb leider nicht zeigen.

​​​​​​​Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Olympus C-800L ist größtenteils aus Kunststoff. Alle metallisch glänzenden Teile sind lediglich verchromter bzw. lackierter Kunststoff. Die unterschiedliche Farbgebung der Kunststoffteile ist gewollt, es gibt etliche graue Spritzguß-Formteile und etliche, die champagnerfarben und metallisch glänzend überlackiert sind. Diese Teile sind leider sehr kratzempfindlich, darunter kommt dann das ursprüngliche Grau zum Vorschein.

Die Kamera gehört zur Klasse der frühen digitalen Kompaktkameras. Sie ist recht gemächlich, Fokussieren, Bilder abspeichern und die Aufnahmen ansehen geht alles sehr langsam vor sich.

Der Sensor ist aus heutiger Sicht nicht sehr gut (was auch daran liegt, daß er mit 1/3“ zur kleinsten Sorte von Kompaktkamera-Sensoren zählt), das Farb-Rauschen ist unübersehbar. Damals wurde die Bildqualität der Kamera jedoch zu den Besten ihrer Klasse gezählt, die C-800L war damals eine der meistverkauftesten Kameras überhaupt. Vermutlich aber haben etliche der Kunden die Kamera nicht zum enormen Neupreis, sondern deutlich herabgesetzt erworben, der „Straßenpreis“ sank bereits kurz nach Einführung erst langsam, dann immer schneller, bis die Kamera zum Schluß für viel weniger als der halben UVP abverkauft wurde.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil sehr frühe digitale Massen-Kompaktkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht mehr geeignet. 0,8 Megapixel sind viel zu wenig, zumal heutzutage jedes Smartphone bessere Bilder macht als die C-800L.

Christian Zahn

 

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