Mein erstes Kilfitt-Objektiv

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 10. April 2025 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Heinz Kilfitt München Kilar 1:3.5 / 90 C

Meist wird der ungewöhnliche Name "Kilfitt" mit einem Makro-Kilar 3,5/40 mm Objektiv in Verbindung gebracht. Ein interessantes, wie gewöhnlich teuren Objektiv von Sammlerstatus. Die Preise bewegen sich zwischen 200 und 400 Euro. Tatsächlich verkaufte Exemplare liegen um 200 Euro. Der vollständige Hersteller-/Objektiv-Name lautet: "Kamerabau-Anstalt-Vaduz Kilfitt - Makro - Kilar D/E 1:3,5/4cm Made in Liechtenstein" Lichtenstein? Objektivbau? Wird gerne mal mit Italien verwechselt ;-)

Auf keinen Fall werde ich hier die spannende Kilfitt-Geschichte abschreiben, das kann ein Horst Neuhaus auf seiner deutschsprachigen Internetseite PHOTO but MORE viel besser!

2022 gab es im Digicammuseum.de den Beitrag „Faszination Superlichtstärke

Darin auch diese Passage: "Ich fand in einem alten Magazin dieses 1,2/240 mm ZOOMATAR (obwohl es kein Zoomobjektiv ist). Es wiegt irre 11 kg und ist 32,4 cm lang. Es sollte für Kameras bis 6x9 cm Format einsetzbar sein, z.B. eine Pentax 6x7. Aber irgendwie passt das überhaupt nicht: Brennweite, Wahnsinns-Lichtstärke und so große Filmformate. Ich fand es trotzdem interessant! Dieses Objektiv hatte noch einen kleineren „Bruder“ ein ZOOMATAR 1,3/180 mm. Dazu war aber immerhin herauszufinden, dass es für ein Format von 21,4 mm Diagonale, was 12,8 x 17,1 mm ergibt, vorgesehen war. Also praktisch micro/FourThirds = 13 x 17 mm. Hochspannend so ein Objektiv mal ausprobieren zu können. Aber derartige Edelsteine verstauben, verpilzen in irgendwelchen Sammlervitrinen oder Tresoren …

In diesem Beitrag geht es aber nicht um diese Kilfitt-"Lichtbomben" und auch — noch — nicht ums Makro-Kilar 3,5/40 mm, sondern um ein für mich nicht minder interessantes Heinz Kilfitt München Kilar 1:3.5 / 90 C Mit M39 Leica Schraubanschluss.

Im Vergleich zum 1954 präsentierten Makro-Kilar 3,5/40 mm sind die Informationen zum Kilar 3,5/90 extrem dünn gesät. Dessen Produktionsstart müsste zwischen 1954 und dem Beginn der Produktion des längerbrennweitigen Makro Kilar 90 mm 1959 liegen, denn zu dem Zeitpunkt wurde die Fertigung des vierlinsigen 3,5/90 mm eingestellt. Es soll zwischenzeitlich auch Versionen gegeben haben, die aus nur drei Linsen aufgebaut waren.

Zum "normalen" 90er schreibt Horst Neuhaus: "Gleichfalls aus Münchener Fertigung - und eine der frühen Kilfitt-Schöpfungen - war das Kilar 3,5/90. Zwar hat das Objektiv Leica LTM (M39) Gewindeanschluss, doch es war zur Verwendung mit den Kilfitt-Spiegelkästen Kilarskop und Kilarflex vorgesehen, obwohl es auch einen Fokus-Schneckengang hat. (…)"

Statt des Spiegelkastens konnte auch ein M39-Zwischenring montiert werden. Das macht die Adaption zum Kinderspiel, denn das Ganze braucht nur noch in den Leica M-/M39-/Nikon Z- oder Sony E-Helicoids geschraubt werden.

Als ein Exemplar Heinz Kilfitt München Kilar 1:3.5 / 90 C für 65 Euro Startpreis angeboten wurde, wollte es merkwürdigerweise niemand, und es wechselte für 65 Euro in meinen Besitz. Angeboten wird das 3,5/90 mm Kilfitt für 150 bis 250 Euro, verkauft für 80 bis 100 Euro. Übrigens nicht zu verwechseln mit dem 2,8 oder 3,5 Makro-Kilar mit 90 mm Brennweite. Das wird aktuell in den USA zu astronomischen 400 bis 800 Dollar angeboten. 

Mehr zum Heinz Kilfitt München Kilar 1:3.5 / 90 C mit M39 Leica Schraubanschluss im mit Beispielfotos illustrierten Praxisbeitrag ab Ostern.

 

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk

Das virtuelle Digicammuseum gibt es jetzt auch als reales Museum

Meine Sammelei hatte eigentlich schon immer das Ziel, meine Geräte eines Tages nicht nur auf dieser Homepage zeigen zu können, sondern auch live in einem richtigen Museum. Mit Holger W. Müller habe ich nun einen Partner, der meine Leidenschaft für die Technikgeschichte teilt. Außerdem haben wir in Rastatt Büroräume der ehemaligen Thaleswerke gefunden, dem Hersteller der bekannten Thales-Rechenmaschinen.

Dort haben wir ein Museum eingerichtet, das Rechenmaschinen, Computer und Videospiele als Schwerpunkt hat. Digitalkameras sind ebenfalls mit einigen spannenden Exponaten vertreten. Geöffnet ist jeden Sonntag von 13 - 18 Uhr. Auf der Projekthomepage gibt es weitere Infos.

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