Die Idee des Nikon TC-16A Konverters lebt wieder auf! Oder: Adapteritis II

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 20. März 2020 - Wissen, Ausprobieren

Aus manuell zu fokussierenden Objektiven Autofokus-Objektive machen. Geht das? Ja, in Grenzen…

Um dem Fotografen beim Umstieg vom manuellen Fokussieren in die Autofokuswelt nicht gleich alle hochwertigen, lichtstarken und entsprechend teuren Teleobjektive zu Alteisen zu machen, baute Nikon 1983 eine Brücke. Bereits zur noch Prototypcharakter verströmenden Nikon F3AF gab es zu den zu diesem Zeitpunkt nur zwei Nikon Autofokus-Teleobjektiven 2,8/80 mm AF und 3,5/200 mm AF ED zusätzlich den Telekonverter TC-16/S. Mit Hilfe einer beweglichen Linse oder Linsengruppe im Konverter fokusssiert der TC-16 bestimmte MF-Objektive in gewissen, voreingestellten Bereichen automatisch. 

Als Nachfolger bot der TC-16A 1987 den gleichen Komfort auf Nikons in Großserie ab 1986 produzierten AF-SLR F-501. Der TC-16A verlängert/verändert die Brennweite/Lichtstärke um den Faktor 1,6. So wird beispielsweise aus einem 2,0/200 mm MF Nikkor ein 3,2/320 mm AF Nikkor. Der TC-16A ist in seiner Leistung allerdings eingeschränkt. Damit sicher automatisch fokussiert wird, muss der Fotograf, die Fotografin zuvor manuell grob auf das gewünschte Motiv vorfokussieren. Den Rest, die exakte Fokussierung auf den Punkt sozusagen, erledigt dann der TC-16A. Von Nahdiszanz bis Unendlich schafft der TC-16A ohne Unterstützung (Vorfokussieren) nicht. Dennoch funktioniert das Ganze!

Offiziell für Lichtstärke f/2 ausgelegt, werden vom TC-16A auch f/2,8 lichtstarke Objektive sicher fokussiert. Selbst bei meinem 4,5/80-200 mm und dem 5,6/400 mm ED Nikkor wird der Fokus automatisch und richtig gefunden! Einziger Wermutstropfen: Ohne Modifikation lässt sich der TC-16A nur mit der analogen Nikon F5 und den darauf aufsetzenden Kodak DSLRs und der Nikon D2H/s und D2X/s benutzen.

Der komplette Bericht über den TC-16A ist hier zu finden.

Nicht auf Nikon beschränkt!

Diese alte Idee hat jetzt Fotodiox aufgegriffen

Der PRONTO Autofocus Adapter ist in der Lage Leica und andere Objektive mit M39 Schraubanschluss automatisch auf der spiegellosen Sony und aktuell auch auf Fuji DSLMs zu fokussieren. In diesem Fall nicht mit einer beweglichen Linse/Linsengruppe wie beim Nikon TC-16A, sondern mit Hilfe einer beweglichen Fassung, die das M39 Objektiv aufnimmt. In der Abbildung durch "Doppelbelichtung" per Photoshop und Pfeile simuliert. In diesem Youtube-Video kann man die Bewegung in der Film-Minute 1:00 bis 1:20 sehen. Für die M39-Fassung gibt es wiederum Adapter, um Objektive anderer Hersteller, anderen Anschluss' zu ermöglichen. Derzeit kostet der PRONTO Autofocus Adapter 350 Dollar/Euro. Dazu kommt dann noch eine Adapter M39 Schraub auf das gewünschte Bajonett. Eine interessante Lösung, wie die im Beitrag "Adapteritis" bereits beschriebenen Adapter von Fringer und Viltrox.

Aber für solche nicht ganz preiswerten Experimente gilt: Abwarten, ob sich das Ganze etabliert und wirklich reibungslos funktioniert!

Ist sichergestellt, dass die Firmware des jeweiligen Adapters auch gepflegt und erneuert wird? Besteht die Möglichkeit die Firmware selbst per Objektiv-Kamera USB-Kabelverbindung upzudaten? Und vermutlich ist es keine gute Idee, ein schweres Tele in den filigranen Adapter/Konverter "einzuklinken"… Zumindest nicht mal eben so. Das oben in der TC-16A Montage abgebildete 5,6/400 mm ED Nikkor gehört mindestens aufs Einbeinstativ. Zusammen mit dem Stativ und Griff am Stativ transportiert, müsste das funktionieren. Zumindest eine am Teleobjektiv "hängende" DSLM sollte der Fotodiox PRONTO Autofocs Adapter verkraften. Dazu stellt sich noch die Frage, welchen Entfernungsbereich der Adapter schafft, wenn das Objektiv auf Unendlich steht. Ich vermute, dass sich der Nahbereich der Adaption entsprechend verschieben lässt, wenn das montierte Objektiv manuell in den Nahbereich vorfokussiert wird. Wie beim Nikon TC-16!

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk