Canon EOS 350D, ein weiterer "überflüssiger" Erfahrungsbericht...

Augenmuschel und ein Deckel fehlen, deutlich gebraucht, ja regelrecht versifft, müsste dringend mal gereinigt werden ;-) (Das habe ich mittlerweile geschafft!) Aber voll funktionierend! Erstaunlich, wie das an der zierlichen EOS 350D montierte, vergleichsweise riesige und falsche 1,8/50 mm "Canon" Objektiv wirkt...

Überflüssig?

Im Erfahrungsbericht über die Nikon Profi DSLR D2X und die erste Profi-DSLR im 4:3/F(our)T(hirds)-Sensorformat, die Olympus E-1 hatte ich ja schon meine Einstellung hinsichtlich ständiger Neukäufe hochpreisiger Fotogerätschaften gezeigt.

Wenn es mir für eine bestimmte Sache notwendig scheint, nehme ich die hochauflösende 36 MP Vollformat-DSLR von 2012, meine "aktuellste, neueste" Kamera... Die aber wie im letzten Urlaub 2016 dann auch einfach mal zu Hause blieb. Da nicht alle Wände des Hauses mit großformatigen Bildern vollgehängt werden sollen, reichen für den Urlaubsspaß auch weniger Bildpunkte, wie im Sommer 2016 die 4 MP einer Canon Powershot G2, die 5 MP der Olympus FT DSLR E-1 oder die 7 MP der Casio Exilim Pro EX-P700. Was sich mit weniger Bildpunkten anstellen (drucken) lässt, können Sie hier nachlesen. Und mit den 8 MP der 2005 vorgestellte Canon EOS 350D kommt man schon sehr weit. Zudem wollte ich die angeranzte EOS 350D samt 18-55 mm Kitzoom nicht für 55 Euro auf einem Flohmarkt-Tisch stehen lassen ;-)

Die Technik der EOS 350D nur ganz kurz

APS-C 22,5 x 15,0 mm CMOS-Sensor (Cropfaktor 1,6), der maximal 3.456 x 2.304 Pixel = 8,0 Megapixel auflöst und mit dem offiziellen Kamerabetriebssystem (Firmware) ISO 100, 200, 400, 800 und 1600 bietet. Gespeichert wird komprimiert in je drei Auflösungs- und je zwei JPEG-Qualitäten in 24 bit Farbtiefe, unkomprimiert mit 8 MP in 36 bit Farbtiefe im Canon Rohformat oder kombiniert als Roh- und JPEG-Datei auf Compactflashkarten. Meine bis zu 32 GB großen CF-Karten unterschiedlicher Fabrikate und Geschwindigkeiten werden ausnahmslos akzeptiert! 7-Punkt-Autofokus mit automatisch oder einzeln wählbaren Messfeldern für AF-S, AF-C (Nachführ-AF) oder AF-F, wo die Kamera selbstständig erkennen soll, wenn ein Motiv beginnt sich zu bewegen. 

Im JPEG-Format können bei höchster Auflösung 3 Bilder/s über beliebige Serienlängen aufgenommen werden, im Rohformat ist der Arbeitsspeicher nach 5 Fotos in Folge voll. Dann geht es nur gemächlich weiter, bis der Puffer wieder leer ist... Wer viel Hochformat fotografiert, sollte sich den Canon BG-E3 Akku-/Batteriegriff als Zubehör gönnen.

Yvan Boeres' ausführlichem Test von 2005 auf Deutschlands ältester Internetseite digitalkamera.de ist nichts mehr hinzuzufügen, so dass ich mich getrost aufs Bildermachen mit der EOS 350D beschränken kann.

Zum Nachlesen der Technik hier noch die deutsche Bedienungsanleitung zur Canon EOS 350D

Was es 2005 aber noch nicht gab, das ist die freche Kopie des Original 1,8/50 mm Canon EF-Normalobjektivs, das Yongnuo YN EF 50mm f/1.8 AF zum Neupreis der Größenordnung 50 Euro. Von der EOS D30 (elektronisch) nicht akzeptiert, läuft der Nachbau problemlos auf der EOS 350D! Neben diesem 50 mm Normalobjektiv gibt es auch ein dem 2/35 mm Canon EF nachempfundenes Yongnuo YN 35mm f/2.0 AF für 87 Euro sowie für die Nikon-Fraktion ein Yongnuo YN 50 mm f/1,8 AF mit Nikon Bajonett für 75 Euro.

Ohne seinerzeit vor dem Kauf des 50 mm Yongnuos reingeschaut zu haben, gibt es an dieser Stelle einen ausführlichen Test des Canon-Nachbaus. Und das Fachmagazin Chip textete: "Dreister China-Klon oder super Schnäppchen?"

Firmwarehack EOS 350D

Als Canon 2003 die erste "Volks"-DSLR zu einem vergleichbaren "Kampfpreis" von 1100 Euro auf den Markt brachte, waren in der EOS 300D einige vorhandene (!) Funktionen gewollt "stillgelegt". Das ließ versierte Programmierer nicht ruhen, und schon bald gab es eine "geknackte" Kamerasteuersoftware, einen so genannten Firmwarehack, der aus der EOS 300D fast die höher angesiedelte, professionellere EOS 10D mit mehr (Einstell-)Möglichkeiten machte.

Etwas Vergleichbares wird auch für das Nachfolgemodell EOS 350D angeboten. Durch die Betriebssoftware-"Modifikation" kann unter anderem die Empfindlichkeit der EOS 350D von ISO 1600 wie in der professionelleren, gleichauflösenden 8 MP Schwester EOS 20D auf ISO 3200 erweitert und die ISO-Steuerung auf feinere 1/3 EV Zwischenschritte verfeinert werden. Wie weit diese von vermehrtem Rauschen begleitete ISO 3200 Empfindlichkeit sinnvoll ist, mag dahingestellt sein. Immerhin: Besser ein unverwackeltes Foto mit mehr Rauschen als ein unscharfes oder gar keins. Und wenn ISO 1000 für die gewünschte Verschlusszeit ausreichen, ISO 1600 aber schon unnötig viel wäre, sind auch die 1/3-Schritte wertvoll. Nicht ohne Grund bieten Profi-DSLRs derartige Abstufungen. Mit dem Firmwarehack lässt sich auch anzeigen, wie oft die Kamera ausgelöst wurde. Diese EOS 350D hat bereits fast 41.600 Auslösungen hinter sich. Eine hohe Zahl für eine Einstiger-DSLR! Der Verschluss der EOS 350D soll auf 50.000 Auslösungen ausgelegt sein. Ein bisschen geht ja dann noch ;-) Abgesehen davon, es gibt Profi-DSLRs, deren Verschluss auf 200.000/300.000 Auslösungen ausgelegt sind, die in seltenen Fällen nach 20.000 Auslösungen defekt sind und ausgetauscht werden müssen – hoffentlich auf Garantie (!) –, aber es gibt auch Verschlüsse, die es auf eine Million und mehr Auslösungen bringen...

Hier eine (englische) Anleitung, wie der Firmwarehack durchzuführen ist und eine Liste, was nach der "Modifikation" der Firmware möglich ist.

Die erweiterten Funktionen werden anschließend über den INFO.(rmations)-Knopf aufgerufen und mit der Schaltwippe ausgewählt.

Während der Firmwarehack der EOS 300D unproblematisch durchzuführen ist, brauchte ich für den Firmwarehack der EOS 350D mehrere Anläufe. Aber die Neugier war einfach zu groß ;-) Das Ganze funktioniert, bleibt aber eine "Krücke". Denn zum Einsatz muss eine Compactflashspeicherkarte präpariert und (für die Kamera) bootfähig werden. Diese CF-Karte versehentlich formatiert, sind die erweiterten Einstellungen weg. Immerhin kann man nichts kaputt machen. Mit anderen, zusätzlichen CF-Karten läuft die Canon EOS 350D wie serienmäßig vorgesehen. Was dann auch für die versehentlich formatierte Spezial-CF zutrifft... Auf der präparierten CF dürfen also nur die Bilder gelöscht werden!

Für die erweiterten Funktionen habe ich eine 2 GB CF-Karte präpariert, die 224 8 MP Fotos im Rohformat, 518 8 MP Fotos in der besten JPEG-Qualität oder 999 – die Anzeige ist nur dreistellig – 8 MP Fotos in höherer JPEG-Komprimierung aufnimmt. Niedriger aufgelöst sind es entsprechend mehr Fotos. Wenn das nicht reicht...

Und falls das Fotografierfieber ausbricht, wurde von der präparierten Compactflashkarte mit Hilfe von "Imaging-Tool" (für Windows) ein Image erstellt und gesichert, das bei Bedarf anschließend auf weitere Compactflash-Speicherkarten übertragen werden kann.

Boris Jakubaschk hat die Canon EOS 350D im Digicammuseum.de ebenfalls beschrieben.

Bildbeispiele, aufgenommen mit der Canon EOS 350D im Spätsommer/Herbst 2016

Schon der erste spontane Rundgang ohne jegliche Ambitionen durch den heimischen Stadtteil zeigt, was die EOS 350D und noch mehr das primitive 3,5-5,6/18-55 Canon "Plastik"-Kit-Zoom draufhaben. Zur Erinnerung: 55 Euro hat die Objektiv-/Kamera-Kombination gekostet! Völlig zu Unrecht wird gerne über Einsteiger-Kit-Zooms gelästert. Die sind bis auf die Lichtstärke bei Endbrennweite viel, viel besser als ihr Ruf. Einfach damit fotografieren! Eine Aufhellung der tiefen Schatten ist ganz nach Bedarf problemlos möglich:

Aufhellung ganz nach Wunsch. Die ersten Bildchen wurden versehentlich noch im JPEG-Forat gespeichert, der Rest so wie hier im Canon-Rohdatenformt. "Entwickelt" wurde hier mit Adobe RAW.

Belanglos, aber das macht Lust auf mehr! Mal sehen, was sich für die Canon EOS 350D noch an anspruchsvolleren Motiven ergibt. Dann auch mit dem "Geheimtipp" 3,5-5,6/35-135 USM. Obwohl seinerzeit "nur" für analoge SLRs gerechnet, liefert das Zoom beispielsweise auf der 14 Megapixel 24 x 36 mm Vollformat-Sensor Kodak DCS ProSLR/c mit Canon EOS- Objektivanschluss/-bajonett erstklassige optische Ergebnisse! Auf der EOS 350D wird das Zoom Dank Cropfaktor 1,6 zum 3,5-5,6/56-216 mm Zoom.

Ein Pfingst-Trip mit der Canon EOS 350D

Alle Fotos wurden mit der Canon EOS 350D und den Objektiven CANON ZOOM LENS EF-S 18-55 mm 1:3,5-5,6 II (Kitzoom) und dem CANON ZOOM LENS EF 35-135 mm 1:4-5,6 aufgenommen. Gespeichert wurde im Canon-Rohdatenformat *.cr2. Entwicklung/Nachbearbeitung mit Adobe Lightroom 5.7 und Photoshop CS5. Verkleinerung auf 2400 x 1600 Pixel, 4 Megapixel.

DDR-Romantik?

Alle sind gleich – spießig/deutsch... Manche waren aber in der DDR etwas gleicher ;-) Klein-Wandlitz fiel mir beim Anblick dieser – heute würde man dazu Wochenend-/Ferienhäuser sagen – ein. Westwaren gab es in der Datschen-Siedlung nicht, aber wer zu DDR-Zeiten in der Lage war Grundstück und Baumaterialien für seine private „Datsche“ zu beschaffen, hatte sicher mehr als nur ein paar Beziehungen... Tiefergehend möchte ich das nicht kommentieren. Verfremdung mit Pixlr-o-matic, das auf allen Plattformen und Smartphones läuft.

Es hat sich was getan – in Magdeburg

Grüne Zitadelle von Magdeburg

Wikipedia schreibt: "Die Grüne Zitadelle ist ein von Friedensreich Hundertwasser entworfenes Gebäude in Magdeburg. Fertiggestellt wurde es im Jahr 2005. Es handelt sich dabei um das letzte Projekt, an dem Hundertwasser vor seinem Tod gearbeitet hat."

Magdeburger Dom

Ich bin kein Kirchenmensch, aber was den Magdeburger Dom angeht, verweise ich doch gern auf Wikipedia!

Technikmuseum Magdeburg

Sehr positiv aufgefallen ist der niedrige Energieverbrauch. Von den vier mitgenommenen Akkus wurden bei 330 Aufnahmen an zwei Tagen keine zwei Akkus benötigt! Vermisst wurde in ein paar Situationen etwas mehr Weitwinkel als die 18 = 29 mm Brennweite (@KB) des Kit-Zooms. Und gefühlt fehlte beim einen oder anderen Foto die Gegenlichtblende. Aber wie schon an anderer Stelle geschrieben, mein Haupt-Fotografiersystem bleibt Nikon. Da gibt es für die anderen Kamerasysteme eben nur preiswert zu habende Kit-Zooms. Abgesehen davon: In den 1950er Jahren waren die Fotografen froh, neben dem 50 mm Normalobjektiv ein 35 mm Weitwinkel zu haben. 28 mm waren schon ein Traum. Also nicht über "nur" 29 mm Weitwinkelbrennweite jammern. Selbstverständlich bekommt auch die Canon EOS 350 D ihre EMPFEHLUNG.

Ralf Jannke, Juni 2017

PS.: Ich konnte mich noch nicht durchringen, das 1,8/50 mm Yongnuo auszuprobieren. Kommt Zeit, kommen ein paar Bilder mit dem "Fake-Canon". Vielleicht auf einer anderen alten Canon...

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