Ich seh' schwarz :-(

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 19. Mai 2024 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren, Reparieren

Screenshot von der Cambo Mega Vision T2 Digiback Software von 1994/97

"Gut Ding braucht Weile! Der Praxisbericht will wirklich erarbeitet werden!", war im Blogbeitrag zur merkwürdigen spiegellosen "Nikon" zu lesen. In der Tat!

Doch der Reihe nach

Es war kein Problem die Cambo T2 und den dazugehörigen Apple Powermac G3 in Betrieb zu nehmen, aber: Ich konnte an den T2-Software-Parametern einstellen, was ich wollte, Schaltflächen klicken wie ich wollte, es gab kein Liveview. Die T2 startete hörbar mit Laufgeräuschen, aber eben nur mit einem Beispielfoto einer Geige je nach Einstellung in Color oder SW oder mit einem schwarzen Liveview-Bild :-( Was tun?

Versiegelt, bitte nicht öffnen oder so ähnlich stand auf einem Aufkleber …

Daraufhin wurde die T2 nochmal ganz genau inspiziert und abgeklopft. Wie beim Arzt ;-)

Schnell war klar, dass das komplette Innenleben der T2 auf einer massiven Aluminiumplatte montiert ist. Geschützt, verschlossen von einem großen, dicht schließenden Aluminiumdeckel. Unschwer durch das Klopfen zu erhören! Gehalten, fixiert wird der Aludeckel nicht von Schrauben, sondern von zwei so genannten Hammerschlagnieten. Um das Öffnen eigentlich unmöglich zu machen, mindestens aber zu erschweren. Da ohnehin nichts mehr kaputtzumachen war, wurden die beiden Hammerschlagnieten einfach weggeschliffen. Da der Deckel noch zusätzlich irgendwie verklebt wirkte, wurde die Kante so vorsichtig wie möglich per Teppich-/Cuttermesser und Brenner behandelt. Mit etwas Hebelei war der Deckel schließlich abzuziehen.

Und der Fehler sofort offensichtlich!

Durch jahrelange Nichtbenutzung sind die Riemen von drei Motoren/Stelleinheiten so verhärtet, spröde geworden, dass sie bestenfalls rutschen oder wie im Fall dieser T2 beim Start einer der drei Stellmotoreinheiten – mir fällt kein besserer Begriff ein – sofort brechen – siehe Foto! Das erklärt dann auch die hörbaren Laufgeräusche der T2 bei Ansteuerung durch die Software, aber auch das schwarze Liveviewbild. Es kann keine Blende, kein Verschluss geöfnet werden!

Ein Austausch der kaputten Antriebsriemen ist aber relativ problemls möglich! Nach Ausmessen wurde ein Druchmesser von 1,7 mm ermittelt. Es gibt natürlich keine Riemen passender Länge aber Metermaterial von 2 mm Durchmesser, das auch passen sollte. Die Länge wird selbst ermittelt, und nach Zurechtschneiden werden die Enden einfach per Heißluftgebläse angeschmolzen und verschweißt.

Es geht also weiter mit der Cambo Mega Vision T2

Wenn jetzt nicht gerade der Sensor oder die Ausleseelektronik "im Eimer" ist. Dann habe ich Pech gehabt, bin aber noch voller Hoffnung!

Fortsetzung folgt!

 

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk