Zum Start ein wichtiger Hinweis zur Samsung Digimax Pro815
Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich für die Pro815 maximal 20 Euro geboten. Trotz des guten Zustands hat sie einen schwerwiegenden Makel:
Es gibt keinen Ersatz für den exotischen Akku mehr!
Meine beiden Exemplare dürften an die 20 Jahre Alter ranreichen. Ich bin froh, wenn die hier zu Hause noch für einen kleinen Rundgang reichen. Auf keinen Fall geht die Samsung mit in die Herbstferien …
Meine (unvollständige) Geschichte der "Brücken"-Kamera, Bridge-Kamera
Bereits zu Analogzeiten sollte die Bridgekamera die Brücke zwischen der für viele zu komplizierten Spiegelreflexkamera und der simplen Knispskamera schlagen. Rausgekommen war ein in meinen Augen ziemliches Analog-Horror-Kabinett. Kameras mit meist zumindest bei Endbrennweite viel zu lichtschwachen Zooms, und das bei aus heutiger Sichte miserablen ISO 400 Farbnegativfilmen …
Jetzt wird's digital
Auch wenn sie mehr/noch wie eine Videokamera aussieht — kein Wunder beim dem Hersteller — kann die 1997 vorgestellte Sony DKC-ID1 als DER Urahn aller Bridgekameras gelten. Für die Zeit nur 768 x 576 Pixel = 0,44 Megapixel Auflösung, aber bereits ein 38-450 mm fast 12-fach Zoom!
Schon deutlich mehr Auflösung bot dann die 1998 vorgestellte „Fehlzüchtung“ aus analoger Semiprofi-Canon EOS und aufgepfropfter Konservendose im Titan-Look: Canon Powershot Pro 70. 1,5 Megapixel Auflösung und ein nur kurzes, aber vergleichbar superlichtstarkes 2,0-2,4/28-70 mm (KB-äquivalent).
Los mit den Bridge-Superzoom-Digitalkameras ging es dann 2000 mit der 2 Megapixel Olympus Camedia C-2100 Ultra Zoom mit KB-äquivalenter und stabiliserter (!) 10-fach 37-370 mm Zoombrennweite.
Gefolgt von der Canon PowerShot Pro90 IS, Vorstellungsjahr 2001, 2,6 Megapixel, stabilisiertes 37-370 mm Zoom
Unabhängig von der Baugröße können dann noch in zeitlicher Reihenfolge genannt werden
Kodak EasyShare ZD710, 2006, 7 Megapixel, 38-380 mm Zoom
Nikon Coolpix P510, 2012, 16 Megapixel, KB-äquivalentes 42-fach 24-1000 mm Zoom
Parallel zur Vollformat DSLR hatte ich 2013/2014 die Coolpix P510 in Betrieb und in die Ferien mitgenommen. Obwohl 2024 auch bereits 12 Jahre alt, gehört die bereits vorgestellte Panasonic LUMIX DMC-FZ200 aus dem Vorstellungsjahr 2012 mit ihrem stabilisierten 25-600 mm (@KB) 24-fach Zoom wie die Nikon Coopix P510 dann schon in die Reihe der modernen Superzoom-Bridgekameras.
Leicht zu erkennen, dass wir der Bridgekamera wirklich viel Platz im virtuellen Digicammuseum.de eingeräumt haben. Aber wirklich Spaß macht mir dieser Kameratyp schon lange nicht mehr. Durch die Spiegelreflexsucher und noch mehr hochauflösenden E-Sucher der modernen, spiegellosen Systemkameras "verdorben", fasse ich die Bridge nur noch mit spitzen Fingern an. Und so wird die Samsung Digimax Pro815 auch meine letzte Kamera dieses Prinzips in meiner Sammlung sein.
Spezifikation
- Vorstellungsjahr 2005
- Abmessungen/Gewicht B x H x T 145 x 87 x 79 mm, 1.009 g
- 2/3" 8,8 x 6,6 mm CCD-Sensor, (Cropfaktor 3,9), Pixelpitch 2,7 µm
- Sensorempfindlichkeit ISO 50 bis ISO 100 (Automatik), ISO 50 bis ISO 400 (manuell)
- Maximale Auflösung 3.264 x 2.448 Bildpunkte (4:3), 8 Megapixel
- Speicherformat JPG, RAW, TIF, TIF komprimiert
- Videoauflösung 640 x 480 (4:3) 25p, maximale Aufnahmedauer 30 sek
- Videoformat AVI
- Speichermedium CompactFlashkarte
- Objektiv 2,2-4,6/7,2-108 mm = 28 bis 420 mm (35mm-äquivalent) 15-fach Zoom, 72 mm Filter
- Nahdistanz 50 cm (Weitwinkel), 400 cm (Tele), Makrobereich 10-70 cm (Weitwinkel), 150-430 cm (Tele)
- Einzel-Autofokus, kontinuierlicher Autofokus, manuell, 9-Punkt-Autofokus mit Einzebild-Fokussierung oder Schärfenachführung, direkter manueller Eingriff in die automatische Scharfstellung möglich, automatische Schärfereihen
- Videosucher, 3,5" TFT LCD Monitor mit 235.000 Bildpunkten, transreflektiv
- Belichtungsmessung mittenbetont, Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung, AF-AE-Kopplung
- Belichtungszeiten 1/4.000 bis 2 s (Automatik), 1/4.000 bis 15 s (Manuell)
- Serienaufnahmen 1 B/s bei höchster Auflösung, wahlweise High-Speed-Modus mit 2,5 B./s oder Ultra-Highspeed-Modus mit 10 B./s (bei verringerter Auflösung)
- Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeut
- Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik, Manuell, diverse Motivautomatiken
- Belichtungsreihenfunktion mit maximal 3 Aufnahmen, Schrittweite von 1/3 bis 1 EV
- Belichtungskorrektur +/- 2,0 EV mit Schrittgröße von 1/3 EV
- Eingebauter Blitz (aufklappbar) plus Blitzschuh mit Samsung- und Standard-Mittenkontakt, Leitzahl 11 (ISO 100)
- Blitzreichweite 6,0 m bei Weitwinkel 3,0 m bei Tele
- Blitzfunktionen Automatik, Blitz ein, Blitz aus, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion
- Weißabgleich Automatik, Wolken, Sonne, Weißabgleichsbelichtungsreihe, Leuchtstofflampe mit 2 Voreinstellungen, Glühlampenlicht, Kelvin Eingabe, Manuell
- Stromversorgung 1 x Samsung SLB-1974 (Lithiumionen (Li-Ion), 7,4 V, 1.900 mAh)
Der Bonner Posttower ist rund ;-)
Aber nicht die Senkrechten! Das Beispiel ist schon wegen der Frab-/SW-Umsetzung nicht 1:1, aber man sollte die Korrektur erkennen. Die ich bei den restlichen Bildern mit kurzer Brennweite weggelassen habe …
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Evolution – in die Sackgasse?
Lautete die Überschrift zum Praxisbericht der Sony Cyber-shot DSC-R1.
Daraus kann ich Passagen fast 1:1 "abkupfern" und auf die Samsung übertragen.
Von der Ausstattung mit dem lichtstarken 2,2-4,6/7,2-108 mm = 28 bis 420 mm (35mm-äquivalent) 15-fach Super-Zoom gibt es bei der Samsung Digimax Pro815 eigentlich nichts zu meckern. Sucher und 3,5" TFT LCD Monitor mit 235.000 Bildpunkten sind miserabel und können gegen die moderne DSLM nicht bestehen. Bei reichlich Tageslicht muss der E-Sucher je nach Motiv/Situation immer wieder mit der Hand abgeschattet werden, damit man etwas erkennt. Und jetzt die wichtigste Bemerkung zur Sony R1: Das Erscheinungsbild der Kamera bleibt in meinen Augen furchtbar — "Overkill". Exakt wie bei der Digimax Pro815!
Ich frage mich wirklich, was die Samsung/Sony R1 und die anderen in diesem Beitrag vorgestellten Bridge-Kameras wohl für Verkaufszahlen hatten. Bei diesen Abmessungen, bei diesem Erscheinungsbild hätte zumindest ich 2005 trotz des interessanten 28-420 mm Zoomobjektivs immer zur "richtigen" DSLR gegriffen, statt diesen Mimikry-Klotz zu erwerben.
Mimikry beschreibt in der Biologie eine Form der Nachahmung, wenn Tiere oder Pflanzen das Aussehen (…) anderer Tiere oder Pflanzen annehmen. Die Tiere und Pflanzen ähneln sich also. Und können so beispielsweise potentielle Fressfeinde abschrecken. Übertragen auf die Samsung Digimax Pro815: Sie gibt durch ihr Aussehen vor eine (professionelle) DSLR zu sein. Abschreckend ist allenfalls die "Geschwindigkeit" des lahmen Digimax-Autofokus und die Zeit, die zum Speichern jeder Roh-/RAW-Datei benötigt wird. Roh-Speicherformat ist übriges Adobes DigitalNeGative – DNG.
Die Abbildungsqualität geht von der Schärfe her in Ordnung. Wenig überzeugt hat mich die Farb- und Kontrastleistung. Da musste den Rohdateien mit Lightroom mächtig unter die Arme gegriffen werden. Im Fall
Der Kauf der Samsung für die Sammlung war im April schnell getätigt. Aber ich konnte mich weder in den Oster-, Sommer-, noch den kommenden Herbstferien überwinden die Digimax Pro815 wie seinerzeit die Olympus Bridgekameras SP-565 UZ oder SP-590UZ oder Sony Cyber-shot DSC-H7 in die Urlaube mitzunehmen … Als hätte ich geahnt, was mit der Digimax Pro 815 auf mich zugekommen wäre … Abgesehen davon: Der eine Akku hält noch gefühlte 20 Minuten, der zweite scheint noch besser zu sein. Aber keine Idee mit "wackeliger" Energieversorgung auf eine längere Foto-Tour zu gehen. Ersatz für den exotischen Samsung-Akku gibt es nicht mehr!
Von allen hier präsentierten Bridgekameras habe ich übrigens eine einzige neu erworben, die Nikon Coolpix P510.
Ralf Jannke, September 2024
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 29.09.2024 |
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