Einfach köstlich ;-)

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 04. Mai 2024 - Wissen

Wir müssen mal das Schlafzimmer renovieren/streichen, eröffnete mir mein Frau vor einigen Tagen. Das bedeutete komplettes Abräumen meines mit Fotoliteratur und Fotogerät proppenvollen Regals. Durchaus mit Widerwillen ;-) Aber dann doch mit dem erkennbaren Nutzen. Neben den neu gestrichenen Wänden ;-) Geschätzt 1m3 Papier ging in den öffentlichen Bücherschrank oder gleich in die Papiertonne. Wie war das: "Drei/fünf Jare nicht in Fachuch X geschaut – weg damit …" Es gibt ja für (fast) alles Google und Wikipedia ;-)

Beim Sichten fiel mir dann auch ein wunderbarer Beitrag in die Hand, den ich nicht vorenthalten möchte!

"Vor mehr als einem Jahr berichtete ich im XYZ-Magazin 96 anhand einer der ersten für Hobbyfotografen interessanten digitalen Kameras über „Fotografieren - aber ganz anders“ war da zu lesen

Und weiter: "Inzwischen ist aus diesem Blick in die Zukunft der digitalen Technik bereits Gegenwart geworden. Es gibt schon mehr als zwei Dutzend für uns Hobbyfotografen sehr brauchbare Möglichkeiten, unsere Fotomotive digital festzuhalten, und dies obendrein mit einer inzwischen ausgezeichneten Qualität. Im Laufe dieses Jahres erhielt ich viel Zustimmung von Fotofreunden, denen es genauso geht oder erging wie mir seinerzeit: Man hat einfach keine Lust mehr, zu vorhandenen 26 Sonnenuntergängen noch einen 27. zu fotografieren oder andere bildmäßig schöne Motive weiter zu vervielfachen. Die digitale Fotografie macht dies heute möglich. Sie brauchen nur eine entsprechende Kamera, einen Fernseher zum Betrachten der Aufnahmen und eventuell einen Printer, um Ihren Freunden und Verwandten mit den Fotos eine Freude zu machen. Gerade dieser Personenkreis aber hat schon längst keine große Lust mehr, sich im verdunkelten Raum 100 oder mehr Dias anzuschauen. Die Fotos, die man wirklich haben möchte, sollten in der Brieftasche mitgeführt werden können. Darüber hinaus spart man sich Parkgebühren beim Besuch des Fotohändlers, den Einkauf von Filmen und das Abholen der Resultate: Die Bilder sind in einer Digital-Kamera gespeichert und jederzeit abrufbereit. Außerdem muß man Aufnahmen, die nicht wichtig sind, nicht mehr irgendwo speichern, sondern man löscht sie einfach, was zu einer ganz besonderen Fotografierfreudigkeit anregt."

"Vor einiger Zeit verstarb ein Freund und hinterließ seiner Familie etwa sechstausend Dias in Magazinen von seinen vielen Weltreisen. Und die Familie weiß nicht, was sie mit diesen Dias anfangen soll. Kein Buchverlag und keine Zeitschrift interessieren sich dafür. Sicherlich wird es Hobbyfotografen mit eigenem gut ausgerüstetem Labor geben, die auch weiterhin nach der bisherigen Art fotografieren, um besonders schöne Bilder für Wettbewerbe und Ausstellungen zu produzieren. Aber sehr viele fotografieren heute in erster Linie, um Ereignisse auf unkomplizierte Art und Weise zu dokumentieren, und gerade dazu eignet sich die digitale Fotografie vorzüglich. Eine gute Digitalkamera und ein Printer, um Papierbilder von wichtigen Aufnahmen selber machen zu können, kostet heute weniger als die fotografische Ausrüstung mit einer Spitzenkamera. Die im XYZ-Magazin 96 erwähnte Casio QV 10 ist inzwischen für unter tausend Mark zu kaufen, was ähnlich auch in der ganzen Branche zu erwarten ist. Ich meine aber, man sollte mit seinem Vergnügen nicht so lange warten, bis alle Preise im Keller sind."

"Besonders interessant an einigen digitalen Kameras ist ein ebenfalls digital gesteuertes Zoomen: Der Zoombereich reicht optisch bis zehnfach, umgestellt auf digitales Zoomen bis hundertfach! Das sind Möglichkeiten, die man mit keinem optischen Zoomobjektiv der bisherigen Fotografie erreichen kann."

Verfasst war der Beitrag von einem seinerzeit auch als Briefkastenonkel und Seelentröster bekannten Autor, der sich an etlichen Dingen inklusive Fotografie schriftstellerisch versuchte.

Manchmal ganz amüsant, aber überwiegend unsäglich … Dass der Mann keine Ahnung und noch nicht mal die Grundlagen der digitalen Fotografie verstanden hatte, zeigte unter anderem die Wahl des HP-Werksfotos zur Illustration seines Beitrags. Die dort erkennbare HP Photosmart C5340A reichte mit ihren 640 x 480 Pixel Bildchen für 5,4 x 4 cm 300 dpi Ausdrucke, und deren Speicher war je nach Karte und 2- von 3-Sterne-Qualität nach 16/32 Bildchen voll. Und es war sicher ein Genuss, sich die 320 x 240 Pixel-Bildchen einer Casio QV-10 auf der damals üblichen PAL-Glotze anzusehen. Und ja, digitales Zoomen bis 100-fach. Da hatte der gute Mann wohl Video mit Foto verwechselt …

Immerhin hat er mit seinem Text unter dem HP-Foto erfolgreich in die Zukunft geschaut und Recht behalten:

"Sehr viele fotografieren heute in erster Linie, um Ereignisse unkompliziert zu dokumentieren. Gerade dazu eignet sich die digitale Fotografie vorzüglich."

Ich sag' nur Smartphone ;-)

 

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1 Kommentare

Al.Ter

16. Mai 2024

Abberufen

Der Verfasser kann eigentlich nur Günter Spitzing (*1931 in Bamberg) sein - der hat pikanterweise am 30. April 2024 im griechischen Ägina die Kamera und den Stift für immer aus der Hand gelegt.

FALSCH ;-)


Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk