Batterietricks
- 02. Februar 2017 - Ausprobieren, Reparieren
Wer sich mit älteren Kameras befasst, hat typischerweise auch mit Akkus zu tun, die häufig genau so alt sind und die vor allem sehr lange nicht benutzt wurden. Meine jüngsten Neuzugänge haben mich dabei mit zwei typischen Phänomenen konfrontiert:
Fall 1:
Meine Akkus für die Nikon D1 ließen sich zu meiner großen Freude anstandslos laden und die Kamera lief mit einem frisch geladenen Akku scheinbar tadellos. Nach ein paar Stunden in der (abgeschalteten) Kamera trat aber plötzlich ein Fehler auf: Der Akku wurde immer noch als randvoll angezeigt, die Kamera reagierte wie gewohnt, das Auslösegeräusch war unverändert - aber alle Aufnahmen komplett schwarz. Ich rechnete schon mit einem Defekt von Verschluss oder Sensor. Dann ein kurzer Test mit angeschlossenem Netzteil und siehe da - alles funktioniert wieder perfekt. Ein Gegentest mit einer zweiten D1 führte zum exakt gleichen Resultat.
Des Rätsels Lösung: Ich bin einem Effekt aufgesessen, den ich selbst schon in den Reparaturhinweisen beschrieben habe: Mit zunehmendem Alter wächst bei Akkus der Innenwiderstand. Man kann sich diesen wie einen Widerstand vorstellen, der in Reihe mit dem Akku geschaltet ist. Sobald man einen Verbraucher anschließt, bildet dieser mit dem Innenwiderstand einen Spannungsteiler. Anders gesagt: Die Akkuspannung teilt sich zwischen Innenwiderstand und Verbraucher auf. Je mehr Strom der Verbraucher benötigt (d.h. je geringer der Widerstand des Verbrauchers ist), desto größer wird die Spannung, die am Innenwiderstand anliegt und entsprechend kleiner die am Verbraucher. Irgendwann wird die Spannung unterschritten, die die Kamera mindestens braucht, um zuverlässig zu funktionieren. So kann es passieren, dass eine Kamera scheinbar einwandfrei funktioniert, einen vollen Akku anzeigt und doch plötzlich seltsame Fehlfunktionen zeigt - wie bei der D1 und ihren schwarzen Aufnahmen.
Fall 2:
Bei den Akkus für die Kodak DCS 520/620 zeigte das Ladegerät jeweils nach wenigen Sekunden per Blinklicht einen Fehlerstatus an. Ich habe dann mal die Akkuspannung gemessen: Durch die lange Lagerung war diese exakt Null, also tiefentladen. Ich habe dann versucht, einen der Akkus an einem Labornetzteil behutsam zu laden - mit einem kleinen, konstanten Strom von 250 mA. Dabei beobachtete ich die Spannung. Sie stieg zuerst schnell, später dann langsam an. Nach etwa 20 Minuten waren gut 6 Volt erreicht. Nun steckte ich den Akku wieder in das originale Ladegerät und dieses konnte ihn erfolgreich vollladen. Er hält zwar nicht mehr lang, aber immerhin funktioniert die Kamera für eine Weile einwandfrei damit. Bei einem zweiten Akku hat das übrigens nicht geklappt: Hier waren alle Versuche vergebens.
Das Problem gab es bei tiefentladenen Akkus dieser Kameras auch schon, als die Kameras noch im harten Alltagseinsatz waren. Unter Fotografen hatte sich damals eine sehr rustikale Methode herumgesprochen, um diesen Akkutyp wiederzubeleben, wenn das Ladegerät ihn nicht mehr akzeptiert und man gerade kein Labornetzteil zur Hand hat: Man legt den Akku so hin, dass man auf die Kontaktfedern schaut. Man sieht nun eine Beschriftung "- T D C +". Der Kontakt ganz links ist also der Minus-, der Kontakt ganz rechts der Pluspol. In diese werden nun Büroklammern gesteckt und eine 9V-Blockbatterie damit verbunden - der Minuspol links, der Pluspol rechts. Nach ein paar Minuten ist der Akku angeblich wieder soweit geladen, dass er vom Ladegerät wieder akzeptiert wird. Ich persönlich halte den Vorschlag für gefährlich. Mein noch funktionierender Akku hätte sich vermutlich auch so wiederbeleben lassen. Der komplett defekte hat dagegen einen Kurzschluss produziert. Hier hätte der Trick zu einer kurzgeschlossenen Batterie geführt, was zu Hitzeentwicklung bis hin zur Explosion hätte führen können.
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