Das erfolgreiche Canon EOS System wurde im März 2017 30 Jahre alt

Das digicammuseum.de gratuliert dazu und zeigt zum erfreulichen Anlass ein paar analoge wie digitale Canon EOS Highlights

Eine kleine Auswahl analoger EOS-Gehäuse mit teilweise 30 Jubiläums-Jahre alten Objektiven

Oberes Foto: Canon EOS 620 von 1987 mit 3,5-4,5/28-105 USM (1991)

Unteres Foto: Canon EOS RT (1989) mit Canon 3,5-4,5/35-105 EF (1987), mit Kodak 1,3 MP Rückteil DCS3c "digitalisierte" Canon EOS 1n (1994) mit 4/70-210 Canon EF (1987) und im Hintergrund eine Canon EOS 600 (1989), die nur in Europa so hieß. Auf dem japanischen und US-Markt trug sie den Namen EOS 630.

Besonders interessant, die EOS RT. Durch den teildurchlässigen Spiegel (Pellicle Mirror) der RT entfällt nach dem Auslösen das Wegklappen des Spiegels vor dem Verschluss-Start. Durch diesen Zeitgewinn wird quasi in Real-Zeit – englisch Real Time (RT) – fotografiert. Canon beschreibt die RT im seinem Museum auch als Profikamera. 5 Bilder pro Sekunde schnell, nicht nur mit einfachem Nachführ-Autofokus (AF-C) für bewegte Motive ausgestattet, sondern mit vorausberechnenden (Prädikations-) Autofokus und 15 vom Anwender einstellbaren Funktionen (Custom Functions). Auf der Wildwasser-Weltmeisterschaft 1993 berichtete ein Fotograf vom "Update" seiner Canon EOS RT. Ich weiß nicht wie es gemacht wurde, aber offensichtlich hielt die EOS RT eine Überspannung von 9 Volt (statt den 6 Volt der Serien-Batterie) aus und wurde so etwas über 7 Bilder pro Sekunde schnell! 

15 Jahre (1977-1992) Nikon, 15 Jahre (1992-2007) Canon, ab 2007 wieder Nikon. Aber kein Grund ein gelbschwarzes (Nikon) Brett vom Kopf und Scheuklappen gleicher Farbe zu haben. Gerne erinnere ich mich an meine aktiven Canon Jahre, die sich in entsprechenden Sammel- und auch heute wieder einigen Gebrauchs(!)-Kameras auch von Canon widerspiegeln.

EOS? E—O—S!

EOS steht für E(lectro)–O(ptical)–S(ystem) oder poetischer Eos, Göttin der Morgenröte.

1989 kommt die EOS-1

Mit der Canon EOS 1 zur Winterolympiade 1994 nach Lillehammer/Norwegen

Canons erste Profi-SLR mit noch professionellerem ;-) Autofokus. Obwohl erst ein Jahr später als Nikons Flaggschiff F4 (1988) vorgestellt, ist der EOS-AF in Kombination mit den UltraSchallMotor- (USM-) angetriebenen Objektiven derart überlegen, dass Nikon Reportage- und Sportfotoprofis scharenweise ins Canon-Lager wechseln. Werfen Sie einen kurzen Blick in Chris Niccolls Youtube-Video "Nikon F4: Unsung Cameras Of Yesteryear“ – etwa: „Unbesungene Kameras von gestern“ im Sinn von „Vergessene, nicht gewürdigte Kameras von gestern“. Hören Sie, was ein Nikon-Fotograf von der Nikon F4 hält... Die Szene beginnt nach ca. 34 Sekunden und dauert etwa 15 Sekunden.

Obwohl das neue EOS-System vollkommen mit dem alten Canon FD-System brach und quasi über Nacht tausende von teuren Objektiven (bis auf ganz wenige Ausnahmen *) inkompatibel und fast wertlos machte, wurde Canons hohes Risiko belohnt. Es führte zur Übernahme des (fast) kompletten professionellen Reportage-, Sport- und Naturfotobereichs, der zuvor rund drei Jahrzehnte lang von Nikon dominiert wurde. Heute ist Canon die Nummer eins, Nikon nur die Nummer zwei. Selbst für den Laien ist die Canon-Übermacht leicht erkennbar, wenn man in den Pulk der Sportfotografen bei einer Olympiade oder Fußball-WM schaut. Die Mehrzahl der unübersehbaren, langen Teleobjektive ist (immer noch) weiß. Canons Farbe für derartige Objektive!

Objektiv-Ausnahmen (*)

Es gibt zum manuellen Fokussieren alter FD-Objektive einen Original Canon FD-/EOS-Adapter. Quasi das gleiche Gehäuse mit und ohne Linsensystem. Mit dem Adapter ohne Linsensystem geht die Unendlicheinstellung des adaptierten Objektivs verloren. Was in diesem Fall aber keine Rolle spielt, da diese Adapter-Variante zur Weiterverwendung hochwertiger Canon FD Makro-Objektive gedacht ist. Die andere Variante besitzt ein hochwertiges Mehrlinsensystem, das die Unendlichkeiteinstellung des Objektivs sicherstellt. Dieses System ragt deutlich über den Rand des Tubus' hinaus (in das angesetzte Objektiv hinein) und verlängert die Brennweite um den Faktor 1,26. Dieser Adapter ist ausschließlich für die langen und hochlichtstarken FD-Teleobjektive vorgesehen. Der geringe Verlängerungsfaktor kostet auch weniger Lichtstärke. Mit diesem Adapter wird das manuelle 1,8/200 mm L FD auf der EOS zum (gerundet) 2,3/252 mm oder das 2,8/300 L FD zum 3,5/378 mm Tele, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Abbildung und weitere Beschreibung des "Canon LENS CONVERTER FD-EOS"

Dieser Original "Canon LENS CONVERTER FD-EOS" wird aktuell weit jenseits der 500 Euro gehandelt!

Schnell, schneller, RennSport: EOS RS

1995: Canon EOS 1n RS 10 Bilder pro Sekunde

1994 zur Olympiade am Riesen-Slalomhang gesichtet: Canon F1 Highspeed (1984) der Rekordhalter in Sachen Bildfrequenz. Der feststehende, teildurchlässige Spiegel ermöglicht 14 Bilder pro Sekunde. Nach 2,57 Sekunden war ein 36 Aufnahmefilm durch die F1 Highspeed! Ins Bild montiert der würdiger Nachfolger, die einst selbst für kurze Zeit eingesetzte Canon EOS 1n RS von 1995, bevor alles digital wurde. Wie die oben beschriebene EOS RT und die Highspeed F1 wieder der feststehende, teildurchlässige Spiegel. Ergebnis: Die EOS 1n RS schafft 10 Bilder pro Sekunde!

Übrigens

Die beiden im Bild zu sehenden langen Teleobjektive 5,6/800 mm und 4,5/600 mm Canon FD sind genau der Objektivtyp, der mit manueller Fokussierung und Einsatz des oben beschriebenen 1,26-fach Canon LENS CONVERTER FD-EOS im EOS-Zeitalter weiter verwendet werden konnte/kann!

1990 Canon EOS700 und Objektiv Kuriositäten-Kabinett

Canon spendierte der 1990 vorgestellten analogen Einsteiger-SLR EOS700 ein 4-5,6/35-80 mm Zoom. Bis dahin nichts ungewöhnliches, aber die Machart des Zooms. Ein geschlossenes System ohne Ring zum Fokussieren, das beim Zoomen seine Größe nicht verändert. Die Brennweite wird über zwei Tippschalter wie bei analogen und digitalen Bridgekameras mit fest eingebauten Zooms verändert. Außerdem kann der Anfänger auf dem Modusrad der EOS 700 eine passende Motivart wählen, um sich dann um nichts mehr zu kümmern. Weiter fortgeschritten, kann das Moduswahlrad demontiert, umgedreht und wieder festgeschraubt werden. Womit sich die Auswahl auf eine Blendenautomatik mit Verschlusszeitenvorwahl oder Programmautomatik reduziert.

Digitale Starthilfe von Kodak

Ohne Starthilfe in Sachen Digital-SLR stünden Canon und Nikon wohl heute nicht da, wo sie stehen. Während der ehemalige Filmherstellergigant (Kodachrome!) nicht mehr existiert, hat Canon sich zur Nummer Eins im Lager der Profifotografen emporgearbeitet!

Von links nach rechts die Frontseiten der entsprechenden Prospekte: 1,3 Megapixel Canon EOS DCS3 und Kodak (Canon EOS 1n) DCS 3 - Sensorgröße 16,4 x 20,5 mm im 5:4 Seitenverhältnis, Scheinbare Brennweitenverlängerung/Cropfaktor 1,7 – 1995. Zwei Megapixel Kodak (Canon EOS 1n) DCS520 - Sensorgröße 15,5 x 22,8 mm, APS-C, Brennweitenverlängerung/Cropfaktor 1,6. Es gibt auch eine Canon/Kodak DCS1, die 6 Megapixel auflöst und einen 18,4 x 27,6 mm APS-H Sensor besitzt. Scheinbare Brennweitenverlängerung/Cropfaktor 1,3. Die rechts stehende DCS520 gibt es auch als 6 Megapixel DCS560 mit größerem 18,4 x 27,6 mm APS-H Sensor. Canon vertrieb die DCS520 und DCS560 auch unter eigenem Namen als Canon D2000 (1998) und Canon D6000 (1998 nur in Japan zu haben). Die EOS 1D hatte bis zum Modell Mark IV mit 19,1 x 28,7 mm übrigens einen ähnlich großen Bildsensor wie die 6 Megapixel Ur-Vorgänger. 

Kodak/Canon EOS1n/DCS3c offen

Innenleben der Kodak/Canon DCS3. Rechts: Je oller, je doller ;-) Versuchsweise mitgenommen. Sie hat noch Leben, die 20 Jahre alte DCS3!

Die elektronisch aufzeichnende EOS

1993 präsentierte Canon diesen Prototypen einer filmlos aufzeichnenden Kamera mit unverkennbar EOS-Bajonett, in das ein 2,8/20-35 L Canon montiert war. Ob es sich dabei tatsächlich um eine funktionierende Kamera oder nur einen Holz-Dummy mit EOS-Bajonett handelte, ist nicht bekannt. Die amerikanische "POPULAR PHOTOGRAPHY" berichtete in ihrer Januar-Ausgabe über die 1,3 Megapixel Canon High Definition Digitalkamera, deren Sensor etwa halb so groß wie das 24 x 36 mm Kleinbildformat sein solle. Also mit einen Brennweitenfaktor 2, der aus dem angesetzten 2,8/20-35 ein 40-70 gemacht hätte. Gespeichert werden sollte auf eine ansteckbare 120 MB Festplatte. Der Preis wurde im 10.000 Dollar Bereich genannt.

2000 stellt Canon die 3 Megapixel EOS D30 vor

Canons erste eigene Digitalkamera, die wir im digicammuseum schon ausführlich gewürdigt haben: „Canon EOS D30: Reise 15 Jahre zurück in die Vergangenheit“ und Boris Jakubaschks Vorstellung

Die Canon EOS D30 ist das Vorbild ALLER semiprofessionellen DSLRs, die seitdem präsentiert und mit einem angepassten, externen Akku-Teil erweitert werden können.

Im Vergleich zu den Kodak/Canon DSLR-Monstern endlich eine handliche DSLR, deren einziger Unterschied zum gewohnten Film eben die Bilderfassung auf einen Sensor und die Speicherung auf Karte war. OK, an den damals noch kleinen ca. 15 x 23 mm Sensor und seine scheinbare Brennweitenverlängerung um den Faktor 1,6 musste man sich gewöhnen. Aber das war eigentlich schon alles... Was für eine Entspannung bei Minusgraden und bisweilen fahlem Winterlicht loszuziehen. Keinen Film wechseln zu müssen, die ISO mal eben auf 400/800 hochzudrehen, statt körnigen ISO 400 Farbfilm einzulegen.

Basketball 2000 mit der EOS D30

Ich habe die Blicke nicht vergessen, als ich 2000 das erste Mal mit der D30 in der Basketballhalle aufkreuzte. Nachdem ich eine Woche später eine Handvoll A4-Farbabzüge dabeihatte, dauerte es nur wenige Wochen, bis viele sich die D30 zugelegt hatten. Trotz der Investition von ca. 6000 DM und den D30-Unzulänglichkeiten, die sich in deutlich sichtbarem (Farb-)Rauschen bei ISO 1600 niederschlug und einem AF, der um Klassen unter dem der (analogen) EOS 1n/EOS 3 lag.

2001: Der digitale Profi-Bolide Canon EOS EOS-1D tritt ins Rampenlicht

Es ist die erste professionelle eigene Digitalkamera von Canon. Für die Canon EOS 1D ist ein ausführlicher Erfahrungsbericht in Vorbereitung! Eine Rolle spielt dort ein ganz altes Canon Zoom, das 4/70-210 EF, auf dem Foto von ganz oben auf der Kodak/Canon EOS1n/DCS3c montiert.

2002 vorgestellt, 2017 aus Faszination an historischer Technik wieder im Einsatz: Canon EOS 1D

Alle Fotos mit der EOS 1D und den Objektiven Canon 3,5-5,6/28-80 USM und 4/70-210 EF (von 1987!). Volles Format 4 MP bzw. Ausschnitte. Bitte auf die Fotos klicken/tippen. Die ISO 3200 sind erstaunlich gut. So gut, dass beim nächsten Einsatz auch für die Aufnahmen mit dem 4/70-210 diese Empfindlichkeit gewählt wird, um auf die 1/800 1/1000 s Verschlusszeit zu kommen. Unterbelichtung (bei ISO 1600) mag die EOS 1D nicht, und wie von Kollegen aus früheren Zeiten noch in Erinnerung, fühlt sich die EOS 1D bei ISO 1000 wohler... Mehr später im großen Bericht über die EOS 1D.

2003 begeistert die EOS 300D als weltweit erste "Volks"-DSLR für unter 1.000 €

Fotografieren mit einer "richtigen" DSLR für 70 Euro. Unterwegs mit dem 6 Megapixel Preisbrecher von 2003: Canon EOS 300D“, berichtete das digicammuseum.de. Das zerfallende Haus hat mich auf die Bremse treten und zur EOS 300D greifen lassen. Der virtuelle Gelb-/Rot-Filter wurde in Photoshop nachgebildet.

Alle Zeitangaben zu den analogen EOS-Gehäusen und Canon-Objektiven wurden im CANON CAMERA MUSEUM recherchiert. 

2005: Ein weiterer Paukenschlag von Canon

Soviel Toleranz muss sein ;-) Im eingebetteten kleinen Foto keine Montage, sondern das 2,8/24 mm Nikkor sitzt per Adapter tatsächlich auf Canons Vollformat-DSLR mit 24x36 mm Sensor.

Nach der hochpreisigen 11 Megapixel 24x36 mm Vollformat-Sensor Canon EOS 1Ds (2002) und EOS 1Ds Mark II (16 Megapixel, 2004) stellt Canon 2005 seine 12 Megapixel "Volks"-Vollformat EOS 5D vor. Die EOS 5D-Serie gipfelt im derzeitigen Weltrekordhalter in Sachen Auflösung der 50 Megapixel EOS 5DS/5DSR – Stand 2017.

Unter anderem mit dem 2,8/17-35 mm L USM fotografiert. Offene Blende f/2,8 und immer noch zu lange Verschlusszeit? Rauf von ISO 1600 auf das Maximum der Canon Vollformat EOS 5: ISO 3200...

Digicammuseum.de

Besuchen Sie doch das virtuelle Digitalkameramuseum, wo alte Digitalkameras nicht nur gezeigt werden, sondern mit ihnen auch Jahrzehnte nach ihrer Vorstellung aktuell fotografiert wird. Hier Canons erste, ernsthafte Konsumer-Digitalkamera PowerShot 600 von 1996. Bereits mit Speichererweiterung durch entsprechende Karten und Ausbaumöglichkeit mit 28 mm (@KB) Vorsatz-Objektiv!

Neben weiteren Canon und anderen DSLRs finden sich dort auch jede Menge interessante Konsumer- und Prosumer-Digitalkameras von AGFA bis Yashica.

Boris Jakubaschk, Ralf Jannke, März 2017

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