Olympus Camedia 4xx 8xx – Wie alles begann Teil 2

Wie im digicammuseum.de über die Canon Powershot 600 schon berichtet, wurde 1996/1997 auch mit verschiedenen Olympus Camedia Modellen fotografiert. Die Kodak DC20 war allenfalls „Einstiegsdroge“. Immerhin war im Spätsommer 96 ja auch Photokina! Und diese Photokina darf als Start in die digitale Fotografie für jedermann angesehen werden. 

1996/1997 habe ich mit einer geliehenen Olympus Camedia 400L (USA D-200L) mit 640x480 Pixel erste Erfahrungen gemacht.  Mit der Camedia 800L (USA D-300L) mit 1024x768 Pixel Auflösung, die später gegen die Kombination Canon Powershot 600 und Camedia 400 getauscht wurde, ging es weiter. Hier die ersten zaghaften Versuche mit der 800L etwas in der Basketballhalle einzufangen. Die Originaldaten sind im Nirvana verschwunden, aber ein Tintenstrahldruck, der gescannt wurde, hat bis heute überlebt!

Als 320x240 Pixel Fotos aus der Camedia 400 qualitativ gruselig und für den Verein doch von Wert. Denn seinerzeit 1/2 Stunde nach Spielende im Internet! Die tobende Halle, als ein Spieler drei Sekunden vor Spielende den entscheidenden Dreier (3 Punkte Wurf) gegen den Lokalrivalen von der anderen Rheinseite trifft, der Bonn als ersten Aufsteiger im deutschen Basketball in der Saison 1996/97 ins Finale gegen das übermächtige ALBA Berlin bringt. Aufnahmen mit der Camedia 400. Um statt 12/15 Fotos mit 640 x 480 Pixel zur Verfügung zu haben, wurde auf 320 x 240 Pixel und 24/30 (ich habe die Anzahl vergessen …) reduziert:

Mit der Camedia 800L wurden auch zahlreiche Freizeit- und Urlaubserinnerungen festgehalten:

Aus nostalgischen Gründen habe ich 2015 eine Camedia 410L und C420L erworben.

Mit der C420L verschwanden sie übrigens bei Olympus: Kameras ohne auswechselbaren Speicher. Alles in allem genug Stoff, um über Olympus’ und andere Erstlinge zu berichten.

Beachten Sie das "schöne" rote Klebeband, das die Camedia 420L ziert. Was es damit auf sich hat, lesen Sie weiter unten im Text. Die Anbindung der 19 Jahre alten Camedia 410L an einen aktuellen Rechner klappte überraschend gut. Die schon lange nicht mehr gebotene serielle COM-Schnittstelle wurde via USB-/COM-Adapter zur Verfügung gestellt. Betriebssystem ist in diesem Fall ein altes Windows XP, das mit Hilfe von VirtualBox in einer geschlossenen virtuellen Umgebung unter Mac OS 10.10.2 läuft - siehe Screenshot... Mehr zur Anbindung einer uralten Kamera, der Kodak DC20,  können Sie auch hier nachlesen.

Achtung Theorie – kann bei Bedarf gerne überlesen werden ;-)

Um die Sache mit dem nicht auswechselbaren Speicher in der Kamera und die langsame Übertragung via Kabel über die so genannte serielle COM-Schnittstelle in den Windows-Rechner besser zu verstehen, hier ein Rechenbeispiel. Mit zwei Vereinfachungen, nämlich dass eine Übertragungsrate von 115.200 Baud 115.200 Bit pro Sekunde entspricht und 1 MByte 1024 KByte hat und nicht 1000. Umgerechnet entsprechen 115.200 Bit pro Sekunde 14,4 KB pro Sekunde = 864 KB pro Minute = 0,864 MB pro Minute.

Der interne Speicher der C800L hat 6 MB für 30 Fotos von 1024x768 Pixel Größe oder 120 Fotos von 512x384 Pixel. Um diese Bildmenge – 6 MB – zu übertragen, vergehen bei 115.200 Bit/s 7 Minuten. Wird diese Übertragungsrate gar nicht erreicht/geboten, vergeht schnell auch eine viertel Stunde, um alle Bilder aus der Kamera in den Rechner zu bekommen. Bei den C4xxx-Modellen mit dem kleineren Speicher geht es entsprechend schneller, aber die lösen eben nur 640x480 Pixel auf. Die Olympus C400L hat 2 MB für 12/36 Fotos von 640x480/320x240 Pixel, die C400 1 MB internen Speicher und die C410L schließlich 3 MB. Soviel zu den ersten Kameras ohne Wechselspeicher.

Pixelzahlen

Lenkt man seinen Blick auf die Auflösungen: 640x480 Pixel (VGA) und 1024x768 Pixel (XGA), muss man einfach daran denken, dass sich diese Pixel-„Bildchen“ auf dem 800x600 Pixel Notebook-Monitor oder dem 15/17 Zoll Röhrenschirm mit 1024x768 Pixel nicht so "verloren“, wie heute auf den 1920x1080 Pixel Full HD aufwärts Monitoren. Übrigens: Mit 150 ppi Druck-/Fotobelichterauflösung reicht es für eine 8x10 cm (640x480p), 13x18 cm (1024x768p) Vergrößerung.

Olympus Camedia 410L/420L

Den Erstlingen von Olympus ist eins gemeinsam: Die erst mehr gerundete, und später eckige Gehäuseform, das festbrennweitige, vierlinsige 2,8/5 mm (36 mm @KB) Objektiv, der eingebaute Blitz und der Schieber, der das Objektiv freilegt und die Kamera einschaltet. Die C800L/D-300L hat je nach Internet-Quelle eine Sensorempfindlichkeit von ISO 50/100, die C400-Versionen ISO 130. Die Belichtung wird über eine Programmautomatik und Verschlusszeiten zwischen 1/8 und 1/500 s gesteuert. Die Stromversorgung erfolgt über 4 AA Mignon Zellen. Was an sich lobenswert ist, weil ich Batterien an jedem Kiosk bekomme, gleichzeitig aber die größte Schwachstelle, die „Sollbruchstelle“ nicht nur der ersten Olympus-Modelle ist! 

Die vier zwischen Federn und Kontaktplatten montierten Mignon-/AA-Batterien/Akkus üben auf winzige Plastikhäkchen des Batteriefachdeckels einen so hohen Druck auf, dass sie nach längerem Gebrauch durch Materialermüdung oft nachgeben und brechen. Im schlechtesten Fall genügt auch eine ruckartige, falsche Bewegung, ein kleiner Stoß, und die Häkchen sind weg. Der Batteriefachdeckel öffnet sich, die Batterien/Akkus liegen im Dreck. Dazu braucht die Kamera noch nicht mal runterzufallen. Diese Fehlkonstruktion aus falscher Sparsamkeit ist bei zahlreichen Herstellern und ihren Modellen dieser Ära anzutreffen. Der Druck der vier Zellen ist so hoch, dass selbst ein stabiles und gut haftendes Gewebeklebeband – siehe Foto – gelängt wird!

Die hier gezeigte Olympus C410L wurde für 25 Euro im Ausland erworben, die C420L – mit gebrochenen Batteriekammerhäkchen – ist für 2 Euro vom Flohmarkt. Beide Kameras funktionieren einwandfrei!

Die C420L zeigt ein weiteres Desaster nicht nur der frühen Olympus-Kameras. Es ist der zum Scheitern verursachte Versuch seitens Olympus, die briefmarkendünne und ebenso empfindliche Smartmediaspeicherkarte als Standard neben der vergleichsweise robusten Compactflashcard zu etablieren. Auch Fuji setzte die empfindliche Smartmediakarte zeitweilig ein, die zum Ende der Produktion maximal 128 MB Fassungsvermögen bot – zu wenig für die immer höher auflösenden Digitalkameras. Überhaupt gereichen Smartmediacards zur puren Zumutung. Obwohl dafür vorgesehen, können sie problemlos in Universalkartenlesegeräte, die zahlreiche Kartenformate verarbeiten können, geschoben werden, und es tut sich – NICHTS. Oft kann nur die Kamera per USB-Kabel an den Rechner angeschlossen werden, um an die Fotos zu kommen. Vollkommen zu Recht ist das Speicherkartenformat „Smartmedia“ untergegangen! Und als ob das nicht genug Ärger verursacht, gab es zeitweilig zwei Typen, die mit unterschiedlicher Spannung betrieben werden: 3,3 V oder 5 V. Mehr zu diesem Thema, wenn der Versuch gestartet wird, eine Minolta Dimage V aus 1996 in Betrieb zu nehmen...

Eine Besonderheit bot der Einsatz von Smartmediakarten: Über einen Adapter, der ins 3,5“ Diskettenlaufwerk passt, können die Fotos in den Rechner übertragen werden. Wenn ich mich richtig informiert habe, gab (gibt) es Treiber für den Diskettenadapter nur für Windows. Für Apple war neben dem PCMCIA-Karteneinschub auch die Adapterkarte nötig, die die Smartmediakarte aufnimmt.

Wer Spaß dran hat, die englischsprachige Bedienungsanleitung zur D-200L/300L (Camedia C400L/800L) ist im Netz verfügbar

Zum Schluss noch ein paar aktuelle Bildbeispiele von 2015 aus der C410L: Ferien auf Saltkrokan, Bullerbü oder so ähnlich ;-)

Ralf Jannke

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