VTech Kidizoom Duo

Hier stelle ich eine Kinder-Digitalkamera vor, sie gehört in Bezug auf die Bildqualität in die Box der Trash-Objekte.

Auch Ralf Jannke hat sich dem Thema Kinder-Digitalkamera angenommen und diese beiden Berichte verfasst:

Und Boris Jakubaschk hat sich dem Hersteller Mattel angenommen:

Spezifikationen der VTech Kidizoom Duo

  • Die 2015 vorgestellte Kidizoom Duo ist 165 x 89 x 58 mm groß und wiegt 435 g mit Batterien.
  • Der Sensor löst maximal 1600 x 1200 Pixel  = 2 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit ist unbekannt. Bilder werden als JPEG auf microSD/SDHC-Karten (max. 32 GB) gespeichert. Auf der Rückseite ist eine zweite Kamera für Selfies eingebaut, diese hat nur 0,3 Megapixel.
  • Das Objektiv ist eine Festbrennweite, die optischen Daten sind unbekannt, ebenso die Empfindlichkeit.
  • Das Motiv wird über einen 2,4“ TFT LCD Monitor angezeigt, zusätzlich ist ein optischer stereoskopischer Dzrchsichtsucher vorhanden.
  • Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus.
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit fester Blende.
  • im Gehäuse integrierter Blitzersatz mittels superheller weißer LED
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch vier Mignonzellen

Besonderheiten

VTECH wurde bereits 1974 gegründet, der Name ist eine Abkürzung von Video TECHnology. Der offizielle Firmensitz ist (vermutlich aus steuerlichen Gründen) auf den Bahamas, gegründet und heute auch noch ansässig ist das Unternehmen in Hong Kong. In den 1980er Jahren produzierte VTECH unter anderem Heimcomputer, darunter die 8-Bit Geräte Laser 100/200, VZ200 oder den Laser 128 (die einzig bekannte legale Kopie des Apple IIc). Seit dem Aufkommen der IBM-kompatiblen Computer beschränkt sich die Firma auf die Produktion von „Lerncomputern“ für Kinder, aber auch anderes technisches Spielzeug wie elektronische Globen oder kamerabasierte Mikroskope, aber auch die Kinderkameras, zu denen das gezeigte Modell gehört.

Die Verpackung ist clever gemacht: Die Eltern konnten die Kamera im Geschäft ausprobieren, da sich die einige Knöpfe durch die durchsichtige Verpackung bedienen ließen und Batterien eingelegt mitverkauft wurden.

Die Stromversorgung der Kidizoom erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Mignon-Zellen, gespeichert werden die Bilder entweder in einen internen 256KB-Speicher oder auf maximal 32 GB große microSD-/SDHC-Karten.

Die Kamera ist vermutlich aus billigsten Komponenten zusammengebaut: ein 2,4“-Farbdisplay mit geringer Auflösung, ein Fixfokus-Objektiv mit lediglich der Offenblende, einem rein elektronischem Verschluss und einem Webcam-Bildsensor. Immerhin gibt es einen Durchsichtsucher und eine Schutzscheibe vor dem Objektiv. Der Sucher kommt völlig ohne Linsen aus, es sind einfach zwei viereckige Rohre mit klaren Kunststoffscheiben vorne und hinten. Eine Streulichtblende ist nicht erforderlich, die winzige Linse sitzt tief in einem mit Lichtbrechrillen versehenen schwarzen Trichter.

Um das Objektiv ist ein drehbarer Ring angebracht, bei seiner Betätigung werden verschiedene Bildeffekte auf das Foto angewendet, diese sind dann fest im Bild vorhanden und können später nicht geändert werden. Es gibt Staucheffekte, Bunte Farbfilter, lustige Teilbildchen (Löwenkopf, Roboterkopf, Krone, usw,), fallende Sternchen, einen Froschkönig, eine Schatztruhe, Herzchen, Kuhmünder usw.), Bildkompositionen (nacheinander werden mehrere Gesichter in ein Comicbildchen eingefügt), oder Mehrfachbilder (bis zu vier Einzelaufnahmen nacheinander werden zu einem Gesamtbild zusammengesetzt).

Allerdings gibt es die Möglichkeit, erst ein normales Bild aufzunehmen und die genannten Effekte nachträglich auf das Foto anzuwenden und vom Original unabhängig zu speichern.

Bei der Wiedergabe können die Bilder in einem speziellen Modus „geschüttelt“ werden, bei heftigem Bewegen der Kamera wird ein zufälliger Filter auf das Bild angewendet und aus dem Lautsprecher ertönt Gelächter. Diese Schüttelbilder werden nicht gespeichert.

Ein Audiorekorder ist vorhanden, die Aufnahmen können mit einigen Effekten wie Roboterstimme, Hohe Stimme usw. versehen und erneut abgespeichert werden.

Das gesamte Gehäuse ist gummiert, dadurch hält die Kamera Stürze bis zu einem Meter recht gut aus.

Es sieht so aus, als ob die Kamera zwei Auslöser habe, aber der eine schaltet lediglich zwischen vorderer und hinterer Kamera um. Auf der Rückseite gibt es einen Joystick mit Doppelfunktionen für Blitz und Selbstauslöser sowie sechs weitere Tasten.

Der im Namen erwähnte Zoom ist rein digital, die Bildqualität sinkt wie zu erwarten deutlich ab.

Die Kamera hat auch einige einfache Videospiele eingebaut, teilweise werden diese mit dem hinteren Joystick bedient, teilweise durch Drehen des Gehäuses. Man sieht den Spielen deutlich an, daß sie für den fernöstlichen Markt entwickelt wurden, die gezeigten Figuren sind allesamt im japanischen Manga-Stil gezeichnet. Teilweise kann das Gesicht der Spielerfigur durch eine eigene Aufnahme ersetzt werden.

Die tägliche Spielzeit kann durch die Eltern mittels Passcodegesichertem Menu begrenzt werden.

Außerdem können auf der microSD-Karte MP3-Dateien abgelegt werden, die Kamera dient dann als Musikabspielgerät oder kann die im Vorschulalter heißgeliebten Hörspiele wiedergeben, ein Kopfhörer (allerdings billigster Machart) liegt dem Gerät bei.

Als Schnittstelle steht neben USB auch ein Kopfhörerausgang zur Verfügung. Die Buchsen sind ebenso wie der Kartenschacht mit unverlierbaren Gummikappen geschützt. Beim Anschluß an einen Computer werden zwei Laufwerke gemundet: der interne Speicher und die microSD-Karte.

Der UVP der Kidizoom Duo betrug etwa 90 Euro. Der heutige Zeitwert dürfte mit 10 bis 20 Euro anzusetzen sein. Der Nachfolger Kidizoom Duo DX hat 5 Megapixel Auflösung und ist 2019 erscheinen.

Beispielfotos

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Die Beispielaufnahmen stammen direkt aus der Kamera, und weil in den EXIFs bis auf den Hersteller und das Kameramodell keine Angaben zu finden sind, gibt es keine Werte für Brennweite, Blende, Empfindlichkeit und Belichtungszeit.

Das Gehäuse der VTECH Kidizoom Duo ist komplett aus Kunststoff mit Gummi-Überzug, möglicherweise sind auch die Linsen des Objektivs nicht aus Glas. Die gezeigte blaue Version ist für Jungen gedacht, für Mädchen gab es eine Version in Pink.

Die Kamera gehört eigentlich zur Klasse der Billigst-Digitalkameras. Sie wurde trotzdem recht teuer verkauft, weil ein MP3-Player und mehrere Videospiele mit eingebaut waren und das Gerät in Spielwarengeschäften erhältlich war. Der einzige Vorteil der Kidizoom Duo gegenüber einem abgelegtem Smartphone dürfte die Sturzfestigkeit sein sowie die kindgerechte Haltungsweise der Kamera, aber der Hersteller preist sein Modell für Kinder von 4 bis 10 Jahren an und die älteren werden mit einem abgelegtem Smartphone der Eltern sicherlich mehr anfangen können als mit der VTECH-Kamera.

Die Bildqualität ist unterste Schublade, denn es wird vermutlich nur eine Webcam eingebaut sein. Außerdem waren 2 Megapixel im Jahr 2015 längst nicht mehr zeitgemäß. In den meisten Fällen wurden die Aufnahmen nur auf dem niedrigauflösendem Monitor betrachtet, die wenigsten werden von den Eltern aus der Kamera herausgeholt und ausgedruckt worden sein.

Die Verzeichnung des einfachen Objektivs ist entweder erstaunlich gering oder wird vom Bildprozessor bereits im Sucher und in den Aufnahmen korrigiert.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch eigentlich uninteressante Kamera (höchstes als Beispiel für die Kinderkameras der 2010er Jahre), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen vollkommen ungeeignet.

Christian Zahn

 

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