Nikon D50 Praxisbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine Nikon-Spiegelreflexkamera für Einsteiger vor.

Auch Ralf Jannke hat die Nikon D50 schon hier gewürdigt

Wie die D50 als Infrarot-Kamera benutzt wird, habe ich bereits hier gezeigt

Jetzt folgt der Bericht über „normale“ Fotografie mit der D50.

Spezifikationen D50

  • Die 2005 vorgestellte Nikon D50 ist 133 x 102 x 76 mm groß und wiegt 540 g.
  • Der APS-C große CCD-Sensor (23,6x15,8 mm) löst maximal 3008 x 2000 Pixel  = 6 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 7,8µm. Automatisch oder manuell sind 200 bis 1600 ASA einstellbar. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG oder NEF (RAW) auf SD-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das Nikon-AF-Bajonett
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher mit superheller Mattscheibe angezeigt, zusätzlich ist ein 2“ TFT LCD Monitor mit 130.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Außerdem gibt es ein SW-LCD-Schulterdisplay zur Anzeige wichtiger Aufnahme- und Kameraparameter. Live-View ist nicht möglich.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C), automatischer Autofokus (AF-A, schaltet selbst zwischen AF-S und AF-C um) oder manuelle Scharfstellung, Ermittlung durch Phasenkontrastsensor im Spiegelkasten, mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen. 5 Linien- bzw. Kreuzsensoren, aktives AF-Feld im Sucher dauerhaft schwarz markiert, bei Dunkelheit kurz rot aufleuchtend
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuelle Nachführmessung, 10 Zonen-3D-Matrixmessung, mittenbetont integrale oder an aktiven AF-Punkt gekoppelte Spotmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/8000 sek. (kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss), Belichtungskorrektur +/-5 Blenden, Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 12. Zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • Bildstabilisierung nicht im Gehäuse, Objektive mit eingebauter eigener Bildstabilisation werden unterstützt
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku

Besonderheiten

  • Die Stromversorgung erfolgt durch einen Lithium-Akku EN-EL 3. Er wird auch in einigen anderen Nikon-dSLRs benutzt, z. B. der D70 bzw. der D70s. Die Akkus passen nicht in die Nachfolgemodelle D200, D300, D700 usw, da diese eine etwas andere Bauform benutzen.
  • Die D50 ist ein „abgespecktes“ Schwestermodell der D70, sie ist etwas kleiner und verwendet keine CompactFlash-Karten mehr. Außerdem wurden einige Bedienelemente und Features weggelassen, um den Verkaufspreis niedriger ansetzen zu können.
  • Im Sucher befindet sich unterhalb der eigentlichen Mattscheibe eine grün hinterleuchtete LCD-Anzeige. Dort finden sich Angaben zu Blitz, Belichtungszeit, ASA-Wert, Blende, Lichtwaage, etliche Bildparameter, Fokuskontrolle uvm.
  • Die Mattscheibe ist sehr hell, sie wird komplett von einer vollflächigen LCD-Folie bedeckt, mit deren Hilfe der oder die aktiven AF-Felder dauerhaft schwarz markiert werden (und bei Dunkelheit sogar kurz rot aufleuchten). Auch bei ausgeschalteter Kamera benötigt diese Folie immer etwas Akkustrom, ohne eingesetzten Akku dunkelt der Sucher insgesamt stark ab.
  • Der Sucher ist sehr klein, da es ein maskierter Vollformat-Sucher ist. Auch der Kameraspiegel hat das volle Kleinbildformat, da die D50 zu großen Teilen baugleich mit der filmbasierten Nikon F75 ist.
  • Das Okular hat eine Dioptrienkorrektur, die Bildfeldabdeckung des Suchers beträgt ca. 95%.
  • Die Speicherung erfolgt auf erstmals bei einer Nikon-dSLR auf SD-Karten. Das Raw-Format NEF wird immer leicht verlustbehaftet komprimiert gespeichert. Auf Wunsch werden parallel zu den NEFs auch zusätzlich JPEGs (aber nur in der schlechten Komprimierungsstufe „Basic“) gesichert. Als die D50 vorgestellt wurde, gab es noch keine SDHC-Karten; ein Firmwareupdate, um diese größeren Karten verwenden zu können, hat die Kamera nicht erhalten.
  • Die Sensor-Grundempfindlichkeit beträgt 200 ASA. Er ist für UV- und für IR-Licht sehr empfindlich, darum kommt es z. B. zu purpurstichigen Aufnahmen von schwarzen Kunstfaser-Pullovern. Bewußte Infrarot-Fotografie war und ist mit der D50 recht einfach, näheres kann in einem Praxisbericht nachgelesen werden: (link:https://www.digicammuseum.de/geschichten/erfahrungsberichte/ir-fotografie-mit-der-nikon-d50-christian-zahn/)
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, er klappt nach Druck auf eine Entriegelungstaste nach oben aus heraus und muß auch manuell wieder eingeklappt werden. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitzen. Die Vorblitze werden bei übrigens geschlossener Blende, aber noch mit heruntergeklapptem Spiegel ausgesendet, weil der Blitzsensor neben den AF-Sensoren im Spiegelkastenboden angebracht ist. Man kann die Vorblitze darum im Sucher sehen.
  • AF-Objektive ohne eingebauten Motor werden unterstützt, da ein AF-Motor in der D70 eingebaut ist. AF-S-Objektive mit eingebautem Motor können ebenfalls benutzt werden, AF-G-Objektive ohne Blendenring auch, die neuen AF-P-Objektive mit Pulsmotor und elektrisch angetriebener Blende können jedoch nicht verwendet werden. Objektive mit eingebautem Bildstabilisator (VR) funktionieren.
  • Objektive ohne CPU (also z. B. alte Nikkore mit Ai bzw. Ai-S) können zwar angesetzt werden, da die D70 aber keinen Blendenmitnehmer hat, ist lediglich die manuelle Belichtungssteuerung möglich. Es gibt auch keine Nachführmessung, so daß die Belichtung mit einem externen Belichtungsmesser gemessen werden muß oder anhand des Histogramms der gerade gemachten Aufnahme vom Fotografen nachgeregelt werden muß. Immerhin leuchtet bei manuellen Objektiven der Schärfenindikator unterhalb des Bildfeldes im Sucher bei korrekt eingestellter Entfernung auf.
  • Ein Anschluß für einen elektrischen Fernauslöser ist nicht vorgesehen, es gibt aber einen Empfänger für eine (nicht mitgelieferte) Infrarot-Fernbedienung.
  • Das Display kann weder gedreht noch geschwenkt werden. Das eigentliche Display ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt. Weil eine dSLR aber bei Wanderungen die ganze Zeit vor dem Körper herumhängt und dabei mehr oder minder heftig Kontakt zu Jackenknöpfen oder Ähnlichem hat, legte Nikon eine weitere Kunststoff-Schutzscheibe bei, die einfach aufgeklipst wurde. War diese dann verkratzt, kaufte man einfach eine Neue. Alternativ kann man auch eine Schutzscheibe aus gehärtetem Glas aufkleben, die die Zubehörindustrie in passenden Größen im Angebot hat.
  • Für viele Aufnahmeparameter ist auf der Kamera-Oberseite ein kleines SW-LCD-Display vorhanden.
  • Alle Schnittstellen sind hinter unverlierbaren Abdeckungen verborgen, fast alle Buchsen entsprechen der jeweiligen Norm, so daß keine Spezialkabel erforderlich sind. Nur der Anschluß für das Netzteil erfordert ein Spezialkabel.
  • Die Kamera wurde aus Kostengründen nicht im japanischen Nikon-Kamerawerk hergestellt, sondern stammt aus der thailändischen Nikon-Fabrik.
  • Die NEFs-Dateien enthalten etwas mehr Pixel, als die meisten Konverter ausgeben, um Reservepixel des Randbereichs zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnung nutzen zu können. Freie Konverter geben bis zu 3039 x 2014 Pixeln aus.
  • Die Kamera schreibt viele interessante Details in den MakerNotes-Teil der EXIFs, ich zähle hier nicht alle auf:
  • den Weißabgleich, die Belichtungskorrektur, die Kamera-Seriennummer, den VR-Status, alle Bildparameter, die Zahl der Verschlußauslösungen, den Objektivnamen, die RAW-Kompressionsart, die wahre Blende und Brennweite des Objektivs (interessant vor allem bei „langem“ und „kurzem“ Ende von Zooms und bei Festbrennweiten), Daten der Blitzsteuerung inkl. allen Parametern der drahtlosen Blitzsteuerung, die Pixelgröße in µm, einen vom Benutzer eingeboren Kommentar, uvm.
  • Daten zur Korrektur der Objektivfehler wie Vignettierung, chromatischen Aberrationen oder der Verzeichnung sind nicht in den EXIFs der RAWs enthalten, alle RAW-Konverter auf dem Computer haben dazu ihre eigene Datenbank.
  • Der UVP der Nikon D50 betrug etwa 750 Euro. Ich erwarb mein Exemplar im Sommer 2019 für ca. 40 Euro als Beifang in einer kompletten Ausrüstung, da der Verkäufer nur mehrere Kameras und Objektive zusammen abgeben wollte.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 200 ASA, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture, bearbeitet mit mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet. Da die Bildqualität stark von den verwendeten Objektiven abhängt, habe ich auf Bildparameter-Angaben verzichtet.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Nikon D50 ist größtenteils aus Kunststoff und teilweise mit gummiartiger Belederung überzogen. Das dafür verwendete Material neigt dazu, im Laufe der Zeit klebrig zu werden, da gewisse bei der Herstellung verwendete Substanzen ausdiffundieren. Dieser Vorgang ist unumkehrbar, die Belederung schrumpft dabei etwas und löst sich ab. Aus Metall sind nur wichtige Teile wie das Objektivbajonett, der Blitzschuh oder das Stativgewinde.

Die Handhabung sowie die Menüstruktur erscheint Nikon-Fotografen sofort vertraut.

Die Kamera gehört zur Klasse der digitalen Einsteiger-Spiegelreflexkameras mit APS-C-Sensor.

Der Sensor schlägt sich bei 200 ASA recht gut, Farben und Schärfe sind für 6-Megapixel Bilder sehr gut. Oberhalb von 800 ASA ist die D50 meiner Meinung nach nur möglichst selten zu benutzen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch eher uninteressante Kamera (weil eine von etlichen Nikon-dSLRs), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nur noch eingeschränkt geeignet. 6 Megapixel reichen zwar heutzutage für etliche Anwendungen aus, aber die D50 sollte nur bei 200-400 ASA benutzt werden.

Christian Zahn, Januar 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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