Batterietricks III

Avatar of Boris JakubaschkBoris Jakubaschk - 06. Februar 2017 - Wissen, Ausprobieren

Infolithium-Akkus als Kamera-Dongle

Das vermutlich meistgekaufte Ersatzteil für Digitalkameras sind Akkus - einerseits wegen ihrer begrenzten Lebensdauer und andererseits weil der mitgelieferte Energiespender bei ausgedehnten Fotosessions irgendwann in die Knie geht.

Gleichzeitig ist es für die Hersteller ein ausgesprochen einträgliches Geschäft. Immerhin kostet das Markenprodukt meist zwischen 40 und 100 Euro, während die Herstellungskosten in fast allen Fällen deutlich unter 10 Euro liegen dürften. Kein Wunder, dass die Hersteller diese Gewinnspanne nur ungern an Dritte abgeben möchten. Das beantwortet auch die Frage, warum es Dutzende Akkus fast gleicher Größe gibt, die aber trotzdem nur in ein bestimmtes Kameramodell passen. Bei populären Kameramodellen sind günstigere Fremdprodukte in jedem Elektromarkt zu finden, bei den übrigen wird man online fündig.

Sony hat sich daher noch eine zusätzliche Schwierigkeit ausgedacht: Die hauseigenen Akkus - am "Infolithium"-Schriftzug zu erkennen - scheinen mit Kamera und Ladegerät zu kommunizieren und sind daher mit einer kleinen Elektronik ausgestattet. Zur Datenübertragung dient dabei der dritte Batteriekontakt. Der - sehr überschaubare - Vorteil für den Kunden ist, dass Sony-Kameras anstelle eines groben Akku-Füllstandes die Restlaufzeit der Kamera in Minuten anzeigen können. Der Chip erschwert es aber den Drittherstellern, zuverlässig funktionierende Nachbauten zu produzieren. Der Trick ist von den Herstellern von TIntenstrahldruckern bekannt, die ihre sündhaft teuren Farbpatronen per Chip vor Nachahmern schützen.

Für Kamerasammler sind die Infolithium-Akkus eine zusätzliche Pein. Fast alle Akkus können - bei fehlendem Original-Ladegerät - mit einem Universal-Lader aufgeladen werden. Das funktioniert bei Sony zwar auch prima - kann aber dazu führen, dass die Kamera den vollen Energiespender anschließend für ein Fremdprodukt hält und sich nach ein paar Sekunden und entsprechender Meldung wieder abschaltet. Es gibt unterschiedlichste Konstellationen, in denen die Infolithium-Erkennung irgendwann fehlschlägt - Foren im Internet geben beredtes Zeugnis davon.

Wir freuen uns über Hinweise und Hintergründe zur Infolithium-Technik. Kennt jemand einen Trick, um von der Kamera abgewiesene Akkus wiederzubeleben? Gibt es Firmware-Versionen der Kameras, die toleranter mit Fremdakkus umgeben als andere?

Was macht der dritte Kontakt am Akku?

Die handelsüblichen Mikro-, Mignon-, Baby- und Mono-Batterien haben zwei Anschlüsse und das gilt natürlich auch für entsprechende Akkus. Bei fast allen Lithium-Ionen-Akkus findet man hingegen drei Anschlüsse, seltener sogar vier. Sind die Anschlüsse beschriftet, steht an zweien Plus und Minus und am dritten meist "T".

Im Gegensatz zu gewöhnlichen Ni-MH-Akkus steckt in jedem Li-Ion-Akku noch eine kleine Elektronik. Deren Aufgabe ist es, eine Tiefentladung der Akkuzellen zu verhindern, da dies Li-Ion-Akkus normalerweise nicht überleben. Sinkt die Zellenspannung unter einen vorgegebenen Wert, wird der Verbraucher abgeschaltet. Das erklärt aber noch nicht den dritten Anschluss. Dieser ist normalerweise mit einem wärmeempfindlichen Widerstand verbunden, dessen zweiter Anschluss mit dem Minuspol verbunden ist. So kann die Ladeelektronik die Temperatur im Akku messen. Das ist insofern wichtig, als Li-Ion-Zellen bei zu hohen oder zu niedrigen Temperaturen nicht geladen werden sollten. Gute Ladegeräte berücksichtigen das.

Bei Sony steht am dritten Kontakt übrigens "C" - ein kleines Indiz, dass sich hinter diesem Anschluss wohl mehr als ein Widerstand verbirgt.

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2 Kommentare

Boris

07. Februar 2017

Erfahrungen mit Akku-Nachbauten

Eigentlich wäre das einen eigenen Beitrag wert - die Erfahrungen mit Akku-Nachbauten sind nämlich sehr vielfältig. Ich habe mir schon oft welche gekauft, die Anfangs auch alle prima funktioniert haben. Spreu und Weizen trennen sich dann nach ein paar Monaten. Manche Akkus haben dann bereits einen großen Teil ihrer Kapazität eingebüßt, andere sind noch fit wie am ersten Tag.

Das beobachte ich allerdings nicht nur bei Billig-Akkus, sondern auch bei Markenprodukten. Ein Phänomen ist beispielsweise der Original-Akku meiner Canon EOS 400D: Steinalt, viel genutzt, und trotzdem immer noch in bestem Zustand. Der deutlich neuere Akku der EOS 50D hat dagegen schon deutlich nachgelassen und generell scheint dieser Akkutyp nicht so lange zu halten - ich habe mehrere davon.

Fragt sich natürlich, wie sowas kommt. Die Akkuzellen selbst sollten doch eigentlich immer ähnlich gut sein. Möglicherweise unterscheidet sich die Ladeelektronik verschiedener Ladegeräte oder die Schutzabschaltung bei Entladung ist unterschiedlich ausgelegt, was den Akku mehr oder weniger stresst.


Nikon D1X

07. Februar 2017

Keine Angst vor Nachbauten!

Wir freuen uns über Hinweise und Hintergründe zur Infolithium-Technik. Kennt jemand einen Trick (...)?

Kein Trick, aber ein bekanntes Auktionshaus im Internet. Dort werden für praktisch jedes je produzierte Digitalkamera-Modell deutlich preiswertere Noname-Akkus angeboten. Da es sich fast ausnahmslos um Profi-Anbieter handelt, ist der Erwerb gefahrlos möglich, da nicht funktionierende Akkus umgehend bei Kaufpreiserstattung zurückgehen. Wäre das nicht so, würde sich das sofort in entsprechenden Negativbewertungen niederschlagen.

Ein Beispiel für einen besonders störrischen Sony Lithium-Akku. Ob der Original NP-FT1 Lithium-Akku per Universal-Ladegerät oder der Original Sony Docking-/Ladestation geladen wird, spielt keine Rolle. Er verweigert mit der Meldung „Nur für Info-LITHIUM Akku“ den Dienst. Ganz anders der Nachbau „Fit NP-FT1 3.6 V“. Der lässt sich problemlos laden, mit dem läuft die Sony Cyber-hot DSC T33 einwandfrei!

Beim Firmwareupdate der spiegellosen Panasonic DSLM-Modelle Lumix DMC-G1/GH1 war zu lesen, dass nach dem Update Akku-Nachbauten nicht mehr akzeptiert würden. Ob das jetzt nur Panikmache war oder Realität? Offensichtlich hatten die unabhängigen Akku-Produzenten sofort reagiert und die preiswerten Nachbauten entsprechend modifiziert... War also nichts mit dem Verkauf überteuerter "Original"-Akkus. Die ohnehin kein Kamerahersteller selbst produziert, sondern immer im Auftrag von anderen Firmen gebaut werden.

Also: Ein Versuch mit dem preiswerten Nachbau ist es immer wert. Qualitätsunterschiede? Ja, die gibt es. Ein Bekannter schwört, dass sich bestimmte Nachbauten schneller entladen, als das Original. Und? Oft kosten drei und mehr (!) Nachbauten immer noch weniger als das Original zum Wucherpreis. Akkus sind wirklich klein. Die werden bei mir rechtzeitig geladen, und dann wird zum Rundgang eben ein Akku mehr eingesteckt. Hat immer funktioniert! Wobei ich nicht für jede Kamera große Akku-Vorräte anlege ;-)


Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk