Olympus Camedia C-4040 Praxisbericht von Christian Zahn
Spezifikation
- Die 2001 vorgestellte Olympus Camedia C-4040 Zoom ist 110 x 76 x 67 mm groß und wiegt mit Batterien und Speicherkarte 430 g.
- Der 1/1,8“ CCD-Sensor (7,2 x 5,3 mm) löst maximal 2288 x 1712 Pixel = 3,9 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 3,0µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 400 ASA einstellbar. Kurze QuickTime-Videos sind mit 320x240 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder TIFF auf SmartMedia-Karten (max. 128 MB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 7,1-21,3mm/1:1,8-2,6 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 35-105 mm.
- Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,8“ TFT LCD Monitor mit 114.000 angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, der aber nicht das gesamte aufgenommene Bild zeigt. Zusätzlich ist ein LCD-Status-Schulterdisplay vorhanden.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-S) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, manueller Modus, Matrixmessung, Spotmessung oder mittenbetont integral. Belichtungszeiten 16s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit 10s Vorlaufzeit
- eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 8
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch 4 Mignonzellen
- mitgelieferte Infrarot-Fernbedienung für Zoom und Auslösung
Besonderheiten
- Viele digitale Kamera von Olympus hießen „Camedia“, vermutlich ein Kofferwort aus „Camera“ und „Media“.
- Die C-4040 ist eine semiprofessionelle Bridgekamera. Die Griffwulst, in der die Akkus Platz nehmen, ist deutlich ausgeformt. Die Mignonzellen sind fast überall erhältlich. Sowohl Batterien als auch Akkus können verwendet werden.
- Die Angabe „4 Megapixel“ ist freundlich aufgerundet, 2288 x 1712 Pixel sind nur echte 3,9 Megapixel.
- Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Die C-4040 hat sogar einen Anschluß für einen externen Blitz, unter der geschraubten Buchsenabdeckung ist eine Olympus-TTL-Buchse. Zwar können die auch heute noch an den PENs und OM-Ds genutzten Blitze verwendet werden, das erforderliche Spezialkabel ist jedoch schon lange aus der Produktion genommen worden und heutzutage dementsprechend teuer.
- Die Kamera hat einen optischen Realbildsucher, der allerdings ohne Parallaxenausgleich und ohne Parallax-Marken auskommen muß. Demzufolge weicht das aufgenommene Bild besonders im Nahbereich von Sucherbild ab. Zwar ist Live-View über das Display möglich, aber der Sensor und die Batterien erwärmen sich dadurch stark und die Akkulaufzeit wird drastisch reduziert. Man sollte also so oft wie möglich mit dem optischen Sucher arbeiten, zumal neben ihm zwei LEDs für Fokus- und Blitzkontrolle vorhanden sind und das Schulterdisplay über die Zahl der noch möglichen Aufnahmen informiert.
- Das Moduswahlrad ist sehr „aufgeräumt“, da es zum einen keine Motivprogramme gibt (die C-4040 wurde als von Olympus als semiprofessionelle Kamera eingestuft) und die Modi mit Vorwahl (Zeitautomatik, Blendenautomatik, manueller Modus) in einer Position zusammengefaßt sind; der jeweilige Modus wird im Kameramenü ausgewählt.
- Das Display sind mit 114.000 Subpixeln extrem grob gerastert, eine Beurteilung der Bildschärfe ist völlig unmöglich. Lediglich der Bildausschnitt kann sicher erfaßt werden. Somit muß man sich auf den Autofokus verlassen, es ist zwar manueller Fokus möglich, jedoch eigentlich sinnlos.
- Das Objektiv beginnt bei damals durchaus üblichem Weitwinkel von 35 mm und reicht zu „zahmen“ 105mm. Merkwürdigerweise kann mein Exemplar die angegebenen Brennweiten von 7,1 bzw. 21,3 mm nicht anfahren, es wird nur von 7,3 bis 21 mm gezoomt. Daraus resultiert ein Brennweitenbereich 36-100 mm KB-äquivalent. Möglicherweise ist das auf einen Sturz der Kamera oder ein Anstossen des Objektivs an eine harte Stelle zurückzuführen, ich kann allerdings keine Kratzer oder Beulen an der Außenseite erkennen.
- Über dem Objektiv hat Olympus ganz stolz „Olympus Super Bright Zoom Lens F1,8“ mittels eines erhabenen und mit Goldfarbe bedruckten gebogenen Kunststoffplättchens angebracht. Die Offenblende von 1:1,8 - 2,6 war damals für digitale Kameras rekordverdächtig, üblich waren eher lichtschwache Optiken mit 1:2,8-5,6. Aufnahmen in dunklen Ecken mit noch freihandtauglichen Belichtungszeiten waren mit der C-4040 möglich, wo andere Kameras bereits nach einem Stativ verlangten.
- Allerdings hat die Kamera einen kleinen Sensor (Croo-Faktor 4,8), damit ist das Freistellungspotential bei Blende 1,8 leider beschränkt, die Weitwinkel-Tiefenschärfe entspricht einem auf Blende 8 eingestellten KB-35mm-Objektiv, die Tele-Tiefenschärfe ist mit einem auf knapp über Blende 11 eingestellten 105mm-KB-Objektiv vergleichbar.
- Die Kamera kann die Bilder als JPEG in verschiedenen Größen und Kompressionsstufen aufzeichnen, außerdem können unkomprimierte TIFFs gespeichert werden. Dabei ist die Kamera jedoch sehr behäbig, es dauert mehrere Sekunden, bis die Kamera für das nächste Bild bereit ist.
- Nach dem manuellen oder automatischen Kamera-Abschalten „vergißt“ die C-4040 zwei wichtige Bildparameter immer wieder: die ISO-Automatik ist jedesmal eingeschaltet und als Bildformat ist das höher komprimierte „HQ“-JPEG statt des besseren „SHQ“-JPEGs oder des TIFFs eingestellt.
- Als Speichermedium dienen SmartMediaKarten bis 128MB. Diese Flash-Speicherkarten hat Toshiba 1996 entwickelt, als einzige Kamerahersteller haben Olympus und Fuji SmartMedia-Karten eingesetzt. Smart-Media-Karten haben keinen eigenen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera und muß mit der eingelegten Kartenkapazität etwas anfangen können. In der Anfangszeit wurden Kameras verkauft, die nur 8 oder 16 MB-Karten kennen. Manche konnten durch ein (kostenpflichtiges) Update im Olympus-Service auf größere Kartenkapazitäten ungerüstet werden, andere nicht.
- SmartMedia-Karten sind theoretisch bis 256 MB verfügbar, jedoch wurden nur Karten bis 128 MB produziert, da Toshiba, Olympus und Fuji auf das stabilere, kleinere und weniger für statische Aufladungen empfindliche xD-PictureCard-Format umstellten.
- Da bei den SmartMedia-Karten die elektrischen Kontakte recht groß und vor allem ungeschützt sind, ist eine SM-Karte relativ anfällig für Verschmutzung der Kontakte und statische Aufladung. Während ersteres sich vom Anwender beheben läßt, kann letzteres die Speicherbausteine in der Karte zerstören. Schon alleine ein Reinigen der Kontakte mit einem ungeeigneten Tuch kann diesen Fehler hervorrufen. Außerdem sind die Karten extrem dünn, ein Verbiegen der Karte kann bereits zur Ablösung der außenliegenden Kontakte von den darunterliegenden Bauteilen führen, die Karte ist dann ebenfalls defekt.
- Die Kartenfachklappe der C-4040 ist für die dünne SmartMedia-Karte recht groß ausgefallen.
- Für die einige der Schnittstellen gibt es kein gerne verlorenes Spezialkabel, sondern Videobuchse und Netzteilbuchse sind standarisierte Steckverbindungen. Lediglich für die USB-Schnittstelle und den externen Blitz ist ein Olympus-Spezialkabel erforderlich. Im Jahr 2000 war USB allerdings in Computern nur wenig verbreitet, 1998 wurde USB im iMac G3 (dem blautransparenten „bondiblue“ Urmodell) erstmals in einem Computer serienmäßig eingesetzt.
- Die Hauptschwachstelle dieser Camedia (und etlicher anderer Olympus-Kompakten der damaligen Zeit) ist die Batteriefachklappe. Zum Zuhalten werden einige winzige Plastiknasen benutzt, die im Laufe der Zeit dem Federdruck der Batteriekontakte nicht mehr standhalten, sobald sich der Weichmacher aus dem Kunststoff verflüchtigt und dieser versprödet. Dann brechen die Halteklammern und die Batterien fallen nach unten heraus. C-4040-Kameras mit funktionierenden Batteriefach sind selten, die meisten angebotenen Exemplare haben diesen Schaden.
- Zwar rettet es die Ehre von Olympus nicht, aber das Batteriefachproblem tritt auch bei etlichen Kameras anderer Hersteller auf.
- Das rückseitige Kameradisplay sitzt hinter einer Kratzschutzscheibe. Da diese leider nur aus transparentem Kunststoff ist, verkratzt sie selber nur allzu gern. Man sollte also eine weitere Schutzfolie auf das Display kleben.
- Im Lieferumfang der C-4040 war eine Infrarotfernbedienung, mit der neben der Auslösung auch das Objektiv gezoomt werden kann. Letzteres macht allerdings nur in Live-View Sinn, dummerweise ist der IR-Empfänger vorne angebracht, so daß man für die Bedienung den Sender immer etwas vor der Kamera halten muß.
- Wie bei vielen Olympus-Digitalkameras gibt es im System-Menu einen Eintrag „Pixelkorrektur“, damit werden Hotpixel (dauerhaft leuchtende Bildpunkte) und Deadpixel („tote“ = defekte Pixel) erkannt und zukünftig herausgerechnet.
- Die C-4040 stammt aus einer Kameralinie, die mit der 2-Megapixel C-2000 1999 aufgelegt wurde, mit der 3-Megapixel C-3030 fortgesetzt und mit der C-4000 2002 beendet wurde. Zusätzlich gab es noch weitere Modelle (C-2020, C-2040, C-3000, C-3030, C-3040), die sich im Funktionsumfang, im Objektiv und in der Gehäusefarbe sowie im Verkaufspreis unterschieden. Die erste Stelle der Typenbezeichnung gibt immer die Megapixelzahl an, die dritte Stelle ist eine reine Unterscheidungszahl. Je höher sie ist, desto besser ausgestattet ist das jeweilige Modell.
- Mit der C-5050/C-7070/C-8080 wurde eine neue Gehäuselinie eingeführt.
- Der UVP der Olympus Camedia C-4040 Zoom betrug etwa 2300 DM.
- Ich habe 2017 die vorgestellte Kamera in einem Konvolut von ca. 10-15 Digitalkameras auf einer Fotobörse aus der Restekiste eines Fotohändlers gekauft, es war sogar eine 16 MB-Speicherkarte darin, allerdings keinerlei weiteres Zubehör. Viel wird mit der Kamera nicht fotografiert worden sein, fast alle Gebrauchsspuren stammen von meinen Fotorundgängen.
- Der Vorbesitzer hat nicht einmal die Aufkleber entfernt; auf Folgendes hat Olympus hingewiesen: „USB“ (was damals ein Werbeargument war, die serielle Schnittstelle war noch üblich!), „QuickTime“ (Videos konnten damals nur wenige Kameras aufnehmen) und „7,5x digital Zoom“ (der das optische 3fach-Zoom unterstützt, aber nur ein Notbehelf war und ist).
Beispielfotos
Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Es sind 100%-Ausschnitte einmontiert, die Aufnahmeparameter sind im Bild als Text abzulesen.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Camedia C-4040 Zoom ist trotz des hohen Verkaufspreises größtenteils aus Kunststoff gefertigt. Nicht einmal das Stativgewinde ist aus Metall. Die verwendeten Materialen sind jedoch auch nach 20 Jahren gut erhalten, der berüchtigte „Gummiauflagenschwund“ oder das „Verkleistern“ aufgespritzter Gummierungen ist (zumindest bei meinem Exemplar) bislang nicht aufgetreten.
Die Kamera gehört zur Klasse der Bridgekameras, die eine „Brücke“ bilden sollten zwischen der Kompaktkameraklasse und der Spiegelreflexklasse.
Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch den Bildprozessor nicht weggerechnet, bei 36mm ist die Verzeichnung deutlich sichtbar.
Der Sensor schlägt sich recht gut. Auch kritische Gegenlichtsituationen werden durchaus ansehnlich gemeistert. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor etwas, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs ein wenig leidet. Allerdings hat der Sensor maximal 400 ASA, was nur 2 Blendenstufen über der Nennempfindlichkeit liegt und in Verbindung mit den recht großen Sensor (Pixelpitch 3,0 µm) ist das Bild noch erträglich.
Die Bildqualität der C-4040 ist heutzutage nicht mehr als gut zu bezeichnen. Bei 4 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 sind die Aufnahmen zwar ansehnlich, aber bereits deutlich durch Schärfeartefakte des Bildprozessors „verbessert“. Mir fehlt auch die „Knackigkeit“ bei den Bildern, was aber möglicherweise an den von der Kamera gerne gewählten kleinen und sehr kleinen Blenden liegt. Da wird durchaus schon die Beugung der limitierende Faktor sein. Allerdings muß die Kamera bei Sonnenschein zu kleinen Blenden greifen, bei 100 ASA ist die kürzeste Belichtungszeit von 1/1000s nur mit starker Abblendung ohne Überbelichtung möglich.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (eine Olympus Camedia C-2040, C-3040 oder C-4040 muß in jede Digitalkamerasammlung!), heutzutage zum Bildermachen eigentlich nicht mehr geeignet.
Christian Zahn, Herbst 2020
Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 2.01.2021 |
Kommentare (3)
H.Lenz
am 27.12.2020schöner Bericht - den ich wie alle Ihre Beiträge mit Interesse gelesen habe.
Ich bin auch Ihrer Meinung, dass Olympus-Kameras dieser Serien in jede Sammlung gehören.
Zum erwähnten "Vergessen" von Kameraeinstellungen: Eigentlich lässt sich im Setup-Menü der C4040 sehr genau einstellen, welche Parameter auf welche Werte beim Abschalten zurückgesetzt werden sollen und welche nicht.
Diese Einstellungen gelten auch noch nach einem Batteriewechsel, sofern die Pufferbatterie nicht völlig hinüber ist.
Gruß
Harald Lenz
Ralf Jannke
am 28.12.2020Ein Besuch lohnt sich!
Christian Zahn
am 28.12.2020Sie haben völlig recht, im Systemmenü gibt es einen Eintrag "All Reset". Unter diesem hatte ich eigentlich nur die Rückstellung aller Parameter auf Defaultwerte vermutet. Dabei gibt es dort den Unterpunkt "Custom", in dem genau wie Sie schreiben, fast jeder Kameraparameter auf einen bestimmten Wert gesetzt werden kann, der nach jedem Einschalten aktiv ist. Nun habe ich dort "100 ASA" und "SHQ" eingetragen und: Et voilà! Nun gelten diese Werte nach dem Einschalten und meine oben genannte Kritik an der Kamera ist hinfällig.