microFourThirds "Battle" Panasonic G2 gegen Olympus OM-D E-M5

(Fürs Foto wie immer die Gegenlichtblenden demontiert)

Der Besuch, das Fotografieren eines Basketballspiels zeigt schonungslos die Stärke oder Schwäche eines Autofokus’. Durch die Spieler, die fast permanent in Bewegung sind, mit schnellem „Antritt“ und ebenso unvorhersehbaren Richtungswechseln und Stopps werden hohe Anforderungen an den Autofokus einer Kamera gestellt. Das festzuhalten waren jahrzehntelang nur analoge wie digitale Autofokus-Spiegelreflexkameras in der Lage. Ermöglicht durch deren nach dem Phasendetektionsprinzip arbeitenden Autofokus. Das Basketballspiel kann beliebig durch jede andere Ballsportart, Eishockey, Bandy oder entsprechende Leichtathletik ersetzt werden.

2008 stellte Panasonic mit der Lumix DMC-G1 die erste Systemkamera mit Wechseloptiken aber ohne Spiegel vor. Um Autofokus zu ermöglichen, wurden Einzelsensoren des Bildsensors zur Kontrastmessung für die automatische Abstandsmessung und -einstellung (Autofokus) herangezogen. Ein Verfahren, das auf ruhende Motive viel genauer und meist schneller ist als die Phasendetektion der (D)SLR, aber zumindest mit den ersten spiegellosen Systemkameras – DSLMs – große Probleme mit bewegten Motiven hatte.

Das hielt die Anbieter der ersten DSLMs aber nicht davon ab ihre Geräte mit dem Prädikat – sinngemäß – „weltschnellste automatische Entfernungseinstellung“ zu versehen. Diese überragenden Fähigkeiten weckten 2011 mein Interesse an der wirklich gelungenen Systemkamera im Retro-Stil, der Olympus PEN E-P3. Was für eine Enttäuschung, als diese wunderbare Kamera größte Mühe hatte die eigenen spielenden Kinder sicher zu fokussieren, um in einer dunklen Umgebung die automatische Fokussierung schließlich ganz zu verweigern. Grund war der Kontrast-Autofokus. Ich habe mich darüber ausführlich im Blogbeitrag „Zeitwende“ geäußert.

Langer Rede kurzer Sinn: Nach der Olympus OM-D E-M10 und der OM-D E-M5 „musste“ jetzt noch die Panasonic Lumix DMC-G2 in die Basketballhalle. Der Olympus PEN E-P2 werde ich diese „Tortur“ nicht zumuten… Was Panasonic angeht, konnte die Lumix DMC-GH1 ein bewegtes Motiv mindestens befriedigend im Fokus halten.

Vor dem Test noch etwas Theorie zur AF-Sensor-/Messfeld-Auslegung in der Panasonic G2 im Vergleich zur Olympus PEN E-P2/E-P3

Panasonic Lumix DMC-G2 Olympus PEN E-P2/E-P3 Autofokus

Das sind viele Möglichkeiten, wobei ich die Gesichtserkennung und besonders die AF-Verfolgung der G2 angesichts der noch geringen Kameraprozessorleistung für sagen wir sehr optimistisch halte. Die Verfolgung mag funktionieren, wenn sich das Motiv auf einer parallel zur Kamera laufenden Linie sehr langsam bewegt. Sobald sich die Entfernung durch eine unregelmäßige Bewegung zur Kamera hin oder von ihr weg ändert, weiß der frühe Kontrast-AF möglicherweise nicht mehr, was er machen soll und läuft ins Leere… In der Lumix G2 Bedienungsanleitung nicht gezeigt, lässt sich die Fläche des mittleren Autofokusfelds in vier Größen verstellen. Mir erschien Größe drei meiner Standardwahl in der Fuji X-E2/X-T20/X-T30 am ähnlichsten. Die Kreuzecken der 23er-Wahl mit Startpunkt Mitte liegen recht weit weg vom mittleren Feld, diese Einstellung wird aber auch ausprobiert.

Übrigens: Erst drei Jahre nach der Olympus OM-D E-M1 bot Panasonic 2016 in seiner mFT-Modellreihe eine Art Phasendetektion. Ab den Modellen Lumix DMC GX80 und G80 setzt Panasonic auf das selbst entwickelte DFD-AF-Verfahren. DFD steht für DepthFromDefocus – etwa Tiefe aus Unschärfe. Durch Analyse zweier leicht unterschiedlich fokussierter Bilder errechnet der Kameracomputer in welche Richtung und wie stark der Fokus für die perfekte Entfernungseinstellung auch auf bewegte Motive verschoben werden muss, wird die Phasendetektion simuliert. Die letzte Justage übernimmt der Kontrastautofokus. Das funktioniert allerdings nur mit einem sehr leistungsfähigen Kameraprozessor ab der GX80 und G80. Und nur für Panasonic-Objektive, womit man ganz nebenbei den Gedanken des gemeinsamen microFourThirds-Systems dann beerdigt hat…

Die Idee zum Kamera-Vergleich rührt aus der Vergangenheit. Während sich die Olympus PEN E-P3 in der Basketballhalle bei bewegten Szenen ziemliche Probleme hatte – siehe unten –, schaffte eine seinerzeit für ein paar Wochen probierte Panasonic G10 gefühlt ein paar mehr Treffer.

Fast alle seinerzeit mit der Olympus PEN E-P3 und der Panasonic Lumix DMS-G10 aufgenommenen Basketballfotos fanden sich nach etwas Suche im Archiv. Daraus wurden die folgenden Montagen zusammengestellt:

Olympus PEN E-P3 – Ehrenrettung

Der Ehrenrettung stehen aber auch solche Ausreisser gegenüber…

Panasonic Lumix DMC-G10: Überwiegend scharf…

Mehr ging 2011 mit den vorhandenen mFT-Objektiven nicht…

OK, es war besser, als ich es in Erinnerung hatte. Die Originale vom Fussball waren nicht mehr aufzufinden. Sie wurden alle mit dem 4-5.6/100-300 mm Panasonic bei entsprehender zur Brennweite gehörenden Offenblende und bei ISO 1000/1250 aufgenommen. Die vorhandenen, verkleinerten Abbildungen sind immer mit Vorsicht zu genießen. Ein nicht 100 Prozent fokussiertes Foto kann mit Verkleinerung so gut werden, dass die tatächliche Unschärfe nicht mehr erkennbar ist. Bei dem einen markierten Foto ist der nicht sitzende Fokus auch in der Verkleinerung nicht zu übersehen. Ich bin kein Anhänger des Pixelpeepings mit der Nase auf dem Monitor bei 1:1 100 Prozent Wiedergabe. Aber nur so ist feststellbar: scharf oder nicht scharf. Daran sollte man immer denken, wenn verkleinerte Bildchen im Internet als Beweis der Schärfeleistung eines Objektivs dienen sollen. Was auch auf sämtliche Yourubefilmchen zutrifft, wenn in den Film eingebaute Standbilder von zweistelliger Megapixelgröße reduziert auf Full HD gezeigt werden. Das sind gerade mal 1.920 x 1.080 = 2 Megapixel… 

Jetzt nach acht Jahren ein weiterer Versuch mit der sehr ähnlichen G2

Angesichts der unterschiedlichen Bildfrequenzen mag der Vergleich unfair erscheinen. Aber was nützen die 9 B/s der Olympus OM-D E-M5, wenn der Fokus trotz freier Sicht auf den parallel zur Kamera alleine auf den Korb zu stürmenden Spieler unerklärlicherweise daneben liegt?

Sollte bei den braven 3 B/s der Panasonic G2 der Fokus öfter sitzen, ist das Ganze effektiver! Das galt es zu rauszufinden. Wieder mit dem 2,8/60 mm Sigma und dem 1,7/25 mm Panasonic. Und versuchsweise mit dem 4-5,6/45-200 mm Panasonic, das bis ca. 100 mm Brennweite unter f/4,5 bleibt. Heißt für die G2 ISO 4000.

2019 mit der G2 zum Basketball

Panasonic G2 ISO 4000

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Handicap dieses Exemplars, den defekten großen Monitor, blende ich mal aus. Über den Sucher lässt sich ja alles einstellen. Ob das freiliegende Flachbandkabel abgerissen und nur rausgerutscht ist, werde ich veilleicht mal an einem Winterabend/verregnetem Wochenende untersuchen…

Die Zahl der sauber autofokussierten Treffer war klein, was auch an der niedrigen Bildfrequenz liegt. In der Autofokus-Betriebsart AF-C (C=continous/Nachführ-AF) geht die Bildfrequenz von 3 auf gefühlt 1 B/s runter. Das kann man auch als Einzelbildauslösung bezeichnen... Subjektiv schien der Fokus beim Einsatz des 2,8/60 mm Sigma perfekter zu sitzen, als bei der Olympus OM-D E-M5 mit exakt demselben Objektiv.

Die AF-Fläche des 1-Feld-Autofokus in der Bildmitte wurde aus der Wahl Größe eins bis vier von zunächst Größe drei auf zwei reduziert. Der oben gezeigte 23-Feld-Autofokus brachte keine Steigerung der AF-Trefferquote. Trotz meiner privaten Autofokustauglichkeitstabelle und ähnlichen Prozentzahlen liegt die Panasonic G2 hinter der Olympus OM-D E-M5. Die G2 erreicht 3 Prozent, die OM-D E-M5 4 Prozent. Das scheint nichts zu sein, aber offensichtlich hat die Olympus den schnelleren Prozessor, was sich ja auch in den Bildfrequenzen zeigt. 

Größter Feind der G2 - hohe ISOs

Für die zweite G2-Bildmontage wurden die ISO 4000 Einzelfotos nach kräftiger Entrauschung in Adobe Loghtroom Classic auf 900 Pixel Breite/Höhe reduziert. Sonst war es zum Grausen, nicht ansehbar. Maximal ISO 2500 wären anzeigt gewesen… Auch den mit weniger ISO aufgenommenen Fotos hätten noch weniger ISO gutgetan. ISO 640 und Offenblende des 1,7/25 mm Panasonic statt leicht auf f/2 abgeblendet und ISO 1000 werde ich aber nicht mehr ausprobieren...

So ablehnend ich dem microFourThirds-System einst gegenüberstand und die Olympus OM-D E-M1 verdammt habe: Die vorhandenen mFT-DSLMs werde ich auch in der Zukunft immer mal "ausführen". Und so bekommt die Panasonic Lumix DMC-G2 in 2020 einen Reparaturversuch des toten Monitors und einen größeren Ausflug!

Ralf Jannke, Dezember 2019

 

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