Einigermaßen authentisch
Das Meyer-Optik Görlitz Primoplan 1:1.9/58 V auf der Praktica IV FB (wahrscheinlich, das FB ist zerkratzt) und der russische Nachbau des Carl Zeiss Biotar 2/58 mm auf der ZEISS IKON VEB Contax D
Nachdem das viel zu lange vernachlässigte Meyer-Optik Görlitz Primoplan 1:1.9/58 V, adaptiert auf der Olympus OM-D E-M5 im Juni einen frischen Praxisbericht bekam, rückt jetzt das zweite Normalobjektiv vergleichbarer Bauweise dieser eher ungewöhnlichen Brennweite von 58 mm erneut in den Fokus. Die übrigens gar nicht so ungewöhnlich ist!
Denn auch das MINOLTA AUTO ROKKOR-PF 1:1.4 f=58mm — oben der optische Aufbau — hat diese Brennweite sowie das legendäre Nikon Noct-NIKKOR 58mm 1:1.2. Letzteres ist mehr oder weniger zu einer exorbitant teuren Sammler-Optik — ja — verkommen, die ein trauriges Dasein in Vitrinen oder Safes fristet. Gut, dass es unter anderem noch ein Nikon NIKKOR 55mm 1:1.2 gibt, das ich vor einigen Jahren um Größenordnung 250 Euro erwerben konnte. Wie das 1,4/58 mm Minolta in diesem Praxisbericht vorgestellt: Highspeed-Battle superlichtstarker Normalobjektive.
Jetzt zum HELIOS-44-2 2/58
Spezifikation/Vergleich
Während das Meyer Primoplan aus nur 5 Linsen aufgebaut ist, besteht das Zeiss/Helios aus 6 Linsen. Wie weit das Auswirkungennauf die Abbildungsqualität hat, könnte nur ein 1:1 Test zeigen. Wozu ich keine Zeit und Null Lust habe ;-) In einer Sache hat das Helios auf jeden Fall die Nase vorn. Mit dem Helios komme ich bis auf 0,5 m an das Motiv, mit dem Primoplan nur 0,75 m. Beide haben ein 58 mm Filtergewinde. Dem Primoplan hätte in mancher Situation eine Gegen-/Streulichtblende gut getan. Leider ist das Filtergewinde meines Exemplars nicht in Ordnung. Vielleicht schaue ich im Herbst mal nach einer Richtmöglichkeit.
Allein sechs Praxisberichte gibt es über das interessante Helios-44-2 ungewöhnlicher Brennweite
- Helios-44 2/58 – Russischer Nachbau des Carl Zeiss Biotar 2/58 mm
- Vom Swirl- zum Bubble- (Seifenblasen-) Bokeh – oder: Achtung Poesie-/Kitschalarm
- Mit der Nikon Z6 und "Altglas" in den Botanischen Garten Bonn
- Olympus (OM-D E-M1) PEN E-P2/Fuji X-E1 mit HELIOS 44-2 2/58
- Reparaturbericht Fuji X-E2 mit KMZ Helios-44 2/58mm von Christian Zahn
- KMZ Zenit Normalobjektive mit M39 und M42-Schraubanschluss an Nikon Z5
Es brauchte eine Weile – oder: Lernprozess
Ihren Charakter, ihre Stärken oder besser erhofften Schwächen spielen die beiden 58 mm Objektive Primoplan und Helios nur bei Offenblende bis maximal f/2,8 aus. Abgeblendet auf f/8 sind es "Langweiler" ;-) Heißt, an der Abbildungsqualität gibt es zumindest im microFourThirds-Viertelformat nichts auszusetzen! Wenn ich überlege, wie lange ich kein Zoom mehr in Betrieb hatte! Die Cropfaktor 2 = KB-äquivalente 58 x 2 = 116 mm Brennweite trainieren ungemein. Man lernt Sehen und geht viel intensiver auf Motivjagd.
Um wieder ein Gefühl fürs Bokeh des HELIOS-44-2 2/58 zu bekommen! Da muss aber noch mehr her!
Betriebsblindheit
Aktuell war meine M42-Einstellschnecke (Helicoid) mit Nikon Z-Bajonett wenig in Betrieb. Und da fiel mir auf, dass diese Schnecke ungefähr die gleiche Stärke hat, wie der starre M42-/Nikon Z-Adapter. Also kurz probiert Helicoid plus HELIOS-44-2 2/58 und CONVERTO-TAMRON f=135mm 1:4.5 montiert, um zu kontrollieren, ob Unendlich erreicht wird. Wird es! Und dazu den Nahbereich! Damit kann ich mir das Hantieren mit den starren Zwischenringen schenken! Zumindest, wenn Altglas mit M42 eingesetzt wird. Speziell die alten MF-135er mit ihren zu großen Nahdistanzen.
Mit 0,5 m Nahdistanz legt das HELIOS-44-2 ja schon einen guten Wert vor. Mit dem Helicoid wird es dann richtig interessant. Ich habe die Abstände nicht gemessen, aber der Bereich ist ideal für draußen/unterwegs!
Bei diesem Ausschnitt kam natürlich KI zum Einsatz. Topaz Photo AI (Artificial Intelligence/Künstliche Intelligenz – KI). Ohne die Klasse des HELIOS wäre das aber nicht möglich! Die Hortensienblüten wurden mit f/8 fotografiert. Natürlich vom Stativ aus!
Was erfolgreich mit dem Meyer-Optik Görlitz Primoplan 1:1,9/58 V auf der 4 Megapixel Halbformat Nikon D2Hs funktionierte, muss doch auch mit dem 58 mm Helios funktionieren.
Tut es!
Die Kombination aus 12 Megapixel Halbformat Nikon D2x, TC-16-16A 1,6-fach Telekonverter, M42-/Nikon F-Adapter (mit Korrekturlinse) und HELIOS-44-2 2/58. Im Produkt ein 1,5 x 1,6 x 58 mm = 139 mm Tele mit Lichtstärke f/2 x 1,6 = f/3,2. MIT Autofokus!
ÜBRIGENS
Das ganze "Zauberspiel" gab es auch im DSLR-Vollformat! Das HELIOS-44-2 2/58 auf der 16 Megapixel Vollformat Nikon D4, einem modifizierten (!) TC-16A und dem M42-/Nikon F-Adapter. Dann also mit 58 mm x 1,6 = 93 mm Brennweite.
Und der Vollständigkeit halber:
- 1,9/132 mm AF Nikkor ??? Das 1,2/55 mm Nikkor auf der Nikon D2Hs und dem TC-16A
- Nikon D4, Telekonverter TC-16A/m (modifiziert) Das Nikon NIKKOR-HC AUTO 1:1.8 f=85mm von 1972 auf der Nikon D4 und dem modifizierten TC-16A
Die Nikkore haben den Vorteil keinen weiteren Konverter mit Zusatzlinse zu brauchen!
Expertenmeinung
Zu dieser "Poesie" noch eine Bemerkung
Diese vier Fotos auch in Facebook gezeigt, kam da ein besonders intelligenter Kommentar im Sinne: "Unscharf bleibt unscharf". An dieser Amateurfotoclub-Einstellung hat sich seit Analogzeiten nichts geändert. Für solche Könner ist jeder Fotolangweiler ohne Aussage, ohne Hinschaueffekt ein Spitzenfoto, wenn die noch nie gesehene Backsteinziegelwand nur knackscharf bis in die hinterste Bildecke ist. Gewollt, gezielt weich und verträumt, also nach Expertenmeinung unscharf = Papierkorb. Nachgeschaut, was denn denn der wissende Kommentator so abliefert, gab es nur eine Bemerkung: Gääääähn ;-) Ich entscheide mich gerne von Zeit zu Zeit für "Papierkorb"-Fotos mit sanfter Schärfe und Bokeh. Sonst könnte ich Spitzenobjektive ja gleich im Bajonett festkleben … Auf die Idee Architektur mit Weichzeichnern zu dokumentieren käme ich jedenfalls nicht!
Gut drei Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos, die das erhoffte Swirl-/Wirbel-Bokeh aufweisen! Der unscharfe Hintergrund scheint sich ums fokussierte Hauptmotiv zu drehen. Kommt dann noch ein gewisses Gegenlicht dazu, entstehen zusätzlich "Seifenblasen", leuchtende, bisweilen bunte Scheibchen. Natürlich wie immer Geschmackssache, so etwas. Ich hätte aber nicht gedacht, wie viel "Arbeit", Suche da drin steckt, um diese besondere Form des Bokehs aufzuspüren.
Genau DAS wollte ich: Swirl-/Wirbel-Bokeh!
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Es ist alles geschrieben und gezeigt. Die erhofften Soft-, Swirl-Bokeh-Effekte treten nur bei Offenblende bis maximal auf f/2,8 abgeblendet auf. Im Bereich Blende f/5,6 bis f/11 verhält sich das HELIOS-44-2 2/58 als russischer Nachbau des Carl Zeiss Biotars 2/58 mm wie ein gutes Normalobjektiv.
Was das "Zaubern" betrifft, muss meine favorisierte Viertelformat microFourThirds Olympus OM-D E-M5 hinter die Vollformat Nikon Z6 treten. Dem kleinen Format fehlt einfach die Fläche, um genug "drehende Seifenblasen" zu erfassen.
Meyer-Optik Görlitz Primoplan 1:1.9/58 V oder HELIOS-44-2 2/58, wer gewinnt?
Hmmm … Mit einer winzigen Nasenlänge das HELIOS
Ralf Jannke, Juli 2024
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 15.07.2024 |
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