Und noch ein Dreilinser

12. Juli 2024, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Carl Zeiss Jena Triotar 4/135

Die Geschichte der Digitalkamera von Mitte der 1980er Jahre bis heute ist letztlich abgearbeitet. Der Sammlertraum Kodak DCS100 als der ersten digitalen Spiegelreflexkamera der Welt von 1991 wird immer Traum bleiben, was mir aber keine schlaflosen Nächte bereitet.

Also hat sich mein Interesse schon vor einiger Zeit auf (ur)alte Objektive gerichtet. Existiert doch eine gigantische Anzahl Objektive, die mit ganz wenigen Ausnahmen auf spiegellose Systemkameras — DSLMs — adaptiert werden können und so ein quasi unendliches Leben bekommen. Und darunter sind zahlreiche Edelsteine mit erhofften, gewollten Schwächen und Stärken, die ihren besonderen Charakter ausmachen. Aktuelle Objektive sind spätestens mit dem Wechsel in die Fotografie mit DSLMs von Objektiv- und Kameraseite (Chip im Objektiv, Software/Firmware in der Kamera) elektronisch so durchkorrigiert, dass von Abbildungsfehlern wie Verzeichnung, Randabdunkelung (Vignettierung) nichts mehr erkennbar ist. Selbst gewisse Randunschärfen lassen sich wegrechnen.

Wie wohltuend unperfekt dagegen die Alt- oder Vintage-Glaswelt

Auf der Suche nach interessanten Objektiven, kommt jetzt ein Carl Zeiss Jena Triotar 4/135 ins Haus. Die ersten Exemplare sind aus 1938/39! Übrigens nicht mein erster Dreilinser

Das Carl Zeiss Jena Triotar 4/135 vervollständigt nun die Reihe meiner Dreilinser

Praxisversuche mit dem Triotar im Juli/August – zunächst bei Offenblende, die Blende ist blockiert …

 


CANON ZOOM LENS FL 55-135mm 1:3.5 von 1964

08. Juli 2024, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Es ist ja vermutlich nicht unbemerkt geblieben, dass ich auf "Altglas", Vintage-Objektive stehe ;-)

Ganz sicher auch abgestoßen von der irren Menge an Objektivneuvorstellungen. 2023 gab es pro Woche 2 — ZWEI — neue Objektive! Gerne auch im hohen dreistelligen und vierstelligen Eurobereich. Wer soll das alles kaufen? Mit Ausnahme der chip- und kontaktlosen China-Linsen ein Objektiv perfekter und seelenloser elektronisch durchkorrigiert als das andere. Auf eine erste Quartals-Statistik 2024, wieviel Objektive pro Woche bis jetzt präsentiert werden, habe ich keine Lust (mehr). Abgsehen davon muss Digitalkamerra.de seine Listung umgestellt haben, denn es ist keine zeitliche Statistik mehr möglich! Das muss irgendjemanden nicht gefallen haben, dass dort Statistik möglich war … Aber wem soll das nützen?

Wie wohltuend alte Objektive, wo mangels jeglicher Elektronik im Objektiv keinerlei Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera stattfindet. Die Kameraelektronik nicht "weiß", welches Uralt Analog-Objektiv da gerade benutzt wird. Wobei sich in zahlreichen Kameras Objektivbrennweite und Lichtstärke in eine kleine Datenbank eingeben lässt.

Diese vorhandene Objektiv-Parameter Eingabemöglichkeit läuft aber direkt ins Leere, wenn ich dann regelmäßig mit dem "falschen" Objektiv fotografiere, weil ich vergessen habe, das montierte Objektiv richtig aus der Datenbank zu wählen.

Ich bin ich mir nach vielen Fotos mit Altglas schon aber lange nicht mehr sicher, ob die Kamera nicht doch versucht aus den Belichtungsdaten und der Helligkeitsverteilung im Motiv die Brennweite zu erraten. Ist das Objektiv weitwinklig, "normal" oder länger? Das müsste für einen Kamera-Computer, bzw. die Software per Bildanalyse möglich sein. Warum die Zweifel? Weil die Mehrzahl der auch Jahrzehnte-alten Objektive von der technischen Abbildungsqualität einfach zu gut "liefern".

Und um so ein Objektiv geht es in diesem Beitrag. 2024 feiert dieses Zoom seinen 60. Geburtstag, die CANON ZOOM LENS FL 55-135mm 1:3.5 von 1964. Praxisbericht im Sommer

 


Jetzt wird alles adaptiert, was nicht niet- und nagelfest ist

06. Juli 2024, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Ein Meisterwerk der Feinmechanik ;-)

Der präziseste Adapter, den ich je gebaut habe ;-)

Mit Wellpappe, Doppelklebeband, Nagelschere und so weiter ;-) Aber: funktioniert. Im Spätsommer wird das Ganze dann richtig gebaut! Es musste jetzt sein, weil die Neugier groß war. Das Objektiv sitzt auf – in Kennerkreisen heißt es – dem ROBOT. Eine Motorkamera, deren Filmtransportmotor per Federwerk aufgezogen wird. Was für rund 20 Fotos reicht. Dann muss neu aufgezogen werden. Bei einem schnellen Finger nicht schlecht!

Der ROBOT belichtet 24x24 mm Negative/Dias auf Kleinbildfilm. Sie ist ein Erbstück meines Vaters, der damit in der ersten Hälfte der 1950er Jahre in Moskau war, wo Bundeskanzler Adenauer erfolgreich um Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen bat.

Der ROBOT?

Beim Hersteller war DIE Kamera immer DER maskuline ROBOT ;-)

Neben dieser Reise hat der/die ROBOT später einen Sturz über die Steintreppe einer Burg überstanden. Es war kein freier Fall, sondern „nur“ Stufe für Stufe eine Steintreppe … Gerettet hat Kamera und Objektiv die große metallene Gegenlichtblende die entsprechend verformt die Energie vernichtet hat.

Und jetzt nach über 50 Jahren wollte ich das Objektiv digital probieren, denn ich habe Anfang der 1970er das letzte Mal mit der ROBOT fotografiert … Im späteren Sommer geht es dann mit einer anständigen Adaption weiter …

Ein Praxisbericht mit der Geschichte zur ROBOT wird über diesen Sommer entstehen!

 


Gefühlt schwimmfähig ;-)

04. Juli 2024, Ralf Jannke - Wissen, Ausprobieren

Nikon DX VR AF-P NIKKOR 10-20mm 1:4.5-5.6G

Ist mittlerweile Geschichte, meine Nikon Z50. Nicht aber das Objektiv!

Noch rechtzeitig vor Ferienstart wurde das Nikon DX VR AF-P NIKKOR10-20mm 1:4.5-5.6G in der Serie „NIKKOR - The Thousand and One Nights No.90“ gewürdigt! NIKKOR - The Thousand and One Nights schreibt (gekürzt):

"Bei diesem Objektiv handelt es sich um ein Zoomobjektiv mit vier Gruppen und konkaver Führung, bei dem die Brennweite durch Ändern des Abstands zwischen den einzelnen Gruppen angepasst wird. (…) Wie das in Tale 68 vorgestellte AF-S DX Zoom-Nikkor 12-24mm f/4G IF-ED zeichnet sich dieses Objektiv dadurch aus, dass es asphärische Linsenelemente für die beiden konkaven Linsen der ersten Gruppe verwendet, was über einen weiten Blickwinkelbereich ein flaches Bild – gemeint ist wohl Bildfeldwölbung – gewährleistet, was mit einem einzelnen asphärischen Linsenelement nicht möglich ist. (…) Das Besondere an diesem Objektiv ist, dass es trotz seines Ultraweitwinkel-Zoombereichs kompakt ist. Darüber hinaus ist die minimale Fokusentfernung über den gesamten Zoombereich von nur 22 cm extrem kurz. Das AF-P DX NIKKOR 10–20 mm 1:4,5–5,6G VR ist in der Lage, Nahaufnahmen mit Ultraweitwinkel-Zoom zu machen. (…)“

Heißt, für das Objektiv musste auf jeden Fall noch Platz im Fotokoffer geschaffen werden

Der einzige Nachteil dieses von mir als „schwimmfähig“ bezeichneten Zooms ist seine Inkompatibilät zu alten Nikon DSLMs mit 15 x 23 mm Halbformat APS-C Sensor. Durch den schnellen AF-P Antrieb läuft es nur auf bestimmten, aktuellen Nikon Halbformat DSLRs, nach Firmwareupdate im DX-Modus sogar auf der Vollformat Nikon D4 und adaptiert perfekt auf den spiegellosen Z-Nikons. Prädestiniert ist dafür meine 45 Megapixel Z7, die im DX-Format gerundet 20 MP bietet. Völlig ausreichend für meine Fotokalender und Jahresbücher. Denn die Abbildungsqualität dieses Kleinbild-äquivalenten 15-30 mm Ultraweitwinkelzooms ist exzellent! Und „schwimmfähig“? Durch extremen Einsatz von Hochleistungs-Kunststoffen – auch das Bajonett ist aus Kunststoff – ist das Zoom mit 230 g federleicht, gefühlt „schwimmfähig“ ;-)

 


Objektiv-Sonderlinge, Irrwege

01. Juli 2024, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

SOLIGOR DUALFOCAL 1:4/85mm+1:4/135mm

Mit diesem Objektiv bin ich dann komplett, was Dualfocus-Objektive – Zwei-Brennweiten-Objektive – betrifft

Zur kurzen 28/35 mm Variante gibt es zwei Praxisberichte:

Dort war unter anderem zu lesen: Eine etwas skurrile (und am Markt erfolglose) Konstruktion, die zwei Brennweiten (28 mm und 35 mm) in einem Objektiv vereint. Das Soligor Dual Focal gab es auch in einer 1:4/85 + 135 mm Tele Version. Hersteller war vermutlich Sun. Soligor ließ also nur labeln und verkaufte diese Zwitter aus Festbrennweite(n) und Zoom dann unter eigenem Namen. Das Dual Focal ist aus solidem Metall gefertigt. Die zwei Brennweiten werden durch Ziehen/Schieben des Fokusrings in Längsachse in zwei gerasteten Stufen verstellt. Der Frontteil des Objektivs bleibt dabei unverändert, nur der der hintere Teil des Linsensystems inklusive der Blende wird verschoben. Der Bereich dazwischen wird nicht abgedeckt. Das Soligor Dual Focal ist nicht die einzige derartige Konstruktion. Am bekanntesten ist das Leitz TRI-ELMAR-M 1:4/28 - 35 - 50 mm ASPH.

Und dann fand ich noch dieses – Google-Übersetzung aus dem Japanischen: Dies ist ein seltenes Dual-Focal-Objektiv mit zwei Brennweiten, 85 mm und 135 mm, und die Brennweite kann über einen Knopf am Objektivtubus ausgewählt werden. Die Fokus- und Blendendrehrichtungen sind die gleichen wie beim (Olympus) Zuiko, daher ist es einfach zu bedienen und die Konstruktion ist recht solide. Wenn Sie sich jedoch für ein Dual-Focus-Objektiv anstelle eines Zoomobjektivs entscheiden, werden Sie den Sinn seiner Existenz nicht erkennen, es sei denn, Sie achten besonders auf die Abbildungsleistung oder machen das Objektiv zumindest heller als ein Zoomobjektiv. Dieses Objektiv behauptet, ein Porträtobjektiv zu sein, aber es fällt mir schwer, es hervorzuheben, weil es „dunkel ist, ich nicht nah genug herangehen kann und die Unschärfe nicht großartig ist“. Letzteres bezieht sich auf die für 85 mm Brennweite miserable Lichtstärke und der schlechten Nahdistanz.

Oder: Ich erwarte nichts ;-) Bin aber auf diesen Sonderling trotzdem sehr gespannt!

Spezifikation

  • Vorstellungsjahr 1982
  • Hersteller SUN
  • Abmessungen/Gewicht Ø 62 mm, l 102 mm, Filter Ø 49 mm, 380 g
  • Optischer Aufbau 9 Linsen in 6 Gruppen
  • Die Blende besteht aus 6 Lamellen, kleinste Blende f/22
  • Nahdistanz 1,8 m
  • Kameraanschlüsse C/Y (Contax/Yashica), Canon FD/n Konica AR, Nikon F, Olympus OM, Pentax K, Minolta SR (MC, MD)
  • Preis 199 US Dollar

Mein Exemplar kommt mit Olympus OM-Bajonett, Adapter sind an Bord. Praxiseindruck irgendwann im Juli/August

 


Noch zwei interessante Telezooms

27. Juni 2024, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Sigma XQ System Zoom 1:3.5 f=80mm - 200 mm

Das 1975 vorgestellte Zoom ist ja nicht mehr weit weg vom aktuellen "Standardobjektiv" des Sport- und Reportagefotografen, dem 2,8/70/80-200 mm Zweiring-Zoom. Für 20 Euro inkl. Porto habe ich das Sigma gerne an Bord genommen.

1975 war Sigma in guter Gesellschaft. In dem Jahr wurde auch das Vivitar Series 1 70-210mm 1:3.5 MACRO FOCUSING AUTO ZOOM präsentiert, an dem auch der eine oder andere Profi Gefallen fand.

Spezifikation des Sigma Zooms

  • Vorstellungsjahr 1975
  • Abmessungen/Gewicht Ø 70 mm, Länge 179/194 mm, FilterØ 58 mm, 834 g
  • Optischer Aufbau: 14 Linsen in 10 Gruppen
  • Die Blende besteht aus 8 Lamellen, kleinste Blende f/22
  • Nahdistanz 1,8 m, Makromodus 44 cm Abbildungsmaßstab 1:3
  • Eingebaute Gegen-/Streulichtblende

Tamron Zoom 1:4.5 f=70-350 mm

Zum Sigma gesellt sich noch ein sehr interessantes Zoom, das ich überhaupt nicht kannte: Tamron Zoom 1:4.5 f=70-350 mm. Für 350 mm Endbrennweite ist es doppelt so lichtstark, wie die Zooms, die bei 300 mm und Lichtstärke f/5,6 enden.

Spezifikation

  • Vorstellungsjahr 1976/1979 (Version 2)
  • Abmessungen/Gewicht Ø 90 mm, Länge 274 mm, FilterØ 82 mm, 1820 g
  • Optischer Aufbau: 15 Linsen in 13 Gruppen
  • Kleinste Blende f/22
  • Nahdistanz 2,5 m
  • Eingebaute Gegen-/Streulichtblende
  • Das 70-350 kommt mit Pentax K-Bajonett

Gute Gelegenheit den noch georderten Pentax K-/Nikon F-Adapter auszuprobieren. Die Kombi wandert dann auf den modifizierten Nikon Telekonverter TC-16A/m, der manuell zu fokussierenden Objektiven in gewissen Grenzen zu Autofokus verhilft! Einzige Kleinigkeit: Ich werde nicht auf Unendlich kommen, denn dem Pentax K-/Nikon F-Adapter fehlt die Korrekturlinse. Mal sehen, wie weit ich komme: 5, 10, 20, 50 Meter? Das funktioniert mit meinen M42-/Nikon F-Adaptern MIT Korrekturlinse auf dem TC-16A/m! Ansonsten wird das 70-350 auf die Vollformat Nikon Z6 adaptiert.

Die Zooms probiere ich im Juli

Schneller Nachtrag

Schnelltest: 2,5/135 mm Tamron auf Pentax K-/Nikon F-Adapter (ohne Linse), Nikon TC-16A, Nikon D2x. Autofokus funktioniert. Aber wie vermutet die Kombination nur im Größenordnung Nahbereich 2 m. Bei 200, 300, 350 mm Brennweite sollte es noch etwas weiter gehen. Zum Spielen reicht es ;-)

Also wird auch das 70-350 Tamron im Juli so probiert!

 


Um wenige Tage verpasst: Den 25. Geburtstag Nikons erster eigener DSLR

22. Juni 2024, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

1999 - 2024: 25 Jahre Nikon D1

Die erste in einer Serie von ca. 1000 Exemplaren gebauten Digital-Spiegelreflexkamera war 1991 die Kodak DCS100 auf Basis der analogen Nikon F3. Danach kamen zahlreiche weitere Kodak-DSLRs auf Nikon-Basis.

Am 15. Juni präsentierte Nikon dann seine erste eigene DSLR, die 2,7 Megapixel Nikon D1

Auch wenn wir „nur“ ein virtuelles Digitalkameramuseum sind: Nie beschränkte sich die Präsentation aufs langweilige Zeigen der Exponate. Mit allen Kameras, die 10/20/30 Jahre nach ihrer Vorstellung noch funktionieren, wurde fotografiert. So natürlich auch mit der Nikon D1 und ihren Brüdern/Schwestern Nikon D1H und D1x.

Diese vier Praxisbeiträge gibt es zur D1:

 


Hewlett-Packard HP Photosmart R837

21. Juni 2024, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Ja, meine Welt dreht sich heute mehr um „Altglas“, schöne sehr gerne ältere Objektive

Die problemlos auf meine beiden Nikon Z6/7 Vollformat DSLMs sowie die immer mehr geschätzte Olympus OM-D E-M5 adaptiert werden. Denn die Geschichte, Entwicklung der Digitalkamera kann als abgeschlossen betrachtet werden. Umso schöner, wenn doch immer mal wieder ein paar ältere Digitalkamera-Schätzchen auftauchen. So wie neulich das im Blog vorgestellte

und jetzt eine brave 7 Megapixel Hewlett-Packard HP Photosmart R837 aus dem Vorstellungsjahr 2007. Auch wenn die haarscharf an meiner verschmähten "Chrom-Zigaretten-Etui"-Klasse vorbeigeht.

Einen kleinen Praxisbericht gibt es, wenn noch ein funktionierender (=ladbarer) Akku in der Kamera steckt. Ist der Schacht leer, kein Akku gibt es frühestens im August ein paar Zeilen dazu …

 


Bierdosen-Zoom

18. Juni 2024, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

"Beercan", "Bierdose","Ofenrohr" ;-)

Wenn man sich die langweilige, völlig unspektakuläre Bauform des MINOLTA (A) AF ZOOM 70-210 1:4 (32) anschaut, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die erste Verballhornung auftauchte: Beercan, zu Deutsch Bierdose. Oder auch wenig schmeichelhaft "Ofenrohr" ;-)

Auch wenn ich der digitalen Spiegelreflexkamera weitgehend abgeschworen habe, eine komplette „Heilung“ durch spiegellose Systemkameras gibt es nie ;-)

In „Nur 10 Jahre: Digitale Spiegelreflexkameras von Minolta“ wurde das MINOLTA AF ZOOM 100-200mm 1:4.5 (22) in der Überschrift glatt vergessen! Das dort auf der wackeren Dynax 5D und adaptiert im Vollformat auf der Nikon Z6 zeigen durfte, was es kann! In einem anderen Beitrag "Ich hatte mal wieder Lust auf Sony ;-)" war zu lesen: Irgendetwas preisgünstiges aus der Minolta A "Beercan"- oder "Ofenrohr"-Reihe. So liebevoll wurden "desingnlose" Minolta Zooms gelegentlich bezeichnet. In der Wahl war unter anderem ein 100-200 mm. Das führte schließlich zum Kauf eines braven MINOLTA AF ZOOM 100-200mm 1:4.5 (22) für 32,90 inkl. Deckeln, Gegenlichtblende und Porto. Mehr wollte ich eigentlich nicht in ein auslaufendes, totes System investieren. Leicaner.de erbarmte sich und zeigt die komplette Spezifikation des 100-200 mm "Ofenröhrchens" und schreibt: "Dieses Objektiv hat keinen Makro Modus, deckt von der Brennweite einen kleineren Bereich als das Ofenrohr (70-210 mm) ab und ist lichtschwächer. Es wurde als Alternative zu einem geringeren Preis, mit geringerem Gewicht und geringeren Abmaßen auf den Markt gebracht.

Das mit dem Preis hatte sich nach einem Flohmarktgang dann ganz schnell erledigt! Für 5 Euro lass ich kein MINOLTA (A) AF ZOOM 70-210 1:4 (32) liegen! Bis aufs fast doppelte Gewicht – 708  gegenüber 375 g – ist das 70-210 dem 100-200 mm in allen Belangen überlegen. Den immer gerne genommenen Hauch an mehr Lichtstärke, mehr Brennweite nach unten und oben und vor allen Dingen eine mit MACRO markierte Naheinstellung von 1,1 m bei 210 mm Brennweite!

Leicaner.de schrieb zum Minolta AF 70-210mm f4: "Eines der besten Objektive die es für dieses System gab. Es wurde von Minolta so gut gerechnet, dass Leitz Wetzlar die gleiche Rechnung für sein Schiebezoom benutzt hat. (…) Bei heutigen Vergleichen mit viel, viel teureren Objektiven schneidet die Bildqualität immer noch überdurchschnittlich gut ab. Das sehr gute Bokeh, und die vielgerühmten Minoltafarben geben ihr Übriges für den Kultstatus des MINOLTA (A) AF ZOOM 70-210 1:4 (32)".

Bis zu den Sommerferien bin ich „ausgebucht“ und in den Sommerferien voll "ausgelastet" ;-) Aber nach dem Sommer geht das 70-210 auf eine Sony mit A-Bajonett und adaptiert ins Vollformat. Bis dahin ist auch eine passende Gegen-/Streulichtblende an Bord.

Also: Bis zum Spätsommer/Herbst

 


ISO HUNDERTTAUSEND

16. Juni 2024, Ralf Jannke - Wissen, Ausprobieren

Wozu braucht man die?

Genau sind es ISO 102.400

Im nächtlich Garten "spukte" es ;-)

Glühwürmchen-Alarm! Was tun? Nikon Z7 genommen, ISO auf Hi2 = 102.400. Objektiv 1,8/85 mm Viltrox natürlich bei Offenblende. Verschlusszeiten um 1/25 s aus der Hand. Gut, dass der Sensor der Z7 stabilisiert ist! Der Z7-Autofokus auf punktförmig gestellt, hat das tatsächlich geschafft! Damit dürfte die Frage, wozu man ISO 102.400 braucht beantwortet sein … Ich hätte in diesem Fall aber sogar mit weniger ISO vom Stativ aus fotografieren können. Wollte mit derartigem Hantier aber nicht das Glühwürmchenweibchen vertreiben. Denn ich musste noch lernen, dass nur die Glühwürmchenmännchen Flügel haben und so auf "Frauensuche" gehen. Die Weibchen sitzen irgendwo sichtbar leuchtend an exponierten Stellen.

Das sind natürlich nur Belegbilder! Das Entfernen des schweren Rauschens und die Nachschärfung übernahm Topaz Photo AI.

 


Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk