Die aktuellen Möglichkeiten der Bildmanipulation – Himmel austauschen…

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 25. März 2021 - Wissen, Ausprobieren

Das blasse Ursprungsfoto, genauer der zeichnungslose Himmel über Dänemarks ältester Stadt Ribe, war am Besuchstag eben so. Was aber Photoshop mittlerweile daraus "zaubern" kann. Dazu genügten drei Mausklicks. Erschreckend! Bei genauem Hinsehen dürfte wahrscheinlich auch der unbedarfte Laie die Fakes ohne Kennzeichnung erkennen. Oder auch nicht.

Obwohl seit 1997 und Photoshop 3.x/4.x dabei, nutze ich bis heute gefühlt vielleicht 10/20 Prozent des immer stärker gewachsenen Photoshop-Potentials. Womit ich für meine Bedürfnisse zufrieden bin.

Wozu aber die Menüpunkte „Auswahl/Himmel“ und „weiter Bearbeiten/Himmel austauschen“ fähig sind, hat mich dann doch nachdenklich gemacht. Beim letzten Foto der unteren Reihe habe ich mir etwas mehr Mühe gegeben. Ich bin sicher, dass ein erfahrener Bildbearbeiter das bei diesem Motiv so hinbekommt, dass nur noch ein Experte die Mogelei erkennt. Bei Spiegelungen des Himmels im Wasser geht es natürlich „in die Hose".

Aber nur durch den ersten Schritt „Auswahl/Himmel“ kann ich einem bereits vorhandenen tollen (Abend-)Himmel eine Dramatik verpassen, die er überhaupt nicht hatte … Das ging durch entsprechende Maskierung schon vorher, aber jetzt auf einen Mausklick. Um dann an Kontrasten und Farben zu schieben, was die Regler hergeben.

Das „Problem“ ist alt. Niemand kaufte am Urlaubsort früher Postkarten, die keinen satten blauen Himmel mit ein paar Wolken zeigten. Da hat nie einer hinterfragt, dass dieser Himmel und die Wolken vielfach und aufwändig analog ins Bild gebaut wurden. Übertragen auf heute: Fotokalender mit nicht entsprechend nachgearbeiteten, überbunten Fotos kauft aber eben auch keiner.

Wenn es in einem guten Foto dezent gemacht und ehrlich vermerkt wird: "Der Himmel wurde nachträglich einmontiert", würde ich es durchgehen lassen. Wenn diese Angabe bei Manipulation aber fehlt, oder ein vorhandener, schon toller Himmel so „überdreht" wird, bis die "Augen tränen", wird es fragwürdig. Und daran leiden ehrliche Fotografen: Fotos mit einem echten und phantastischen Himmel werden so unverschuldet unglaubwürdig. Oder ziehen gegen künstliche Bonbonfarben den Kürzeren :-(

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1 Kommentare

Volkhard Schulz

27. März 2021

Nein danke!

...ist mir aus der Seele geschrieben! Da ich auf der Suche nach einer Lightroom-Alternative bin (wg. Abo!), habe ich mir auch Luminar AI angesehen: Was von den Möglichkeiten der aktuellen Technik sicherlich faszinierend erscheint, hat mit Verlaub mit Fotografie nichts mehr zu tun. Es ist reine „Fakebilderstellung“! Retuschieren : ja - erkennbare Bildkompositionen : ja - extreme Manipulation, wie den beschriebenen Himmelaustausch : nein, muß nicht sein! Aber natürlich jeder so, wie er/sie es möchte.

Ansonsten : danke für diese interessante Website. Bin gerade erst drauf gestoßen und bin gespannt, was ich noch alles Interessantes finde :-).

 


Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk