Jenoptic Jendigital JD 12 800ff Christian Zahn

Hier stelle ich eine Kompaktkamera vor, diesmal eine der sehr frühen OEM/ODM-Dutzendkameras. Sie kann als Beispiel für die Nicht-Qualität der Billigkameras dienen. Zwar waren die Ansprüche bei der Vorstellung weitaus niedriger als heutzutage, aber 1999 gab es bessere Kameras mit gleicher Auflösung, die allerdings teurer waren.

Ralf Jannke hat die JD 12 mit verschiedenen Bezeichnungen in seiner Sammlung, als Jenoptik und als Samsung Digimax. Boris zeigt eine baugleiche Praktica.

Spezifikationen:

  • Die 1999 vorgestellte Jenoptik Jendigital JD 12 800ff ist 80 x 84 x 32 mm groß und wiegt 115 g.
  • Der CCD-Sensor (1/3“, 4,8 x 3,6 mm, Cropfaktor 7,2) löst maximal 1024 x 768 Pixel  = 0,8 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit ist unbekannt (ggf. ISO 40) und kann nicht verändert werden. Videos sind nicht möglich. Die Bilder werden auf Smartmedia-Karten (maximal 16 MB) als JPEGs gespeichert.
  • Das Objektiv ist eine 1:2,8/6,6 mm Festbrennweite, die kb-äquivalente Brennweite beträgt ca. 47 mm.
  • Das Motiv wird über einen optischen Sucher angepeilt, ein Bilddisplay ist nicht vorhanden, lediglich ein recht ausführliches Statusdisplay.
  • Entfernungseinstellung entfällt, weil Fixfokus
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik bei fester Blende. Belichtungszeiten 1/2s bis 1/1.000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 6
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 2 Mignon-Batterien

Besonderheiten

„JD 12“ bedeutet Jenoptik Digitalkamera“ bzw. „JenDigital“. „800ff“ weist auf die Auflösung von 800 Kilopixeln (= 0,8 Megapixeln) hin.

Hergestellt wurde die Kamera als OEM-Produktion von Minton Optic, Taipei, Taiwan. Unter eigenem Markennamen wurde sie als S-Cam F1 verkauft, als OEM-Produktion gab es sie als Praktica, Umax, Samsung, Trust und unter etlichen anderen Namen. Technisch waren alle diese „Zwillinge“ gleich, auch Verpackung und beigefügte Software ähnelten sich meist stark.

Eine Herstellerangabe oder ein Produktionsland findet sich nicht an der Kamera, auf der Unterseite ist ein Aufkleber „Produced for Jenoptik Germany“ angebracht. Für ein „Made in Taiwan“ hat der Platz auf dem Schild leider nicht gereicht…

Die Kamera verwendet zwei fast überall erhältliche Mignonzellen, Akkus und Batterien können benutzt werden. Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich genauso wie die normale Belichtungsmessung durch einen Sensor unterhalb der Blitzröhre.

Das Objektiv sitzt hinter einer großen blauen Abdeckung, die die winzige Frontlinse gestalterisch „vergrößert“, von weitem sieht das Objektiv wesentlich imposanter aus, als es wirklich ist. Unterhalb der Scheibe ragt ein Steg aus dem Gehäuse heraus, er soll verhindern, daß der Fotograf mit den Fingern der linken Hand das Objektiv abdeckt. Da die Kamera kein Display zur Bildanzeige hat, würde man das erst zuhause am Computer sehen. Ein ähnlicher, aber gerader, Steg befindet sich unterhalb der Blitzröhre.

Bedient wird die Kamera mit den allernotwendigsten Tasten und Schaltern. Es ist ein als Schieber ausgeführter Hauptschalter vorhanden, ein Auslöser, eine „DEL“ - Taste zum Löschen des letzten Bildes bzw. aller Aufnahmen und eine „Blitz“ - Taste zur Umschaltung der Blitzmodi. Mit der „Mode“ - Taste wird der Selbstauslöser eingestellt. Zur Umschaltung zwischen Unendlich und dem Nahbereich ist ein Schieber an der Seite angebracht. Laut Anleitung reicht der Makromodus von 22-25 cm, der normale Bereich von 1,3 Meter bis Unendlich.

Im Display werden sowohl die Zahl der bereits gemachten Bilder gezeigt als auch eine fünfstufige Balkenanzeige, die die auf der Speicherkarte noch freie Restkapazität verdeutlicht. Die Kamera hat keinen zweistufigen Auslöser (das Fixfokus-Objektiv benötigt keinen Fokussiervorgang), trotzdem muß die Gummitaste des Auslösers etwa 2 Sekunden gedrückt werden, um ein Bild aufzunehmen, dabei ertönt ein Piepgeräusch, solange der Auslöser gedrückt ist. Ist es aufgenommen, hört das Piepen auf. Vermutlich ist das ein Schutz gegen versehentliches Aufnehmen eines Fotos, weil der Speicherplatz knapp ist. Danach erscheint „Busy“ im Display und das Bild wird gespeichert. Es dauert etliche Sekunden, bis das nächste Bild aufgenommen werden kann, laut Anleitung zwischen 10 und 15 Sekunden.

Angepeilt wird das Motiv über einen Durchsichtssucher mit Leuchtrahmen für die Bildaußenkanten, Die Kanten sind zweimal vorhanden, der äußere gilt für entfernte Aufnahmen, der innere für Bilder im Nahbereich. Wie üblich sind die Rahmen knapp bemessen, auf dem Bild ist später mehr drauf, als man laut Rahmen während der Aufnahme angepeilt hatte.

Die Belichtungsautomatik arbeitet zwischen einer und 1/10.000 Sekunde. Da die Blende nicht verändert werden kann, ist es eine Zeitautomatik bei Offenblende 1:2,8.

Netzteilbuchse und serielle Schnittstelle sind hinter Klappen aus Gummi vor Verschmutzung geschützt, beide erfordern keine speziellen Kabel, es handelt sich um die übliche Hohlsteckerbuchse für die Stromversorgung und eine dreipolige Klinkensteckerbuchse zur Verbindung mit dem Computer, die auch in anderen Kameras verwendet wird, z. B der Kodak DC20 oder frühen Olympus Camedias.

Die Kamera wurde zusammen mit einer Smartmedia-Karte mit Jenoptik-Aufkleber verkauft, im Karton lagen auch eine Soft-Kameratasche und zwei Batterien. Ersatz-Speicherkarten mußt extra erworben werden.

Die UVP der JD 12 ist mir nicht bekannt, sie dürfte aber deutlich unter derjenigen der „Markenhersteller“ gelegen haben. Ich erhielt das gezeigte Exemplar von Ralf Jannke, weil er sie doppelt hatte. Vielen Dank dafür!

Übertragung der Bilder

Die Kamera speichert die Bilder auf SmartMedia-Karten, die damals auch Fuji und Olympus einsetzten. Im Gegensatz zum Vorgängermodell JD11 ist keine PC-Software erforderlich, die Speicherkarte muß nicht speziell formatiert werden, sondern kann im DOS/WIndows-kompatiblen FAT-12-Format verbleiben. Während die JD11 auf ein eigenes Bildformat setzte (ggf. sind es die unveränderten „rohen“ Sensordaten) und die Bilderzeugung nur am Computer möglich war, speichert die JD12 die Fotos im damals bereits allgemein üblichem JPEG-Bildformat.

Zur Übertragung in den Computer kann jeder Kartenleser benutzt werden, der (noch!) SmartMedia-Karten lesen kann, diese Lesegeräte sind inzwischen nur noch gebraucht oder als Restposten erhältlich, neue aktuelle Kartenleser kennen diese seit etwa 2005 nicht mehr in neuen Kameras verbaute Speicherkarte nicht.

EXIFs kennt die Kamera fast nicht, sie speichert lediglich im Kommentarfeld einen Text „MINTON 0000-1860-0018 0004-D887 2040-1F62-25A4-15D7“ oder „MINTON 0000-1848-0017 0003-3F84 216F-1F09-239A-175C“. Was darin verschlüsselt gespeichert ist, konnte ich nicht herausfinden, möglicherweise sind darin die Belichtungsparameter zu finden.

Auf der mitgelieferten CD ist die „MGI Photo Suite“ vorhanden, das war ein damals recht preiswertes Bildbearbeitungs-Programm für Windows.

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen sind „Out of the Cam“, direkt aus der Kamera ohne jegliche Nachbearbeitung. Die Größe und Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet. Da es keine EXIFs gibt, habe ich keine Belichtungsparameter hineingeschrieben.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der JD 12 ist komplett aus Kunststoff, lediglich einige innere Teile sind metallisch. Möglicherweise sind sogar die Objektivlinsen aus blank gepreßtem Kunstoff statt aus Glas hergestellt.

Die Kamera gehört zur Klasse der einfachsten Kompaktkameras. Die Bildqualität ist „unterste Schublade“, trotz geringer Empfindlichkeit gibt es deutliches Farbrauschen und kaum Details, außerdem „brennen“ helle Motivdetails aus, sie sind weiß ohne jegliche Zeichnung. Der Sensor ist einfach zu klein und die Bildaufbereitung-Tricks der namhaften Kamerahersteller waren dem OEM-Fertiger unbekannt bzw. unterlagen Patentschutz und durften nicht benutzt werden.

Die Bilder von anderen Kompaktkameras der 1024x768-Pixel-Kameras aus den Jahren 1997 bis 2000 waren meistens besser. Dafür waren Kameras von Olympus, Nikon oder Canon deutlich teurer als die JD 12.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (weil frühe frühe OEM-Kamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen völlig unbrauchbar. Jedes Smartphone erzeugt bessere Aufnahmen.

Christian Zahn, Februar 2025

 

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