Preis(wahn)vorstellungen…

12. Februar 2018, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln

Ob das ein Anbieter gelesen hat? Schauen Sie sich bitte mal dieses Bild an:

Es zeigt die vergeblichen Versuche eine interessante Kamera aus den Anfangstagen der Digitalfotografie im ersten Versuch nach dem „Hype-Prinzip“ anzupreisen. 

Aber was tun, wenn auch das „Hype-Prinzip“ nicht funktioniert?

Dann nimmt man halt den Würfelbecher. Herausgekommen sind die unter dem vergeblichen ersten Versuch gelisteten weiteren Angebote der selben Kamera. Um dann wieder zu einem völlig überhöhten Sofortpreis und dem Einstiegs-"Hype"-Preis zurückzukehren. Blöd, dass zum gleichen Zeitraum die gleiche Kamera zu einem deutlich niedrigerem Preis offeriert wird. Spätestens an diesem Zeitpunkt würde ich beginnen nachzudenken, ob an meiner Preisvorstellung irgend etwas nicht stimmt, wenn auch das Modell zum deutlich tieferen Preis keinen Abnehmer findet…

Ich habe für ein Exemplar dieser gefühlt jetzt seit einer Ewigkeit angebotene Kamera einst 100 Euro bezahlt. Auch das ist eine viel zu hohe Summe! Boris taxiert das genau so seltene und deutlich besser ausgestattete Modell desselben Herstellers aus dem gleichen Vorstellungsjahr auf etwas über 40 Euro… Das ist realistisch, aber nicht der untaugliche Versuch von oben. Denn der Interessentenkreis für derartige Kameras dürfte sehr überschaubar sein.

Das gleiche Schicksal widerfährt aktuell einer anderen, hochinteressanten digitalen Spiegelreflexkamera "Made in Germany". Eine Kamera, für die ich maximal 250 Euro geben würde, wird da für knapp 1000 Euro offeriert.

Ist das freie Marktwirtschaft, oder habe ich das Prinzip einfach nicht verstanden?


Rostige Nägel – oder: Wie produziert man einen Hype

24. Januar 2018, Boris Jakubaschk - Sammeln

Nehmen wir mal an, es gäbe eine Sammlerszene für alte Eisenbeschläge und Sie seien stolzer Besitzer von zwei leidlich gut erhaltenen Nägeln – etwas angerostet und nur einigermaßen gerade, dafür aber bestimmt irgendwie historisch.

Sie könnten die jetzt zum nächsten Flohmarkt tragen und mit viel Glück 50 Cent mit nach Hause nehmen. Es geht aber auch besser. Viel besser. Hier die ultimative Anleitung zum Maximalerlös!

Rostige Nägel – oder: Wie produziert man einen Hype

Es gibt einen neuen Kanon der Lieblings-Digitalkameras

23. Januar 2018, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln

Andreas Krappweis fotografiert seit seinem zehnten Lebensjahr. Seine spätere „Grundausbildung“ in Show- und Pferdefotografie (Quarter Horse, Western Horse/Western Reiten) führte zu einem festen Stamm an Shows, für die er als Fotograf gebucht wird. Andreas Krappweis fotografiert aber nicht nur professionell Pferde! Hier gibt es eine Übersicht über seine Veröffentlichungen.

Kanon Andreas Krappweis

Aus digicammuseum.de Sicht besonders interessant. Andreas benutzt neben einer aktuellen Canon EOS 1DX auch zahlreiche ältere DSLRs. Werfen Sie doch einen Blick in: „ANDY'S GEBRAUCHTKAMERA GUIDE“, wo er über seine alten Kameras schreibt.


Papierloser Bildversand 1953

21. Januar 2018, Ralf Jannke - Wissen

Beim radikalen Ausdünnen meines Papierarchivs (internationale Fotomagazine 1940er bis 1980er Jahre) bin ich auf ein technisch miserables, aber in voller Magazin-Seitenbreite (20 cm) gedrucktes Foto gestoßen.

Es zeigt den Moment, in dem der englischen Königin Elisabeth der Zweiten, am 2. Juni 1953 die Krone aufgesetzt wird.

Ganz sicher war das gezeigte kein direkt mit einer Analog-Kamera aufgenommenes Foto, sondern ein Fernsehbild. Unübersehbar an den Zeilen des TV-Bilds. Die Krönung der Königin war die erste im Fernsehen von der BBC weltweit übertragene Livesendung. Im (schwedischen) Text hieß es: 15 Minuten nach der Krönung lag dieses Foto in der Stockholmer Redaktion und eine weitere halbe Stunde später zierte das Foto die Titelseite der Abendzeitung.

Technisch war es schon 1938 möglich Fotos elektronisch über große Entfernungen zu versenden. Ich vermute aber, dass in diesem besonderen Fall einfach der Fernsehbildschirm abfotografiert wurde. Das eine Negativ oder den ganzen Film innerhalb 15 der Minuten zu entwickeln und innerhalb dieser Zeit aus einem passenden, kaum fixierten und schnell getrockneten Negativ eine Druckvorlage zu vergrößern und zu entwickeln war kein Ding der Unmöglichkeit. Und mit dieser Vorlage sofort in den Druck der 30 min später ausgelieferten Abendausgabe zu gehen.

Mich fasziniert diese alte, aber wirkungsvolle Technik!

Ralf Jannke, Februar 2018


Alt gegen neu

06. Januar 2018, Boris Jakubaschk - Wissen, Sammeln

In unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft gehört es fast schon zum guten Ton, technische Gerätschaften in Zyklen von wenigen Jahren neu anzuschaffen und das jeweilige Vorgängermodell aufs Altenteil zu schicken, obwohl es noch tadellos funktioniert. Anders als bei Smartphones, die meist schon nach zwei Jahren abgelöst werden, liegen die Intervalle bei Kameras eher im Bereich von 5 bis 6 Jahren. Und es ist auch gut nachvollziehbar: Wer die Fotografie als Hobby begreift, entwickelt seine Fähigkeiten beständig weiter und da soll das Equipment natürlich mithalten. Aber muss es dazu unbedingt eine topaktuelle Kamera sein? Etwa das Nachnachnachfolgemodell der bisherigen?

Während die einschlägigen Publikationen gerne einhellig das „schneller, höher, weiter“ der Hersteller nachplappern (denen man ja auch als Anzeigenanbieter verbunden ist), wollen wir den Blick etwas weiter fassen. In loser Folge soll es in mehreren Beiträgen um die Frage gehen, ob der Fortschritt wirklich so groß ist, wie uns die Hersteller glauben machen möchten. Und ob es eventuell spannender ist, anstelle eines neuen Modells der gleichen Kameraklasse für den gleichen Betrag ein etwas älteres einer höheren Klasse zu erwerben.

Im ersten Beitrag geht es um die Frage, in welchen Bereichen überhaupt noch Luft nach oben ist und wo die Technik bereits weitgehend ausgereizt ist: Wohin geht die Reise?

Der zweite Beitrag widmet sich zwei konkreten Kameras, deren Erscheinungsdatum glatte acht Jahre auseinander liegt, bei der aber trotzdem einige Gemeinsamkeiten zu entdecken sind: Canon EOS 50D und Panasonic Lumix DMC-G81


2018: Das Minolta Jahr

01. Januar 2018, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Als kleine Einstimmung auf einen großen Bericht: 90 Jahre Minolta meine beiden schönsten analogen Minoltas. Links die Messsucherkamera V2 von 1958 mit dem in ihrer Zeit Weltrekord-Zentralverschluss, der als schnellste Verschlusszeit 1/2000 s schaffte. Rechts daneben die Spiegelreflexkamera SR-7. Die erste SLR der Welt mit im Gehäuse eingebauter Belichtungsmessung.

Im November 2018 würde Minolta 90 Jahre alt werden, wenn der drittgrößte Kamera-Hersteller nach Canon und Nikon nicht 2006 aufgegeben hätte.

Zwei wichtige Dinge von Minolta leben seit 2006 bis heute weiter!

Die Modellbezeichnung Sony "ALPHA" ist nicht neu. Die Minolta 7000 AF wurde in Japan unter dem Namen Minolta a-7000 – das Alpha-Zeichen ist hier nicht darstellbar –, oder eben Minolta Alpha 7000 vertrieben! Außerdem nimmt Sonys A-Klasse alle Minolta-Objektve mit Minolta A-Bajonett auf!

Als Einstimmung auf den großen Beitrag "90 Jahre Minolta" würdigen wir Minoltas Pionierleistung, mit der Spiegelreflexkamera 7000 AF und einer ausreichenden Anzahl Objektiven verschiedener Brennweiten 1985 das wirklich erste serien- und praxistaugliche Autofokus-System auf den Markt gebracht zu haben. Was es an Autofokus-Versuchen der Mitbewerber vor und nach der Minolta 7000 AF gab, haben wir hier zusammengestellt.


Consumer-Kamera in der Forschung

18. Dezember 2017, Boris Jakubaschk - Wissen

Eine große schwarze Blechkiste mit dem wohlklingenden Namen "Kodak EDAS 290 digital imaging system" - was könnte das wohl sein? Ein Blick unter die Haube offenbart eine (vor 18 Jahren) handelsübliche DC-290 Digitalkamera von Kodak, angeschlossen an ein Netzteil und einen PC.

Das Gerät steht in einem Labor der Uni Mainz. Leider hatte sich kürzlich die Kamera in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Glücklicherweise hatten wir in der Sammlung einen passenden Überbestand und konnten mit einem neuen alten Exemplar aushelfen. Als Dankeschön haben wir einen tollen Bericht bekommen, wofür das EDAS 290 eingesetzt wird.

hier weiterlesen


Ultra-Lichtstärke

03. Dezember 2017, Ralf Jannke - Wissen

Kein Druckfehler in der Bildunterschrift!

Das zweitlichtstärkste Objektiv der Welt“ lautete die Überschrift von einem Blogbeitrag im März 2017. Vorgestellt wurde das niederländische, eigentlich für die Röntgenfotografie vorgesehene 0,75/50 mm RAYXAR. Es geht noch lichtstärker! Nicht absolut, aber wenn man die Brennweite gegen die Lichtstärke aufrechnet. Gäbe es ein 0,6/120 mm Tele, würde das mit einem 2-fach Telekonverter in der Brennweite verdoppelt, einem 1,2/240 mm entsprechen.

Und so ein Objektiv muss mal geplant gewesen sein. Ob es je gebaut wurde, kann ich nicht sagen. Ich fand in einem alten Magazin dieses 1,2/240 mm ZOOMAR (obwohl es kein Zoomobjektiv ist). Es wiegt irre 11 kg und ist 32,4 cm lang. Es sollte für Kameras bis 6x9 cm Format einsetzbar sein, z.B. eine Pentax 6x7. Aber irgendwie passt das nicht: Brennweite, Wahnsinns-Lichtstärke und so große Filmformate. Ich fand es trotzdem interessant!

Ralf Jannke, Dezember 2017


Kontron / Jenoptik Eyelike

05. November 2017, Boris Jakubaschk - Sammeln

Gestern ist erstmalig eine Digitalrückwand für Mittelformat- oder Fachkameras in der Sammlung gelandet. Herzlichen Dank an Helfried Vollbrecht für die Spende!

Das Gerät ist nicht vollständig - Netzteil und Adapter zum Computer fehlen. Trotzdem beeindruckt der riesige Kasten mit seinem mechanischen Aufbau, der imposanten Elektronik und dem riesigen Sensor. Es ist beeindruckend, dass man mit der Kamera bereits 1996 Aufnahmen von 38 Megapixeln Auflösung produzieren konnte - wenn auch nur von Stilleben, weil eine einzige Aufnahme fast eine Minute dauerte.

Hier geht's zum Steckbrief dieses tollen Neuzugangs.


Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk