Panasonic mFT DSLM Lumix DMC-G2 Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine der frühen mFT-Systemkamera vor. Ralf Jannke hat sie ebenfalls ausführlich beschrieben.

Spezifikationen

  • Die 2010 vorgestellte Panasonic Lumix DMC-G2 ist 124 x 84 x 43 mm groß und wiegt mit Akkus und Speicherkarte 425 g.
  • Der 4/3“ LiveMOS-Sensor 17,3 x 13,0 mm (mFT) mit Pixelpitch 4,3µm löst maximal 4000 x 3000 Pixel  = 12 Megapixel auf. (Rohdaten 13,1 Megapixel) Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 6400 ASA einstellbar. HD-Videos sind mit 1280x720 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder RW2 (RAW-Format) auf SD/SDHC-Karten (max. 32 GB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen Videosucher mit 1,4 Millionen Subpixeln (entspricht 800x600 Farbtripeln) angezeigt, zusätzlich ist ein schwenk- und klappbarer 3“ TFT LCD Monitor mit 460.000 Subpixeln vorhanden.
  • Das Objektivbajonett ist das mFT (MicroFourThirds)
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors, zusätzlich manuelle Einstellung mit Fokusunterstützung
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. 144-Zonen-Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 60s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • manuell ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 11 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten (System Olympus/Panasonic/Leica)
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • Gehäuse ohne Bildstabilisierung (alle besseren Panasonic/Leica-Objektive haben Stabilisierung)
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku (kompatibel mit dem Akku der G1 bzw. GF1)

Besonderheiten

  • Die Lumix G2 ist weitgehend baugleich mit der ersten spiegellosen Systemkamera überhaupt, der Lumix G1 (Link auf Bericht). Geändert wurde nur wenig: Die G2 kann Videos aufnehmen, die maximale Empfindlichkeit von 3200 auf 6400 ASA verdoppelt, die Speicherkarte wanderte ins Akkufach und das Display ist touch-bedienbar.
  • „DMC“ im Namen dürfte für „Digital Media Camera“ stehen, Lumix hießen viele Panasonic-Digitalkameras. mFT des Objektivbajonetts bezieht sich auf die Sensorgröße von 17,3x13mm, was einer Sensordiagonale von vierdrittel Zoll entspricht, (1,33x25,4 Millimeter entsprechend 33,8 mm). Die wahre Sensordiagonale hat jedoch nur 21,6 mm.
  • Die Differenz zwischen beiden Maßen hat historische Gründe: Früher, als elektronische Fernsehkameras noch analog waren und eine lichtempfindliche Aufnahmeröhre statt digitalen Sensoren hatten, gab man deren Außendurchmesser an, die lichtempfindliche Fläche war immer etwas kleiner (Faktor ca. 0,65, siehe auch hier im Digicammuseum). Nach dem Übergang auf Kameras mit CCD-Sensoren und CMOS-Sensoren bleib man einfach bei der Größenangabe entsprechend der virtuellen Röhre, so wird z. B. ein Kompaktkamerasensor mit 1/2,3“ angegeben, was ca. 11 mm entspricht, der Sensor hat aber nur eine Abmessung von 6,2x4,6mm entsprechend 7,7 mm Diagonale.
  • Das Bajonett ist das mit der G1 eingeführte mFT-Bajonett, das auch von der Olympus OM-D-Serie und der Olympus-Pen-Serie verwendet wird. Die meisten Panasonic-mFT-Gehäuse haben keinen eingebauten Bildstabilisator, statt dessen ist er in den Panasonic/Leica-Objektiven verbaut. Olympus-mFT-Objektive lassen sich auch benutzten, haben aber keinen eingebauten Stabilisator, da dieser in den meisten Olympus-mFT-Gehäusen vorhanden ist.
  • Alte FourThirds-Objektive lassen sich per Adapter auch nutzen, unterliegen jedoch teilweise Einschränkungen beim Autofokus.
  • Im FT/mFT-Systemstandard ist vorgeschrieben, daß die Objektive Angaben zu Verzeichnung, Vignettierung und chromatischer Aberration zum Zeitpunkt der Aufnahme für die aktuell eingestellte Brennweite und Blende übermitteln, so daß die Kamera diese in den erzeugten JPEGs bereits unwiderruflich korrigieren kann bzw. diese Angaben als Parametersatz in das RAW einbettet, so daß RAW-Konverter diese Angaben automatisch übernehmen und umsetzen können. Die wirklichen Objektivfehler sind nur mit „freien Konvertern“ (z. B. Darktable, RawTherapee usw.) darstellbar, die diese Parametersätze auf Wunsch ignorieren.
  • Der Bajonettdurchmesser ist im Verhältnis zur Sensordiagonale recht groß, außerdem muß jedes Objektiv einen wesentlich größeren Bildkreis haben, als die Sensordiagonale es eigentlich erfordert. Darum lassen sich telezentrische Objektive recht einfach bauen (die Lichtstrahlen verlassen diese Objektive recht parallel, was für digitale Sensoren wesentlich besser ist als die schräg austretenden Strahlen aus den zuvor üblichen Weitwinkelobjektiven.
  • Die Bilder können als JPEG oder im Panasonic-RAW-Format RW2 aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen SD/SDHC-Karten.
  • Der Sensor wurde von Panasonic (einem Unternehmen des Matsushita-Konzerns) entwickelt und hergestellt, die Kamera im chinesischen Panasonic-Werk in Xiamen, Provinz Fujian, gebaut.
  • Es können diverse Bildstile auf die JPEGs angewandt werden (Panasonic bezeichnet sie als Filmsimulation), diese können vom Benutzer auch fein in vielen Bildparametern angepaßt werden, darunter Schärfe, Sättigung, Kontrast usw.
  • Die Kamera schreibt etliche interessante Details in die MakerNotes der EXIFs von RAW-Dateien, darunter: das Herstelldatum, die Kameraseriennummer, die meisten Bildparameter, die verstrichene Zeit seit dem Einschalten, ein Babyalter (sofern im Menu eingegeben), den Objektivnamen und die Objektiv-Seriennummer uvm.
  • In die EXIFs wird die Zahl der Auslösungen nicht geschrieben, sie läßt sich aber im System-Menu ablesen. Dieses Menü muß durch eine komplizierte Tastensequenz freigeschaltet werden. Aber Achtung: Wer nicht genau aufpaßt und die Reihenfolge der Bedienschritte nicht genau befolgt, landet im permanenten Servicemodus (gelbes Warndreieck beim Ausschalten), aus dem man nur sehr schwer wieder herauskommt, auch ein Reset aller Einstellungen hilft nicht dagegen, nur ein Service-Totalreset.
  • Die Stromversorgung erfolgt mit einem LiIon-Akku, der auch in der Lumix GF1 oder G1 benutzt wird.
  • Der Gehäuseblitz klappt nur manuell betätigt aus. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh vorhanden mit TTL-Kontakten des Olympus/Panasonic/Leica-FT-Systems.
  • Das Kameradisplay ist beweglich montiert, es kann geschwenkt und verdreht werden. Es kann auch mit der Bildseite gegen das Gehäuse geklappt werden, dann ist es vor Beschädigung geschützt. Im Lauf der Zeit verspröden die für das Drehgelenk benutzten Kunststoffe, Risse sind somit bei vielen Exemplaren anzutreffen. Das Kabel zwischen Kamera und Display wird bei der Bewegung stark belastet, darum gibt es etliche Exemplare mit defektem Monitor. Per Videosucher können sie aber immer noch benutzt werden, da dort auch das Menu bedienbar ist.
  • Die Umschaltung zwischen elektronischem Sucher und Monitor erfolgt entweder rein manuell oder durch einen Augensensor. Die Technik des Videosuchers stammt aus dem professionellen Broadcast-Bereich, eine 60 Mal je Sekunde zwischen Rot, Blau und Grün umschaltbare LED beleuchtet ein reflektierendes Display mit 800x600 Bildpunkten, das menschliche Auge sieht dann die drei Teilfarbbilder durch seine Trägheit als farbiges Bild. Lediglich bei schnellen Kameraschwenks oder bei Augenbewegungen erkennt man das Farbflimmern. Die in den technischen Daten genannten 1,4 Millionen Bildpunkte entstehen durch Multiplikation der wahren Bildpunkte mit den drei Farben.
  • Die Kamera hat viele Tasten, Hebel und Räder, neben dem Daumenrad und dem Moduswahlrad gibt es je einen Hebel für die AF-Art und die Wahl zwischen Einzelbild, Serienbild, Selbstauslöser und Mehrfachbelichtung. Ein Quickmenu ermöglicht den schnellen Zugriff auf die meisten Aufnahmeparameter, der aktive AF-Punkt kann in der Größe eingestellt und seine Position durch das Steuerkreuz frei auf dem gesamten Sensor verschoben werden.
  • Für die USB- und die Videoschnittstelle sind Spezialkabel erforderlich, da sie zu einer Kombibuchse zusammengefaßt wurden, die HDMI-Buche hingegen entspricht der Norm. Eine Netzteilbuchse fehlt, statt dessen kann muß Akkudummy benutzt werden.
  • Die UVP der Lumix G2 betrug ca. 700 Euro ohne Objektiv. Ich konnte das gezeigte Exemplar 2015 für etwa eine Woche testen, bevor der Besitzer es verkaufte.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als RAW, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Als Objektiv dienten Olympus mZuikos, da ich kein Panasonic mFT-Objektiv besitze.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der G2 besteht größtenteils aus Kunststoff mit einigen Metallteilen. Die verwendeten Materialien waren 2015 noch gut erhalten, auch die Antirutsch-Beschichtungen „klebten“ noch nicht. Obwohl die Kamera recht klein ist, läßt sie sich dank der Griffwulst (in der der Akku steckt) gut einhändig bedienen.

Die Kamera gehört zur Klasse der spiegellosen Systemkameras, in der sie das Amateur-Segment bedient.

Der Sensor neigt fast überhaupt nicht zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen. In den dunkleren Bildpartien rauscht er kaum sichtbar (bei 100ASA), die Schatten können recht problemlos per EBV aufgehellt werden. Auch kritische Gegenlichtsituationen werden recht gut gemeistert.

Die Bildqualität der G2 ist auch heutzutage als gut zu bezeichnen, bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera allerdings durch den Entrausch-Algorithmus an Zeichnung. Bei 12 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 gibt es an den Bildern nichts auszusetzen. Das Rauschverhalten dürfte zur G1 identisch sein, das Beispielbild entfällt darum hier.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch recht uninteressante Kamera (weil eine von vielen mFT-Kameras), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen gut geeignet. 12 Megapixel reichen meist völlig aus.

Cristian Zahn, Frühjahr 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben