Yongnou AF-S 1,8/50 mit Nikon D800 Kurzbericht von Christian Zahn

Ralf Jannke hat hier bereits über ein 100er Tele und die 50 mm Vresion mit Canon EF-Bajonett von Yongnou berichtet:

Hier stelle ich ein chinesisches 50mm-Normalobjektiv für Nikon-Vollformatkameras vor. Die entsprechende Canon-Version ist eine Kopie des Canon 1,8/50mm - Objektivs, die Nikon-Version ist optisch vermutlich daraus abgeleitet, wurde aber äußerlich an das Design des Nikon AF-S Nikkor 1,8/50G „angelehnt“. Sogar die Streulichtblende ist austauschbar und trägt die Bezeichnung „HB-47“. Im Gegensatz zur Canon-Version ist das Bajonett aus Metall.

Das erwähnte 50er Nikkor kostet etwa 250 Euro, das Yongnou lediglich um die 75 Euro. Ich erwarb mein Exemplar gebraucht im Jahr 2019 zusammen mit einer D300 für nur 150 Euro. Der Vorbesitzer hat es fast nicht benutzt.

Der optische Aufbau ist nicht identisch, das Nikkor hat 7 Elemente in 6 Gruppen, davon eine Asphäre, das Yongnou 6 Elemente in 5 Gruppen mit 7 Blendenlamellen.

Im Karton werden mitgeliefert: Das Objektiv, ein Snap-Frontdeckel, ein Objektiv-Rückdeckel, das Objektiv und eine Bajonett-Streulichtblende. Der Karton wirkt wertig, der gold-schwarze Farbton des Drucks ähnelt den goldenen Nikon-Kartons, ist aber deutlich dunkler gehalten.

Besonderheiten

Wie erwähnt, ähnelt das Yongnou dem Nikkor so stark, daß man schon von „Kopie“ sprechen kann. Merkwürdig ist jedoch das Verhalten beim manuellen Fokussieren: Am Fokusring eines Nikon-Objektiv dreht man (Blick von Oben auf das an der Kamera angesetzte Objektiv) nach Links, wenn man in den Nahbereich will und nach Rechts für Unendlich. Das Yongnou bewegt man genau anders herum! Und dann bewegt sich die im Fenster sichtbare Entfernungsskala auch noch dazu verkehrtherum! Immerhin dreht sich sowohl das Filtergewinde als auch die Streulichtblende beim Fokussieren nicht mit.

Das Yongnou hat einen eingebauten Fokusmotor, funktioniert also an allen preiswerten Nikon-Bodys ohne eingebauten „Schraubenzieherantrieb“.

Jedoch ist er nicht so leise, wie man das von Nikons-Ultraschall-Motoren gewohnt ist, er macht deutlich „Radau“. Außerdem kann man ihn unterhalb des Fokusrings „spüren“.

Es gibt keine „springende“ Schärfe, wie ich es von meinen Nikon-Objektiven mit AF-S-Antrieb gewohnt bin. Statt dessen „pumpt“ der Autofokus, ähnlich wie bei alten Kontrastautofokussystemen früher Kompakt- und Systemkameras um den Schärfepunkt herum, bis er den Punkt größter Schärfe gefunden hat.

Das liegt meiner Meinung nach daran, daß Youngnou das Nikon-Protokoll zwischen Kamera und Objektiv durch „Reverse-Engineering“ nachgebildet hat und das Timing nicht perfekt schafft, so daß der Fokus-Motor den Kamerasteuerbefehlen etwas „nachhinkt“ und so über das Ziel etwas hinausschießt. Somit muß dann nochmals in Gegenrichtung korrigiert werden, und wieder läuft das Yongnou etwas zu weit zurück usw.

Das Ganze ist auch noch vom Nikon-Body abhängig, an der D300 „pumpte“ mein Exemplar am schlimmsten, an der D800 am wenigsten.

Die AF-Trefferqoute ist geringer als bei Nikon-Objektiven (vermutlich aufgrund des „Pumpens“). Irgendwann meint die Kamera, scharfgestellt zu haben, ist aber mehr oder weniger vom „Ziel“ entfernt. Auch hier: Die D300 hatte die meisten Fehlfokussierungen, die D800 die wenigsten.

Gerade bei Offenblende 1,8 und der geringen Tiefenschärfe bei 50mm fallen Fehlfokussierungen störend auf.

Ist das gewünschte Objekt scharfgestellt, gibt es an den Aufnahmen hingegen nichts auszusetzen.

Beispielfotos

Die Aufnahmen entstanden mit einer D800, 100 ASA, fest eingestelltes  zentrales AF-Feld, Aufnahme irrtümlich als TIFF (statt als Raw), bearbeitet mit Photoshop CS6, auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Für die geringe Tiefenschärfe kann das Objektiv nichts, das liegt am Vollformat und den recht großen Blenden.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Wie erwähnt, ist das Äußere ein Klon des Nikkors. Optisch kann ich es nicht mit dem 50er G-Nikkor vergleichen, da ich mir für wesentlich weniger Geld das 1,8/50-AF-D gebraucht gekauft habe. Verglichen mit diesem Objektiv (ohne eingebauten Motor, ebenfalls 6 Elemente in 5 Gruppen) erscheint mir das Yongnuo bei Blende 1,8 bis 2,8 etwas unschärfer, ab Blende 4 kann ich kaum Unterschiede erkennen.

Fazit: In Bezug auf den Preis eine Empfehlung wert, sicherheitshalber sollte man von jedem Motiv zwei bis drei Aufnahmen (jeweils mit Neu-Fokussierung) machen, um sicher eine richtig scharfe Aufnahme zu bekommen.

ChristianZahn, Herbst 2020

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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