Objektivreparatur bei Canon SX210 IS

 

Vorgeschichte:

Ein typischer Flohmarktfund: Eine optisch ganz gut erhaltene, an den Ecken aber etwas abgestoßene Canon PowerShot SX210IS mit intaktem Display, aber dafür ohne Akku und mit ausgefahrenem Objektiv. In solchen Fällen kann man ziemlich sicher annehmen, dass die Objektivmechanik defekt ist, weil niemand auf die Idee käme, den Akku bei laufender Kamera rauszunehmen und sie dann zu verkaufen.

Die Beteuerungen des Verkäufers, dass die Kamera einwandfrei funktioniere, konnte ich daher getrost ignorieren. Angesichts des Preises von 10 Euro, den ich noch auf 7,50 Euro verhandeln konnte, war es mir das Risiko wert.

Symptome:

Die Kamera blinkte nach dem Einschalten eine Weile, zeigte dann kurz das Canon-Einschaltbild und danach nur noch eine Fehlermeldung, dass ein Objektivfehler vorliege und man die Kamera neu starten solle.

Der Objektivtubus zuckte beim Einschalten kurz, aber das Objektiv fuhr weder komplett aus noch ein.

Reparatur:

Die Kamera ist offensichtlich dafür konstruiert, dass man sie per Komponententausch relativ schnell reparieren kann. Es ist zwar etwas fummelig, aber nach einer Viertelstunde hatte ich folgende Teile auf dem Schreibtisch liegen:

  • Vorder- und Rückseite des Gehäuses
  • Display
  • Ein paar Kleinteile (Seitenwand des Gehäuses, Bedienpanel von der Rückseite)
  • Blitz mit etwas Elektronik
  • Batterie- und Speicherkartenfach samt Mainboard
  • Objektiv mit Sensor
  • Jede Menge Schrauben

Das Objektiv kann man als Ersatzteil für ca. 50 Euro kaufen. Nach dem Tausch muss man nur noch alles in umgekehrter Reihenfolge zusammenbauen und sollte dann wieder eine funktionierende Kamera haben.

Da das Objektiv ohnehin defekt zu sein schien, wollte ich mir das Innenleben anschauen. Auf den ersten Blick schien es kaum möglich, zerstörungsfrei ins Innere zu kommen, weil überall Flachbandkabel entlanglaufen. Hier ein paar Tipps, wie es trotzdem gelingt:

  • Objektiv so hinlegen, dass die Frontlinse nach unten zeigt. Auf einer Seite ist ein kleiner Motor zu sehen. Der sollte (wenn man sich auf die Rückseite des Objektivs ein Ziffernblatt gemalt denkt) auf 7 Uhr zeigen
  • Auf der Position 3 Uhr ist an der Objektivseite ein ziemliches Durcheinander von Flachbandkabeln zu sehen. Zwei davon sind mit Steckern mit dem dritten verbunden und müssen herausgezogen werden.
  • Auf der Position 2 Uhr endet das dritte Flachbandkabel  am Objektivtubus und ist dort verklebt. Man kann den Kleber entfernen und das Kabel vorsichtig anheben. Daran hängt eine winzige Lichtschranke.
  • Nun sind die Kabel nur noch im Bereich des Motors befestigt, die Rückwand des Objektivs kann daher geöffnet werden. Dazu müssen die versiegelten Schrauben des Sensors nicht geöffnet werden, sondern nur die Schrauben drum herum. Eine davon versteckt sich unter einem Flachbandkabel und ist zudem unter schwarzem Klebeband verborgen.
  • Wenn alle Schrauben lose sind, kann die Rückwand samt Sensor abgenommen werden. Dabei das Bauteil ganz vorsichtig und möglichst senkrecht hochziehen und erst zur Seite klappen, wenn das Flachbandkabel zu spannen beginnt.
  • Nun sind gleich zwei wichtige Bereiche freigelegt: Ein kleines Getriebe, über das der außen am Objektiv angebrachte Motor den Objektivtubus beim Ein- und Ausfahren und beim Zoomen bewegen kann. Dieses könnte durch einen Fremdkörper blockiert sein und damit die Ursache sein, wenn die Kamera das Objektiv nicht mehr ein- oder ausfahren kann.
  • In meinem Fall war aber die Fokussiermechanik betroffen, die an der Objektivrückwand sitzt: Eine kleine Linse sitzt in einem Plastikrahmen und der wird auf zwei Metallstiften geführt und durch eine Gewindestange bewegt. Einer der Metallstifte greift dabei nur in eine Kerbe des Plastikrahmens und aus dieser war er (vermutlich durch einen Sturz der Kamera) herausgesprungen. Mit einem Handgriff war der Fehler behoben.

Ich habe die Kamera wieder zusammengebaut und seither funktioniert sie wieder tadellos. Die Reparatur hat eine gute Stunde gedauert. Hätte ich gleich gewusst, wie ich die Sache angehen muss, wäre ich in einer guten halben Stunde fertig gewesen.

Ich gehe davon aus, dass sich ein großer Teil der Superzoom-Kameras mit defekten Objektiven so oder so ähnlich reparieren lassen.