Minolta Objektiv Rarität

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 04. Januar 2023 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Wie hatte ich im Blogbeitrag „Wie geht’s weiter?“ geschrieben: "Mich zieht es neben Abbildungsqualität auch ganz klar in die Spielecke, das Unperfekte, ja Fehlerhafte. Objektive mit besten Abbildungseigenschaften sind mehr als reichlich vorhanden, aber die mit "Charakter" — ich erwähne nur Begriffe wie "Seifenblasen"/"Bubble"- oder "Swirl(y)"-/"Verwirbel"-Bokeh — sind mein Ding."

Und was erwartbaren Charakter angeht, ist ein schöner Fisch ins Netz gegangen!

Die Rede ist vom dreilinsigen MINOLTA ROKKOR-TC 1:4 f=135 mm von 1961. Also aus den ersten Tagen der japanischen Spiegelreflexkamerageschichte. Mit der SR-2 hatte Minolta 1958 noch vor der legendären Nikon F (1959) ihren Auftritt!

Artaphot.ch schreibt zum MINOLTA ROKKOR-TC 1:4 f=135 mm: "Das Minolta 4/135 mm von 1961 ist eine klassische Triplett-Konstruktion, die aber bereits hochbrechende Gläser enthält und die deshalb eine durchaus befriedigende Abbildungsleistung zeigt. Sie reicht allerdings nicht ganz an die Zeiss'schen Sonnare mit denselben Eckdaten heran. Das 4/135 mm ist kein Tele-Objektiv, sondern ein langbrennweitiges "Normal"-Objektiv; es hat weder eine Springblende noch eine eingebaute Sonnenblende. Erwähnenswert ist die Vorwahl-Blende dennoch, denn sie ist aus sage und schreibe zwölf Elementen zusammengesetzt; damit ist auch stark abgeblendet eine praktisch kreisrunde Form gewährleistet, und das Bokeh ist entsprechend schön.

Am 24 MP Vollformat charakterisieren zwei Beobachtungen das Minolta Rokkor 4/135 mm:

  • Erstens hat das Objektiv eine beträchtliche Bildfeldwölbung, so dass die Bildecken erst bei f11 wirklich scharf werden
  • Zweitens - und für mich wirklich überraschend! - ist die Optik praktisch auf dem Level eines APO-Objektivs, was die Farbfehler angeht: Keine Farbsäume (eher weniger als das Minolta AF APO 2.8/200 mm) und diesbezüglich bei f11 weit besser als das vielgerühmte vierlinsige MC/MD 2.8/135 mm!

Vergleich und Test des 135ers an spiegellosen 16MP APS-C Kameras

Soweit Artaphot

Wir werden sehen! Das 135er wird auf die 24 MP Vollformat Nikon Z6 adaptiert

Es gab von Nikon übrigens ein vergleichbares Tele allerdings etwas kürzerer Brennweite, das Nippon Kogaku Japan NIKKOR-T 1:4 f=10,5 cm von 1960. Für die Nikon Messsucherkamerareihe und die 1959 vorgestellte Nikon F. Ebenfalls aus nur drei Linsen aufgebaut. Was allerdings äußerst selten auftaucht und dann zu entsprechenden Kosten. Aktuell gibt es bei eBay zwei Exemplare für 490 (F-Bajonett) und 1199 Euro (Nikon Rangefinder-Bajonett) Das MINOLTA ROKKOR-TC 1:4 f=135 mm wird für Größenordnung 80 Euro offeriert. Die Gegenlichtblende ist für rund 40 Euro in Australien zu haben … Da war mein Exemplar für 26 Euro inkl. Versand glatt ein Schnäppchen ;-)

Praxisbericht 2023

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk