Ein zweiter, virtueller 2,7-fach „Telekonverter“: Nikon 1 V2

Willkommener Neuzugang mit hohem Praxisbezug und geänderte Digitalkamerasammel-Einstellung

Zum Start meiner Digitalkamerasammlung 2015 hatte ich mir selbst Vorstellungsjahr 2005 als Grenze für sammelwürdige Kameras aller Klassen gesetzt. Jetzt haben wir 2021 und meine Sammlung an historischen Digitalkameras ist praktisch abgeschlossen. Auch platzmäßig!

Was an Kameras vielleicht noch interessant wäre, ist mit ziemlicher Sicherheit auf keinem gewöhnlichen Flohmarkt zu finden — wenn es wieder Flohmärkte gibt. eBay oder spezielle Fotobörsen mit entsprechenden Preisen sind uninteressant. Beispielsweise für den hochinteressanten Ausbund an Hässlichkeit, eine Sony Cyber-shot DSC-R1 würde ich trotz APS-C Sensor und Zeiss-Objektiv nicht mehr als für meine ramponierte aber funktionierende und genauso hässliche Sony Cyber-shot DSC-F828 investieren: 60 Euro. Und digitale Spiegelreflexkameras vom Schlage einer 6 Megapixel Kodak DCS460 auf Nikon F90X-Basis oder DCS1 (Canon EOS 1n) erweisen sich schnell als Elektronik-Schrott. Für den ich keine 200 Euro aufwärts ausgebe. Das Fehlen ist aber nichts, was mir schlaflose Nächte bereitet ;-) Nach rund 550 Exponaten, mit denen ich Kamera für Kamera fotografiert/geknipst habe, habe ich auch keine Lust mehr noch mehr uralte, niedrigauflösende oder gar defekte Kameras zu horten und bin des Testens alter "Digital-Gurken" müde geworden, um denen noch ein paar Fotos abzuringen. So wie der hier aktuell noch vorgestellten Kodak DC3200

Anders verhält es sich mit Systemkameras, wo ich die "Altersgrenze" auf das Vorstellungsjahr 2008 plus 4 Jahre = 2012 hochgesetzt habe. Über die Sammelwürdigkeit kann man sicher streiten, aber der mir mittlerweile viel wichtigere Gebrauchscharakter überwiegt! 2008 präsentierte Panasonic mit der 12 Megapixel Lumix G1 die erste spiegellose Systemkamera der Welt.

Die Olympus PEN E-P2 erschien 2010, die OM-D E-M5 2012. Dazu gesellen sich die Fuji X-E1/X-E-2 von 2012/2013. Mit 12/16 MP bin ich auch 2021 absolut Bilder-tauglich, wenn Fotos nicht nur im Internet gezeigt, sondern für A4-Fotobücher oder als A3-Fotokalender an die Wand gehängt werden sollen, statt auf Festplatten virtuell zu verstauben. 

In die gleiche Alters- und Praxistauglichkeits-Richtung wie diese drei Kameras geht die Nikon 1 V2 aus dem Vorstellungsjahr 2012

Der kleine 8,8 x 13,2 mm 1 Zoll-Sensor ist sicher nicht Lowlight-, Dämmerungslicht-tauglich, liefert aber 14 Megapixel, die bis ISO 800 absolut brauchbar sind!

Neben den beiden "Haupt-Fotografierkameras" Nikon Z50 und Z6 stehen die beiden genannten Olympus-Modelle, die Fujis und jetzt auch die Nikon 1 V2 im Kanon mittlerweile ganz oben, wenn Lust auf älteres Gerät steht. Gemerkt? Alles spiegellose Systemkameras! Nur noch wenigen digitalen Spiegelreflexkameras gewähre ich ab und zu meine Gunst: Canon EOS 1Ds, Nikon D2HsNikon D4, Olympus E-1 und E-330. Wobei ich die 11 Megapixel Vollformat EOS 1Ds bisher sträflich vernachlässigt habe :-( Die wird in Kürze und weiter übers Jahr 2021 zu ihrem Recht kommen!

Beim Erstellen meines Skandinavien-Archivs habe ich auch meine Nikon Coolpix 8400 wiederentdeckt. Eine Prosumer-Kamera, aber mit einem nicht uninteressanten und guten 24-85 mm (@KB] Zoom und der Möglichkeit im Nikon RAW/NEF-Format zu speichern! In diese Richtung geht auch die Ricoh Caplio 500G wide. Die hat zwar "nur" ein 28-85 mm Zoom, kann auch nur JPEG, liefert aber ebenfalls 8 Megapixel und ist erprobt wirklich wasserdicht!

Zur Nikon 1 V2

Die ist schnell beschrieben: Vorstellungsjahr 2012, 14 Megapixel, bis 15 B/s, Cropfaktor 2,7 = Supertele-tauglich, federleichte 338 Gramm. Wichtigstes Zubehör: Der Adapter FT1, mit dem Nikon Autofokus-Objektive mit Antriebsmotor im Objektiv weiterbenutzt werden können. Besonders interessant meine kompakte und vorletzte DX-Brennweite, das total unterschätzte und unscheinbare Nikon DX AF-S NIKKOR 55-200mm 1:4-5,6 G ED VR, mit dem die hier gezeigten Fotos aufgenommen wurden, sowie das Vollformat AF-P NIKKOR 70-300 mm 1:4,5-5,6E ED VR. Längste Supertele-Brennweite 540 bzw. 810 mm.

Neben dem Objektiv-Adapter FT-1 noch interessant, der kleine "Würfel" WU-1b. Mit ihm kann die Nikon 1 V2 direkt mit Smartphone oder Tablet verbunden werden, um Bilder bei Bedarf per Mail zu versenden oder in die sozialen Netzwerke zu stellen. Was ich bei den letzten Basketballspielen mit der Z6 auch gemacht habe. Eine Handvoll Fotos vom Spiel gleich ins Facebook.

Alles über die Nikon 1 V2 in der 236-seitigen Deutschen Bedienungsanleitung

Beispielfotos

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Gespeichert wurde im Nikon RAW/NEF-Format. Entwicklung und Bearbeitung in Adobe Lightroom und Photoshop. Ein Foto wurde mit dem 1 Nikkor 11-27,5mm f/3.5-5.6 aufgenommen. Dieses Zoom steht im Ruf optisch besser zu sein als das oben im Foto abgebildete  1 Nikkor 10-30mm f/3.5-5.6 VR. Der Rest wurde mit dem 55-200mm VR abgelichtet. Alles tadellos!

Die Negativpunkte der Nikon 1 V2

An erster Stelle das nicht sinnvoll abstellbare und akustische Fokus-Signal. Nur wenn die V2 auf "Stille Auslösung" — heißt elektronischer Verschluss — umgestellt wird, verstummt das nervende Piepen. Aber die Wahl des E-Verschluss' ist nicht immer sinnvoll! Es kann zu so genannten Rollig-Shutter Effekten kommen, und bestimmte LED Quellen sind problematisch.

An zweiter Stelle kommt, nein kam das Vergessen von Systemdatum und -uhrzeit beim Akkuwechsel, wenn die V2 länger nicht benutzt wurde und ohne Akku weggelegt wurde. Was bei dieser V2 sicher der Fall war. Aber: Wie irgendwo gelesen, behält die V2 Datum und Uhrzeit, wenn sie benutzt wird. Der Kamera-Akku EN-EL21 lädt den Pufferakku. Dazu genügte der Rundgang durch den botanischen Garten noch nicht. Aber nach einer Nacht mit Akku "wusste" die V2 beim versuchsweisen  Akkuwechsel am nächsten Morgen wieder Datum und Uhrzeit.

Erwähnen muss man noch, dass der Autofokus bei Adaption von AF-S Nikkoren bei der Nikon 1 V2 wie V1 nur auf das mittlere, nicht verschiebbare, aber zum Glück nicht ganz kleine Messfeld beschränkt ist.

Das sind die einzigen Kritikpunkte, mit denen man leben kann. Ernüchternd war bei Inbetriebnahme der V2 nur wieder die Kontrolle der Firmware: Version 1.0. Warum Vorbesitzer Fehlerkorrekturen oder die Erweiterung von Möglichkeiten ihrer Kamera verschmähen, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Zumindest zu Adaption und Betrieb von AF-S Nikkoren per FT1 im AF-C Betrieb müssen Kamera- und Adapter-Firmware auf dem letzten Stand sein.

Im direkten Vergleich Nikon 1 V1/V2 liegt die V2 viel, viel besser in der Hand als die zu glatte V1. Das war der Hauptgrund, sich die V2 zu holen, die zudem noch eine willkommene Extraportion Auflösung mitbringt: 14 statt 10 Megapixel.

Lichtstärke gefordert? Kein Problem!

Mit dem 2,8/80-200 AF-S Nikkor liefert die Nikon 1 V2 ein 2,8/216-540 mm Zoom. Dann noch den Nikon Telekonverter dazwischengeschaltet, bekomme ich ein 4,8/367-918 (!!!) mm Zoom. Da gehört mangels Stabilisierung natürlich mindestens ein Einbeinstativ unter die Kombination.

Und noch etwas wird verkannt. Bleibt es bei der Start-Ausrüstung des ersten Fotos, bewegte ich mich leicht und relativ unauffällig durch die Fotogelegenheiten! Selbst noch mit dem 70-300 mm Zoom in der linken Tasche der von der Fliegenfischer- zur Fotoweste umfunktionierten 10 Euro Anglerjacke. Nur mit dem 11-27,5 mm Zoom bestückt, nimmt mich unter den zahlreichen Smartphone-Knipsern auch niemand ernst. Mir käme es selbst alleine ohne Familie nie in den Sinn einen 10+ kg schweren Fotorucksack durch ein beliebiges Gelände zu schleppen oder noch "unauffälliger" mit Rädern als Trolley hinter mir her zu ziehen. Sowas endet ganz schnell in Verzetteln, wenn ich vor viel zu viel Ausrüstung die Motive nicht mehr sehe …

Ralf Jannke, Frühjahr 2021

 

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