Linsengerichte aus der Werkskantine – meist weniger schmackhaft ;-)

Gegensätzlicher geht es kaum

Links im Foto ein AUTO MAKINON MC ZOOM 1:3.5-4,5 f=28-80mm "Kantinen-Linsengericht", rechts der Drei-Sterne-Restaurant-Menü-Gang YASHICA LENS ML 50mm 1:1.4 mit möglicherweise erstklassigen Zeiss Planar Genen aus der Zusammenarbeit Yashica und Zeiss.

Das Yashica "Planar" bekommt natürlich einen eigenen Praxisbericht!

Noch mehr "Fertiggerichte" ;-)

Von links nach rechts nochmal das AUTO MAKINON MC ZOOM 1:3.5-4.5 f=28-80mm, liegend ein EXAKTA 70-210MM 1:4.5-5.6 MC MACRO und ein AUTO MAKINON MC ZOOM 1:3.3-3.8 f=24-35mm  

Interessante Gemeinsamkeit der drei Zooms – man findet gar keine oder nur unvollständige Beschreibungen im Netz. Oder ein Objektiv, das von den Daten übereinstimmt, aber ganz anders aussieht. Da scheinen reichlich Objektive produziert worden zu sein, dass Seitenbetreiber, die derartiges "Young-Vintage-Glas" listen, vielleicht den Überblick verloren haben.

Immer wieder von mir als "Chromzigaretten-Etui-Klasse" bezeichnet 

— ich habe nie geraucht, sehe diese unsäglichen Zigaretten Klapp-Etuis aber vor mir — habe ich mich mittlerweile so im Griff, dass ich auf Flohmärkten diese beliebig austauschbaren Kameras des Zigarettenetui-Designs liegenlasse. Egal, wie billig die sind.

Mittlerweile trifft mein Bannstrahl aber auch Objektive ;-)

Wie die drei oben abgebildeten. Bis auf wenige Ausnahmen sind damit die unzähligen Zooms unabhängiger Hersteller aus der Vorautofokus-Ära vor 1985 gemeint. Besonders die mit Brennweite Super-/gemäßigtes Weitwinkel bis kurzes Telezoom. Das sind allzuoft „fade Linsengerichte“ ;-) Bevor es an die wenig leckere Hausmannskost im Detail geht, ein paar lobenswerte Zoomobjektiv-Ausnahmen in alphabetischer Reihenfolge

38/40 mm Brennweite habe ich großzügig noch mit als Weitwinkel gerechnet! Bis auf das vergleichsweise zierliche SMC PENTAX-M ZOOM 1:2.8-4 40-80mm sind das alles voluminöse, schweren „Brocken“ – mit Lichtstärke! Neben den beiden Original-Herstellern Canon und Pentax haben alle anderen hier gelisteten Zooms Stil! Überhaupt keine Frage, dass es noch weitere gute MF-Zooms des Brennweitenbereichs 28-35 bis 70-135 mm gibt. Ich denke da an Olympus, Sigma, Zeiss.

Eine Objektivklasse muss an dieser Stelle noch genannt werden – die gerne als „Suppen-Zooms“ verspotteten Non-AF Superzooms im (fast) 10-fach Brennweitenbereich 28/35 bis 200/210 mm. Einen Vertreter habe ich, ein sehr ordentliches Tokina SD 35-200mm 1:4-5.6 auf der 24 MP Vollformat Nikon Z6. Der 70/80-200-240 mm Telezoombereich ist bei so gut abgedeckt, dass ich da nichts mehr an Bord nehmen möchte.

Im eben beschriebenen Superzoom- und 28/35-70/80 mm-Brennweitenbereich tummeln sich noch etliche Objektive unabhängiger Hersteller.

Den Anfang machte ein namenloses multicoated f=28-70mm auto zoom 1:3.5-4.5, das als Beifang auf einer analogen Nikon F801s steckte, die als Notersatz für die auf dieser Nikon basierenden 1,5 Megapixel Kodak DSLR DCS200 von 1992 dient. Die anderen drei Zooms wurden mir von unserem Sammlerkollegen und Mit-Autor Christian Zahn überlassen, Danke!.

Wie oben beschrieben sind das aber Objektive, die mittlerweile keinerlei Bereicherung mehr für (m)eine Sammlung darstellen. Natürlich war es in den 1980er Non-AF Jahren und davor als braver Fotoamateur zu verlockend statt vom unerreichbaren Canon FD24-35mm f/3.5 S.S.C. Aspherical zu träumen, auf das nur einen Bruchteil kostende AUTO MAKINON MC ZOOM 1:3.3-3.8 f=24-35mm zu schielen. 

Diese optischen Kostbarkeiten werde ich hier je nach Zeit, Lust und Laune nach und nach vorstellen. Wie geschrieben, diese Objektive dürfen auf Flohmärkten gerne liegenbleiben, ich bin mittlerweile fest in der Festbrennweiten-Szene ;-)

Bevor es losgeht, noch ein paar Worte zur Olympus OM-D E-M5

Die hat sich neben meinen beiden Vollformat Nikons Z6 und Z7 einen festen Platz erobert. Die manuelle Fokussierung der OM-D E-M5 ist für meine Augen auch bei lichtschwächeren Objektiven/Zooms derartig sicher, das meine Fuji X-T10 dagegen keine Chance hat! Dazu bietet die OM-D E-M5 Sensorstabilisierung! Sehr, sehr nützlich bei alten MF-Objektiven. Die X-T10 ist unstabilisiert. Nur 16 MP die Olympus und Bildränder durchs kleine 13x17 mm Viertelformat des microFourThirds-Sensors? Die KB-äquivalente Pixeldichte von fast 63 Megapixel fordert jedes Objektiv …

Nikon Z6, AUTO MAKINON MC ZOOM 1:3.3-3.8 f=24-35mm bei 24mm, 28mm, 35mm – Offenblende

1:1 Crops aus 24 mm Brennweite, Offenblende f/3.3

Warum Offenblende?

Ganz einfach: Die Blende des Makinons ist defekt und schließt nicht mehr. Für 24, 28 und 35 mm Brennweite und Offenblende aber ein mindestens befriedigendes Ergebnis! Damit war der 24-35 mm Test sehr fix durchgeführt ;-)

Nikon Z6, AUTO MAKINON MC ZOOM 1:3.5-4,5 f=28-80mm

Ohne brauchbare Abbildungsqualität gäbe es keine Vergößerungsmöglichkeit …

Und da ich jetzt schonmal in Fahrt war: EXAKTA 70-210MM 1:4.5-5.6 MC MACRO, adaptiert auf der Nikon Z6

Spezifikation

  • Hersteller möglicherweise Cosina
  • Vorstellungsjahr vermutlich vor Autofokusstart (*) um 1985
  • Abmessungen/Gewicht: Ø 63 mm, l = 122/170 mm (70/210 mm Brennweite), FilterØ 52 mm, 389 g
  • Optischer Aufbau Cosina (!) 10 Linsen in 7 Gruppen
  • Die Blende besteht aus 8 Lamellen, kleinste Blende f/32
  • Nahdistanz 1,14 m bei 210 mm Abbildungsmaßstab 1:4
  • Mein Exemplar hat das Pentax K-Bajonett

(*) Sicher wurden nach Vorstellung der Minolta 7000 (1985), Nikon F501 (1986) und Cann EOS 650 (1987) Non-Autofokusobjektive noch bis in die beginnenden 1990er Jahre prodzuziert.

Nikon Z6 EXAKTA 70-210MM 1:4.5-5.6 MC MACRO

1:1 Crops aus 24 Megapixel

So muss das sein!

Was für ein Unterschied zu den beiden zuvor vorgestellten MAKINON Zooms. Sicher ist das Exakta 70-210mm kein Premium-Zoom. Aber das manuelle Scharfstellen mit Hilfe von Fokuspeaking und Sucherbildvergrößerung ging flott vonstatten. Die Feuerwanzenserie auf der Kiefernrinde mit 210 mm Brennweite, Nahdistanz 1,14 m, "Macro" 1:4, Blende f/11. Das letzte Foto der Feuerwanze wurde per Topaz Photo AI von 900 Pixel Breite auf 1800 Pixel Breite gebracht. Für meine Zwecke völlig ausreichend!

Beurteilung des EXAKTA-Zooms

Ein Langweiler – im positiven Sinn. Viel zu hohe Abbildungsqualität ;-) Zu beanstanden ist nur die fehlende Friktion der Brennweitenverschiebung. Von Stativ nach oben oder unten gerichtet müsste ein Gummiband her. Um Brennweite = Ausschnitt zu fixieren …

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Nach über 45 Jahren mit in der Begeisterung nicht nachlassender Amateurfotografie ist man in der Lage auch einem "Flaschenboden" von Objektiv ein paar vorzeigbare Fotos abzuringen. Wenn das Objektiv nicht gerade ein Totalschaden ist …

Die defekte Blende des von der Lichtstärke ordentlichen und von der Fast-Superweitwinkelanfangsbrennweite interessanten 3,3-3,5/24-35 mm Zooms wurde genannt. Auch dem AUTO MAKINON MC ZOOM 1:3.5-4,5 f=28-80mm kann man ein paar Bilder abringen. Ich habe aber selten ein Objektiv gesehen, das bei Offenblende so weich abbildet, dass das Fokuspeaking, die Kantenanhebung — bei mir in der Farbe Rot — nicht "anspringt". Erst eine Stufe abgeblendet wird der Kontrast hoch genug, um einigermaßen sicher zu fokussieren. Ebenfalls keinen Spaß macht die für 80 mm Brennweite unmögliche "Nah"-Einstellgrenze von 2,5 m. Nur für 28 mm Brennweite gibt es einen "Macro"-Modus, der 1:5 Abbildungsmaßstab ermöglicht. Ich habe keine Lust das in Zentimeter umzurechnen. Auch dieses Zoom hat eine Macke. Ganz zu Beginn auf die Olympus OM-D E-M5 adaptiert, wackelt das Zoom und kann nicht auf Unendlich fokussiert werden. Was in diesem Fall sicher am Adapter liegt. Aber auch auf dem Canon FD-/Nikon Z-Adapter sitzt das Zoom nicht "satt". Wie auch auf der Canon New F1 … Diese beiden Makinon-Zooms sind wirklich Bodensatz. Geschenkt ja, auf einem Flohmarkt selbst mit 5 Euro zu teuer! Finger weg von so etwas!

Etwas besser, sicherer fährt man mit einem der zahlreichen 70/80-200/210 mm Zooms. Oder ein 28/35-200/210 mm Superzoom. Die kann man für einen 10er wagen. Wenn man kontrolliert hat, ob die Linsen O.K. sind, die Blende unverölt schließt und öffnet und Entfernungs-Zoomring einwandfrei laufen.

Mit diesen drei hier vorgestellten Zooms bin ich auch mehr oder weniger durch, was "mittelaltes Glas" betrifft. Irgendwo versteckt sich noch ein 70/80-200/210 mm Zoom, das schon irgendwann wieder auftauchen wird. Ich halte meine Augen nur noch für interessante, möglichst ganz alte Festbrennweiten auf. Wobei mein Bedarf auch dort eigentlich gesättigt ist.

Ralf Jannke, Juni 2024

 

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