Toller Neuzugang Baujahr 1994: Kodak DCS 420 aktualisiert!

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 28. Juni 2019 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren, Reparieren

Diese Tage gab es eine großartige Sammlungserweiterung!

Wie die hier schon vorgestellte DCS 410 löst die jetzt bekommene DCS 420 1524 x 1012 Bildpunkte = 1,5 Megapixel auf. Die Sensoren von DCS 410/420 haben allerdings nur eine Größe von 13,8 x 9,2 mm. Daraus resultiert ein Crop-Faktor von 2,6. Ein 20 mm Superweitwinkel verhält sich auf der DCS 420 wie ein 52 mm Normalobjektiv auf einer Vollformatkamera. Im Gegensatz zur DCS 410 mit ihren festen ISO 100 bietet die DCS 420 ISO 100, 200 und 400, und sie kann 2 B/s aufnehmen.

Warum auf die DCS 420 für 75 Euro Startgebot niemand höher bot, hat mich gewundert

Ja, die Kamera war ehrlicherweise mit „Achtung nicht getestet. – Ich kann nichts zum Zustand sagen weil keine Batterie verfügbar. – Eventuell für Bastler auf jeden Fall ein Sammlerstück für die Vitrine.“ deklariert. Wenn dann Phantasiepreise in Größenordnung 200 bis 500 Euro gefordert werden, bekomme ich Pickel ;-) In diesen Fall war es OK!

Für manchen Sammler muss doch nur der äußere Zustand stimmen. Ob die Kamera noch funktioniert, ist vollkommen nebensächlich. Dieser Sammler fotografiert allenfalls seine Exponate, macht aber außer Horten sonst nichts damit… 

Von daher war der Startpreis von 75 Euro fair. Ich hätte aufgrund der Seltenheit der Kamera mit einem dreistelligen Preis gerechnet. Tatsächlich bekam ich für 82 Euro den Zuschlag.

Inbetriebnahme

Der Akkublock war entnommen, was gut ist, denn so konnte nichts auslaufen, was dann richtig zerstörerisch werden kann! Im ersten Anlauf wurde die vorhandene DCS 410 versuchsweise geladen, exakt der Akku, der auch in die DCS 420 passt. Um dabei festzustellen, dass der altersschwache DCS 410-Akku nach dem letzten Einsatz 2015 nicht genug Pflege erfahren hat und definitiv hinüber ist und sich nicht mehr laden lässt. Wobei es auch nicht sicher ist ob, eine Aufladung pro Quartal in den letzten Jahren den Akkublock wirklich am Leben erhalten hätte. Nach Abschrauben der Bodenplatte, war der alte Akku schnell vom Steckkontakt getrennt und entnommen.

Und was nun?

Unser Leser Ricardo Silva Höllger hat hier ausführlich beschrieben, wie der Kodak-Akkupack, der aus mehreren zusammengeschlossenen und -geklebten Einzel-Akkus besteht, zu demontieren und aus neuen Einzel-Akkus wieder aufgebaut werden kann.

Ich habe mich aber für die oben gezeigte Methode entschieden, wo der Original Kodak-Akku-Block gegen eine Halterung für acht Akkus der Große AAA ersetzt wird. Die in den Akkuschacht der Kodak DCS-4xx-Kameras passen! Was bestens funktioniert. Ausführlich im Abschnitt: "Akku-Austausch in der Kodak NC2000e (oder DCS410)" des Praxisberichts zur Kodak AP NC2000e beschrieben.

Mit acht Akkus bestückt, wurde die Energiequelle an die Kodak DCS 420 angeschlossen. Da mit der DCS 420 sicher nicht intensiv fotografiert wird, kann ich problemlos damit leben, dass zum Akkutausch die Bodenplatte entfernt werden muss, um die acht 1,2 Volt AAA-Akkus extern zu laden.

Kurztest 1

Die schlechte Nachricht zuerst

Unübersehbar der zeilenfömige Bildsensorfehler. Ob es nun die Fotodioden dieser Zeile selbst oder eher die Zeilen-Auslesung ist, ist unerheblich. Wie im Beitrag der Kodak DCS  Pro14nx beschrieben, könnte der Fehler per EBV behoben werden… Den Dreck auf dem DCS 420-Sensor werde ich noch beseitigen.

Die gute Nachricht

Gestaunt habe ich über die extrem hohe Schärfe dieses 25 Jahre alten Sensors. Sicher mache ich mit der DCS 420 einen kleinen Rundgang. Alles mit dem manuellen 4/20 mm Nikkor, umgerechnet durch den Crop-Faktor 2,6 also 52 mm im 24x36 mm Kleinbildformat entsprechend. Mehr Beispielbilder und Details zur Kodak DCS 420 in einem kleinen Praxisbericht im Verlauf des Sommers.

DIE BESTE NACHRICHT:

Kurztest 2, Wunderheilung?

Der Sensorfehlerstreifen ist weg!

Die einzige Erklärung, die ich habe, liegt in der Spannungsversorgung. Im Praxisbericht der Kodak AP N2000e hatte ich Fotos gezeigt, die von einer noch schlimmeren Störung verunstaltet waren. Nachdem ich den Kodak Akkublock seinerzeit gegen einen noch etwas besseren getauscht hatte, war die Störung komplett weg. Die Kamera-Elektronik scheint extrem sensibel auf Spannungsschwankungen zu reagieren, die ein altersschwacher Akku produziert.

Jetzt wieder das gleiche Phänomen!

Nach Austausch des Kodak-Blocks gegen den Halter für acht AAA-Akkus zeigte sich beim Laden der Akkus, dass ein Akku "nicht wollte". Obwohl flammneu gekauft, war offensichtlich ein Akku zumindest nicht 100 Prozent in Ordnung. So leistet jetzt sieben AAA-Akkus mit 800 mAh Kapazität ein Eneloop-Akku Gesellschaft – ich hatte nichts anderes –, der zwar nur 750mAH hat, offensichtlich aber für stabile Spannungsversorgung sorgt!

Wenn es doch nur immer so einfach wäre…

Jetzt fehlt nur noch eine vergessene Sache. Die frühen Kodak DCS-4xx Kameras und ihre DCS 1/3/5c Brüder und Schwestern auf Canon EOS 1n Gehäusebasis benötigen zum Fotografieren einen so gennnten "Hot Mirror"-Filter. Zum Glück habe ich einen meiner drei Filter aus meiner DCS 3c Zeit wiedergefunden. Zwar 77 mm Durchmesser, aber wozu gibt es Adapter. Mehr dazu im Praxisbericht zur Kodak DCS 420.

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk