Oh nein, schon wieder eine SLR ;-)

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 07. September 2023 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Genau hingesehen? Da fehlt doch ein Buchstabe …

Im vorangegangenen Blogbeitrag hatte Christian Zahn 2023 zum Jahr der DSLR erklärt

Betrachtet man, was sich unser Mitauthor Christian in einem überschaubaren Zeitraum für wenig Geld an historischen DSLRs für seine Sammlung zugelegt hat, hat er sogar Recht! Er hat seinem Bestand nicht nur aufgestockt, sondern einige DSLRs weiter an mich gereicht! Obwohl ich eigentlich schon „überlaufe“ ;-) Und keinen Hehl draus mache, dass zumindest die DSLR-Einsteigerklasse „fertig hat“ … Selbstverständlich kann man mit den alten Dingern immer noch prima fotografieren!

Und doch zeichnet sich das Ende der Spiegelreflexkamera unaufhaltsam ab. Auch wenn aktuell immer noch Hunderttausende DSLRs in Betrieb sind!

CONTAX D

Trotzdem konnte ich nicht widerstehen, diese analoge SLR CONTAX D vom Flohmarkt mitzunehmen. Jahre vor der Minolta SR-2 (1958) und der Nikon F (1959) wurde diese Kleinbildspiegelreflexkamera zwischen 1952 und 1956 gebaut. Ich musste aber in die Contax-Bedienungsanleitung schauen, um zu kapieren, wie die Verschlusszeiten erfolgreich eingestellt werden ;-)

ZEISS IKON CONT(AFLE)X West gegen ZEIS IKON CONTAX Ost

Handelt es sich bei der in Ostdeutschland produzierten CONTAX um eine ausbaubare System-Spiegelreflexkamera mit 1/1000 s schnellem Schlitzverschluss und richtigen (!) Objektiven, kam die westdeutsche CONTAFLEX reichlich bräsig mit einem nur 1/500 s schnellen Zentralverschluss und einem f/2,8 lichtschwachen Satzobjektiv daher. Letzteres kann nur gegen noch lichtschwächere Satzobjektive ausgewechselt werden. Anzuschauen im Praxisbeitrag zur ZEISS IKON CONTAFLEX. Der CONTAX D stand die ganze Welt der M42 Schraubobjektive offen! Fürs CONTAX-Foto habe ich zunächst das adäquate und zeitlich passende Meyer-Optik Görlitz Primoplan 1:1.9/58 V aus den Mitte der 1950er Jahre montiert. Dem Primoplan habe ich einen eigenen Praxisbericht gegönnt, adaptiert auf der spiegellose 24 MP Nikon Z6! Anschließend habe ich nochmal das Objektiv gewechselt. Gegen das russische HELIOS-44 2/58, das ein Nachbau des Carl Zeiss Biotar 2/58 mm ist. Was im (teuren) Original dann zur CONTAX D passen würde. Auch mit dem HELIOS wurde im 24 MP Vollformat fotografiert!

Wenn es um historische Kameras ostdeutscher Produktion geht, muss unbedingt www.dresdner-kameras.de, Die private Homepage zur Geschichte der Dresdner Fotoindustrie genannt werden! Im Abschnitt „Die Spiegel-Contax von Zeiss Ikon“ steht wirklich alles, was man zur CONTAX wissen muss!

Zurück zur Gegenwart: Aktuell berichtet u.a. die Photoscala von einem Leica Prototypen aus dem Jahr 1923, der zur Versteigerung kommt. 2018 erzielte ein Exemplar der 0-Serie bei einer Auktion den Rekordpreis von 2,4 Millionen Euro, im Juni 2022 wurde gar eine Leica Kamera der 0-Serie für 14,4 Millionen Euro versteigert …

Was für ein billiges Vergnügen dagegen meine 10 Euro Flohmarkt CONTAX D ;-)

 

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk