Nachschub im Altglas-Sortiment

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 26. März 2024 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Japanische Vintage-Fremdobjektive der 1960er/70er Jahre

Mit dem lichtstarken TAMRON ADAPTALL2 1:2.5 135mm hatte 2024 meine skandinavische „Einkaufstour“ begonnen. Abgesehen vom hiesigen Flohmarktfang, dem AUTO REVUENON 1:2.8 f=28mm, das auf einer als REVUE gelabelten schwarzen Praktica MTL3 steckte – zusammen 10 Euro. Was sich anschließend bei Offenblende als wunderbarer Weichzeichner herausstellte. Etwas, was ich mag, denn für scharfe Abbildungen bei Offenblende kann ich auf genügend andere 28er zurückgreifen oder gleich ein entsprechendes modernes Zoom-Objektiv nehmen.

Aber immer wenn ich glaubte, jetzt muss doch mal Schluss sein, taucht echtes Vintage-Glas der unabhängigen japanischen Objektivhersteller auf. In Deutschland wurden diese Objektive in den 1960ern/70ern verächtlich als Fremdobjektive diffamiert. In manchen Fällen zu Recht, aber auch unter Original-Herstellerobjektiven gab es "Gurken"! In Schweden bezeichnte man Sigma, Sologor, Tamron, Tokina, Vivitar & Co respektvoller als Piraten-Objektive. "Piraten", die im Meer der Originalhersteller auf Beutezug aus waren ;-)

Oben abgebildet sind:

Das ist dann im ersten Quartal 2024 ein Schnitt von 0,6 Objektiven pro Woche. Da muss ich mich aber ranhalten, um auf die sagenhaften 2 Neuvorstellungen pro Woche zu kommen, die fernöstliche Objektivhersteller 2023 abgeliefert haben ;-)

Warum überhaupt das Altglas?

Weil es Spaß und demütig macht. In der Basketballhalle braucht es einen schnellen und zuverlässigen Autofokus. Hier tun die (gebraucht gekauften) Vollformat Z-Nikons ihren "Dienst" zusammen mit dem NIKKOR Z 24-70mm 1:4 S (ebenfalls gebraucht), dem hervorragenden Viltrox 85MMF1.8STM ED IF/AF und dem Nikon VR ED AF-P NIKKOR 70-300mm 1:4.5-5.6 auf dem FTZ-Adapter. Die Basketballhalle ist durch das vorgschriebene Fernsehlicht sehr hell! Ich brauche kein 2,8/70-200. Und wenn ich Lust dazu habe, gehen auch mal mit das NIKKOR Z 40mm 1:2 und NIKKOR Z DX 24mm 1:1.7. Und für meine Vogel-/Tieraufnahmen ist dann das SIGMA 100-400mm F5-6,3 DG OS HSM zuständig. Ebenfalls auf dem FTZ-Adapter und immer mal verlängert mit dem Nikon Telekonverter TC-17 E II, nachdem die so genannte Marketing-Nase weggeschliffen wurde. Überwiegend gebraucht gekauft, preislich noch im Rahmen. Wenn ich mir dagegen die albernen befristeteten, und schließlich in irgendeiner Form dauerverlängerten Cashback-Aktionen so anschaue. "Sparen" Sie 500 Euro – wenn sie Equipment für 6.000 Euro kaufen. Kauf dir gute gebrauchte Kameras und Objektive zu realistischen Preisen beim Profianbieter mit 1 Jahr Garantie und Rückgaberecht – fertig. Und interessantes Altglas aus "der Bucht" und vom Flohmarkt. Wenn's gemächlich und mit Muße ist: Sehr gerne mit MF-Altglas von CaMiNikon, den lange ostdeutschen Herstellern und den fernöstlichen "Piraten"

Zum CONVERTO-TAMRON f=135mm 1:4.5

Was Converto Tamron angeht, empfehle ich einen Besuch der trotz des englischen Namens deutschen Internetseite: PHOTO but MORE, JAPAN-OPTIK UND DIE EXAKTA BY PHOTO BUT MORE. Es geht nicht nur um Exakta, sondern diese Seite ist ein riesiges Füllhorn an Informationen über die frühen japanischen Objektivhersteller.

Dort und nach Besuch der US-Seite The Camera Collector war mir dann auch klar, dass ich nur "ein halbes" Converto Tamron" erworben habe. Der komplette Set bestand aus dem 135er und einem speziellen 1,77-fach Telekonverter — daher Converto. Macht nichts, ist auch so hochinteressant. Aber wie mühsam muss es in den vermuteten 1960er Jahren gewesen sein, mit einem lichtschwachen 135er plus Telekonverter zu fokussieren und mit ISO 100 Filmen verwcklungsfrei zu fotografieren … 

Kein Converto Tamron, aber eben eine typische Kombination der Ende 1960er, Anfang 1970er Jahre

Dieses SESNON AUTO TELEPHOTO 1:2.8 f=135mm kam zusammen mit dem APS AUTO TELEPLUS 2x Konverter. Man beachte die doppelte Blendenreihe auf dem Konverter! Aus dem 2,8/135 mm Tele wurde ein 5,6/270 mm Tele.

Noch ein spannender Nachzügler: ISCO-GÖTTINGEN EDIXA-WESTANAR 1:4.5/180

Nach "Made in Japan" jetzt noch "Made in Germany"

Das Objektiv müsste gereinigt werden – Linsen/Staub, Fungus –, und die Blende funktioniert nicht, war in der Anzeige zu lesen. Wenn schon: Dann wird eben erstmal mit wenig Kontrast und Offenblende fotografiert. Damit ist reichlich Altglas fürs 2. Quartal vorhanden! Und es wird auch noch ein paar Digitalkameras geben ;-)

 

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk