Farbfotos mit der Kamera-Spende des Jahres 2024: Mit der Spezial Monochrom-/IR Kodak DCS460ir

Der merkwürdige bläuliche Filter auf dem Objektiv? Die Erklärung kommt im weiteren Text!

Das Kabel aus der Kamera?

Endlich habe ich die DCS460ir geöffnet, um den fast toten Akkublock zu entfernen. Stattdessen wurde die Energieversorgung nach außen geführt, um dort einen entsprechenden Akkuhalter anzustecken. Der dann wie schon bei der Kodak NC 2000 AP per Doppelklebeband fixiert und mit einem Klettband gesichert wird. Sieht nicht gerade professionell aus, erfüllt aber seinen Zweck. Und mit meinen Kodak DCS DSLRs auf Nikon N90n Basis wird ja nicht ständig fotografiert. Wichtiger Unterschied zur Kodak NC 2000 AP: Statt wie dort einen Halter für 8 1,2 Volt AA Eneloops zu nehmen, kam bei der DCS460ir gleich ein Hallter für 10 Akkus zum Einsatz! Der kaputte Akkublock der DCS460ir war mit 9,6 Volt beschriftet, das Kodak-Ladegerät liefert 15 Volt. Da liegt der 10er Akkuhalter mit 12 Volt gut dazwischen. Bei meiner ersten Runde mit der DCS460ir war nach fünf Fotos Schluss. Akku-Blinken – Ende. Mit 10 Akkus ist man auf der sicheren Seite! Damit werde ich auch die Kodak NC 2000 AP versehen, wenn ich sie nochmal mitnehme.

In Teil 1 gab es das Kapitel „Und Farbe?“

Dankenswerter war bei dieser Kodak DCSS460ir die komplette Bedienungsanleitung samt Software – 3,5" Disketten – der Mitte 1990er Jahre dabei. Nach Kodak braucht man im Netz kaum noch zu suchen, denn von der alten Seite mit DCS-Kamera Prospekten, Treibern, Firmware, Manuals existiert fast nichts mehr :-( Gut wenn man dann für reproduzierte Abbildungen Original-Manuals wie beispielsweise auch zur DCS200 hat! Oder längst verschwundene Kodak-Prospekte und Firmenzeitungen …

Extrem aufwändig, aber möglich – Farbfotos mit der nur monochrom/Infrarot aufzeichnenden DCS460ir

Dazu brauchte es das oben abgebildete KODAK Color Wheel Accessory Plus – etwa Farbrad-Zubehör Plus. Diese Einheit wurde zusammen mit der DCS460ir auf einen Schlitten montiert, ausgerichtet, um dann vom Motiv drei SW-Fotos aufzunehmen. Eins durch den Rotfilter, eins durch den Grünfilter und das dritte durch den Blaufilter. Diese Filter waren in dem Color Wheel auf einer Revolver-Drehhaltung montiert, die nach jeder Aufnahme um 120 Grad weiter rotierte. Eben, bis alle drei Bilder aufgenommen waren. Gesteuert durch das Photoshop-Plugin.

Das war/ist natürlich nur etwas für unbewegte Motive, Sachaufnahmen im Fotostudio oder outdoor beispielsweise Architektur vom stabilen Stativ aus. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt versuchen, das Verfahren zu simulieren. Drei Aufnahmen einfach durch vorgehaltene Filter. Voraussetzung ist natürlich, dass das Kodak Plugin drei derartige SW-Fotos zu einem Farbfoto verrechnen kann. Ich. bin aber sicher, dass das auch mit der aktuellen Photoshop-Version möglich ist, die drei SW-Farbauszüge in ein Farbfoto zu konvertieren. Ich muss mal googeln ;-)

Erzeugung von Farbfotos aus reinen SchwarzWeiss-Aufnahmen 1909

Ich will aus Copyrightgründen nicht zu weit gehen, daher habe ich das Frontfoto des obigen Buchs unkenntlich gemacht. Aber die Geschichte und Fototechnik hatte mich seinerzeit so fasziniert, dass ich das Buch erworben habe. Wer sich für die Technik der Erzeugung von Farbfotos aus reinen SchwarzWeiss-Aufnahmen mit Hilfe von Farbfiltern interessiert, sollte unbedingt den Blick in ein einst von mir geschätztes Magazin werfen. Um dort den Artikel; „Zeitreise ins kunterbunte Zarenland – Spektakuläre Farbfotos“ zu studieren. Inklusive acht wohl fürs Magazin freigegebenen Fotos, die der Pionier Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski 1909 mit Hilfe besonderer Technik aufnahm, die am Ende zu Farbfotos führten!

Und ja, was sich derzeit in Europa abspielt, lassen wir hier mal vollkommen außer Acht. Es geht ausschließlich um spezielle Fotografie/Fototechnik aus der ehemaligen Sowjetunion vor über 100 Jahren. Nichts anderes!

Weitere Fotos und die Erklärung der von Prokudin-Gorski eingesetzten Technik sind im sehr guten Beitrag „Wer war Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski?“ von Fotografin, Künstlerin, Redakteurin Aileen Wessely nachzulesen. Ganz kurz: „Eine mögliche Technik zur Umsetzung von Farbfotografien wurde bereits im Jahr 1855 vom schottischen Wissenschaftler James Clerk Maxwell vorgeschlagen und 1861 von Thomas Sutton demonstriert. Dabei fertigt man drei Belichtungen des gleichen Motivs an, die jeweils durch einen roten, grünen und blauen Farbfilter aufgenommen werden.“ Nichts anderes macht die Kodak DCS460ir! „Diese Schwarzweißbilder kann man nach dem Entwickeln wiederum durch drei mit roten, grünen und blauen Farbfiltern versehene Lichtquellen übereinander projiziert betrachten. Entsprechend der additiven Farbmischung ergibt sich ein buntes Bild. Prokudin-Gorski verwendete für seine Farbaufnahmen eine Wechselschlittenkamera, die der deutsche Fotochemiker und ebenfalls Fotopionier Adolf Miethe entwickelt hatte und die von Wilhelm Bermpohl hergestellt wurde. Sie nahm die Belichtungen übereinander auf einer einzigen Glasplatte im Format 9 x 24 cm auf.“

Ob ich mich da mal rantraue? Wenn ja, dann aber im Spätsommer Herbst. Des es müsste ja auch ohne das KODAK Color Wheel Accessory Plus möglich sein, aus DREI durch ein Rot- Grün- Blaufilter aufgenommenen Einzelfotos EIN Farbfoto rechnen zu lassen. Auch ohne die Kodak-Software …

Googeln erwies sich als unergiebig

Was da zu finden war, ging in die Richtung Foren-Dummschwätz. Vollkommen unbrauchbar als Lösung.

DOCMA-Volltreffer!

Als Volltreffer erwies sich schließlich das vom deutschen Photoshop-Papst Dr. Hans Baumann – kurz Doc Baumann – gegründete Fachmagazin „DOCMA“ und die dazugehörige Internetseite. Doc Baumann beschäftigt sich seit 1984 mit digitaler Bildbearbeitung, und seit 1988 schreibt er Artikel und Bücher über digitale Bildbearbeitung …

Die Anfrage an DOCMA über die Kontakt-Funktion wurde prompt beantwortet:

Sie laden die drei Fotos als Stapel (»Datei > Skripte > In Stapel laden«)

Dann müssen Sie für Ebene festlegen als welcher Kanal sie dienen soll: Doppelklick auf Ebene und in den Fülloptionen die Checkboxen für die jeweils anderen beiden Kanäle deaktivieren.

Das Ganze ließe sich auch als Aktion aufzeichnen, so dass es pro Bilder-Tripel dann nur noch ein paar Mausklicks wären.

DOCMA hatte auch gleich den Screenshot von oben mitgeschickt!

Farbfilter RGB: Rot, Grün, Blau

Mit den Filtern der ersten Reihe: ROT, GRÜN, BLAU wurde je eine Aufnahme gemacht.

Und der merkwürdige blassblaue Filter unter den anderen drei Filtern?

Der ist für die SW-Fotografie der Kodak DCS460ir zwingend notwendig. Es handelt sich um einen Tiffen CM500 (52 mm) Filter. Dessen Farbe Blau ich auf dem weißen Papieruntergrund deutlich, im Sucher aber kaum bis gar nicht sehe! Es handelt sich dabei um einen Filter, der Licht im UV und IR-Bereich blockiert. Er kommt auch in der Astrofotografie zum Einsatz. Dieser Tiffen CM500 ist nicht mehr lieferbar. Ein verfügbarer Schott UG-11 BG-39 BG38 40 Hoya CM500 IR Cut in 52 mm Größe kostet bei eBay als MC AR vergütet rund 55 Euro plus 22 Euro Porto US/Deutschland. Mit Schott BG40 MC AR Vergütung verdoppelt sich der Filterpreis gleich auf 110 Euro! Geht es nicht preiswerter? Für 16 Euro gab es bei Amazon einen – lange Bezeichnung – Infrarot-UV-Objektivfilter, Kameraobjektivfilter, Optisches Glas UV-IR-Sperrfilter Infrarot-Durchlassobjektivfilter für DSLR-Kamera(52mm). Der tut's auch!

Langer Rede kurzer Sinn: Bei den Einzelaufnahmen durch den Rot-, Grün- und Blaufilter blieb der Tiffen CM500 mit auf dem 35-70 mm Nikkor.

Einzelschritte

Die von der DCS460ir gespeicherten TIFF-Rohdateien wurden mit Adobe Lightroom geöffnet und in 16 bit TIFF Grauwertdateien umgewandelt. Die einzige Berabeitung bestand in einer Belichtungskorrektur von +1,5 bis +2,5 EV. JPEGs hätten es wahrscheinlich auch getan. Vor der finalen Bearbeitung in Photoshop wurden die Dateien unverwechselbar umbenannt: 

  • DCS00070 Rot.tif
  • DCS00070 Gruen.tif
  • DCS00070 Blau.tif

Schwarzweiss-in-Farbe Umwandlung

GELUNGEN!

Ich will jetzt nicht behaupten, dass das eine perfekte SW-/Farbumsetzung ist. Aber das Prinzip funktioniert! Ob ich die Einzelbilder besser ohne den Tiffen CM500 gemacht hätte? Müßig. Vielleicht braucht es auch genau definierte Rot-, Grün-, Blaufilter. Wie sie sicher in dem oben gezeigten KODAK Color Wheel Accessory Plus montiert waren.

Zum Vergleich hatte ich noch das Original Kodak DCS460ir Mac Photoshop Plug-in auf meinen Uralt Powermac G3 (Mac OS 9.1) installiert. Eigentlich müssten sich mit dem Kodak Farbrad generierte SW-Auszüge ja jederzeit in ein Farbfoto verrechnen lassen. Ohne installierte DCS460ir samt Farbrad über SCSI mit dem Mac verbunden. Also eigentlich auch die nach meiner Methode erzeugten SW-Auszüge. Das funktionierte leider nicht. Immerhin konnte ich die TIFF-RAWS öffnen und speichern. Ob das mit Hilfe der Kodak-Software entstandene Endergebnis nun besser ist, überlasse ich dem Betrachter.

Eine Sache noch: Die oben beschriebene DOCMA Photoshop Skript- und Ebenen-Methode funktioniert nur, nachdem die Kamera TIFF-RAWs durch Lightroom gelaufen sind. Mit den Original TIFF-RAWs aus der DCS460ir funktionierte es nicht!

Ralf Jannke, Dezember 2024

 

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