Mittelformat-Scanner aus Pappe
Nostalgie pur!
Bei nie endenden Aufräumarbeiten in Haus und besonders Keller tauchte diese Zigarrenkiste „Erntekrone Sonnenlichter SUMATRA“ auf. Inhalt? Familiensaga pur. In Form von eingerollten Rollfilmen, aufgenommen von meinem Vater oder meiner Tante – sie war auch Photolaborantin – mit der zweiäugigen 6x6 Mittelformat-Spiegelreflexkamera Rolleicord oder Rolleiflex. Eine Rollei besitze ich nicht. Wohl aber den großartigen japanischen Nachbau AIRES Automat, und aus Nostalgie weitere zweiäugige SLRs. Die AIRES ist die Zweiäugige mit ganz besonderen „Augen“. Sowohl das Sucher- als auch das Aufnahmeobjektiv hat Nikon geliefert! Ein zwei Filme habe ich mit der Aires schon belichtet, würde sie aber gerne mal wieder "ausführen". Und dann geladen mit SW Rollfilm, den ich selbst entwickeln kann.
Aber dann … Um die Negative in den Rechner zu bekommen, muss digitalisiert, gescannt werden. Christian Zahn hat in seinem Beitrag: "Fuji GA645zi Mittelformat-Negative digitalisieren" auch etwas dazu geschrieben! Die technischen Voraussetzungen sind auch vorhanden, aber ich scheue Aufwand und Schlepperei.
Schlepperei des voluminösen CanoScan 9950, der als professioneller Flachbettscanner mit Durchlichteinheit in der Lage ist neben Papiervorlagen auch Filme zu digitalisieren. Vom 35 mm Kleinbildfilm über Mittelformat-Rollfilm bis hin zu Großformat. Bei Kleinbildfilmen mit 24 x 36 mm Filmfläche liefern echte Filmscanner bessere Resultate, aber bei den großen 4,5 x 6, 6 x 6, 6 x 7, 6 x 8 und 6 x 9 cm Filmflächen der Mittelformat-Rollfilme kann der CanoScan 9950 gut mithalten! Natürlich gibt es auch Filmscanner fürs Mittelformat, die dann aber richtig teuer werden. Ungeachtet dessen hatte ich mit dem CanoScan 9950 fast meine komplette Kleinbild-Diasammlung digitalisiert. Um selbige zwei, drei Jahre später erneut, aber dann final mit einem echten Filmscanner Plustek 7200 zu digitalisieren. Bei Vergleichen fiel auf, wie ordentlich bereits der CanoScan die Kleinbilddias trotz des primitiveren Verfahrens digitalisiert hatte. Mittlerweile sind sämtliche Dias samt Kästen und Magazinen entsorgt. Auch der seit Jahrzehnten ebenso nutzlose wie bleischwere Staubfänger Diaprojektor von Leitz wurde entsorgt. Sowas stelle ich noch nicht mal mehr bei eBay ein.
Als jetzt die gezeigte Zigarrenkiste mit Rollfilmen auftauchte, wollte/musste ich das Thema Digitalisierung von Film neu aufgreifen
Ganz am Ende des Beitrags "Dias und Negative digitalisieren" wurde dieser lomography SMARTPHONE FILM SCANNER für Kleinbildfilme gezeigt.
lomography SMARTPHONE FILM SCANNER
Den ich bei Gelegenheit mal suchen, finden ;-) und reaktivieren sollte. Wobei ich im Urlaub aufgenommene SW-Kleinbildfilme bevorzugt mit dem ausgelagerten Minolta Dimage Scan Dual II AF-2820U digitalisiere.
Das Prinzip des lomography SMARTPHONE FILM SCANNERs hat der "picto scanner 6x6 – MOBILE PHONESCANNER FOR 6x6 MATERIAL BW Negative/Color Negative/Color Positive" übernommen aber kostenmäßig noch weiter vereinfacht! Was da für 49 Euro kam, war eine liebevoll gemachte Aufmachung in Anlehnung an die ehemaligen AGFA-Farben. Christian Zahn bemerkte: Die Verpackung vom Scanner erinnert an die alten Agfa-Farben der Siebziger: Rot-Orange und Blau und dazu noch der Rhombus. Und darauf weiße Schrift. Inspiriert vom Design aus Leverkusen ;-)
Was steckt drin?
Auf der Rückseite gleich die Zusammenbauanleitung und der fertige Scanner
Darauf gefasst, dass das für 49 Euro unmöglich was sein kann, wurde ich auf das Angenehmste überrascht!
Wie beim oben gezeigten "lomography SMARTPHONE FILM SCANNER" werden die Mittelformat Dias, Color- und SW-Negative einfach über eine Leuchtplatte gezogen und dann per Smartphone abfotografiert. Zuvor ist die benötigte App runterzuladen. Einzige Einschränkung, der "picto scanner 6x6"ist für 6x6 vorgesehen. Sicher geht auch kleineres 4,5 x 6 cm, aber bei bis 6 x 9 cm gehen nur quadratische Ausschnitte. Wobei es möglich sein müsste, die größeren Formate in zwei Durchgängen zu scannen und dann im Rechner zusammenzusetzen.
Die Qualität?
Umwerfend gut! So gut, dass ich mir das Hantieren mit den eher wenigen 6x6 Mittelformat SW Negativen und dem CanoScan 9950 in Zukunft schenke!
Erster Test/Versuch
Das Foto zeigt die Externsteine in Horn-Bad Meinberg, Nordrhein-Westfalen. Aufgenommen von meinem Vater vermutlich mit einer zweiäugigen Rollfilm Mittelformat 6x6 Rolleicord oder Rolleiflex. Ende der 1950er Jahre durfte man noch mit dem Auto zwischen den Felsen durchfahren, und auf dem Weg nach Detmold fuhr die Straßenbahn an den Steinen vorbei.
Das linke Foto zeigt die Abbildung "out-of-the-papp-scanner" mit 6.480 x 6.480 Bildpunkten, 42 Megapixel! Wo die beim 4.032 x 3.024 12 Megapixel iPhone 8+ herkommen, bleibt ein Rätsel. Es kann ja nur Interpolation sein. Aber die ist extrem gut! Daneben das auf 2400 Pixel reduzierte, fertige Ergebnis. Probeweise mit Topaz Sharpen AI verbessert, was gar nicht zwingend notwendig war. Mit 3000 x 3000 Pixel würde es allemal für einen 50 x 50 cm Papierabzug reichen!
Das macht Lust auf mehr!
Da kann ich doch glatt meine etwas "bestoßene" ZEISS IKON NETTAR mal mit SW-Rollfilm laden!
Und das ist auch ein Grund in Zukunft auf Flohmärkten etwas genauer hinzusehen. Denn da liegen derartige Kameras gerne verloren rum. Vor Kauf muss man nur drauf achten, dass das Objektiv nicht blind ist – Staub, Fungus = Linsenpilz – und das Blende und Verschluss funktionieren. Soll es Qualität sein, greife ich in mein Regal mit den zweiäugigen Spiegelreflexkameras ;-)
Vor dem Flohmarkt kommt nochmal das Archiv "Zigarrenkiste": 2.400 x 2.400 Bildpunkte = 5,8 Megapixel
Über die Colorierungs-Spielereien mit Photoshop kann man sicher lästern. Ich fand es aber erstaunlich, was auf einen Mausklick bereits geht! Stichwort ist natürlich wieder "KI – Künstliche Intelligenz"! Für noch bessere Ergebnisse wäre natürlich weitere Handarbeit nötig. Für die Erinnerungsfotos von 1966/67 aus der eigenen Familiensaga reicht's allemal …
Silberdistel 5,8 Megapixel
Glatt vergessen – die App "picto scanner 6x6"
Selbsterklärend und praktisch idiotensicher, die "picto scanner 6x6" App! Die finale Bearbeitung mit Photoshop. Gradationskurve eine Hauch "verbiegen", und dann bei Bedarf noch nachschärfen oder Topaz Software auf die Scans loslassen. Bei den Familenerinnerungen habe ich außer Gradation nichts nachbearbeitet!
Ein Reflecta x66-Scan 64560, der 6x6 auch "nur" abfotografiert, kostet über 200 Euro! Der picto scanner 6x6 ist mit 49 Euro dagegen eine "Preisbombe". Ein gutes Smartphone vorausgesetzt.
Ich muss jetzt nur mal suchen und finden ;-) Ob ich die Handvoll Mittelformat Farbdias noch "irgendwo" habe. Die Scan-Qualität würde ich mich sehr interessieren. Letztlich unerheblich … Wobei silberdichte SW-Negative schon die "Höchststrafe" für jeden Sanner darstellen! Und ich garantiert NIE mehr einen Diafilm in eine 6x6 Kamera einlegen werde. SW und Selbstverarbeitung sind angesagt!
Das war es dann zum Start in die analoge Mittelformat-Fotografie. Jetzt muss ich nur noch neu/frisch fotografieren ;-)
Ralf Jannke, März 2023
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 9.08.2023 |
Kommentare (2)
Paul
am 27.07.2023Gerald Meier
am 25.02.2024