Preis(wahn)vorstellungen …

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 20. September 2022 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Ob man solch alte Objektive kaufen soll, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber es macht Spaß mit diesem Altglas loszuziehen. Gerne auf der Vollformat DSLM, wohl um die Schwächen der (ur)alten Objektive wissend.

Was macht die beiden gezeigten Objektive besonders?

Es ist die Herstellerbezeichnung: Nicht Nikon sondern Nippon Kogaku Japan und die Brennwetenangabe in Zentimetern. Beide Objektive stammen aus den ganz frühen Nikon-Jahren 1960/61. Die Nikon F wurde 1959 vorgestellt!

Und noch etwas machte diese beiden Objektive besonders

Der Preis! Während eine große Menge Anbieter in eBay und dem schwedischen Pendant immer noch nicht vestanden hat, dass man nur zu vertretbaren Preisen verkaufen kann, zeigen diese beiden historischen Nikkore, dass es auch anders geht. Spätestens, wenn das Foto-Equipment wochenlang zu Hause und parallel in den virtuellen Regalen verstaubt, sollte der Anbieter nachdenken: Will er wirklich verkaufen? Oder nur mal gucken … Das "Nippon Kogaku Japan NIKKOR-Q Auto 1:3.5 f=13.5cm" hat 35 Euro gekostet, das "Nippon Kogaku Japan NIKKOR-H Auto 1:3.5 f=2.8cm" 50 Euro. Das 2.8 cm mit dem kleinen Fauxpas, weil es den erst 1977 zur Verfügung stehenden Blendenring mit der AI-Kupplung hat. Ich sammle, ja. Aber nochmehr und noch viel lieber benutze ich die alten Objektive! Optischer, äußerlicher Zustand? Ist mir ziemlich egal. Ein kleiner Kratzer auf der Frontlinse? Macht auch nichts. Entfernungsring und Blende müssen aber laufen. Nur bitte kein Linsenpilz, Fungus. Wenn die Preise stimmen, gebe ich auch weiterhin maßvoll Geld aus. Aber nicht, wenn ich in einer Apotheke einkaufen soll.

Christian Zahn hat den direkten 135 mm Nachfolger, das Nikon NIKKOR-Q Auto 1:3.5 f=135 mm bereits auf diesen Systemkameras ausprobiert:

 

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk