Brennweitenerweiterung für zweiäugige Spiegelreflexkameras Typ Rolleiflex/Rolleicord

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 24. Mai 2024 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Traum von Profis und Amateuren in den 1950er und beginnenden 1960er Jahren: die zweiäugige 6x6 Mittelformat Rolleiflex oder Rolleicord

Trotz ihrer Starrheit der festen Brennweite von 75/80 mm, was etwa dem 50 mm Normalobjektiv der 24x36 mm Kleinbildkamera entspricht

Entscheidender Vorteil der Rolleiflex und der etwas preiswerteren Rolleicord war halt die große Filmfläche von knapp 6x6 cm. Viel mehr Reserven für Ausschnittsvergrößerungen als das Kleinbild. Was allerdings relativ war, denn die spiegellose Kleinbildkamera Typ Leica und die ganze Kleinbild-Spiegelreflexreihe bot reichlich Wechselobjektive vom Superweitwinkel bis Supertele. Dennoch blieb der Vorteil der großen Negativfläche, wenn es um wirklich große Vergrößerungen und um den Magazindruck in Farbe ging. So hatten viele Profis eben beides: Leica M, Nikon F und 6x6 Rolleiflex …

Was tun gegen die starre Brennweite?

Neben der „normalen“ Rolleiflex gab es im Lauf der Firmengeschichte eine entsprechend kostspielige Weitwinkelrollei mit fest einebautem 55 mm Objektiv und eine Telerollei mit festem 135 mm Objektiv. Auf Kleinbildformat umgerechnet ungefähr 28 mm bzw. 85 mm Brennweite. Tele- und Weitwinkel-Rolleiflex sind heute gesuchte und sündhaft teure Sammlerobjekte!

Welche Alternative gab es noch für die Rolleiflex und die unzähligen Klone japanischer Fertigung

Da waren die Carl Zeiss Rollei-Mutare 0,7 und 1,5, die auf das Doppelobjektiv der Rolleiflex montiert wurden und aus der 80 mm Brennweite dann eben ca. 56 bzw. 120 mm Brennweite machten. Heute auch sündhaft teure Sammlerteile. Die vermutlich in Vitrinen verschwinden und nie benutzt werden … Ob die problemlos auf hochwertige japanische Klone mit Rolleiflex-Objektiv-Bajonett montierbar waren, kann ich nicht sagen. Wenn man sich die Reihe der Klone ansieht, ist sofort klar, dass die MolFoReFlex inkompatibel für die Mutare ist. Die OLYMPUSFLEX müsste kompatibel sein, auf der AIRES Automat stecken bereits Filter und Geli mit Rollei-Bajonett!

Und danach?

Blieb eigentlich nur der Wechsel von der deutschen Rolleiflex zur japanischen zweiäugigen 6x6 Mamiya mit Wechselobjektivmöglicheit oder zur in Deutschland unbekannten TELE-KONIFLEX, die wenigstens ein Porträt-Teleobjektiv bot. Oder eben gleich der Griff zur einäugigen schwedischen 6x6 Hasselblad mit zahlreichen Wechselobjektiven.

Mehr nicht?

Doch! Vermutlich nicht nur der japanische Hersteller SUN bot für die kompatiblen zweiäugigen 6x6 Spiegelreflexkameras einen einfachen 1,5x Tele- sowie 0,7x Weitwinkelvorsatz. Immer als Doppelobjektiv! Ein einfacher gehaltenes Objektiv für die Sucheroptik der zweiäugigen SLR, ein sicher (hoffentlich besserer ;-) Vorsatz fürs Aufnahmeobjektiv. Problem: Mein vorhandener Televorsatz-Set war unkomplett oder besser fehlerhaft zusammengestellt. Die Sucheroptik ist O.K.. Als Aufnahmeoptik-Vorsatz wurde versehentlich (?) ein Vorsatz beigegeben, der eher für eine damalige Kleinbildsucherkamera mit festem Objektiv gedacht war … Zu sehen ist der Televorsatz hier.

Jetzt kam aber doch ein kompletter Weitwinkelvorsatz in den Bestand!

Man beachte die Preise! Ich erwarte von dem abgebildeten SUN-Weitwinkelvorsatz keine Wunder ;-) Aber SUN konnte immer sehr gute Festbrennweiten und Zooms für diverse Kleinbildspiegelreflexkameras bauen. Wovon ich zahlreiche Im Bestand habe!

Einziger "Nachteil" des Weitwinkelvorsatz' – das Feriengepäck wird größer ;-) Erweitert durch meine 6x6 AIRES Automat, die das kompatible Rolleiflex-Bajonett hat. Rollfilme habe ichnoch welche. Also wird im Sommerurlaub auch wieder ein bisschen analog fotografiert. Und vor Ort entwickelt und digitalisiert!

 

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk