Canon hat heute sein neues spiegelloses 30 Megapixel Vollformat-System vorgestellt

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 05. September 2018 - Wissen

Die ewigen Drei…

… die seit Jahrzehnten den Profifotografenmarkt unter sich ausmachten. Zumindest die beiden Hersteller (in alphabetischer Reihenfolge) Canon, Nikon und (in meinen Augen) als ewiger dritter Minolta. Pardon Pentax und Olympus und...

Minolta?

Existiert als Kamerahersteller doch seit 2005 nicht mehr. Ja, aber seitdem lebt das Minolta A-Bajonett in Sony Spiegelreflexkameras weiter. Sonys erste DSLR Alpha 100 war/ist nichts anderes, als eine etwas rundere, höherauflösende KonicaMinolta Dynax 5D.

Sträflich lange haben Canon und Nikon dem Treiben Sonys tatenlos zugeschaut

Jetzt werden die Karten insofern neu gemischt, dass es um die Rangfolge im Lager der spiegellosen Kameras mit 24x36 mm Vollformatsensor geht, wobei Sony da einen gewissen Vorsprung hat, und Canon immerhin schon ein paar Erfahrungen mit seinen spiegellosen M-Modellen. Nikon stellte die Produktion seiner DSLM-Spielzeuge der 1-Serie mit viel zu kleinen 1" 13,2 x 8,8 mm Sensoren viel zu spät ein.

Von den Preisen sieht das aktuell (5. September 2018) erst mal so aus:

AKTUALISIERUNG/Preise laut Canon Deutschland:

  • EOS R Body – €2.499* – Verfügbar ab 9. Oktober 2018
  • EOS R Body + RF 24-105 – €3.499* – Verfügbar ab 9. Oktober 2018
  • RF 24-105mm f/4 L IS USM – €1.199* – Verfügbar ab 9. Oktober 2018
  • RF 28-70mm f/2 L USM – €3.249* – Verfügbar ab Dezember 2018
  • RF 50mm f/1.2 L USM – €2.499* – Verfügbar ab Ende Oktober 2018
  • RF 35mm f/1.8 Macro IS STM – €549* – Verfügbar ab Dezember 2018
  • Mount Adapter EF-EF-EOS R – €109* – Verfügbar ab 9. Oktober 2018
  • Control Ring Mount Adapter EF-EF-EOS R – €219* – Verfügbar ab 9. Oktober 2018 Drop-In Filter Mount Adapter EF-EF
  • EOS R (V-ND) – €449* – Verfügbar ab Februar 2019 Drop-In Filter Mount Adapter EF-EF-EOS R (C-PL) – €329* – Verfügbar ab Februar 2019

Nikon

  • Nikon Z6 (mit Objektivadapter), 24 MP 2450 Euro, Nikon Z7 (mit Objektivadapter), 45 MP 3850 Euro

Sony

  • Sony A 7 III 24 MP 2300 Euro, (Vorgänger A7 II 24 MP, 1200 Euro), Sony A 7R III 42 MP 3300 Euro, (Vorgänger Sony A 7R II 42 MP 2200 Euro)

Dafür, dass man bei Nikon mit einem riesigen Bajonettdurchmesser von 55 mm wirbt, irgendwann 2019 ein nur manuell zu fokussierendes 0,95/58 mm ankündigt, jetzt zum Start aber nur ein 4/24-70 mm anbietet, hat Canon von der Papierform zum Start die Nase vorn. Obwohl das Canon R-Bajonett „nur“ 54 mm Durchmesser hat, beeindruckt mich die Wahlmöglichkeit zwischen einem stabilisierten 4/24-105 IS mm oder einem superlichtstarken 2/28-70 mm mehr, als das, was Nikon da ankündigt. Es ist bei Nikon ein bisschen wie leicht abgewandelt Shakespeare: „Viel Lärm um (nichts) nicht so viel…“ Nicht zu übersehen ist aber auch, dass die 30 MP Canon R im Gegensatz zu Nikon und Sony keinen beweglichen Sensor hat, und stattdessen (vorerst?) weiter auf stabilisierte Objektive mit dem Zusatz „IS“ setzt. Selbstverständlich hat Canon auch gleich den Adapter zur Weiterverwendung der EOS DSLR-Objektive auf der DSLM!

Aber für alle Hersteller gilt die alte Fußballregel: „Was zählt ist auf’m Platz.“ 

Konkurrenz belebt das Geschäft! Schließlich ist da ja auch noch Fuji, wo es zu attraktiven Preisen einen kleineren 15x23 mm APS-C Sensor mit 24 Megapixel Auflösung in Form der XT2, XT20 und XT100 gibt und dazu die stabilisierten Zooms 2,8-4/18-55 und 3,5-4,8/55-200 mm. Für mehr Geld entsprechend mehr Kamera- und Objektiv-Ausstattung. Obwohl seit diesem Sommer in Form der 16 MP microFourThirds DSLM Olympus OM-D E-M10 hochgeschätzt, sehe ich das Viertelformat mit 13x17 mm Sensorgröße gegen den Rest der DSLM-Welt auf dem Abstellgleis.

Spätestens in einem Jahr wird sich zeigen, wie sich „der Markt“ nach Canons und Nikons ernsthaftem Einstieg in die Fotografie mit spiegellosen Systemkameras bewegt oder gar bereinigt hat.

Erste („leaked“) Bilder und Spezifikationen zur der Canon Vollformat DSLM EOS R

https://nikonrumors.com/2018/08/31/first-pictures-and-specs-of-the-canon-eos-r-full-frame-mirrorless-camera-leaked-online.aspx/#ixzz5PqN6usMI

Erste („leaked“) Bilder und Spezifikationen zu den Canon DSLM-Objektiven

https://photorumors.com/2018/08/31/the-new-canon-rf-full-frame-mirrorless-lenses-leaked-pictures/#ixzz5PqNHGEJn

Die finale Spezifikation des Canon DSLM R-Systems auf den einschlägigen Seiten: Digitalkamera.de, Photoscala.de, Dpreview.com usw.

Ich halte es jetzt erstmal mit dem Foren-Slang "Chips-und-Bier-hol" ;-) Meine Munition ist einstweilig und ganz bewusst für eine Vollformat DSLR Nikon D4 "verschossen". Vielleicht werden meine Karten 2020 neu gemischt…

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk