Alt gegen neu

Avatar of Boris JakubaschkBoris Jakubaschk - 06. Januar 2018 - Wissen, Sammeln

In unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft gehört es fast schon zum guten Ton, technische Gerätschaften in Zyklen von wenigen Jahren neu anzuschaffen und das jeweilige Vorgängermodell aufs Altenteil zu schicken, obwohl es noch tadellos funktioniert. Anders als bei Smartphones, die meist schon nach zwei Jahren abgelöst werden, liegen die Intervalle bei Kameras eher im Bereich von 5 bis 6 Jahren. Und es ist auch gut nachvollziehbar: Wer die Fotografie als Hobby begreift, entwickelt seine Fähigkeiten beständig weiter und da soll das Equipment natürlich mithalten. Aber muss es dazu unbedingt eine topaktuelle Kamera sein? Etwa das Nachnachnachfolgemodell der bisherigen?

Während die einschlägigen Publikationen gerne einhellig das „schneller, höher, weiter“ der Hersteller nachplappern (denen man ja auch als Anzeigenanbieter verbunden ist), wollen wir den Blick etwas weiter fassen. In loser Folge soll es in mehreren Beiträgen um die Frage gehen, ob der Fortschritt wirklich so groß ist, wie uns die Hersteller glauben machen möchten. Und ob es eventuell spannender ist, anstelle eines neuen Modells der gleichen Kameraklasse für den gleichen Betrag ein etwas älteres einer höheren Klasse zu erwerben.

Im ersten Beitrag geht es um die Frage, in welchen Bereichen überhaupt noch Luft nach oben ist und wo die Technik bereits weitgehend ausgereizt ist: Wohin geht die Reise?

Der zweite Beitrag widmet sich zwei konkreten Kameras, deren Erscheinungsdatum glatte acht Jahre auseinander liegt, bei der aber trotzdem einige Gemeinsamkeiten zu entdecken sind: Canon EOS 50D und Panasonic Lumix DMC-G81

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk