Die Idee des Nikon TC-16A Konverters lebt wieder auf! Oder: Adapteritis II

20. März 2020, Ralf Jannke - Wissen, Ausprobieren

Aus manuell zu fokussierenden Objektiven Autofokus-Objektive machen. Geht das? Ja, in Grenzen…

Um dem Fotografen beim Umstieg vom manuellen Fokussieren in die Autofokuswelt nicht gleich alle hochwertigen, lichtstarken und entsprechend teuren Teleobjektive zu Alteisen zu machen, baute Nikon 1983 eine Brücke. Bereits zur noch Prototypcharakter verströmenden Nikon F3AF gab es zu den zu diesem Zeitpunkt nur zwei Nikon Autofokus-Teleobjektiven 2,8/80 mm AF und 3,5/200 mm AF ED zusätzlich den Telekonverter TC-16/S. Mit Hilfe einer beweglichen Linse oder Linsengruppe im Konverter fokusssiert der TC-16 bestimmte MF-Objektive in gewissen, voreingestellten Bereichen automatisch. 

Als Nachfolger bot der TC-16A 1987 den gleichen Komfort auf Nikons in Großserie ab 1986 produzierten AF-SLR F-501. Der TC-16A verlängert/verändert die Brennweite/Lichtstärke um den Faktor 1,6. So wird beispielsweise aus einem 2,0/200 mm MF Nikkor ein 3,2/320 mm AF Nikkor. Der TC-16A ist in seiner Leistung allerdings eingeschränkt. Damit sicher automatisch fokussiert wird, muss der Fotograf, die Fotografin zuvor manuell grob auf das gewünschte Motiv vorfokussieren. Den Rest, die exakte Fokussierung auf den Punkt sozusagen, erledigt dann der TC-16A. Von Nahdiszanz bis Unendlich schafft der TC-16A ohne Unterstützung (Vorfokussieren) nicht. Dennoch funktioniert das Ganze!

Offiziell für Lichtstärke f/2 ausgelegt, werden vom TC-16A auch f/2,8 lichtstarke Objektive sicher fokussiert. Selbst bei meinem 4,5/80-200 mm und dem 5,6/400 mm ED Nikkor wird der Fokus automatisch und richtig gefunden! Einziger Wermutstropfen: Ohne Modifikation lässt sich der TC-16A nur mit der analogen Nikon F5 und den darauf aufsetzenden Kodak DSLRs und der Nikon D2H/s und D2X/s benutzen.

Der komplette Bericht über den TC-16A ist hier zu finden.

Nicht auf Nikon beschränkt!

Diese alte Idee hat jetzt Fotodiox aufgegriffen

Der PRONTO Autofocus Adapter ist in der Lage Leica und andere Objektive mit M39 Schraubanschluss automatisch auf der spiegellosen Sony und aktuell auch auf Fuji DSLMs zu fokussieren. In diesem Fall nicht mit einer beweglichen Linse/Linsengruppe wie beim Nikon TC-16A, sondern mit Hilfe einer beweglichen Fassung, die das M39 Objektiv aufnimmt. In der Abbildung durch "Doppelbelichtung" per Photoshop und Pfeile simuliert. In diesem Youtube-Video kann man die Bewegung in der Film-Minute 1:00 bis 1:20 sehen. Für die M39-Fassung gibt es wiederum Adapter, um Objektive anderer Hersteller, anderen Anschluss' zu ermöglichen. Derzeit kostet der PRONTO Autofocus Adapter 350 Dollar/Euro. Dazu kommt dann noch eine Adapter M39 Schraub auf das gewünschte Bajonett. Eine interessante Lösung, wie die im Beitrag "Adapteritis" bereits beschriebenen Adapter von Fringer und Viltrox.

Aber für solche nicht ganz preiswerten Experimente gilt: Abwarten, ob sich das Ganze etabliert und wirklich reibungslos funktioniert!

Ist sichergestellt, dass die Firmware des jeweiligen Adapters auch gepflegt und erneuert wird? Besteht die Möglichkeit die Firmware selbst per Objektiv-Kamera USB-Kabelverbindung upzudaten? Und vermutlich ist es keine gute Idee, ein schweres Tele in den filigranen Adapter/Konverter "einzuklinken"… Zumindest nicht mal eben so. Das oben in der TC-16A Montage abgebildete 5,6/400 mm ED Nikkor gehört mindestens aufs Einbeinstativ. Zusammen mit dem Stativ und Griff am Stativ transportiert, müsste das funktionieren. Zumindest eine am Teleobjektiv "hängende" DSLM sollte der Fotodiox PRONTO Autofocs Adapter verkraften. Dazu stellt sich noch die Frage, welchen Entfernungsbereich der Adapter schafft, wenn das Objektiv auf Unendlich steht. Ich vermute, dass sich der Nahbereich der Adaption entsprechend verschieben lässt, wenn das montierte Objektiv manuell in den Nahbereich vorfokussiert wird. Wie beim Nikon TC-16!


Photokina abgesagt

19. März 2020, Ralf Jannke - Wissen

Das war es dann mit der Photokina…

Der Pressetext:

Nach intensiver Beratung hat sich die Koelnmesse GmbH entschlossen, die ursprünglich vom 27. bis 30. Mai 2020 geplante photokina 2020 abzusagen. Die internationale Leitmesse für Foto, Video und Imaging findet das nächste Mal vom 18. bis 21. Mai 2022 statt. Auch die Imaging Innovation Conference feiert nicht wie geplant 2020 Premiere, ein neuer Termin ist in Abstimmung.


Analog-Grossformatkamera Scanback

15. März 2020, Ralf Jannke - Wissen, Ausprobieren

Obwohl von Amazon gesponsort/übernommen (?) bleibt Dpreview.com Pflichtlektüre! Selbst bei den auf dieser Seite extrem schnell präsentierten Neuprodukten besteht NIE Kaufzwang! Wenn nicht über erkannte Fehler/Fehlfunktionen berichtet würde, wäre es unseriös. Und das ist nicht der Fall. Zwei Beispiele:

Aktuell wird bei Depreview.com ein Video gezeigt, wo ein Flachbettscanner auf einer analogen 4 x 5 Inch (10 x 13 cm) Großformatkamera für die Digitalisierung beim Fotografieren sorgt: „Video: Fotodiox tutorial transforms portable scanner into a 4x5 digital camera back“ – „Das Fotodiox-Tutorial verwandelt einen tragbaren Scanner in eine Digital-Rückwand für eine (analoge) 4 x 5 Inch Großformatkamera“

Oben demonstriert durch Auflegen der braven 6x6 Rollfilm Zeiss Ikon NETTAR mit geöffneter Rückwand auf meinen Standard-Flachbettscanner. 

Das funktioniert so wie im Foto gezeigt aber leider nicht. Denn es fehlt etwas Entscheidendes. Eine Mattscheibe, die das vom Kameraobjektiv erzeugte Bild für den Scanner erst lesbar macht. Ganz abgesehen von der Tatsache mit dem per USB-Kabel mit dem Rechner verbundenen Scanner nur etwas "Studio-/Indoor-Fotografie" betreiben zu können. Das kann man durch einen geeigneten Scanner ändern, der in dem Video inklusive der kompletten Vorgehensweise gezeigt wird.

Aber warum eine Mattscheibe?

In der Grossformatkamera wird die Mattscheibe nur zur Fokussierung benötigt. Es wird fokussiert, dann wird die Halterung mit der Mattscheibe entfernt und gegen die Kassette mit dem Planfilm ausgetauscht, die mit einem Schieber gegen versehentliches Belichten geschützt ist. Dann wird der zum Fokussieren geöffnete Kamera-Verschluss geschlossen, der Film-Schutzschieber rausgezogen und der Film mit der zuvor ermittelten Blende und Verschlusszeit belichtet. Film-Schutzschieber wieder rein, fertig. In der analogen wie digitalen Spiegelreflexkamera ist es nicht anders. nur eben nicht so umständlich, weil das Bild durch den Spiegel auf die Mattscheibe des Suchers projiziert wird, wo je nach Kamera (Autofokus) das Bild nur "komponiert", betrachtet oder manuell fokussiert werden muss oder kann. Beim Auslösen klappt der Spiegel hoch aus dem Strahlengang, der Verschluss öffnet je nach Belichtungszeit ganz oder wandert als Streifen über die komplette Film- oder Sensorfläche. Fertig!

Einzige Erklärung für das zur Mattscheibe aufgeraute Scannerglas - siehe Video - muss die Lichtquelle des Scanners sein. Um ein Papierfoto zu digitalisieren, wird es ja von unten beleuchtet zeilenweise abgetastet. Liegt aber die Kamera auf dem Scannerglas, geht die Beleuchtung/Digitalisierung der Papiervorlage mangels Papier ins Leere. Das Luftbild kann der Scannersensor nicht erfassen! Auch mit einem Dia oder Negativ kann der gewöhnliche Flachbettscanner nichts anfangen. Das kann nur mit Hilfe eines Durchlichtaufsatz digitalisiert werden. Was ja einige Flachbettscanner bieten. Ich habe aber noch nie drauf geachtet, ob dabei die Beleuchtung für Papiervorlagen abgeschaltet wird. Müsste sie nach meinem Verständnis.

Zurück zum Thema und der selbstgebauten Grossformat-Digitalkamera

Erst mit dem Bild auf der mattierten Fläche kann der Sensor also etwas anfangen. In der richtigen" Analog- wie Digitalkamera liegen Film oder Sensor in von der Rückseite her völliger Dunkelheit, weshalb es so funktioniert. Für einen späteren, improvisierten Versuch werde ich aber nicht das Glas meines CanoScan LIDE 25 durch Schleifen ruinieren, wie in dem Video gezeigt. Ein Stück gefrostete Sichtschutzfolie oder ein Stück Butterbrotpapier müsste für einen primitiven Versuch, den ich nachreiche, vollkommen genügen. Für die Besorgung von Sichtschutzfolie/Butterbrotpapier begebe ich mich zu Corona-Viruszeiten (Frühjahr 2020) aber nicht in Gefahr! Wenn die Epidemie hoffentlich bald durch ist, werde ich's aus Neugier probieren!

Ich war aber offensichtlich nicht der Einzige, der sich das im Depreview.com-Beitrag gefragt hat, wie das funktioniert. Bin aber aus den Antworten auch nicht richtig schlau geworden. Aber wie in der Erklärung von oben versucht, müsste es ungefähr sein.

Hat ein Leser eine bessere Erklärung?

Aber was soll das Ganze überhaupt?

Die Qualität des gesamten Systems steht und fällt mit der Feinheit oder je nach Sichtweise Grobkörnigkeit der selbst erzeugten "Mattscheibe". Was die Qualität des Grossformats schlicht und einfach "killt". Es bleibt eine durchaus interessante Spielerei, der letztlich aber zu teure Versuch - die teilweise Zerstörung eines funktionierenden Scanners - (ur)alte Kameras "ein wenig zu digitalisieren". Da es nur in SW funktioniert, ist der in die Kamera eingelegte SW-Film, der dann je nach Möglichkeit vom Dienstleister Labor oder selbst entwickelt und digitalisiert wird, der sinnvollere Weg.

Bezeichnen wir den im Video gezeigten Digitalisierungsversuch einfach als eine nette Spielerei oder halt Kunst

Die Frage ist das (wirklich) Kunst, oder kann das weg? ist nicht erlaubt ;-) Es ist sicher ein Gegenpol zur Riesenflut aktuell perfekt gewordener Digitalkameras. Aber: Auch aus den damit aufgenommenen Fotos können mit diversen Apps und Filtern vergleichbare "Vintagefotos" erschaffen werden! Vielleicht nicht ganz so authentisch, wie mit dem auf den Scanner geklebten Rest einer Grossformatkamera, aber mit etwas Erfahrung ansehbar...

Dazu habe ich noch einen im Buch "#NOFILTER - Kreative Ideen mit Fotografie" unter "Analog Fälschung - Fotografie durch den Sucher" gefundenen, netten Tipp beizutragen. Dort wird vorgeschlagen, doch einfach die gegen Streulicht durch den gegebenenfalls per Pappe zu verlängernden Lichtschacht geschützte Mattscheibe einer alten zweiäugigen 6x6 Rollfilm Spiegelreflexkamera mit der Digitalkamera oder dem - igitt - Smartphone ;-) einfach abzufotografieren. So wie schon irgendwann 2018 von mir probiert und oben im Foto gezeigt. Was duch die recht körnige Einstellscheibe der chinesischen "Rolleiflex" dann einen absolut vergleichbaren Vintage-Effekt erzeugt. Ich hatte es im Zusammenhang mit dem hohen Lehrgeld und teuren Totalflop "I'm Back", der auf dem gleichen untauglichen Konzept des Abfotografieren einer Mattscheibe basiert, gezeigt – siehe oben.

Ralf Jannke, März 2020

 


Chinon ES-1000, S-2000 und ES-3000 – eine interessante Geschichte

12. März 2020, Ralf Jannke - Wissen

Henne oder Ei? Wer hat's erfunden? Chinon, Kodak, Kodak, Chinon...?

Schreib- oder Druckfehler in der Blog-Überschrift und in der Bildbeschriftung?

Mitnichten! Denn was hier nebeneinandersteht, das sind zwei Digitalkameras und ein Platzhalter, der so gar nicht passen will. Nebeneinander abgelichtet wurde die Kodak DC20 – per Photohop in die Chinon ES-1000 gefaked –, die analoge Chinon HandyZoom 5001 für Kleinbildfilm und die Chinon ES-3000. Zum Vergleich darunter das Originalfoto. Chinon hat für sich selbst UND für Kodak entwickelt! Ja, Kodaks Mitarbeiter Steve Sasson aus den Kodak Apparatus Division Research Laboratories (KADRL) hat 1975 den ersten Prototypen einer Digitalkamera der Welt gebaut.

Aber Kodaks Starthilfe für Canon und Nikon in die Welt der digitalen Spiegelreflexkameras wäre ohne Chinon nicht möglich gewesen!

Die Story dazu, wo auch das Rätsel der merkwürdigen Analogkamera in der Reihe von oben gelöst und "Trittbrettfahrer" Logi(tech) "gewürdigt" wird, ist in der Mache!


Kodak DC210 (1997)

05. März 2020, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Nachdem der Strom an Kodaks fast versiegt war, fand jetzt doch noch ein interessantes Exemplar aus der Anfangszeit der Digitalfotografie den Weg in meine Sammlung: Eine 1997 vorgestellte 1 Megapixel DC210 wird der schon vorhandenen Kodak DC200 Plus (1998) und der DC215 (1999) Gesellschaft leisten ;-) Oben einmontiert in das Foto der DC200 Plus. Die DC210 hat inklusive Porto 10 Euro gekostet.

Mit dem umgerechnet aufs Kleinbildformat bei 28 mm Brennweite beginnenden Zoom ist die DC210 weitwinkliger als vergleichbare Kameras dieser Zeit, die oft nur 35-38 mm als kürzeste Brennweite boten. 

Als wirklich kundenfreundliches Highlight muss die Möglichkeit genannt werden, dass aus der DC210 mit einem simplen Firmwareupdate fast der ein Jahr später 1998 vorgestellte Nachfolger DC210 Plus generiert werden konnte. 

Nach etwas Suche fand sich hier die Firmware.

Der Umgang mit der DC210 ist unproblematisch. Für die Energieversorgung sorgen gewöhnliche 1,5/1,2 Volt Batterien/Akkus der Größe AA. Der Datentransfer läuft via CompactFlash-Karte/Kartenleser.

Nur vor einer Sache sollte man sich hüten, dem Speicherformat Flashpix - *.fpx.

Angeblich soll sich dieses Bildformat beispielsweise mit dem für alle Betriebssystemplattformen verfügbaren XnView öffnen lassen. Ich habe mir an zum Glück nur wenigen FPX-Fotos aus meiner vor über 20 Jahren neugekauften und irgendwann danach wieder verkauften Kodak DC210 vergeblich und erfolglos die Zähne ausgebissen. Also unbedingt JPEG wählen, wenn man mit alten Kodak Schätzchen loszieht! Qualitativ wird nicht viel zu erwarten sein, wenn ich mir die mit der gleichauflösenden Kodak DC215 aufgenommenen Fotos ansehe.

Wenn die Kodak DC210 noch funktioniert, gibt es 2020 ein paar frisch damit aufgenommene Fotos. Bis dahin ein paar Bildchen aus meiner ersten DC210 von 1998…

 


Let’s fake

27. Februar 2020, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln

Auch wenn’s mich vor Ekel schüttelt ;-) Ein bisschen Masochismus muss (wieder) sein…

Ich kann nichts dafür, aber diese minderwertigen Plastik-Kopien hochwertiger Systemkameras ziehen mich immer wieder magisch an ;-) Sie dürfen aber nichts kosten!

Wir haben diesen dreisten Betrugsversuchen, die es seit Analogzeiten gibt, gleich mehrere Beiträge gewidmet.

Angefangen über die „Kanomatic“, die als trauriger Höhepunkt einer Bus-/Werbereise des vergangenen Jahrtausends im zu dunklen Saal eines runtergekommenen Landgasthofs in einer noch verlasseneren Gegend von Bauernfängern – Ihr könnt mich Johnny nennen – hilf- und wehrlosen Menschen zu Wucherpreisen angedreht werden sollte.

Der „Kanomatic“ folgen wunderbare Minolta 7000 (5000) Fakes II. Mit "Blendgranaten" und dem Beitrag "Nepper, Schlepper, Bauernfänger…" sind wir dann in der Digitalzeit angekommen.

Um mit der jetzt präsentierten „NIPPON ® AR-4392FH“ dann wieder eine kleine Reise in die analoge Fake-Vergangenheit zu machen. Ich bin aber noch nicht darauf gekommen, welche richtige SLR Modell für diesen Fake gestanden hat. Sie dürfen sich etwas aussuchen ;-) 

Bestückt ist die „NIPPON ® AR-4392FH“ mit dem hochwertigen Objektiv „50mm 1:6.3 (Color Lens) OPTICAL LENS FOCUS FREE“ Spannend die Möglichkeit, durch Verdrehen der Frontlinse von Quer- auf Hochformat umzuschalten… (Duck und wech ;-) Und die farblich unterschiedene Blendenreihe Wolke 6.3, Große Wolke/Sonne 8, Kleine Sonne 11, Große, volle Sonne 16. Dazu will der Schiebeschalter OUT DOOR IN DOOR aber irgendwie nicht passen…

„Gut Licht“ wünsche ich da ;-)


30 Jahre Photoshop? 30 + x Jahre Photoshop!

19. Februar 2020, Ralf Jannke - Wissen, Ausprobieren

Hobby-Fotograf und Student Thomas Knoll, der bereits als Schüler seine Farb- und SW-Filme im Labor des Elternhauses selbst entwickelte, bearbeitete und vergrößerte und nebenbei auch auf dem Apple Macintosh Rechner des Vaters Erfahrungen sammeln konnte, wollte 1987 mit dem Thema ”Bearbeitung von digitalen Bildern” promovieren. Dabei stellte er fest, dass der eigens dafür gekaufte eigene Apple II Plus mit 64 KB RAM Arbeitsspeicher (64 Kilobyte, nicht Mega- oder Gigabyte!) keine Graustufenbilder darstellen konnte.

Also schrieb er Hilfsprogramme, die genau das ermöglichten. Das erste Pre-Beta 0.1 Photoshop-Fragment war entstanden. Zusammen mit seinem Bruder John, dem die Bildbearbeitung ”Pixar” auf einem Unix-Großrechner von seinem Job bei der ”Industrial Light and Magic” nichts fremdes war, entstand das Programm ”Display” mit ersten Bildbearbeitungsfunktionen. Als sich von John mitgebrachte Digitalfotos auf dem Mac-Monitor als zu dunkel erwiesen, zeigte sich schnell auch die Notwendigkeit einer Gammakorrekturmöglichkeit, was 1988 zum Programm ”ImagePro” führte. Oder ”Photoshop 0.5” - wenn man so will. 

Nachdem die Knoll-Brüder ImagePro einigen Interessenten erfolglos angeboten hatten, nahm BarneyScan 1989 schließlich 200 Exemplare ab, nannte das Programm ”Photoshop” und legte es als Bundle seinen Diascannern bei. Ein Photoshop Start-Icon dieser Zeit trägt noch die Version 0.87. Im gleichen Jahr stellten die Knoll-Brüder ihr Programm schließlich einem Entwicklungsteam von Adobe vor, und es kam zur Lizenzvereinbarung.

Nach 10 Monaten Entwicklungszeit wurde Adobe Photoshop 1.0 offiziell im Februar 1990 präsentiert.

Wer sich für die Anfangstage der Elektronischen Bildverarbeitung – EBV – interessiert, wird hier fündig: 

Wer hat's erfunden?

War PhotoMac 1988 wirklich die erste Bildbearbeitung der Welt für Homecomputer?

Die noch "erstere" Bildbearbeitung der Welt – Ein weiterer (Recherche-)Versuch


Zwischenruf

14. Februar 2020, Ralf Jannke - Wissen, Ausprobieren

Oktober 2019 wurde die spiegellose Nikon Z50 mit kleinem 15 x 23 mm APS-C-Sensor (Crop 1,5) vorgestellt – zum UVP von 950 Euro das Gehäuse. Ein viertel Jahr später 49 Euro dazugelegt, gibt es aktuell für 999 Euro zur Z50 den FT-Z Adapter dazu, mit dem bereits vorhandene DSLR Objektive mit im Objektiv eingebautem AF-Motor und Nikon F-Bajonett auch auf der Nikon DSLM weiterverwendet werden können.

Es geht aufs "zweite Weihnachtsfest" Ostern zu – so hätte es wohl nicht nur der Fotohandel gerne –, aber es wird anscheinend nicht genug gekauft. Anders kann ich mir die aktuell auf gleich auf drei Internetseiten geschalteten Anzeigen nicht erklären. Gemeinsam mit Nikon suchen die Betreiber je 10 Tester*Innen oder Gender-Irrsinns-gerecht "Testende", die drei Wochen lang mit der Z50 und den beiden dazugehörigen Zoomobjektiven NIKKOR Z DX 16-50 mm 1:3,5-6,3 VR und NIKKOR Z DX 50-250 mm 1:4,5-6,3 VR intensiv fotografieren sollen, um die Bilder dann zur Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen.

Wie viele Ausprobierende sollen es denn werden? 3 mal 10 = 30 oder x mal 10 = xx, wenn noch mehr dieser Anzeigen auftauchen? Ich habe nicht weiter danach gesucht. Nach der dreiwöchigen Testphase soll dann das Los entscheiden, welche glücklichen drei Testenden die Z50 und die beiden Zooms behalten dürfen. Oder sind es pro Anzeige/Internetseite x mal drei Testende?

Ich habe mich NICHT angemeldet!

Ich probiere lieber ganz ohne Zeitdruck mal aus, was denn die spiegellose 1 Zoll Sensor Nikon 1 V1 mit einem adaptierten DX AF-S NIKKOR 55-200mm 1:4-5.6 G ED VR so produziert. Dank Cropfaktor 2,7 dann ein superstarkes 150-540 mm Telezoom!

Und die durchaus nette Nikon Z50?

Wenn es zum Sommer die Z50 plus FT-Z für 749 Euro gibt, könnten meine beiden übriggebliebenen Plastikzooms DX VR AF-S 18-55mm 1:3.5-5.6 G II und das oben schon genannte 55-200 adaptiert – vielleicht – auf eine Z50 wandern. Oder auch nicht, wenn der Umsatz weiter so massiv steigt und Hersteller wie Handel meinen die Preise „stabil“ halten zu können…

Auch nicht schlimm, denn ich dürfte nicht der Einzige sein, der nur alte Digitalkameras sammelt. Sondern immer mal eins der neueren Exponate oder gar ein noch aktuelles Modell einfach zum Fotografieren nimmt. Oder wie Millionen andere "Fotografierende" auch einfach mal gar keine Kamera nimmt, sondern das böse Smartphone...


Interessante digitale Zweitverwertung von IX-Nikkoren!

09. Februar 2020, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Aufmerksame Leser werden es vielleicht schon entdeckt haben: Unter Kameras/Hersteller die neue Rubrik/Schaltfläche "Objektive"

Boris und ich haben alles an vorhandenen/eingesetzten Objektiven im digicammuseum.de katalogisiert.

Dabei wurden auch die exotischen IX-Nikkore erfasst, die mit ihrem modifizierten Nikon F-Bajonett offiziell nur auf die analogen SLRs Nikon Pronea 600i (in den USA 6i) und Pronea S passen. Beides Spiegelreflexkameras, die mit dem größten Flop der Filmherstellerindustrie, APS-Film geladen wurden. Ein Film der gegenüber dem jahrzehntelangen 35 mm Kleinbildfilm-Standard mit seiner belichtbaren Fläche von 24 x 36 mm nur 16,7 mm × 30,2 mm belichtbare Fläche aufweist und zum Schutz immer in seiner APS-Patrone bleibt. Durch die kleinere Fläche ergibt sich ein analoger Cropfaktor von 1,25. Darauf wurden die Nikon IX-Nikkore ausgelegt. Vermutlich deshalb wurde das Nikon F-Bajonett so modifiziert, dass die Objektive nur auf die Nikon Pronea-Modelle passen. Ähnlich den Canon-Objektiven mit EF-S Bajonett, die unmanipuliert auf keine Vollformat Canon DSLR mit EF-Bajonett passen.

Kodak nahm die Pronea 6i (in Europa 600i) als Basis für seine Digitalkameraspiegelreflex-Modelle DCS315 (1,5 Megapixel) und DCS330 (3 Megapixel). Nur die digitale Kodak DCS315/Pronea 6i kann IX-Nikkore direkt aufnehmen. Bei der DSC330 muss der wichtige IR-Sperrfilter aus dem Spiegelkasten montiert werden, dann lässt sich auch hier ein IX-Nikkor montieren.

Aber das war es dann auch. Wirklich?

Beim Katalogisieren des digicammuseum.de Objektivbestands wurde selbstverständlich auch experimentiert und gespielt ;-)

Um dabei festzustellen, dass es eine elegante Möglichkeit gibt, den insgesamt fünf – mehr gab es nicht – IX Zoom-Nikkoren zu einem zweiten, hochauflösenden Frühling zu verhelfen! Der zur Verwendung des exzellenten 2,8/10,5 mm AF-D DX Fisheye-Nikkors auch auf der 24/26 Megapixel Fuji X-T20/30 angeschaffte Adapter bringt die Lösung. Dieser spezielle Nikon F-/Fuji X-Adapter hat den nötigen Blendenhebel, der das Abblenden des blendenringlosen 10,5 mm Nikkors und den IX-Nikkoren ermöglicht. Bei einfachen Adaptern lässt sich ein blendenringloses Nikkor zwar montieren, es wird aber dunkel, denn die Blende schließt auf die kleinste Öffnung.

Der verwendete Nikon F-/Fuji X-Adapter hat auch den nötigen Raum für das modifizierte Nikon F IX-Bajonett, dass sich das gezeigte 3,5-5,6/24-70 mm IX-Nikkor nicht nur montieren, sondern auch betreiben lässt. Wie sinnvoll es ist ein Autofokus-Objektiv seiner Fähigkeit zu berauben automatisch zu fokussieren, lass ich mal außen vor.

Trotzdem fordert das einen Praxisbericht heraus!

Statt so gut wie nie benutzt in der Alubox zu versauern, einfach mal auszuprobieren, wie sich die mittlerweile drei vorhandenen IX Nikkore 3,5-5,6/20-60 mm, 3,5-5,6/24-70 mm und 4,5/60-180 mm auf der hochauflösenden 24/26 Megapixel Fuji X-T20/X-T30 verhalten. 

Und ich kann schon jetzt (zur Osterferienzeit) noch eine weitere Überraschung in Sachen IX-Nikkore ankündigen!


Altpapier ist billiger als Altmetall/-glas ;-)

22. Januar 2020, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln

Beim Original-Prospekt „KODAK DIGITAL SCIENCE“ – „PROFESSIONAL DCS CAMERAS“ sage ich doch nicht nein

Im Prospekt in allen Einzelheiten und Daten beschrieben sind die Kameras DCS420 und DCS460 – beide auf Nikon N90s (in Europa Nikon F90X) Basis –, sowie die DCS1, DCS3 und DCS5, alle auf Canon EOS 1n Basis. Und dazu noch das Rückteil DC465, das sich leider nicht auf meine analoge Pentax 6x7 montieren lässt. Es war für die Mittelformat SLRs Hasselblad (6x6) und Mamiya RB/RZ67 und für großformatigere Fachkameras SINAR, TOYO, CAMBO und ARCA SWISS vorgesehen. 


Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk

Das virtuelle Digicammuseum wird zum realen Museum

Meine Sammelei hatte eigentlich schon immer das Ziel, meine Geräte eines Tages nicht nur auf dieser Homepage zeigen zu können, sondern auch live in einem richtigen Museum. Mit Holger W. Müller habe ich nun einen Partner, der meine Leidenschaft für die Technikgeschichte teilt. Außerdem wurden ihm in Rastatt Büroräume der ehemaligen Thaleswerke angeboten, dem Hersteller der bekannten Thales-Rechenmaschinen.

Dort soll nun ein Museum entstehen, das Rechenmaschinen, Computer und Videospiele als Schwerpunkt haben wird. Digitalkameras werden aber ebenfalls mit einigen spannenden Exponaten vertreten sein. Auf der Projekthomepage berichten wir über den Fortschritt.

Zur Homepage des µ-Museums