500mm Reflex Nikkor, 1000mm Sigma Spiegelobjektiv Nikon Z6

Traumwelten und "Kringel-/Donut-Bokeh" …

Warum jetzt noch ein Objektiv mehr?

Christian Zahn schreibt: "Weil wenige Glaselemente erforderlich sind (die Spiegel sind nicht eben, sondern gewölbt und dadurch ebenfalls Lichtstrahlenbündelnd), ist ein Spiegelobjektiv auch erheblich leichter als ein reines Linsenobjektiv. Somit kann es meist sehr preiswert verkauft werden. Es gibt aber auch recht teure Vertreter, z. B. das Autofokus-Spiegeltele Minolta AF Reflex 8/500 (das optisch sehr gut sein soll) oder das Carl Zeiss Mirotar 4,5/500 für die Contax-SLRs. Letzteres gilt als das beste Spiegeltele der analogen Ära.“

Die Kosten sind der Knackpunkt

Was wir an Spiegelteles ausprobiert haben, gehört nicht zur Creme derartiger Objektive! Die Fokussierung ist beim walimeX MC MIRROR LENS 1:8.0 f=500mm reine Schätz-/Glückssache. Trotz Fokus-Peaking und Monitorbildvergrößerung! Das trifft auch auf das SIGMA MIRROR TELEPHOTO 1000mm F13.5 zu.

Reflex-NIKKOR 1:8 f=500mm

Es bestand die Hoffnung, dass sich ein 500 mm Spiegeltele eines renommierten Herstellers – Nikon – da besser verhält, war im Blog-Beitrag zu lesen. Dass es mehr Kontrast zum sicheren Fokussieren bietet.

Genau das ist eingetreten, die Hoffnung wurde mit dem Nikon Spiegelobjektiv nicht enttäuscht! Während ich beim walimeX vergeblich nach den durchs aktivierte Fokus-Peaking roten Kontrastkanten suchte, erschienen die beim Nikon Spiegeltele auf Anhieb! Was eine sichere Fokussierung erst möglich macht.

Es gibt im wesentlichen drei Versionen des 500 mm Spiegel-Nikkors

Die Urversion hat Lichtstärke f/5, Produktionsbeginn 1961, die beiden Nachfolger sind f/8 lichtstark. Es gibt zwei Versionen. Die hier gezeigte Version wurde in vier Varianten von 1968 bis 1983 produziert. Laut Seriennummer wurde mein Exemplar zwischen 1971 und 1974 produziert.

1983 wurde diese Version durch die finale, wesentlich kompaktere Version gleicher Lichtstärke ersetzt, die bis 2005 gebaut wurde. Mit 864 g leichter als der ca. 1 kg schwere Vorgänger, aber vor allen Dingen deutlich näher einstellbar: Nicht 4 m sondern nur noch 1,5 m!

Mein Exemplar wird im Bereich 90-180 Euro plus Porto Japan/USA nach Deutschland 20 bis 35 Euro angeboten. Exemplare aus Deutschland werden für 230 bis 300 Euro offeriert. Verkaufte Exemplare liegen grob bei 150 Euro, ich habe 80 Euro bezahlt.

Beispielfotos 1 3.000/1.500 Pixel Bildbreite

Die ersten beiden Fotos zeigen die typische Abbildung eines Spiegelobjektivs. Das nicht immer willkommene sehr spezielle Bokeh, die gerne als Donut-Kringel bezeichneten unübersehbaren Unschärfekreise. Die Vogelfotos sind allesamt Ausschnitte! In der Natur merkt man ganz schnell, dass 500 Millimeter Brennweite nichts sind ;-) Der Schwan gab die 3.000 x 2.000 Pixel ohne Nacharbeit her. Die beiden Austernfischer wurden per Topaz Gigapixel AI auf 6 Megapixel hochgerechnet. Und der Raubvogel wurde aus einem winzigen 750 x 500 Pixel Ausschnitt auf 1.500 x 1.000 Pixel hochskaliert. Das ist möglich, weil das 500 mm Nikkor eine anständige Grundschärfe bietet!

Beispielfotos 2, 4.800 Pixel Bildbreite – Thema Hotspot

Hotspot – heißer Fleck – helle (Bild-)Mitte

Zu diesem Thema fand sich im Internet wenig Brauchbares

Stattdessen besonders hilfreiche Kommentare von Foren-Dummschwätzern, wie: "Dort sind sicher Leute, die dieses (Spiegel-)Objektiv ausprobiert und festgestellt haben, dass man damit alles machen kann, nur keine (…) Fotos. Oder: "Er braucht es als Briefbeschwerer."

Ansonsten ist die Rede von optischen Fehlern, miserabler Schärfe und Auflösung und Kontrastarmut, Hotspot bei Fokussierung auf Unendlich, helle Ecken bei seitlichem Streiflicht, Flares, chromatische Aberrationen nicht nur am Rand (auch ein Spiegeltele hat ein paar Linsen).

Immerhin als Tipp, den ich gerne weitergebe: "Die Tage ist ein Tamron 500/8 Adaptall bei mir eingetroffen. (…) Das ist ein ganz anderer Kaliber (…). Wenn der Fokus trifft und man nicht verwackelt, dann ist es im Nahbereich (1,7 m Entfernung!) sehr gut bei Schärfe und Auflösung, bei großen Entfernungen hinreichend gut (…). Nach dem, was man so liest, ist das Tamron auf dem Niveau der Spiegelteles von Nikon, Canon und Minolta und deutlich besser als alle anderen Fremdhersteller."

Dass ein Hotspot mit kleiner werdendem Bildsensor immer unentdeckter wird, ist klar. Das mit dem "Hotspot auf Unendlich" zeigen meine zwei über größere Distanz aufgenommenen Fotos. Ich hätte aber schwören können, dass der gegen den Himmel abgelichteter Raubvogel einen ausgeprägten Hotspot haben müsste. Das ist nicht der Fall! Das ist von der Entfernung doch eigentlich auch "Unendlich".

Wer weiß mehr?

Versuche, den Strahlengang des 500 mm Spiegel-Nikkors zu fotografieren.

Versuche, den Strahlengang des 500 mm Spiegel-Nikkors zu fotografieren.

Warum breiten die Kormorane die Flügel zum Trocknen aus?

Dafür musste ich googeln:

Die meisten Vögel besitzen eine sogenannte Bürzeldrüse am Schwanzansatz.Mit dem Sekret dieser Drüse fetten sie ihr Gefieder ein, indem sie es mit dem Schnabel darin verteilen. So perlt das Wasser einfach auf den Federn ab, sie werden nie bis auf die Haut naß, die im Gefieder eingeschlossene Luft hält sie auch in eiskaltem Wasser schön warm. Bei Kormoranen funktioniert diese Drüse nicht mehr. das hat seinen Grund: Kormorane sind sehr gute Taucher. Hätten sie nun ein Luftpolster im Gefieder, würde ein Auftrieb entstehen, und das Tauchen würde sie viel mehr Kraft kosten. Um dann nach dem Tauchgang schnell wieder trocken zu werden, breiten sie ihre Flügel weit aus und fächeln sie hin und her.

Irgendetwas auf der Kuhwiese gegenüber muss so schmackhaft gewesen sein, dass die Austernfischer kurzerhand von ihrem Revier Ostsee die paar 100 Meter zur Kuhwiese wechselten ;-)

Eleganz pur: "Startender" Graureiher, aufgenommen mit dem 500 mm Reflex Nikkor

Aufgrund seiner Bauweise kann ein Spiegelobjektiv kein so schönes Bokeh erzeugen, wie ein Linsenobjektiv. Aber man kann es noch anschauen.

"Donut"-Bokeh

Ehrenrettung! SIGMA MIRROR-TELEPHOTO 1:13.5 f=1000mm

Im Blogbeitrag "Meine längste Brennweite in einem Objektiv ohne Konverter – 1 Meter = 1000 mm" erstmalig und sehr ausführlich gewürdigt, jetzt endlich mal zum Fotografieren benutzt!

Im Blogbeitrag war auch zu lesen: "Wenn Sie ein 1000 mm Sigma sehen und es einfach nur haben wollen, kaufen Sie es, aber erwarten Sie nicht viel davon." Hörte sich schlimmer an als es sich dann präsentierte. Entsprechend hatte ich auch in Facebook kommentiert: "Es wird garantiert mehr liegen als benutzt werden … Aber 1 Meter Brennweite (1000 mm Sigma Spiegelobjektiv f/13,5) sind gigantisch. Und eben für so einen Sonnenuntergang …"

Diese Brennweite ist praktisch nur vom Stativ aus einsetzbar. Was nicht an der Sensor-Stabilisierung der Nikon Z6 und einer Verschlusszeit von 1/2000 s liegt. Das Monstertele ist trotz seiner Kompaktheit kaum auf ein Motiv auszurichten. Dennoch habe ich es seinerzeit gerne für ca. 175 Euro erworben, und es bleibt selbstverständlich (am Ferienort ausgelagert) im Bestand!

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Der Originalhersteller – Nikon – gewinnt

Wobei ich keine Zweifel habe, dass ein 500 mm Canon oder Minota Spiegelobjektiv genauso gut performt. Und beachten Sie bnitte den Tipp von oben: 8/500 mm Tamron!

Im Herbst wird es auf jeden Fall eine Fortsetzung geben. Mit im Gepäck dann ein TC-16A Telekonverter, der sehr wahrscheinlich dem 8/500 mm zu Autofokus verhelfen kann.

Die Kombination 8/500 mm Reflex plus TC-16A produziert ein 12,8/800 mm Tele. Da braucht es Licht und hohe ISOs. Ich werde mich kurzfristig entscheiden, ob ich zur etwas leichteren aber phantastisch in der Hand liegenden 4 Megapixel Halbformat Nikon D2Hs plus TC-16A oder doch zur schweren 16 MP Vollformat Nikon D4 plus TC-16A/m greife …

Ralf Jannke, Sommer 2023

 

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