Wieviel historische 9O/95/100/105/110 bis 180/190/200/205/210 mm Zoomobjektive sind in der Sammlung?

Angefangen hat in meinen ersten Sammlerjahren mit einem 1961 produzierten TAMRON ZOOM f=95-205mm 1:6.3. Es gilt in der Fotogeschichte als eines der ersten industriell in großer Stückzahl hergestellten Zoomobjektive. Davor waren Zoomobjektive zumeist Spezialanfertigungen für Film- und Fernsehkameras oder militärische Zwecke. Deren optische Konstruktion war komplex, teuer und schwer zu fertigen. Tamron entwickelte ein relativ einfaches, kompaktes optisches Design mit wenigen beweglichen Linsengruppen, das sich für Serienfertigung eignete. Ergebnis war das TAMRON ZOOM f=95-205mm 1:6.3 In Kombination mit einem Adaptersystem, das die Montage an verschiedene Kamerasysteme gestattete. Attraktiv für Händler und Fotografen, weil nur ein Objektiv für viele Kamerasysteme benötigt wurde. Tamron nutzte präzisere Fertigungstechniken und eine teilautomatisierte Produktion, um die Kosten zu senken. Resultat war ein Zoom, das für Hobbyfotografen erschwinglich war. Der Zoombereich 95–205 mm war zur damaligen Zeit ein attraktiver Telebereich für Amateure, der mehrere Festbrennweiten in sich vereinte, was Kosten und Gewicht sparte. Die geringe Lichtstärke (f/6.3) nahmen Käufer in Kauf. Die Nachfrage nach universellen, günstigen Telezooms war hoch – Tamron war einer der ersten Hersteller, der diese Nachfrage bedienen konnte. Und sein Zoom dann unter anderem auch als indentisches ASTRONAR oder EDIXAR labelte! In einer schwedischen Anzeige von 1964 wurde ein Preis von 550 Kronen genannt, umgerechnet auf heutige Kaufkraft müssten das etwa 650 (!) Euro gewesen sein.

Soweit die Geschichte des Vorreiters Tamron, die bei den Größenordnung 2-fach Telebrennweiten mit einer Ausnahme für alle hier genannten Zooms zutreffen dürfte: Preiswerte Massenfertigung …

Die Ausnahme: Das SUN TELE ZOOM F:4.5 110-180mm war von Abmessungen und Gewicht deutlich voluminöser. Dafür aber rund doppelt so lichtstark!

Die bisherigen Beiträge:

Pentax ging 1964 einen anderen Weg

Auch ein Telezoom mit ungefähr Zoomfaktor 2, den aber verschoben in vielleicht interessantere 70-150 mm Brennweite. In Kombination mit der vergleichsweise hohen Lichtstärke f/4,5, wie das SUN TELE ZOOM F:4.5 110-180mm zu entsprechenden Abmessungen und Gewicht: 1,2 Kilogramm. Das ASAHI OPT. CO. (Pentax) Super Takumar-Zoom 1:4.5/70-150 soll 1964 395 US Dollar gekostet haben, was 660 DM waren. 1964 viel Geld!

Zur Sammlung kommen jetzt zwei weitere 100-200 mm Exemplare

Wer immer die im Auftrag produziert und nach Wunsch gelabelt hat:

  • AUTO ROKUNAR ZOOM 1:5.6 f=100-200mm (auch Samigon Auto Zoom 1: 5.6 F=100-200mm)
  • UNIVERSA TELE ZOOM 1:5.6 f=100mm ~ 200mm

An diesen beiden Zooms hat sich ChatGPT die Zähne ausgebissen ;-) Keine Daten, nur ein paar Mutmaßungen!

Soweit möglich selbst ermittelte Spezifikation AUTO ROKUNAR ZOOM 1:5.6 f=100-200mm (auch Samigon Auto Zoom 1: 5.6 F=100-200mm)

  • Vorstellungsjahr vermutlich 1970er
  • Abmessungen/Gewicht Ø 64mm, Länge je nach Brennweite 172/207 mm, Filter Ø 58mm, 658 g
  • Optischer Aufbau kann nur in Richtung des TAMRON ZOOM f=95-205mm oder Yashica/Soligor 90-190 mm gehen: 7 Linsen in 6 Gruppen
  • Anzahl Blendenlamellen nicht bekannt, kleinste Blende f/22
  • Nahdistanz 2,5 m
  • Anschluss Olympus OM

Soweit möglich selbst ermittelte Spezifikation UNIVERSA TELE ZOOM 1:5.6 f=100mm ~ 200mm

  • Vorstellungsjahr vermutlich 1970er
  • Abmessungen/Gewicht Ø 59 mm, Länge je nach Brennweite 177/215 mm, Filter Ø 55 mm, 607 g
  • Optischer Aufbau kann nur in Richtung des TAMRON ZOOM f=95-205mm oder Yashica/Soligor 90-190 mm gehen: 7 Linsen in 6 Gruppen
  • Anzahl Blendenlamellen nicht bekannt, kleinste Blende f/22
  • Nahdistanz 3,5 m
  • Anschluss M42

Ich hatte die beiden letzt genannten Zooms noch gar nicht in den Händen, da gesellte sich ein weiterer Kandidat dazu!

Das im linken Foto gezeigte KAWANON TELE ZOOM 1:5.6 f=105mm~210mm kam für 12 Euro in sehr guten Zustand vom Flohmarkt. Mit einem mir unbekannten Objektivanschluss. Beim ersten Hinsehen hatte ich auf Canon FL/FD getippt. War/ist es nicht.

Aber was? Petri? Passt nicht, das Prinzip der Verriegelung ist genau umgekehrt. Praktina? Auch nicht, ist zu groß. Das exotische russische Zenit-Bajonett? Auch nicht, weil ebenfalls umgekehrt. Mit der Frage wurde auch mal wieder der künstlichen Intelligenz von ChatGPT ihre Grenze aufgezeigt. Nur Gelaber, nichts Brauchbares!

Christian Zahn lieferte schließlich die Lösung: ZEISS IKON VOIGTLÄNDER Icarex Anschluss/Bajonett

Zur "Kontrolle" hat Christian den exotischen ICAREX-Adapter schnell auf die 8/500 mm "Wundertüte" montiert und das Tele dann auf seine ICAREX …

Die Adaption des 105-210 mm Zooms war anschließend kein Problem. Der ZEISS IKON VOIGTLÄNDER Icarex-Adapter nach dem T2-Prinzip wurde kurzerhand gegen einen mit Nikon F Anschluss ausgetauscht.

Und das KAWANON Zoom neben dem 105-210 mm?

Zeigt wie munter in den Produktionszeiten da nach Lust und Laune graviert/gelabelt wurde ;-) Je nach Windrichtung, Wetterstand und Mondphase mal 90-180 mm, mal 100-200 mm oder eben 105-210 mm ;-) Das Zoom habe ich mir auf der Suche nach Daten für das 105-210 mm KAWANON "geborgt" …

Soweit möglich selbst gemessene Spezifikation des KAWANON TELE ZOOM 1:5.6 f=105mm~210mm

  • Vorstellungsjahr ??
  • Abmessungen/Gewicht: Ø 60 mm, Länge ∞ 105/205 mm Brennweite 182/218 mm, Filter Ø 55 mm, 605 g
  • Optischer Aufbau unbekannt
  • Anzahl Blendenlamellen nicht bekannt, kleinste Blende f/22
  • Nahdistanz 3,5 m
  • Anschluss T2, also für alle möglichen Kamera-Bajonette
Für die Beispielfotos habe ich zum AUTO ROKUNAR ZOOM 1:5.6 f=100-200mm gegriffen, weil das mit 2,5 m Nahdistanz deutlich besser ist, als der Rest mit 3,5 m! Alles andere kommt später mal dran …

Links jeweils das komplette Foto, rechts 1:1 Crops aus 45 Megapixel

1.800 Pixel

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Trübes Herbstlicht und 45 Megpixel haben dem AUTO ROKUNAR ZOOM 1:5.6 f=100-200mm alles abverlangt. Für aus der Hand verwacklungsfreie Verschlusszieten und etwas Schärfentiefe mit Blende f/8-11 bin ich in der Z7 teilweise auf ISO 8.000 gegangen!

Bei Offenblende schwächelt ROKUNAR 100-200mm weniger in der Schärfe, als beim Kontrast. Was per Lightroom-Einstellungen aber problemlos korrigier-, verbesserbar war. Inklusive Entrauschung. Es scheint offensichtlich nicht so schwierig gewesen zu sein, vor 50 Jahren ein passables 2-fach Zoom im Bereich 100-200 mm und Lichtstärke f/5,6 zu rechnen und zu bauen.

Wobei der Herstellername kein Qualitäts-Garant war. Meine CANON LENS FD 100-200mm 1:5.6 hat sich als "Zitrone", "Montagsteil" erwiesen, so miserabel ist die Abbildungsqualitäts meines Exemplars.

Das ROKUNAR geht in Ordnung. Die übrig gebliebenen 2-fach Zooms dieses Brennweitenbereichs werde ich nach Zeit, Lust und Laune noch probieren. Wenn da keins defekt ist, sind da aber keine Überraschungen zu erwarten …

Ralf Jannke, Oktober/November 2025

 

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