Canon EOS 1Ds – Ich hatte sie eigentlich schon abgeschrieben …

Abgeschrieben? Warum?

Weil die EOS 1Ds bereits Ende 2022 — scheinbar — nicht mehr ans Laufen zu bringen war. Der finanzielle Verlust dieser beim Erscheinen 2002 rund 10.000 Euro teuren 11 Megapixel Vollformat Canon EOS 1Ds wäre verschmerzbar gewesen. Denn ich habe dafür als ungetestet ohne Akku vertretbare 75 Euro gegeben.

Aber ich wollte nicht aufgeben!

Denn was ich zum Start Ende 2019 bekam, war eine funktionierende Hochleistungs-Canon, der bisher zwei Praxisberichte gewidmet wurden:

Aber dann lag die EOS 1Ds fast zwei Jahre unbenutzt. Was ihr nicht bekommen ist. Um irgendwann in diesem Zeitraum festzustellen: Sie meldet sich beim Startversuch nur noch mit irren Meldungen  :-( Totgelegen?

Zum Glück hatte ich die letzte Firmware auf dem Rechner gesichert. Was die EOS nach einem erneuten Startversuch und Installation der Firmware immerhin halb zum Leben erweckte.

Aber eben nur "halb"

Denn anschließend meldete und meldet sie bei jedem Versuch mit frisch geladenem Akku und einer nicht zu großen, leeren (!) CompactFlash-Karte — 512 MB, 1 GB oder 2 GB — "Card Full" :-( Hmmm — unmöglich bei leerer Speicherkarte. Eine erneute Installation der Firmware brachte keine Abhilfe. Wie ein Wunder wirkte aber zufällig der durch Spielen/Probieren gefundene (eigentlich unlogische) Wechsel des Speicherformats RAW nach RAW und JPEG oder RAW und JPEG zurück nach RAW. Sofort zeigte das Display auf der Oberseite der EOS die mögliche Anzahl Fotos entsprechend der Speicherkartengröße. 

Anschließend ließen sich problemlos Bilder in gewünschter Automatikart, Empfindlichkeit und so weiter aufnehmen. Mit zwei Haken, mit denen ich leben kann. Es wird wie früher auf Film fotografiert. Heißt ohne Bildkontrolle auf dem Monitor. Er bleibt aufgenommenes Bild für aufgenommenes Bild — schwarz. Und die Prozedur des Dateiformatwechselns im Menü muss nach jeder Entnahme und Wiedermontage der CF-Speicherkarte sowie nach dem Ausschalten der 1Ds und dem Wiedereinschalten wiederholt werden. Da kann man/ich mit leben!

Schwarze Fotos = Sensortod?

Auch auf dem Rechner zunächst eine erste böse Vorahnung — Sensor-Tod

Aber zum Glück nicht! Direkt nach der Übertragung der 1Ds-Fotos auf die Rechner-Festplatte auch in Lightroom – erstmal ein langes Gesicht :-( Einmontiert in den linken Screenshot. Alle aufgenommenen EOS 1Ds Fotos schwarz. Hätte ich aber erst in Adobe Bridge geschaut, wäre alles in Ordnung gewesen! Alle Fotos da. Sobald aber der Import in Lightroom gestartet wurde, wandelte sich ein schwarzes Bild nach dem anderen ins sichtbare Vorschaubild — rechter Screenshot.

Die einzige Angst ist jetzt noch, dass die wunderbare 11 Megapixel Canon EOS 1Ds doch irgendwann endgültig den Geist aufgibt. Also ranhalten mit Fotografieren und mindestens einmal pro Quartal bei Nichtgebrauch Akku laden, Starten und die 1Ds kurz laufenlassen! Deshalb jetzt auch ein kurzer Rundgang im Juni!

Objektivwahl

Spezifikation

  • Vorstellungsjahr März 1990
  • Durchmesser, Länge, Gewicht 72 x 86 mm, 425 g, Filtergewinde 58 mm
  • Optischer Aufbau 14 Linsen in 12 Gruppen, inkl. 1 asphärisch geformte Linse
  • Nahdistanz 0,75 m, Vergrößerung 0,15 x
  • Blende 5 Lamellen, kleinste Blende f/32

Canon schreibt: Es ist das erste Zoomobjektiv von Canon, das ein Hinterlinsenfokussierungssystem verwendet. Die Fokussierung erfolgt durch Verschieben einer oder mehrerer Linsengruppen hinter der Blende. Das 12. Element ist aus Pressglas GMo asphärisch geformt. Es dient der Korrektur des Astigmatismus, um eine scharfe Abbildung zu erreichen und das Objektiv kompakt zu halten. Das AF-System wird von einem Ring-USM (Ultraschallmotor) angetrieben, der auch eine vollständig manuelle Fokussierung ermöglicht.

Dank Vollformat habe ich für den Rundgang dem CANON ZOOM LENS EF 35-135mm 1:4-5.6 USM den Vorzug gegenüber dem etwas weitwinkligeren, aber kürzeren CANON ZOOM LENS EF 28-80mm 1:3.5-5.6 USM gegeben.

Beide Zooms wurden im Praxisbeitrag "14 MP Vollformat 2004, Kodak DCS ProSLR/c: Großes Update" gewürdigt. Mit ziemlicher Sicherheit würden Canon L-Objektive – die mit dem roten Ring – dieser Kamera – gemeint ist die Kodak Vollformat-DSLR – gerechter, aber ich stehe im Nikon-Lager und werde deshalb keine hohen Summen in Canon-Hochleistungsobjektive investieren. Also wurde die Kodak DCS ProSLR/c mit vorhandenen Objektiven bestückt.

Zur Verfügung standen ein aus meinen Canon-Zeiten übrig gebliebenes CANON ZOOM LENS EF 28-80mm 1:3.5-5.6 USM und ein 35 Euro CANON ZOOM LENS EF 35-135mm 1:4-5.6 USM. Die von der Papierform bessere Leistung liefert vermutlich das 3,5-5,6/28-80 mm, das 1991 als Kit-Zoom zur EOS Elan/100 angeboten wurde. Es soll das erste Canon Zoom sein, das eine gepresste, asphärische Linse enthält! Wer Freude an MTF-Zahlen und Diagrammen hat, kann hier nachschauen: 3,5-5,6/28-80 mm EF USM. Photodo MTF Bewertung 3,2

Zum Vergleich das Canon 2,8-4/28-80 EF L USM: Photodo MTF Bewertung 3,8 und das 4-5,6/35-135 EF USM: Photodo MTF Bewertung 3,1

Neben den Zahlen hatte ich einen Blick auf die Photodo-MTF-Diagramme geworfen und mich dabei mit einem Lineal „bewaffnet“. Das damalige Premium-Zoom 2,8-4/28-80 L hat erwartungsgemäß die beste Photodo-MTF-Bewertung, das vorhandene 28-80 ist aber nicht soooo schlecht, dass man es nicht zum Fotografieren benutzen kann ;-) Und das übertrage ich getrost auch auf das 35-135 mm.

So informiert, konnte es dann ja losgehen — mit dem 35-135 …

Kein Vergnügen bei wolkenlosem Himmel und an die 30 Grad! Schleppen von 2 kg Fotogerät

Schärfe? Kein Problem fürs CANON ZOOM LENS EF 35-135mm 1:4-5.6 USM, 11 Megapixel

Aber da merkt man das Alter von DSLR UND Zoom-Objektiv – Verzeichnung

Über 30 Jahre alt!

  • Erste Reihe von links nach rechts: 35 mm, 70 mm 135 mm UN-korrigiert
  • Zweite Reihe von links nach rechts: 35 mm, 70 mm, 135 mm Mit Lightroom entzerrt

Ist das Zoom deshalb schlecht?

Nein! Denn derartige Verzeichnungen werden bei aktuellen Objektiven und Kameras bereits von der In-Kamerasoftware (Firmware) rausgerechnet. Selbst bei Speichern im Rohdatenformat! Dazu war die Canon EOS 1Ds von 2002 vermutlich noch nicht in der Lage! Und schließlich ist das Zoom Baujahr 1990! Da ist sicher auch ein Chip drin, aber vermutlich ohne Optik-Korrekturen …

Und 50 mm Brennweite?

Im Bereich des Normalobjektivs, 50 mm Brennweite, ist das Zoom so gut wie verzeichnungsfrei. Das könnten bei genauem Studieren auch 45, 48, 52 oder 55 mm sein. Irgendwo um die 50 mm Brennweite wechselt die tonnenförmige in eine sichtbar kissenförmige Verzeichnung ab 70 mm Brennweite. Es gibt also bei fast jedem alten Zoom eine Brennweite, wo keine Verzeichnung auftritt, bzw. wo sie unsicht- oder unmerkbar bleibt. Bei diesem 35-135 mm Zoom eben ca. 50 mm. Nochmal: Digital bei modernen Objektiven und Kameras wird davon nichts bemerkt, weil es Kamera- oder hinterher Bildbearbeitungs-Software automatisch rausrechnen!

Beispielfotos, 6 Megapixel

Alle Fotos trotz gutem Licht mit ISO 320, um mit schnellen Verschlusszeiten garantiert keine Verwacklung zu haben. Überwiegend mit Blende f/8 fotografiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Eigentlich ist alles gesagt, gezeigt. O.K. es ist keine heute gewohnte Premium-Schärfe mit höchstem Mikrokontrast (Influencer-Sprech), die auch elektronisch erzeugt wird, aber fürs Alter der DSLR (Vorstellungsjahr 2002) und noch mehr des Zooms (Vorstellungsjahr 1990!) kann man damit prima leben! Und wenn es sein sollte, könnte Topaz Sharpen AI die gewünschte "Rasierklingenschärfe" generieren ;-) Jetzt bleibt nur die Hoffnung, dass die Canon EOS 1Ds in diesem beherrschbaren Zustand weiterlebt. Gerne werde ich sie im Herbst nochmal probieren. Dann wahrscheinlich mit der CANON ZOOM LENS EF 28-80mm 1:3.5-5.6 USM.

Aber jetzt mehrfach geschrieben: Die Zeit der DSLR ist vorbei!

Ich bin froh wider Erwarten das "größte Kaliber" meiner Sammlung zum Sommer noch "geschafft" zu haben – die EOS 1Ds. Aber diese elende Schlepperei. Mittlerweile kann man auch beobachten, wie sich "die Bucht" – eBay – mit DSLRs und nochmehr mit Objektiven für die entsprechenden DSLR-Bajonette füllen. Manchmal aber zu Preisen, die meiner Meinung heute nicht mehr erzielbar sind. Da haben viele Leute den Absprung verpasst. Aber es bleibt natürlich jedem selbst überlassen, zu kaufen oder auch nicht. Immerhin: Wer sich für eine Canon 1D interessiert, kann für unter 200 Euro das 8 Megapixel-Modell MK (Mark) II beim Profi-Anbieter inkl. Akku, Ladegerät, Rückgaberecht und 12 Monate Garantie erwerben! Und bekommt damit eine schnelle Canon, die zwar keinen Vollformatsensor hat, aber immerhin den großen 19 x 27 mm APS-H Sensor mit Crop-Faktor 1,3. Eine 12 Megapixel Vollformat Nikon D3 ist mit 12 Monate Garantie für 350 Euro zu haben. Für nochmal Größenordnung 100 Euro weniger die ebenfalls superrobuste 12 MP Vollformat Nikon D700 …

Nikon AF-S Objektive mit F-Bajonett können per Adapter weiter auf der spiegellosen Nikon verwendet werden. Und die Canon-Pendants per Adapter auf der spiegellosen EOS. Nach meinen Beobachtungen sind die Profis aber soweit möglich komplett auf spiegellos umgestiegen. Sicher auch aus Gründen der Abschreibung. Und möglicherweise, weil die modernen Objektiv DSLM-Varianten in Sachen Autofokus und Bildfrequenz schneller sein sollen, als die DSLR-Vorgänger. Mein 2,8/70-200 AF-S VR Nikkor war rechtzeitig und zügig weg. Und auch der aus Nostalgie noch eine Weile betriebene und stör-/reparaturanfällige 2,8/80-200 AF-S Vorgänger. Spätestens, nachdem sich das lichtschwächere und leichtere 4,5-5,6/70-300 mm AF-P Zoom Nikkor mit seinem "P", wie Pulse- oder Stepmotor (deutsch Schrittmotor) als im Autofokus schneller erwiesen hatte, wurde das betagte 2,8/80-200 schon vor zwei Jahren verkauft! Das 70-300 war mein letztes neu gekauftes Original AF-Nikkor mit F-Bajonett. O.K. das 5-6,3/100-400 mm Sigma hat auch "nur" Nikon F-Bajonett. Läuft aber adaptiert problemlos auf der spiegellosen Z6. Eine reine Preisfrage! Nikon verlangt für sein 100-400 mit Z-Bajonett um 3.000 Euro, das Sigma hat 780 Euro gekostet. Zum meistens Rumliegen auch noch viel Geld! Spiegellos "rocks". Damit bewege ich mich komfortabel und leichter durch die Fotowelt. Von 13 x 17 mm microFourThirds über 15 x 23 mm APS-C bis 24 x 36 mm Vollformat.

Nochmal DSLR

Unlängst geisterte die Meldung "Zeiss: Aus für die Fotosparte" durchs Internet. Prompt gefolgt von der Korrektur: "Eingestellt wurden nur die Entwicklung und die Fertigung von Spiegelreflex-Objektiven, da hier keine Nachfrage mehr vorhanden sei, sowie aus firmenpolitischen Gründen die teure Edelkompaktkamera Zeiss ZX1, die zu spät marktreif wurde. Die Objektive für die Spiegellosen laufen sehr gut und werden fortgeführt und weiterentwickelt." Aber es ist, wie es ist: Tschüss DSLR. Obwohl: Zwei DSLRs präsentiere ich noch in den nächsten Wochen – die aber bedeutend leichtgewichtiger sind!

Ralf Jannke, Sommer 2023

 

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