Grossartiger Neuzugang zum Jahreswechsel 2020/2021: Eine FUJIFILM FUJIX DS-220 von 1995!

Wie alles begann

"Ostern 1996, Ostern 2017 – 21 Jahre — ist es jetzt her, als ich das erste Mal mit einer Digitalkamera in Berührung kam."

Alles Kameras ähnlicher Machart, von Boris Jakubaschk etwas freundlicher als "Feldstecher-Bauform mit Zoomobjektiv" bezeichnet. Über die Apple gelabelten Modelle und die bauähnliche Kodak DC40 gibt es hier eigene Berichte:

Zum Ende des Corona-Horrorjahrs 2020 kam die interessanteste und deutlich seltenere Kamera ähnlicher Bauweise dazu. Die Rede ist von der FUJIFILM FUJIX DS-220.

Oft wird die DS-220 auf 1997 datiert. Unser geschätzter Sammlerkollege Rodger L. Carter zeigt die Fuji DS-220 auf seiner Internetseite DigiCamHistory.Com bereits unter 1995!

Sie ist damit die älteste – wenn man so will – Prosumer-Kamera meiner Digitalkamerasammlung. Von der 640 x 480 Pixel Auflösung ist die DS-220 nach heutigen Maßstäben keine Pro(fessionelle) (Kon)sumer-Kamera. Aber wir sind im Jahr 1995! Diesen Koffer samt Inhalt konnten sich nur wenige leisten. Diese Kamera dürfte wohl bevorzugt in den Händen von Maklern, Architekten oder KFZ-Versicherungsvertretern (Stichwort Schadensdokumentation) zu finden gewesen sein. Und Zahnärzten!

Denn die DS-220 wird u.a. auch so beschrieben:

"Die Firma Niamtu Imaging System hat ihre Produktlinie um das neue Niamtu Digital Imaging System erweitert. Dieses System verwendet die preisgekrönte Niamtu Imaging Software und die digitale klinische Makrokamera Fuji DS-22. Die DS-220 ist die erste Kamera, die tatsächlich für spezielle zahnmedizinische und medizinische Anwendungen hergestellt wird. Die Kamera verfügt über drei angeschlossene Makro-Blitzgeräte und ein vierlinsiges Makro-System, das Ganzkörperaufnahmen und 1:1-Makro-Nahaufnahmen ohne lästige Zusatzgeräte ermöglicht. Die Kamera arbeitet automatisch und verfügt über einen Farb-LCD-Vorschaumonitor, um jedes Mal ein perfektes Foto zu gewährleisten."

FUJIFILM FUJIX DS-220 System 1995

Linkes Foto: Der LCD funktioniert noch. Das war aber eher etwas für Sachaufmahmen vom Stativ. Denn der externe Monior funktioniert nur in der Einstellung PLAY zur Bildwiedergabe oder PREV(IEW), in der nicht ausgelöst werden kann. Tribut des Alters der Kamera-Ausrüstung: 26 Jahre. In Digitalzeiten Steinzeit!

Rechtes Foto: Nicht abgebildet das Netzteil/Ladegerät Fuji FUJIFILM Fuji FUJIFILM AC POWER ADAPTOR AC-D22 und der Akku-Dummy Fuji FUJIFILM PC-220. Im roten Kreis die drei Makro-Einstellmöglichkeiten. Leider hat sich die Makro-Einheit FUJIX MACRO CONVERTER MC-D22 "totgestanden" — der Blitzkondensator dürfte hinüber sein. Da blitzt nichts mehr :-(

Nichts funktioniert :-(

Nicht nur Fuji schaffte es, spezielle PCMCIA-Karten zu benötigen!

  • Im Praxisbeitrag "FUJIFILM Nikon FUJIX DIGITAL CAMERA DS-560" gibt es ein Foto mit der Textpassage: "Achten Sie auf die Speicherkarten! Links eine 512 MB Compactflashkarte im PCMCIA-Adapter, rechts eine 40 MB PCMCIA-Speicherkarte. Nur mit der, und deren besonderer Spezifikation ist die Fujix Nikon E2N zu betreiben. Der Nachfolger Fujifilm Nikon Fujix DS-560 akzeptiert CF-Karten bis 512 MB Größe. Eine Riesenerleichterung!"
  • Im Praxisbeitrag "Nach der FUJIFILM Nikon FUJIX DIGITAL CAMERA DS-560 und FUJIX Nikon E2N jetzt noch eine FUJIX Nikon E2s" ist ein Foto einer Fuji/FUJIX Nikon E2S mit beiliegender PCMCIA-Karte. Die Karte ist Nikon-gelabelt und hat die auch für die DS-220 die richtige Spezifikation! Die 15 MB Karte wird von der DS-220 einwandfrei beschrieben. Und nimmt je nach Komprimierung 84, 161 oder 296 Fotos auf.
  • Übrigens zwang auch Chinon mit seiner bauartlich durchaus mit der Fuji DS-220 zu vergleichenden ES-3000 dem Anwender Kopfstände mit der richtigen Speicherkarte auf.

Links im Doppel-Foto von oben deshalb zusammen mit der kompatiblen PCMCIA-Speicherkarte die weiteren Zubehöre zur Datengewinnung aus der DS-220: Windows 2000 Laptop mit PCMCIA-Karteneinschub/Leser und einem 128 MB USB-Stick, der von Windows 2000 auch akzeptiert wird!

Objektiv-Korrektur

Oft wird die Fujix DS-220 als mit einem Zoomobjetiv ausgerüstet beschrieben. Tatsächlich hat die DS-220 ein Doppelobjektiv. Was wie eine Zoom-Wippe aussieht, ist tatsächlich ein Doppel-Tippschalter. Beschriftet mit W(ide) und T(ele) für Weitwinkel oder Tele. Der Fotograf hat die Wahl zwischen einem DUAL 5.5/11 mm TV- FUJINON, was ungefähr 35(38)/70(76) mm Brennweite im Kleinbildformat entsprechen dürfte …

Noch eine Besonderheit

Gut hinter dem Akku versteckt und nur bei Rausnahme, bzw. Wechsel des Akkus zu sehen, ein kleiner Schiebeschalter, beschriftet mit SENS. Der die Wahl zwischen HI und STD lässt. Es kann eigentlich nur bedeuten, dass SENS das Kürzel für SENSivity (Empfindlichkeit) ist, Empfindlichkeit des Bildsensors. Wo zwischen ST(an)D(ard) und HI (hoch) gewählt werden kann. Üblicherweise hatten frühe Bildsensoren in dieser Kameraklasse etwas im Bereich ISO 80/100 Empfindlichkeit. Das dürfte die Einstellung STD gewesen sein. Und HI? Vermutlich kaum mehr als Verdopplung auf ISO 160/200.

Auflösung des Kofferrätsels

In diesem vermutlich Spritzwasser-geschützten und stabilen Hartschalenkoffer kam die komplette DS-220 Ausrüstung an den Aufmahmeort.

Test, Test, Test …

Dass man mit 640 x 480 Pixel nicht weitkommt, war von Anfang an klar

Bei 150 Prozent Vergrößerung halte ich das Ende der Hochskalierung erreicht. Realistisch ist wohl eher Originalgröße (100 Prozent) bis 150 Prozent …

Um Unterschiede zu verdeutlichen, wurden die Einzelbildchen der Vergleiche noch etwas stärker um 200 Prozent von 640 x 480 Originalgröße auf 1280 x 960 Pixel vergrößert, interpoliert. Trotz der gewissen Verfälschung sollten die Unterschiede erkennbar sein. 

Dass die geblitzte Reihe die besten Ergebnisse brachte, war keine Überraschung. Bei Kunstlicht – LED gab es 1995 noch nicht (!) – habe ich solange an den Reglern geschoben, bis es halbwegs ansehbar war. Aber Blitz oder Kunstlicht: Es ist zu erkennen, dass die JPEG-Qualitäten Fine und Normal OK sind, von Basic aber unbedingt Abstand zu halten ist …

Und die Verstärkung von STD auf HI funktioniert tatsächlich, wobei HI eher eine Notlösung zu sein scheint.

Bildvergrößerung durch Interpolation – Was geht? Wenig … (150 Prozent)

Blitz und Kunstlicht, Datenkomprimierung: Fine, Normal, Basic

Sensorempfindlichkeit STD und HI

Ich hoffe, dass es zu erkennen ist, dass die Empfindlichkeitseinstellung HI mehr rauscht.

"Richtige" Beispielfotos –oder: Pflichterfüllung

Eindruck

Etwas an der Bildqualität zu kritisieren, wäre angesichts des Alters und der Auflösung der FUJIFILM FUJIX DS-220 unfair! Die Beispielfotos sind mehr oder weniger "out-of-the-cam"–- ohne Nachbearbeitung. Was ging mit 640 x 480 Pixel? In 300 dpi Hochglanzausgabe 5,4 x 4,1 cm. Tageszeitung mit geforderten 200 dpi (40er Raster) 8,1 x 6,1cm und niedriger Fotoqualität 150 dpi 10,8 x 8,2 cm … 

100 Euro war es mir wert, neben der zweiten in Serie produzierten DSLR der Welt meiner Sammlung mit der FUJIX DS-220 sicher nicht die erste Fuji DS-H1/DA-100 mit Speicherkarte (1991), aber eine der ersten Prosumerkameras (*) der Welt hinzuzufügen. Die in eBay weiter für etwas über 200 Euro oder komplett mit allen Originalverpackungen für über 700 Euro weiter – unverkauft rumliegt …

(*) Als erste käufliche Konsumer-Digitalkamera der Welt kann sicher der Logitech Fotoman (0,1 Megapixel) angesehen werden. Der aber Speichern der Fotos nur in einem flüchtigen Speicher gestattete – war der Akku leer, waren alle aufgenommenen Fotos weg. Hier gibt es einen ausführlichen Bericht über den Logitech Fotoman.

Ralf Jannke, Januar 2021

 

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