Das war Frühjahr 2020 eine echte Herausforderung. Ein fast 60 Jahre altes Zoom auf einer hochauflösenden Systemkamera!
Sieben Linsen in einem Zoom müssen genügen!
Das 1961 vorgestellte Tamron 6,3/95-205 mm gilt als erstes industriell - heißt vergleichsweise preiswert - in hohen Stückzahlen gefertigtes Zoom, was ihm 1964 diesen Annoncentext in einem schwedischen Fachmagazin einbrachte: “Ein makelloses Objektiv zu einem sensationell niedrigen Preis!" Was aus dem Originalext auch ohne Schwedisch-Kenntnisse leicht zu übersetzen ist ;-) 550 Kronen kostete das Zoom 1964 in Schweden, umgerechnet auf heutige Kaufkraft müssten das etwa 650 (!) Euro sein. "Sensationell niedrig"? Na ja… Das Tamron gab es auch als "Astronar" und "Edixar" und möglicherweise weiteren nach Wunsch gelabelten Varianten.
Am 26 MP Limit! 1:1 Crops
2.400 x 1.600 Pixel
Ganz klar: Die 26 Megapixel Fujifilm fordert! Die Pixeldichte entspricht einem 65 MP Vollformatsensor! Und damit wurde der brave, aus sieben Linsen bestehende 59 Jahre alte Methusalem malträtiert. Ich halte das Ergebnis dennoch für erstaunlich.
Größtes Hindernis in diesem Fall war die viel zu hohe Nahdistanz von etwas unter 6 Fuß, rund 1,8 m, was zu längerer Brennweite zwingt, wenn's groß werden soll. Die Kamelie, die Wäscheklammern sowie die alte Voigtländer Vito II wurden mit Brennweiten Richtung 205 mm abgelichtet. Abblenden bis Größenordnung f/16. Beim Magnolien-Baum lag die Aufnahmedistanz vielleicht zwischen Richtung 4 und 5 m. Brennweite irgendetwas um 150 mm. Davon ist mangels Objektiv-Exif natürlich nichts dokumentiert. Ich hatte keine Lust mit einem konventionellen Notizbuch zu arbeiten...
Keine Frage, dass sich das uralte Zoom auf der 10 Megapixel Sony Alpha 100 leichter tat!
Bevor ich es vergesse…
Neben dem ganz oben mit abgebildeten MC W.ROKKOR - SG 1:3,5 f = 28 mm gibt es in meiner Sammlung noch das durch einen Sturzschaden schwer gezeichnete MC ROKKOR - PF 1:1.7 F = 55 mm, das auf einer analogen Minolta SR-7 steckte. Hier auf der 16 MP FUJIFILM X-E2, deren Zustand zum 50er passt ;-) Das manuelle Fokussieren aller dieser Objektive auf dem Minolta MC/MD-/Fuji X-Adapter wird mit der Kantenanhebung in wählbarer Farbe (bei mir Rot), wie sie die Fuji DSLMs und zahlreiche andere Vertreter spiegelloser Systemkameras bieten, zum Kinderspiel. Das Verfahren ist viel genauer als die Lichtwaagen zahlreicher Spiegelreflexkameras. Ich ziehe die Kantenanhebung auch jeder digitalen Lupe, Bildvergrößerung vor!
Bei dieser Gelegenheit noch ein paar Bemerkungen, heißt Youtube-Videos zum Einsatz alter Objektive
Linsenpilz – Fungus
Von der Aussage "schnell und einfach" im Zusammenhang mit Linsenpilz ist allenfalls weder "schnell" noch "einfach" realistisch. Um an die innen sitzenden Pilz-befallenen Linsen zu kommen, wird entsprechendes Werkzeug und Mut verlangt, um ein feinoptisches Meisterwerk zu zerlegen. Aber es kann sich lohnen, wenn es sich dabei um ein eher niedrigpreisiges optisches Gerät handelt. Mit der filmgeladenen oben gezeigten 15 Euro Mess-Sucherkamera Petri 2.8 ziehe ich vielleicht nach dem Sommer 2020 los, um ein paar Fotos zu schießen…
Ein letztes Wort zum Uralt-Tamron
Reduziert von 26 auf 4 MP, liefert auch das Ural-Zoom so ein "schönes" Bildchen ;-)
Auch wenn man vom Objektiv-/Linsendurchmesser nur bedingt auf die Lichstärke schließen kann, so dürfte die zum 1961 gebauten Tamron-Zoom angegebene Lichtstärke von f/6,3 eher vom damaligen Marketing gefordert gewesen sein. Das Tamron wird eher ein 8/95-205 mm Zoom sein. Wenn man mit dem 4,5-6,7/50-230 mm Fuji-Zoom vergleicht. Und bei f/8 hilft in zu vielen Situationen die Kantenanhebung zur Fokussierung auch nur wie bei dem Blümchenbild vom Stativ. Was für ein Unterscheid dagegen das Nikon NIKKOR C Auto 1:4.5 80-200 mm. Nicht nur von der angegebenen Lichtstärke f/4,5 doppelt so lichtstark wie das 6,3/95-205 mm Tamron. Geht man beim Tamron von f/8 aus, hat dieses Zoom von 1961 keine Chance. Sehr gerne habe ich das historische Tamron an Bord genommen, aber jetzt geht es wieder in den wirklich verdienten Ruhestand.
Ralf Jannke, Frühjahr 2020
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 9.05.2020 |
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