Interessanter Neuzugang in der Pixel-Mogelklasse der "Interpoleure" ;-)

Sigma SD10 (2003)

Die Überschrift wurde bewusst provozierend formuliert, aber eine Kamera, die aus physikalisch 2.268 x 1.512 Bildpunkten = 3,4 Megapixel eine 10 und mehr Megapixel Kamera macht, ist schon etwas gewagt. So wie die hier bereits ausführlich vorgestellte Sigma SD9.

Wer rechnet denn so falsch?

Sigma mit seinen DSLRs und weiteren Kameras im Sortiment, die mit einem so genannten Dreischicht Foveon Sensor ausgerüstet sind. Während die Farben beim "normalen" Bildsensor über ein so genanntes Bayer-Muster interpoliert werden müssen, nimmt der Foveon-Sensor das Bild vergleichbar einem analogen Farbfilm vereinfacht auf drei Schichten ohne Farbinterpolation auf. Beim Bayer-Muster sind von immer vier einzelnen Fotodioden des Bildsensors zwei mit einem Grünfilter und je einer mit einem Rot- und einem Blaufilter versehen. Daraus errechnet die Firmware die 16,8 Millionen Farben bei 24 bit Farbtiefe. Die Auflösung des Bildsensors entspricht dem Produkt von horizontalen und vertikalen Bildpunkten. 

Beim Foveon-Sensor wird die physikalische Auflösung seines Sensors mit der Anzahl Schichte = drei multipliziert, oder: 2.268 x 1.512 rote, 2.268 x 1.512 grüne und 2.268 x 1.512 blaue Bildpunkte, zusammen 10,3 Millionen Bildpunkte. Dabei wird es aber nicht belassen. Die Rohdaten-Entwicklungssoftware verdoppelt die horizontale und vertikale Auflösung des Foveon-Sensors einfach. Auf 4.536 x 3.024 = 13,7 Megapixel… 

Verboten?

Rein rechnerisch nicht, aber für spätere Druck-/Belichtungsgrößen auf Papier zählt erstmal nur die physikalische Auflösung der nebeneinander liegenden Fotozellen des Bildsensors. Wird diese Auflösung künstlich durch Interpolation erhöht, leidet die Qualität - früher oder später. Und da soll die Philosophie des speziellen Foveon-Sensors greifen.

Durch die beim herkömmlichen Bildsensor oben beschriebenen Farbinterpolation geht theoretisch Qualität/Auflösung/Schärfe verloren. Da die beim Dreischicht-Foveon-Bildsensor entfällt, rechnet die Sigma-Software die Anzahl der physikalischen Pixel wie oben beschrieben einfach hoch.

Die Auflösungs-Wahrheit dürfte irgendwo in der Mitte liegen: Bei einer physikalische Auflösung von 3,4 MP per Software auf 13,7 Megapixel hochskaliert, dürfte eine realistische Mitte bei ca. 6 MP liegen. Aber ich will da nicht lang rumstreiten, sondern einfach machen und probieren.

Womit?

Mit der für 55 Euro neu erworbenen Sigma SD10, die gegenüber der schon vorgestellten SD9 einige Verbesserungen hat. Wie bemerkte Leser Jarno Wätzig Mitte Januar (2019): „Hallo, ich vermisse die Kameras von Sigma, Stichwort FOVEON.“

Bitte sehr: Hier ist die Sigma SD10

Sigma SD9/SD10 Technik

Im Foto der Sigma SD10-Vorgänger, die SD9. Mit doppelter Energieversorgung!

Die außer der Modellbezeichnung wenig auffällige Änderung ist das Fehlen eines Batteriefachdeckels. Der Vorgänger der SD10, die SD9 benötigt zur Energieversorgung zwei Quellen. Aus Analogzeiten und den dazugehörigen SLRs übrig geblieben, braucht die SD9 zwei 123 Lithium Batterien CR17345 oder RCR123A Li-Akkus und vier 1,2/1,5 Volt Akkus/Batterien der Größe AA oder alternativ zwei CR-V3 Lithium-Batterien/Akkus.

Die SD10 benötigt zwingend zwei CR-V3 Lithium-Batterien/Akkus

Denn der erste Rundgang endete im Frust. Mit vier 1,2 Voll AA Eneloops gab es nach jeder Aufnahme eine blinkende Batterieanzeige und eine blockierte Kamera. Immerhin half Ausschalten, einmal Batteriefach ziehen, wieder Einschalten und weiter. Aber das Aufnahme für Aufnahme? Zwei CR-V3 Lithium-Batterien/Akkus eingelegt, beendeten diesen Spuk.

Endete die Empfindlichkeit der SD9 bei ISO 400, geht die SD10 bis ISO 800.

Alle Daten zur SD10 im englischen Manual

Sigma Rohdaten-Software

Adobe Lightroom und Adobe RAW (in Photoshop) öffnen die XF3-Dateien, erzeugen ohne Eingriff aber nur Dateien in Foveon-Pixel-Sensorgröße: 2.268 x 1.512 = 3,4 MP. Die kostenlose Rohdaten-Software RawTherapee kommt mit den XF3-Dateien nicht klar. Abhilfe ohne Kosten bringt die hier kostenlos runterzuladende Sigma-Rohdatensoftware Sigma Photo Pro.

Drei Sigma SD10 Beispielfotos

Nur drei Beispielfotos?

Nein, später gibt es mehr! Die Bilder entstanden beim ersten "Kontroll-Rundgang" mit der Sigma SD10 und zeigen je nach Situation auch schon die Grenze. Bewusst aufgenommen mit ISO 800, Entwickelt und vergrößert mit Sigma Photo Pro 6. Während das "Rex Kino" eine gute Leitung des Sensors zeigt, wird das Foto links daneben mit dem Bücherschrank durch "Banding" (Streifenmuster) verunziert. ISO 800 in/nach der "Blauen Stunde" sind sicher nicht die Stärke der Sigma SD10…

 

So wird die Sigma SD10 mit in den Sommer gehen…

Mehr Auflösungsexperimente und Fotos bei für die SD10 günstigerem Fotolicht im Lauf des Sommers. Im Unterschied zum Foto ganz oben wird die SD10 für die Exkursion mit diesem 3,5-5,6/28-80 mm Sigma-Zoom bestückt, das seine Klasse bereits in einem Exemplar Nikon-Bajonett beweisen konnte. Zum direkten Vergleich muss die Sigma SD10 dann gegen eine 6 Megapixel Nikon D50 antreten, die einen konventionellen Bildsensor hat.

Ralf Jannke, Januar/Mai 2019

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