Bevor es losgeht
Das Polaroid Sofortbild-Diafilm-System ist seit 25 Jahren tot. Konsequenz nach meinen Negativ-Erfahrungen: Finger weg von diesem in eBay völlig überteuert angebotenem Material! Das darf man allenfalls als Ein-Euro-Flohmarkt-Fund mitnehmen oder halt geschenkt! Der zum Entwickeln der Polaroidfilme zwingend benötigte Prozessor darf maximal 10 Euro kosten! Was da teilweise an Preisen abgerufen wird, ist haarsträubend. Ohne Filme ist das Teil ein sinnloser Staubfänger, der in die entsprechende Tonne einer Mülltrennung gehört …
Von 6 Filmen 5 Schrott. Eine Ausfallquote von 83 Prozent
Und dennoch (m)ein Erfahrungsbericht!
Im Beitrag „Nikon NT-1000A 35mm Film Direct Telephoto Transmitter“ von 2018 war zu lesen:
Wenn in Los Angeles genug Tageslicht vorhanden war, hätte man sogar mit einem ISO 40 Film in Farbe arbeiten können. Diese Empfindlichkeit hatte nämlich der ein Jahr zuvor 1983 vorgestellte Polachrome 35mm Diafilm. Wie schnell dieser Film nach Belichtung im entsprechenden Polaroid AutoProcessor 35mm entwickelt war, zeigt dieses Youtube-Video: „Demo - Polaroid PolaChrome - 35mm Instant Slide Film“
Eine Polaroid SW-Variante bot sogar ISO 400! Den entwickelten Farb- oder SW-Poladiafim in den Nikon NT-1000A 35mm Film Direct Telephoto Transmitter gegeben, bei Bedarf noch Ausschnitt, Gamma, Helligkeit und Kontrast korrigiert – all das bot der NT-1000A – und ab ins/durchs Telefon mit dem Foto: 1984!“
Das ließ mich dann doch etwas genauer hinsehen, ob man damit nicht auch in Digitalkamera-/fotozeiten etwas anstellen könne. Die Sinnhaftigkeit mal vollkommen außen vor. Der benötigte Prozessor zum Verarbeiten der Filme wird bei eBay reichlich angeboten. Und da wie immer eine Preisfrage. Aber ohne Filme bleibt der Prozessor ein sinnloser Staubfänger.
Was bei den Filmen zu beachten ist, wie der Prozessor zu bedienen ist, war nach Anschauen des YouTube-Videos: „Polaroid Polachrome - Polapan - Polagraph - 35mm Sofortbildfilme“ klar. Dort fand sich auch ein ganz wichtiger Hinweis:
Finger weg von der Farbvariante Polachrome 35mm!
Dessen Chemikalien sind offensichtlich so ausgetrocknet, dass diese Filme entsorgt werden können. Ein Versuch lohnt nur, wenn man diese Filme geschenkt bekommt … Auf keinen Fall dafür Geld bezahlen! Oder eben ein spottbilliger Flohmarktfund.
Chemikalien sind das Stichwort!
Man darf auch die SW-Filme nur kaufen, wenn sie komplett sind! Komplett heißt Film UND Entwicklungspack. In diesem kleinen Kästchen steckt die zur Entwicklung benötige Chemie. Fehlt dieser Pack, ist der alleinige Film völlig wertlos! Was mir Greenhorn natürlich prompt bei dem oben abgebildeten PolaChrome 35mm passiert ist. O.K. die 6 Euro Verlust überlebe ich ;-)
Beim Kauf ist also Vorsicht geboten
Zumal die Preise für diese Spielerei immer obszön sind! Getoppt werden die Preise nur noch von abgelaufenen Fuji Sofortbild-Trennfilmen. Ausführlich hier beschrieben.
Die letzten Kleinbildfilme soll Polaroid um 2000 produziert haben. Was jetzt verfügbar ist, ist also total überaltert!
Im Bestand und einen Versuch wert waren schließlich diese SW-Diafilme:
- PolaGraph 35mm Hochkontrast ISO 400 (12 Aufnahmen)
- PolaBlue 35mm Hochkontrast ISO 8 – ja ISO ACHT! (12 Aufnahmen)
- PolaPan 35mm ISO 125 (36 Aufnahmen)
Gut, dass ich da noch einmal mit Hilfe von ChatGPT recherchiert hatte!
>>Laut ChatGPT wurde der PolaBlue 35mm in erster Linie für kreative Fotografie und Experimente mit Farbe und Belichtung entwickelt. Durch seine extrem niedrige Empfindlichkeit (ISO 4–8) war er ideal für Langzeitbelichtungen bei starker Lichteinwirkung. Er soll sich gut für Lichtmalerei, abstrakte Fotografie oder Studio-Setups mit kontrollierter Beleuchtung eignen. Der Film hat eine blau eingefärbte Farbwiedergabe (daher der Name PolaBlue) und produziert kühle, kontrastarme Bilder mit einem nostalgisch-verwaschenen Look. Da er nur in limitierter Auflage produziert wurde, ist der Film auch unter Sammlern und Film-Enthusiasten begehrt. Der PolaBlue 35mm ist kein Film für Alltagsfotografie oder Schnappschüsse bei normalem Licht. Er ist nicht für automatische Belichtungsmessung geeignet – manuelle Kameras mit flexibler Belichtungssteuerung sind nötig.<<
Wie weit das stimmt, habe ich nicht weiter recherchiert. Aber die Empfindlichkeitsangabe war wichtig, die auch auf einer anderen Internetseite bestätigt wurde. Bei Kunstlicht ISO 4, bei Tageslicht ISO 8.
Weiterhin schrieb ChatGPT:
>>Der PolaBlue 35 kann wie ein normaler Farbfilm (C-41), entwickelt werden, aber die Ergebnisse sind unkonventionell.<< Hmmm??
Warum diese ChatGPT Aussage? So ganz unsinnig kann sie nicht sein, denn der Text auf der Film-Verpackung lautet: "Instant White-on-Blue Slide Film. High contrast negative. Processing pack included." – "Sofortiger Weiß-auf-Blau-Diafilm. Kontrastreiches NEGATIV. Entwicklungspaket enthalten"
Für die dunkler werdende Jahreszeit schien der PolaGraph 35mm Hochkontrast ISO 400 für den Start zunächst am vielversprechendsten. Blöd nur, dass es sich bei diesem Film schlicht um einen Betrug handelte. Und ganz schlecht, dass ich dem Anbieter des PolaGraph nicht eine Negativbewertung verpasst habe. Es war kein Film in der geschickt wieder zugeklebten Verpackung. Schwamm drüber — war halt nochmal Lehrgeld.
Und meine zwei PolaBlue 35 Filme?
Automatisch belichtet habe ich beide in der Nikon F3. Die geht in der ISO-Einstellung runter bis ISO 8, was zusammen mit einer Plus 1 EV Belichtungskorrektur ISO 4 entsprach. In der Hoffnung, dass diese gewollte Überbelichtung die totale Überlagerung etwas kompensieren könne. Um für einen Rundgang kein Stativ mitschleppen zu müssen, wurde die F3 mit dem ultralichtstarken Nikon NIKKOR 55mm 1:1.2 versehen. Was je nach Situation zwischen Offenblende und f/2,8 noch so eben Hand-haltbare, verwacklungsarme Belichtungszeiten gestattete.
Die Mühe war umsonst :-(
Die Filme konnte ich nach dem Entwicklungsversuch im Prozessor umgehend entsorgen. Die Paste, das Entwicklungsgel war so ausgetrocknet, dass zur Entwicklung Null Chance bestand.
Erstes Zwischenfazit
Nochmal: Finger weg von den in eBay zu Wucherpreisen angebotenen PolaBlue 35mm Filmen! Und wahrscheinlich auch den PolaGraph 35mm Varianten. Die würde ich nur noch zu Flohmarktpreisen — 1 Euro pro Film — oder geschenkt nehmen.
Natürlich aus Neugier, und um die nette Zeiss Ikon CONTAFLEX III damit zu laden. Zu der ich die drei Vorsatzobjektive Carl Zeiss Pro-Tessar 1:4 f=35 mm (Weitwinkel), Carl Zeiss Pro-Tessar 1:4 f=85 mm und Carl Zeiss Pro-Tessar 1:4 f=115 mm (Tele) habe. Um nach dem Fotorundgang mit der CONTAFLEX III zügig die Sofortbild-Dias zu haben!
Trotz des Misserfolgs mit den PolaBlue 35mm Filmen, habe ich den ersten PolaPan 35mm ohne Begeisterung und letztes Engagement mit der Nikon F3 einfach "durchfotografiert". Um anschließend aufs Beste überrascht zu werden: ES HAT FUNKTIONIERT! Mit der Entwicklung im Prozessor. Auf Grund des Filmalters (30 Jahre?) hatte ist statt ISO 125 bei der Nikon F3 gleich ISO 60 gewählt. Und bin damit gut gefahren! Vielleicht gelingt auch noch der zweite PolaPan. Natürlich wieder in der Nikon F3!
Die CONTAFLEX III werde ich später mit frischem Kodak Gold 200 Farbnegativfilm laden. Sollte sich dabei herausstellen, dass die Kamera irgendeinen Defekt hat, wäre der verlorene Kodak Gold 200 zu verschmerzen. Das bei meinem letzten PolaPan festzustellen, wäre bitter gewesen!
Digitalisierung des PolaPan 35mm
Die ist mit dem vorhandenen Minolta Dimage Scan Dual II AF-2820U vollkommen "in die Hose" gegangen". Es begann mit der "freudigen" Mitteilung, ich hätte über ein Jahr lang kein Update meiner Scansoftware Hamrick VueScan mehr installiert, die Lizenz wäre abgelaufen … Zum Testen wäre mir das Wasserzeichen der nicht erneut gekauften VueScan Version erstmal egal gewesen. Aber es ging überhaupt nicht. Ständig meldete der Minolta Dimage Scan Dual II AF-2820U: Kein Film (Negativ) gefunden. Also keine weitere Zeit damit verplempern, eine andere — primitive — Lösung gewählt. Die Dias wurden im Halter einfach auf meine LED Leuchtplatte gelegt, und dann Einzelbild für Einzelbild mit der iOS-App Photo Scanner aufgenommen. Das (miserable) Ergebnis im Tableau. Warum die Bilder gerade mal nur 900 x 600 Pixel groß waren? Keine Ahnung. Ist auch egal, die Bildchen ließen sich so behelfsmäßig digitalisieren.
Den zweiten PolaPan 35mm wollte ich vergleichbar digitalisieren. In dem Fall Einzelbild für Einzelbild formatfüllend mit der Nikon Z7 abfotografiert. Aber dazu kam es nicht mehr …
Das Nippon Kogaku NIKKOR-Q Auto 1:3.5 f=13.5cm habe ich schließlich doch nicht eingesetzt, sondern zum Nippon Kogaku Japan NIKKOR-S Auto 1:2.8 f=35m noch das Nikon NIKKOR 24mm 1:2 und Nikon NIKKOR 85mm 1:2 dazugenommen.
Die PolaPan 35mm Fotos der finalen Runde — gibt es nicht :-(
Der zweite PolaPan 35mm ließ sich zwar im Polaroid Prozessor verarbeiten, aber ohne Resultat. Auch hier war die Entwicklungspaste, das Entwicklungs-Gel so ausgetrocknet, dass es nicht mehr funktioneren konnte :-(
Stattdessen habe ich die wenigen Fotos der ersten und einzigen erfolgreichen Runde erneut digitalisiert
Mit diesem exquisiten Set-up :-)
Bestehend aus der 16 Megapixel Halbformat Sony NEX-6, dem Orsda Auto Focus Adapter EF-NEX und dem 10 Euro Flohmarkt Vivitar 100mm 1:3.5 MC AUTO FOCUS MACRO mit Canon EOS-Anschluss. Das Vivtar reichlich wackelig und in Billig-Plastikbauweise und nicht wirklich funktionierendem Autofokus, aber es hat – manuell fokussiert – seinen Zweck erfüllt. Die einzige Kombination vor Ort, mit der ich die 24 x 36 mm PolaPan 35mm SW-Dias einigermaßen groß von der LED-Leuchtplatte ablichten konnte.
Viel besser wird es vermutlich nicht, aber wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich die PolaPan 35mm SW-Dias nochmal durch meinen Plustek 7400 schieben …
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Gerne habe ich mich der Herausforderung Pola-Sofortbild-Diafilm gestellt. Auch unter Bezahlen von reichlich zuviel — Lehrgeld!
Erkenntnisse
Nochmals: FINGER WEG von den in ebay völlig überteuerten Varianten
PolaGraph 35mm Hochkontrast ISO 400 (12 Aufnahmen)
PolaBlue 35mm Hochkontrast ISO 8 – ja ISO ACHT! (12 Aufnahmen)
Es ist rausgeschmissenen Geld!
Eventuell – aus Neugier (!) – nehmen würde ich einen Polachrome 35mm ISO 40 (12 Aufnahmen). Was aber an der Verfügbarkeit und den Preisen scheitern dürfte …
Einzige positive, freudige Überraschung war der PolaPan 35mm ISO 125 (36 Aufnahmen)!
Obwohl genauso überaltert, wie die anderen Varianten, arbeitete wenigstens ein Film einwandfrei.
Bei der Gelegenheit: Vielen, vielen Dank an Susanne X., die mir die zwei PolaPan 35mm samt Prozessor geschenkt hat, von denen wenigstens noch einer "lebte".
Damit ist die "Akte" Polaroid Sofortbild-Diafilm geschlossen. Ein spätere Fortsetzung würde es nur geben, wenn ich nochmals Filme geschenkt bekomme oder etwas zu Flohmarkt-Tiefstkosten — Ein Euro — finden sollte …
Ralf Jannke, Oktober 2025
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| Autor: | Ralf Jannke |
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| Erstellt: | 23.10.2025 |














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